1 - 2- 3 - Methode

  • Hallo zusammen!


    Hat jemand schon mal Erfahrungen mit der 1 - 2- 3 - Methode oder auch Auszähl - Methode gemacht?
    Dabei geht es darum, störendes Verhalten von Schülern zu unterbinden und positives Verhalten zu bestärken. Der Schüler wird 2 mal verwarnt und muß bei der dritten Störung eine Auszeit nehmen.


    Ich lese gerade ein Buch darüber (Die 1 - 2 - 3 - Methode. Konsequent zum Lernen motivieren und Stöungen zu vermeiden. Vom Verlag an der Ruhr) und überlege nun, diese Methode bei meinen Hausaufgabenkindern auszuprobieren.


    Hat schon jemand Efahrungen damit oder vielleicht einfach nur eine Meinug bezüglich Vor- und Nachteilen der Methode? Im Buch wird sie als Wundermittel geradezu glorifiziert...

  • Hallo finchen,
    wenn ich mich recht erinnere, steht das Buch in der Buchecke bei denen, die man lieber NICHT verwenden sollte. Ich meine, alias hätte da etwas drüber geschrieben, wenn ich es recht in Erinnerung habe. Schau doch mal bei der schönen gelben Such-Funktion nach.
    Gruß venti :)

  • Ja, das gibt es unter den verschiedensten Namen. Ich hatte es mal als "Igelvertrag" in meiner Klasse, mit 3 Klettigeln für jedes Kind auf einer laminierten Karte, die bei Ermahnung weggenommen wurden.


    Einfachere Variante: 2 gelbe und eine rote Karte werden nacheinander vor das Kind gelegt. Gestern hatte ich Vertretung in einr klasse, da waren es 5 Steinchen, die das Kind verlieren konnte. Ich finde aber die Dreizahl geeigneter.


    Wichtig finde ich, dass die Ermahnungen für das Kind auch optisch sichtbar werden.


    Wichtig ist, dass du für die Ausszeit einen akeptablen Platz hast und geeignetes Beschäftigungsmaterial.


    Wichtig ist, dass das Kind, wenn es nach 5 bis 10 Minuten wieder reinkommen darf, freundlich aufgenommen und in den nächsten Minuten einige Mle per Lob wahrgenommen wird.


    Gib mal Igelvertrag ein, da müsstest du fündig werden.


    Bablin

    Wer hohe Türme bauen will,
    muss lange beim Fundament verweilen.
    Anton Bruckner

  • Zitat

    venti schrieb am 19.01.2006 19:49:
    Schau doch mal bei der schönen gelben Such-Funktion nach.


    Scherzkeks! Das habe ich natürlich vorher gemacht aber nichts gefunden und den Begriff "Igelvertrag" kannte ich nicht.


    @ Bablin: Vielen Dank für den Tipp!

  • Danke philosophus,
    genau das meinte ich.
    Und "Scherzkeks" finde ich nicht so schlimm, ...wenn's denn dabei bleibt :D


    Viele Grüße
    venti :)

    • Offizieller Beitrag

    Meine Fachleiterin hat es vorgestellt. Sie sagt, sie hat damit gute Erfahrungen gemacht in Klassen, bei denen sie nur 1 oder 2 Stunden die Woche hat. Sie betonte, dass es wichtig sei, keinerlei Emotionen beim Auszählen zu zeigen und sie ist eine Lehrerin, die das sehr gut beherrscht.


    Gruß leppy

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr,


    wenn ich es richtig verstanden habe, unterscheidet sich diese "1,2,3-Methode" von "Bei Stopp ist Schluss" nochmal dadurch, dass letzteres viel komplexer ist und z.B. empfohlen wird, man sollte da mit allen in der Klasse unterrichtenden Lehrern aufkreuzen und die neuen Regeln als etwas wichtiges, feierliches ankündigen. Bei der 1,2,3-Methode ist es schon etwas einfacher gehalten, die Kinder sollen z.B. das Auszählen erstmal in Rollenspielen erlernen. Ich denke, für meine Klasse wäre das eine Möglichkeit, ich habe nur keinen vernünftigen Platz (inkl. Aufsicht) für eine Auszeit, zumal ich mehrere davon bräuchte.


