Unruhige Klasse in Deutsch: Welche Zusatzaufgaben geben?

  • Hallo,


    ich habe in Deutsch eine 7. Klasse übernommen, die sehr unruhig ist. Es herrscht einfach ein ständiges Gequatsche, sie hören nicht zu, alles wird kommentiert... Es ist eigentlich kein richtig "unangenehmer" Schüler dabei, aber ich muss ständig für Ruhe sorgen und fühle mich manchmal wie ein Raubtierdompteur! Pubertät halt!


    Teilweise liegt es auch an mir, da ich oft zu inkonsequent war. Habe mir deshalb folgende Maßnahmen überlegt: Erstes "Vergehen": Verwarung, zweites: Zusatzaufgabe, drittes: Trainingsraum (gibt's zum Glück an meiner Schule).


    Nur: Was für Zusatzaufgaben soll ich geben? Es soll ja auch was sinnvolles sein, nicht nur stupides Abschreiben. Im Moment mach ich gerade Personenbeschreibung. Wie macht ihr das, gebt ihr auch mal Zusatzaufgaben die nichts mit dem Thema zu tun haben, z.B. 'ne Rechtschreibübung? Sie sollen ja auch mit der Aufgabe eine Zeitlang zu tun haben, damit sie sich nächstes MAl vielleicht zusammen nehmen.


    Dass das nicht die einzige Maßnahme sein kann ist klar, heute heute habe ich Gesprächsregeln erarbeitet. Es hat auch ganz gut geklappt, sie haben eingesehen, dass sie sich so nur selber schaden, weil sie nichts mitbekommen.Fragt sich nur, wie lange diese Erkenntnis anhält... ICh arbeite zusätzlich auch mit positiver Verstärkung, wenn es bis zur nächsten Arbeit (in 3 Wochen) gut klappt, machen wir was Schönes. Hoffe, dass ich die Klasse mit Konsequenz "in den GRiff" bekomme, habe nämlich bald einen UB dort.


    Viele Grüße, wombatine

  • zur Verwarnung: Gelbe Karte zeigen und wie im Fußball Namen der Verwarnten notieren


    zur Zusatzaufgabe: sollte zum Thema passen, das im Unterricht versäumte soll dadurch ja nachgeholt werden.


    Wird die Zusatzaufgabe zu Hause nicht erledigt, darf der Klassenlehrer Nachsitzen anordnen. Am besten, man lässt das Kind von einem Elternteil bringen oder abholen.


    Das Nachsitzen findet bei uns an Schulsamstagen ab 8 Uhr statt.


    Das wirkt meistens auch bei schweren Fällen.


    Wenn nicht Gespräch mit Schulleiter, der hat noch andere Möglichkeiten (zeitweiliger Schulausschluss)


    Klingt hart, wirkt aber bei konsequenter Anwendung und danach, wenn der Laden läuft, kann man die Sache wieder lockerer angehen.

  • Das "Problem" an der Sache ist ja aber, dass der Lehrer es letztlich doch kontrollieren muss. Das heißt, der Lehrer hat zusätzliche Arbeit und der Schüler bekommt eine individuelle Zusatzbetreuung. Ein ruhiger Schüler hat diese Zusatzbetreuung bzw. eine individuelle Kontrolle seiner Aufgaben ggf. nicht. Der andere verschafft sich damit - wohl unwillentlich - einen Vorteil.


    Sehe ich das falsch?

  • Ich habe damit wirklich nur gute Erfahrungen gemacht, der Samstag schreckt ab.


    Aufsicht führt ein Kollege, der sowieso Unterricht hat und die Kontrolle erfolgt, indem der Schüler seine Lösungen in der nächsten Stunde den Mitschülern erklären darf.


    ;)



    Der Schüler sitzt in einer anderen Klasse mit seinen Aufgaben nur dabei, hat also keine Zusatzbetreuung für den derzeitigen Stoff


    und die Präsentation hilft allen Schülern, manchmal ist es ja gut, wenn Schüler ihren Mitschülern (nicht im Lehrerdeutsch) etwas erklären.

  • Hallo wombatine,


    beim Lesen der Beiträge kam mir derselbe Gedanke, wie ihn Akteklammer bereits formulierte. Um zu verhindern, dass die "Störenfriede" aufgrund ihres (negativen) Verhaltens und der deshalb erteilten Extraarbeit Vorteile den ruhigeren, "unbestraften" Mitschülern gegenüber haben (z. B. bessere Vorbereitung auf Klassenarbeiten), würde ich folgende Maßnahme empfehlen:


    Wie wäre es, wenn Du den betroffenen Lernenden einen - vom jeweiligen Thema UNABHÄNGIGEN Text (z. B. ein Gedicht) - AUSWENDIG lernen und in der folgenden Stunde vor versammelter Mannschaft frei vorträgen lässt? So ist die thematische Übervorteilung ausgeschlossen, den Schüler trifft es erfahrungsgemäß anfangs recht hart, da viele Leute heutzutage Schwierigkeiten beim Memorieren literarischer bzw. fremdsprachlicher (ich praktiziere es im Engliscxhunterricht) Texte haben. Zugleich trainierst Du damit eine wichtige Fertigkeit (es ist also SINNVOLL im Gegensatz zu stupidem Abschreiben), die die Notengebung jedoch nicht tangiert (Gerechtigkeit).


