Lernmittel-Gerichtsurteil

  • Hallo,
    ich hoffe mal, ich begehe hier keine Post-Dopplung, aber bisher habe ich keinen Beitrag zu diesem aktuellen Thema hier gesehen:


    " Schulbücher: Lehrer muss nicht selbst zahlen
    LawBlog - 19.08.2006


    Das Verwaltungsgericht Münster hat der Bezirksregierung dort eine offensichtlich rechtswidrige Verfügung aus der Hand geschlagen. Mit der war ein Lehrer verpflichtet worden, seine für den Unterricht benötigten Schulbücher selbst zu finanzieren.
    Zur Begründung hieß es in Absprache mit dem Schulministerium, es gehöre zum traditionellen Berufsbild des Lehrers, Teile seines Gehalts für die Beschaffung von Schulbüchern „für den von ihm zu verantwortenden Unterricht“ einzusetzen. Das Gerichts widersprach in seinem Eilbeschluss (AZ 4 L 471/06): „Bestehende Regelungen legen eher den Schluss nahe, die Beschaffung von Lehrmitteln ist nicht Aufgabe des Lehrers“.
    Das Gericht verwies in diesem Zusammenhang auch auf den Hintergrund: Schulbuchverlage und Schulbuchhändler sind in jüngster Zeit (mit Rücksicht auf die Buchpreisbindung) dazu übergegangen, kostenlose Lehrerexemplare nicht mehr oder nur noch eingeschränkt zur Verfügung zu stellen. (pbd) "


    (Quelle: http://www.jurablogs.com/meldungen/2006/08/19/52051/


    interessantes Urteil, wie ich finde
    :D
    mfg
    der unbekannte Lehrer

    "Get thee back into the tempest and the Night´s Plutonian shore!...
    Take thy beak from out my heart, and take thy form from off my door!"
    Quoth the raven: "Nevermore." (E.A.Poe,The Raven)

  • Interessant.
    Ob das wohl auch für die Haufen von Klassensätzen an Kopien gilt, die wir bei uns aus eigener Tasche bezahlen müssen? ?(


    Viele Grüße
    volare

    Eine Lösung kommt fast immer aus der Richtung, aus der man sie am wenigsten erwartet, was bedeutet, dass es keinen Sinn hat, in diese Richtung zu gucken, weil sie nicht von dort kommen wird.


    (Douglas Adams)

  • Wieso bezahlst du die aus eigener Tasche? Ich zahle das aus der Klassenkasse. Keine Büroangestellte muss die Bleistifte und den Stenoblock den sie für Diktate vom Chef benötigt selbst kaufen. Zeig mir den Mitarbeiter, der das Kopierpapier für Unterlagen, die er für die Firma vervielfältigen muss, selbst kauft. Die würden sich kaputtlachen!! Ich halte es seit 3 Jahren so, dass ich aus Prinzip nichts selber kaufe, selbst Tesa lasse ich die Schüler im Sekretariat holen. Ich kaufe höchstens mal Bücher, die meine Vorbereitungen massiv releichtern, wo ich dann sage: Statt mir 5 Stunden Gedanken zu machen, kaufe ich ein fertiges Buch und nutze Kopien daraus. Stifte kaufe ich mir selbst, obwohl der Rotstift ja quasi zur kostenlosen Grundausstattung gehören müsste. Auch kommt kein Restaurantmitarbeiter auf die Idee, dem Chef einen Kassencomputer zu kaufen, weil er damit seine Abrechnungen besser verwalten kann. Wenn ich da im Gegenzug an die vielen privatbeschafften PCs denke, die in Klassenräumen stehen...