    Grüße,
    Conni

  • Zitat

    Finchen schrieb am 19.01.2006 19:44:


    Dabei geht es darum, störendes Verhalten von Schülern zu unterbinden und positives Verhalten zu bestärken. Der Schüler wird 2 mal verwarnt und muß bei der dritten Störung eine Auszeit nehmen.


    Worin liegt denn dabei die positive Verstärkung? So wie du es beschreibst, wird ja nur bei negativem Verhalten gehandelt. Das wäre für mich ein Grund, nicht damit zu arbeiten.


    Gruß
    Britta

    • Offizieller Beitrag

    Meine FL meinte, es sei besonders eine geeignete Methode, wenn man für aufwendige Belohnungssysteme keine Zeit hat.
    Postiv verstärken muss man natürlich auch gutes Verhalten, die Methode enthält dies aber glaube ich nicht (ist allerdings schon ne Weile her, dass ich etwas drüber gehört habe).


    Gruß leppy

  • Viele der störenden Kinder merken es selbst nicht, dass und wann sie stören.


    Wenn man mit ihnen überlegt hat, worauf es im Moment besonders ankommt (bei mir in der Klasse ist es eine der Regeln: Mitmachen, zuhören, nett sein, melden - nett sein ist die Regel, gegen die beim Stören ev. verstoßen wird) - und dann durch ein vereinbartes Zeichen wie: Gelbe Karte zeigen, Ampel von Grün auf Gelb stellen, hinter dem linken Ohr kratzen oder was auch immer, verbunden mit einem freundlich mahnenden Kopfnicken, zweimal auf ihr Verhalten reagiert, kann man das durchaus als positive Verstärkung werten.


    Die Auszeit wird von vielen Kindern auch positiv wahrgenommen. und nach dem Reinkommen achte ich vermehrt auf positive Verstärkung. Ich habe dafür einen Rechenschieber stehen, auf dem ich unauffällig eine Kugel rüberschiebe, wenn ich das Kind gelobt habe, damit es mir nicht wegrutscht. und, nicht zu vergessen, das mache ich natürlich, wo möglich ,auch vor dem Rausschicken ...


    Bablin

    Wer hohe Türme bauen will,
    muss lange beim Fundament verweilen.
    Anton Bruckner

  • Ich muss den Treat nochmals hervorholen.
    Und zwar habe ich im BDU eine 5. Klasse Hauptschule bekomme.
    Dort habe ich ein Stempelbelohnungssystem eingeführt. Für jede Stunde, in der ein Schüler gut mitmacht, gibt es einen Stempel auf seine Karte. Bei 15 stempeln gibt es einen hausaufgabengutschein, bei 30 stempeln ein + vor die mündliche Note... Was haltet ihr davon? Es sind 13 Schüler, die ich 4 Stunden pro Woche habe und deshalb ist es noch gut möglich.
    Nun habe ich aber einen Schüler, der ständig für Unruhe sorgt und überlege mir zu den gelben und roten Karten zu greifen.
    Nach zwei gelben Karten bekommen die schüler dann beim dritten Mal eine rote und bekommen eine Strafarbeit (nur was, welcher umfang...)
    Bin dringend auf eure Hilfe angewiesen.
    Gruß Pim

  • Zitat

    Pim schrieb am 27.09.2006 16:59:
    ...Bei 15 stempeln gibt es einen hausaufgabengutschein, bei 30 stempeln ein + vor die mündliche Note... Was haltet ihr davon? Es sind 13 Schüler, die ich 4 Stunden pro Woche habe und deshalb ist es noch gut möglich.
    ...


    Und was machst Du mit Schülern, die gern Hausaufgaben machen? Die sind gar nicht sooo selten, wei mancher denkt.


    Einfach und wirksam: JEDE Störung sofort konsequent unterbinden, Leistungen loben, Verhalten tadeln und Leistungen immer wieder (sachlich, ja nicht überschwenglich) loben.
    Damit immer am Ball bleiben.


    Ansonsten die Schüler dazu bringen, dass sie gern lernen, weil schlau sein = nur wirklich cool ist.

  • Zitat

    row-k schrieb am 27.09.2006 22:54:
    weil schlau sein = nur wirklich cool ist.