    Ich wünsche Dir für die Zukunft ruhige Stunden .
    Berichte doch mal, wie es sich in der 7. Klasse so entwickelt.
    VLG, Dain.

  • Hallo,


    danke für eure Beiträge. Ihr habt recht, ich hab noch gar nicht darüber nachgedacht, dass die "Störer" ja durch die Zusatzarbeit einen Vorteil haben. Aber andererseits sollen sie ja auch merken, dass sie die Zeit, die sie mit Quatschen verschwendet haben, nachholen sollen. Nur, die anderen sind ja durch das Quasseln auch "gestraft", weil sie nichts mitkriegen.
    Ich wollte ihnen dann eigentlich eine Aufgabe geben, an der sie so lange sitzen, dass sie es sich beim nächsten Mal zweimal überlegen. Hoffe, dass es dann bald nicht mehr nötig sein wird! Denn eigentlich ist das gar nicht so mein Stil, solche Strafarbeiten zu vergeben.


    Ich finde die Idee mit dem Gedicht klasse! Da haben die anderen auch was davon, das werde ich mal probieren. Man könnte sie auch einen kurzen Vortrag vorbereiten lassen, z.B. über ein Buch oder einen Autor.


    Werde euch auf dem laufenden halten.


    Viele Grüße, w.

  • Wenn du ein Gedicht nimmst, suggerierst du, dass Gedichteauswendiglernen eine Strafe ist. Das würde ich glaube ich eher nicht machen. Es ist so schon schwierig, die Schüler zur Lyrik zu kriegen :) Einen Vortrag über etwas halte ich da für geeigneter.

  • Zitat

    Raubtierdompteur


    schule wie zirkus?


    du schreibst, dass eigentlich kein unangenehmer schüler dabei ist.
    sie reden, weil sie reden müssen.
    sonst platzen sie.
    das worüber sie reden ist wichtig.
    nimm es ernst, dann nehmen sie dich auch ernst.
    wenn du ihr reden zu bekämpfen versuchst, hast du bis zum rest deiner schulzeit mit sowas zu tun.
    bezieh es ein, unterdrück es nicht.
    du wirst sehen, du machst dir und ihnen das leben leichter.
    und wenn du etwas wichtiges mitzuteilen hast und befürchtest, es hören nicht alle, dann schreib es einfach an die tafel.
    strafen nützen überhaupt nichts. sie trainieren höchstens das ausweichen vor strafen.

  • Natürlich kommen auch meine "Fördervorschläge", nachdem alle anderen pädagogischen Register gezogen wurden.


    Gespräche mit der ganzen Klasse und "Kaffeegespräche". Hierbei gehe ich mit einem Schüler in die Cafeteria und unterhalte mich mit ihm über seine Probleme (auch mit der Klasse). Zu Beginn des Schuljahres suche ich mir auffällige Schüler heraus, später schaue ich dann, dass alle mal dranwaren (in der Klasse, in der ich Klassenlehrer bin)

  • Zitat

    wombatine schrieb am 05.09.2006 17:05:
    Nur: Was für Zusatzaufgaben soll ich geben? Es soll ja auch was sinnvolles sein, nicht nur stupides Abschreiben.


    Auch wenn mich selbst vor noch 2 Jahren dieses Statement noch erschreckt hätte: ich lasse ab und zu mal abschreiben. Die Schüler akzeptieren das, da ich das abschreiben lasse, was gerade "dran" ist (Geschichtsbuch) und es begründe, dass sie ja genau diese Inhalte nicht mitbekommen hätten. Das ist von der Korrektur her einfach (nur Orthographie) und zieht, weil es eben eine relativ anstrengende, aber auch stupide Arbeit ist. Ich habe damit bessere Erfahrungen gemacht als mit Zusatzaufgaben (zumal ich mir die dann ständig aus den Fingern saugen und bei der Korrektur überlegen muss), es sei denn es passt gerade wirklich gut als Referat, Vortrag o.ä., der die ganze Klasse weiter bringt.
    Des Raumes verweisen geht ja auch (je nach Direktion). Gelbe und rote Karten hatte ich an meiner alten Schule, aber das ließ sich nicht übertragen - die SuS haben drüber gelacht oder versuchten gezielt diese Karten zu bekommen (Zitat: "Find ich gut weil es so sportlich ist"). Auch mit Namen an die Tafel schreiben macht man sich nur zum Idioten. Naja ist aber auch nicht gerade ein idyllisches bürgerliches Pflaster hier, auch wenn die Kids super sein können
    JJ

    • Offizieller Beitrag

    Kann Justus da aus Erfahrung nur zustimmen: in den Mittelstufenklassen kann man sich die ganzen Späße mit Namen, Symbolen etc an Tafeln und/oder buntischen Karten sparen - es sei denn, man möchte gerne die entsprechenden Bemerkungen dazu in der nächsten Ausgabe der Schülerzeitung lesen (oder sie per "stille Post" im Pausenhof hören). :) Ewig lange Verwarnorgien führen dazu, dass Verwarnungen akribisch gezählt werden - und bei zweieinhalb hört man dann halt auf (für diese Stunde).