  • Zitat

    Daniela3 schrieb am 23.08.2006 20:10:
    Wieso bezahlst du die aus eigener Tasche? Ich zahle das aus der Klassenkasse. Keine Büroangestellte muss die Bleistifte und den Stenoblock den sie für Diktate vom Chef benötigt selbst kaufen. Zeig mir den Mitarbeiter, der das Kopierpapier für Unterlagen, die er für die Firma vervielfältigen muss, selbst kauft. Die würden sich kaputtlachen!! Ich halte es seit 3 Jahren so, dass ich aus Prinzip nichts selber kaufe, selbst Tesa lasse ich die Schüler im Sekretariat holen. Ich kaufe höchstens mal Bücher, die meine Vorbereitungen massiv releichtern, wo ich dann sage: Statt mir 5 Stunden Gedanken zu machen, kaufe ich ein fertiges Buch und nutze Kopien daraus. Stifte kaufe ich mir selbst, obwohl der Rotstift ja quasi zur kostenlosen Grundausstattung gehören müsste. Auch kommt kein Restaurantmitarbeiter auf die Idee, dem Chef einen Kassencomputer zu kaufen, weil er damit seine Abrechnungen besser verwalten kann. Wenn ich da im Gegenzug an die vielen privatbeschafften PCs denke, die in Klassenräumen stehen...


    Ja, ich bezahle das selbst und rechne lieber nicht nach, was dabei am Jahresende herauskommt. Das mit der Firma stimmt, aber so ist es eben in manchen Schulen nicht. Wir haben schon beim Personalrat nachgefragt, da gibt es keine Handhabe dazu. Und ich will meine Schüler auch nicht alles von der Tafel abschreiben lassen. Bücher gibt's aufgrund des Budgets nicht in ausreichender Zahl.
    Es gab hier unlängst mal einen Thread dazu, ich bin da gar nicht allein auf der Welt mit meinem Kopierproblem. :D


    Viele Grüße
    volare

    Eine Lösung kommt fast immer aus der Richtung, aus der man sie am wenigsten erwartet, was bedeutet, dass es keinen Sinn hat, in diese Richtung zu gucken, weil sie nicht von dort kommen wird.


    (Douglas Adams)

  • Und die Eltern meiner Klassen würden mich vermutlich ganz scharf kritisieren, wenn ich von Ihnen dafür auch noch Geld haben wollen würde, bei den Summen, die sie schon für Bücher und Arbeitshefte sowie alle möglichen Arbeitsmittel ausgeben müssen.
    Gerade wenn Eltern dabei sind, von denen nur einer berufstätig ist oder sogar keiner.
    Die Klassenkasse würde für das, was ich kopiere oder an Material für die Kinder verbrauche, nie ausreichen.


    Eine Schule, die kaum Geld dafür hat, neue Bücher zu kaufen, damit die Schüler nicht mit den alten Schmuddelexemplaren arbeiten müssen, hat auch kein Geld dafür, dem Lehrer sämtliches Material zu stellen. Eine Schule ist eben kein florierendes Wirtschaftsunternehmen.


    Und wenn ich erst an die ganzen Bücher in meinen Klassenraumregalen denke, an die Spiele, die ganzen Freiarbeitsmaterialien usw. ... würde ich das nicht alles selbst kaufen, wäre ich vermutlich schon reich... aber niemand kann mir das bezahlen. Darauf verzichten möchte ich aber im Sinne der Schüler auch nicht.

  • Das ist aber doch ein typisches Thema. Wenn man als Lehrer immer alles auffängt, kriegt doch "draußen" nie einer mit, in welchem Schlamassel unser Bildungssystem steckt. Stattdessen wird über die überbezahlten Beamten geschimpft. Wenn die Eltern für Kopien zahlen müssen, weil das Budget der Schule zu klein ist um für jeden Schüler das Minimum an Material zu stellen, setzt vielleicht mal ein Umdenken ein. Es geht hier ja nicht darum, dass man andere unnötig schröpfen will. Wäre ich an einer Schule in Kenia wäre es kein Thema, dass ich Material kaufe. Für ein Land wie Deutschland, das immer auf die Lehrer schimpft, finde ich es eine Schande! Öffentlich wird behauptet, unsere Vorgaben sind super aber die Lehrer zu faul und verprassen ihren horenden Lohn auf dem Tennisplatz statt zu arbeiten. Indem man denen aber permanent den Rücken freihält, weil alles selbst gekauft/aufgefangen/gebastelt/erbettelt wird, tut man langfristig den Schülern keinen Gefallen. Wer professionelle Lehrer haben will soll auch professionelle Bedingungen schaffen. Notfalls sollen sich halt die Eltern beim Schulträger beschweren, dass die Mittel zu knapp sind. Warum startet man nicht mit den Schülern eine Geldsammelaktion? Singen auf dem Marktplatz - natürlich Medienwirksam - vom Erlös werden die fehlenden 6 Mathebücher für Klasse 5b gekauft...