    Genau das ist ja das Problem. Besonders unter Jugendlichen scheint schlau sein eben leider völlig uncool zu sein.
    Ein Beispiel: Der Freund meiner Schwester macht gerade eine Ausbildung. Nachdem er die ersten Klassenarbeiten und auch praktischen Prüfungen mit "sehr gut" abgeschlossen hatte, wurde er deshalb von seinen Klassenkameraden als Streber tituliert und gemieden.
    Was machte er? Er lernt nicht mehr, schreibt jetzt "nur" noch Zweien und Dreien und wird nun nicht mehr als Streber gemobbt. Das ist leider bittere Realität.


    In Deutschland gibt es leider zur Zeit ein Klima, in dem man sich für gute Leistungen besonders im intellektuellen Bereich (gerade in der Schule) eher schämen muss. Man darf nicht sehr gut sein, sonst gilt man als Streber und muss sich rechtfertigen.


    Auch in "meiner" Hauptschulklasse war es so, dass sehr gute und gute Leistungen den Schülern eher peinlich waren und man sie bloß nicht vor der ganzen Klasse erwähnen durfte. Wer gute Noten schreibt ist ein uncooler Streber.

  • Zitat

    Finchen schrieb am 27.09.2006 23:22:


    Genau das ist ja das Problem. Besonders unter Jugendlichen scheint schlau sein eben leider völlig uncool zu sein.
    .....
    Auch in "meiner" Hauptschulklasse war es so, dass sehr gute und gute Leistungen den Schülern eher peinlich waren und man sie bloß nicht vor der ganzen Klasse erwähnen durfte. Wer gute Noten schreibt ist ein uncooler Streber.


    Na ja, man kann aber den Schülern klarmachen, dass die "Streber" dann später die sind, die "ganz cool" an alle Dinge herangehen können, weil sie alles überschauen können.


    Und außerdem schreite ich als Lehrer sofort bei dem Wort "Streber" so ein, dass ich ganz flink (und laut) darauf sage: "Könnte sein! Aber das Wort 'Könner' ist besser."
    EDIT: Solche Situationen entstehen meist, wenn ich Arbeiten öffentlich wiedergebe, natürlich mit Nennung der Note.

  • Zitat

    row-k schrieb am 27.09.2006 23:28:
    Und außerdem schreite ich als Lehrer sofort bei dem Wort "Streber" so ein, dass ich ganz flink (und laut) darauf sage: "Könnte sein!


    Wenn man es als Lehrer denn hört macht man das natürlich. Die Schüler wissen aber, dass ihre Lehrer solche Worte nicht hören wollen und schmeißen sie den "Strebern" dann gegen den Kopf, wenn kein Lehrer dabei ist oder es nicht hören kann. Kinder können brutal sein und das nicht nur physisch.
    Viele Kinder denken sich dann "lieber mittelmäßige oder schlechte Noten als ausgegrenzt zu werden". Das ist leider bittere Realität.

  • Zitat

    Finchen schrieb am 27.09.2006 23:46:
    ...Die Schüler wissen aber, dass ihre Lehrer solche Worte nicht hören wollen und schmeißen sie den "Strebern" dann gegen den Kopf, wenn kein Lehrer dabei ist oder es nicht hören kann. ...


    Ja, auch das könnte sein, muss aber nicht, wenn man als Lehrer dafür sorgt, dass die Schüler eine positive Lernhaltung einnehmen.


    Ein Schüler sagte jüngst: "Bisher waren mir Vieren oder Fünfen egal. Als ich aber merkte, dass ich auch Einsen schreiben kann, wollte ich ab sofort auch keine Dreien mehr."

  • Hm, ich habe prinzipiell nichts gegen positive Verstärkung bzw. bin ich wirklich auch der Meinung, dass Lob mehr hilft als Strafe.


