unruhige 10. Klasse

  • Hallo!


    Da ich im kommenden Schuljahr meine alte Klasse als Klassenlehrerin weiterführen darf, bin ich nun am überlegen, wie wir das leidige Thema "schwätzen", das uns schon im letzten Jahr beschäftigt hat, konstruktiv in Angriff nehmen können.


    Die Klasse ist 31 Schülerinnen und Schüler stark, Jungs und Mädchen ausgeglichen. Die Klasse bezeichnet den Zusammenhalt in der Klasse und die Klassengemeinschaft als sehr gut, auch wenn es meiner Meinung nach Randgruppen gibt. Diese werden jedoch bei gemeinsamen Unternehmungen versucht miteinzubeziehen - wenn sie nicht mitmachen, dann aus eigener Entscheidung.


    Problem ist die Unterrichtssituation: es wird ständig geschwätzt. Der Geräuschpegel ist an manchen Tagen wahnsinnig hoch. Wobei es sich nicht im böswilliges Stören handelt, in der Regel geht das Geschwätz (zumindest bei mir) sogar zum Thema, lässt sich jedoch nur schwer in ein vernünftiges Unterrichsgespräch kanalisieren.
    Die Mitarbeit ist gut, es will aber jeder seinen Senf dazu abgeben.
    Notendruck hilft bedingt, löst das Problem jedoch nicht und ist mir auf die Dauer zu anstrengend.
    Über die Geschwätzigkeit beklagen sich alle Lehrer die in der Klasse unterrichten, auch die alten Hasen, die als knallhart gelten und wirklich konsequent ein solches Verhalten in die Notengebung einfließen lassen.
    Bei einer Umfrage am Ende des Schuljahres, in dem die Schüler Positives und Negatives des vergangenen Schuljahres nennen sollten, wurde von vielen Schülern der Geräuschpegel als störend genannt.
    Auf Elternabend heißt es, wir Lehrer sollten durchgreifen... konkrete Vorschläge macht aber keiner. Allerdings sind wohl auch die meisten davon überzeugt, dass ihre Sprösslinge Engelchen sind und nur die anderen schwätzen.


    Hat jemand hier ein paar hilfreiche Regeln eingeführt? Ich würde diese gerne mit der Klasse erarbeiten, aber ein paar Richtlinien für mich wären nicht schlecht.
    Kennt jemand ein gutes Kommunikationstraining ("Wir lernen zuhören...") für 10.-Klässler?


    Es wäre prima, wenn ihr mir ein paar Tipps geben könntet.


    Grüße
    Lolle

  • Zitat

    Die Mitarbeit ist gut, es will aber jeder seinen Senf dazu abgeben


    was willst du denn mehr?


    wenn dir klar ist, dass leute die reden, gleichzeitig zuhören, ist dein problem schon geringer.
    wichtige mitteilungen für alle gleichzeitig schreib einfach an die wandtafel.

  • Hallo,
    so problemlos wie robischon sehe ich die Situation nicht. Natürlich kann es durch das Schwätzen Schwierigkeiten geben, den Unterricht zu strukturieren, um zu einem Ergebniss zu kommen. Und dass alle den anderen zuhören ist auch nicht gesagt. Nicht zuletzt müssen Schüler lernen, aufeinander zu hören (wie im Berufsleben) und sich nicht gegenseitig und den Lehrer durch den Geräuschpegel zu stressen. Schließlich empfindet die Klasse es laut Umfrage selbst als Problem.
    Diese unterrichtsbezogenen Nebengespräche negativ in die Benotung einfließen zu lassen, halte ich für grundsätzlich falsch und nicht zulässig!
    Also: Die Klasse, Eltern und Lehrer empfinden es als Problem. Sollten 10. Klässler nicht in der Lage sein, eigene Regeln und Konsequenzen zu finden? Selbst wenn das zwei Stunden dauert, hat man das Versäumte doch schnell wieder raus. Die Klasse könnte die Reglen per Abstimmung beschließen und mithelfen, diese durchzusetzen. Wenn alle Lehrer von dem "Maßnahmenkatalog" wissen, könnte es vielleicht helfen. Vom Lehrer angebotene Belohnungen, die für 10er interesant sind und nach einem erreichten Teilziel eingelöst werden, könnten helfen. Auch eine (für die Anfangszeit) geänderte Sitzordnung könnte helfen. In einer meiner Klassen sitzen die Schüler derzeit auch an einzeln, nach vorne ausgerichtetn Tischen. Man gerät als Schüler nicht so schnell in Versuchung und als Lehrer sieht man sofort, wo gerade getratscht wird. Auch wenn die Klasse sicher nicht zur Musterklasse wird, wäre doch jede Besserung angenehm.




    edit: missverständliche Formulierung

  • rolf, ich stelle mir gerade vor mit 30 anderen menschen an einem gemeinsmaen projekt zu arbeiten und jeder redet, wenn ihm danach ist. ich persönlich hätte damit ein großes problem.

  • hallo schlauby
    dann stell dir mal vor, diese 30 menschen hätten gemeinsame oder ähnliche interessen. einige können an wandtafeln oder auf flip charts absichten oder informationen sammeln, vorschläge können in gesprächen in den kleinen gruppen die sich von selber bilden (nach meinen erfahrungen maximal fünf menschen in einer gruppe) beredet werden. dann fangen diese menschen an, sich herumzuhören und ihre vorstellungen auszutauschen. was wichtig ist wird aufgeschrieben für alle.
    solche abläufe lernen menschen so normalerweise nicht in der schule. dort sollen sie still sein und der reihe nach ihre beiträge anmelden.
    wegen der reihenfolge oder wegen der kritischen zuhörerschaft verzichten meiner meinung nach viel zu viele auf wortmeldungen und sagen lieber gar nichts.


    lolle hat mit ihrer klasse eine tolle gelegenheit, zu erleben, wie ideen wachsen, wie brainstorming stattfindet, wie kommunikation sich entwickelt. die jugendlichen werden nach einiger zeit (das dauert nicht lange) selbst feststellen, was wichtig ist und was nicht.
    sie sollte sie nicht am reden hindern.

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