    Sinn zwecks Erhöhung der Aufmerksamkeit (wenn denn normale Privatgespräche mit den Schülern nicht helfen - was sie aber doch oft tun) können evtl machen:


    - den Rest der Stunde protokollieren, damit man wenigsten das mitbekommt und für sich mitnehmen kann
    - den Stundeninhalt schriftlich zusammenfassen oder erklären lassen, damit man sicherstellen kann, dass niemand aus seinem Schwätzen Lücken entstehen
    - ein kleines Referat oder eine Minipräsentation zum Thema
    - eine zusätzliche Stunde mit dem/der Lehrer/in nach dem normalen Unterricht, in der das Verschwätzte nochmal aufgearbeitet wird ...


    Bei solcherlei "Sanktionen" (oder sind es eher Zusatangebote? ;) ) sehen sie Schüler für gewöhnlich ein, wozu es dient.
    Man muss dann aber schon sehr konsequent sein und das jeweils auch lesen/kommentieren und weiterhin das Gespräch suchen.


    Einsicht ist auf lange Sicht das Sinnvollste.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Ich kann ja mal von meinen bisherigen Erfahrungen berichten:


    Die Zusatzaufgabe, ein Gedicht auswendig zu lernen, war nicht sooo erfolgreich: einer konnte es nur so halb, einige finden es ganz toll, Gedichte vorzutragen und "reißen" sich fast um so eine Zusatzaufgabe...


    Ich habe auch schon den Auftrag gegeben, einen Kurzvortrag über ein Buch zu halten. Davon haben ja eigentlich auch alle was... Aber der betreffende Schüler hat sich den "Vortrag" dann nur kurz aus den Fingern gesaugt. Und dann gibt es wieder Schüler, die das freiwillig machen wollen.


    Denke auch, ich sollte es mal mit Abschreiben versuchen. Es soll ja wirklich etwas "Unangenehmes" sein.


    Es klappt halt mal besser, mal schlechter! An manchen Tagen ist es einfach wahnisnnig anstrengend, ich muss ständig an die Regeln erinnern. Wenn sie wirklich interessiert sind, z.B. wenn sie was präsentieren, klappt es aber meistens gut. Aber nicht, wenn der Unterricht weniger frontal ist. Bei Gruppenarbeit wird es meist laut und sie beschäftigen sich nicht mit dem Thema. Sind sie aber auch nicht gewöhnt. Ich will sie jetzt langsam daran heranführen, erstmal Partnerarbeit mit Zeitegrenzung versuchen.


    Ich werde jetzt nächste Woche die Schüler, die stören, in den Nachmittagsunterricht schicken, wo sie das verpasste nachholen sollen. Das ist an unserer Schule möglich, da Ganztagsschule.


    Natürlich wäre es mir lieber, ich müsste diese ganzen Maßnahmen nicht ergreifen und es würde so funktionieren! Ich bin nun mal aber im Ref. und habe diese Klasse jetzt übernommen, nachdem ich sie vorher im betreuten Unterricht hatte. Klar, das sie jetzt bei mir GRenzen austesten.


    Viele Grüße, wombatine

  • ...du schaffst das schon, haben schon ganz andere gepackt. Und bloß KEINE schlaflosen Nächte und Grübeleien. Die Kids wissen schon in einer Woche nix mehr davon und tragen auch nix nach, solange man nicht persönlich oder wirklich ungerecht wird. Gerade als Refi bist du aber im Vergleich zu anderen Lehrern reflektiert, entspannt, sorgfältiger und aufmerksamer als der Durchschnitt und wirst die richtigen erwischen.
    Grüße
    JJ

  • Zitat

    Justus Jonas schrieb am 10.09.2006 19:36:


    Auch wenn mich selbst vor noch 2 Jahren dieses Statement noch erschreckt hätte: ich lasse ab und zu mal abschreiben. Die Schüler akzeptieren das, da ich das abschreiben lasse, was gerade "dran" ist (Geschichtsbuch) und es begründe, dass sie ja genau diese Inhalte nicht mitbekommen hätten. ...


    Nach einigen fertigen Jahren kann ich mich Justus Jonas da nur anschließen.
    Und solange es wirklich nur ab und zu vorkommt spricht meiner Meinung nach wenig dagegen.


    Lg silja

  • Vielen Dank für an euch alle für die Tipps und das Mutmachen, ihr habt mich richtig aufgebaut! Das ist genau das was ich jetzt brauche, habe nämlich in 3 Tagen einen UB in dieser unruhigen Klasse!


    Ich denke , dass ich es schon hinkriegen werde, muss halt verschiedene Wege ausprobieren.


    Liebe Grüße
    wombatine

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