    Aber ich habe mir über diese sämtlichen Belohnungssysteme große Gedanken gemacht und bin ziemlich davon abgekommen: Denn es ist doch eigentlich eine Selbstverständlichkeit, dass man sich in der Schule einigermaßen benimmt.
    Ich finde es daher etwas paradox, Schüler für dieses einfach angemessene Verhalten zu belohnen.
    Es ist nicht so, dass ich mit Lob geize! Im Gegenteil. Aber ich setzte genauso auf Konsequenzen bei Nichteinhaltung gewisser Konventionen. Vor allem, wenn andere vom Lernen abgehalten werden, kann es nicht damit getan sein, dass Steinchen oder Igelchen oder sonstwas weggenommen werden. O-Ton meine Tochter (Klasse 2) über eine Lehrerin ihrer Klasse, die das praktiziert: "Die kann sich ihre Stempelchen sonstwo hinstecken. Ich will einfach nur in Ruhe lernen."


    Wenn also Störquellen nicht ausgeschaltet werden, haben die "braven" Kinder von ihren Igelchen überhaupt nichts.


    Mein System, wenn man es so nennen will: Ich habe ein blaues Blatt mit weißen Sternen. Für jede Stunde kann sich meine MeNuK-Klasse zwischen 0 und 2 gelben Sternen verdienen. Beim vollen Blatt (25 Stück) gibt es ein Spiel, eine Geschichte oder ähnliches. Allerdings nichts materielles. Die Entscheidung über die Sterne treffe ich mit den Schülern gemeinsam, bzw. ich rufe am Ende 3 Kinder auf, die ihre Meinung sagen dürfen. Diese Art Selbsteinschätzung funktioniert ganz gut und habe ich aus einem Sozialtrainingsprogramm abgeschaut. Kostet mich selbst wenig Energie, die für ständige Kontrolle draufgeht.


    Ich muss allerdings dazu sagen, dass meine Schüler deswegen auch nicht ruhiger als andere sind. Mit den gelben Sternen sieht's bisher noch ziemlich mau aus...

  • > Padma
    Eigentlich arbeite ich dann ähnlich wie du. Nur funktioniert das mit einem Klassensmiley bei mir nicht. (bei dir auch noch nicht komplett?) So würden sie sich nie einen verdienen. Deshalb hat bei mir jede seine individuelle Lobkarte bekommen. Das funktioniert auch bei allen Schülern, nur bei dem Genannten nicht. Grundsätzlich halte ich es auch für eine Verständlichkeit, dass in der Schule ruhig gearbeitet wird, aber bei manchen Klassen ist dies leider nicht selbstverständlich und ich bin nur mit ermahnen und Strafarbeiten verteilen beschäftigt (Ist jetzt etwas übertrieben)


    Vor allem ist es schwer ein Belohnungssystem wieder zurückzunehmen? Oder was denkt ihr dazu? Ich bin eben noch sehr unsicher, weil ich eben am Anfang des Bdu stehe und dies meine Prüfungsklasse wird.

  • Zitat

    Pim schrieb am 28.09.2006 18:34:
    ....Grundsätzlich halte ich es auch für eine Verständlichkeit, dass in der Schule ruhig gearbeitet wird, aber bei manchen Klassen ist dies leider nicht selbstverständlich und ich bin nur mit ermahnen und Strafarbeiten verteilen beschäftigt (Ist jetzt etwas übertrieben)


    Vor allem ist es schwer ein Belohnungssystem wieder zurückzunehmen? Oder was denkt ihr dazu? Ich bin eben noch sehr unsicher, weil ich eben am Anfang des Bdu stehe und dies meine Prüfungsklasse wird.


    Ja eben! Es ist eine Selbstverständlichkeit.


    Belohnungssysteme kann man mit einer Bemerkung zurücknehmen: "Ihr habt bemerkt, dass die Stempelei (o.ä.) nicht gut funktioniert. Man lernt nur gut, wenn es ruhig ist. Also lassen wir das und machen es anders."
    Wie das "Anders" dann kommen wird, lässt man offen, weil es die Spannung erhöht und damit noch aufmerksamer macht.


    Nun kommt das "Anders":
    Einfach und wirksam: JEDE Störung sofort konsequent unterbinden, Leistungen loben, Verhalten tadeln und Leistungen immer wieder (sachlich, ja nicht überschwenglich) loben.
    Damit immer am Ball bleiben.


    Ansonsten die Schüler dazu bringen, dass sie gern lernen, weil schlau sein = nur wirklich cool ist.


    Das "Anders" ist ganz leicht, wenn man sich dazu durchringen kann, konsequent zu sein.

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