  • Ich denke, es wäre kein Problem, das die Schule das MINIMUM an Material stellt. Tun die (meisten) Schulen ja auch. Der Etat, den die Schulen bekommen, wird ja auch für Bücher etc. genutzt. Bei uns zum Beispiel sind alle Schulbücher vorhanden, die benötigt werden. Darüber hinaus müssen dann allerdings die Eltern ran. Natürlich würde es aber auch ohne die Arbeitshefte etc. gehen, die die Eltern selbst kaufen. Und vermutlich wäre es auch nicht nötig, dass ich als Lehrer Geld ausgebe. Es ist aber eine Frage, welchen Anspruch der Lehrer persönlich an seinen Unterricht stellt. Wer meint, dass er mit dem Minimum gut arbeiten kann, der tut das. Wer das nicht kann oder nicht will, steckt selbst eben Geld hinein.


    Natürlich ist es schlimm, wie sehr an der Bildung gespart wird. Aber wenn mehr Geld in die Schulen gesteckt würde, dann würde ich mir vorrangig wünschen, dass erstens mehr Lehrer eingestellt würden, die dann zweitens auch die Fächer unterrichten können, die sie gelernt haben. Drittens bräuchte man dringend mehr Lehrerstunden für Teilungs- und Förderunterricht, um auf die Bedürfnisse der Schüler besser eingehen zu können.
    Wenn das geschafft würde, dann wäre ich schon sehr froh.
    Und irgendwann später könnte man dann auch noch über die innere Ausstattung der Schulen sprechen.


    Und ganz ehrlich gesagt: Ich kaufe meinen Schülern auch gerne neues Material oder stelle es selbst her. Oder ich kaufe mal das ein oder andere Buch oder Spiel für den Klassenraum. Das sind alles Dinge, die ich nicht vom Staat verlange und auch nicht verlangen kann - schon gar nicht in der aktuellen wirtschaftlichen Situation.

  • Zitat

    Daniela3 schrieb am 24.08.2006 08:12:
    [...] Indem man denen aber permanent den Rücken freihält, weil alles selbst gekauft/aufgefangen/gebastelt/erbettelt wird, tut man langfristig den Schülern keinen Gefallen. Wer professionelle Lehrer haben will soll auch professionelle Bedingungen schaffen. Notfalls sollen sich halt die Eltern beim Schulträger beschweren, dass die Mittel zu knapp sind. [...].


    Daniela3 hat vollkommen Recht. Wenn man sich als Lehrer wegen "der lieben Kleinen" alles Gefallen lässt, was sich die Politik ausdenkt, können die Bedingungen nur immer schlechter werden.
    Die Lösung ist doch bei den Kopien doch einfach: Wenn ich gezwungen wäre diese selbst zu zahlen, dann würde es eben nur noch Tafel und Lehrbuch geben. Punkt.
    Das Eilbeschluss wegen der Schulbücher ist übrigens interessant: Den werde ich nach den Ferien gleich mal meinem Schulleiter unter die Nase halten.


    Umfrage:
    Wo werden Schülbücher für die Lehrer gestellt, wer muss sie selbst bezahlen ?
    Hier in Nds zahlen wir selbst.

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Wir sollen sie grundsätzlich selbst bezahlen.


    Allerdings gibt es ja diesen im Sinne der Schulbuchindustrie superschlauen Erlass, dass Schulbücher nur noch 3x ausgeliehen werden dürfen. Das führt dazu, dass wir von einzelnen Titeln einen Überschuss an Büchern haben, die nicht mehr ausgeliehen werden dürfen, obwohl sie noch durchaus brauchbar sind. Aus diesem Fundus dürfen wir LehrerInnen uns bedienen.


    Bablin

    Wer hohe Türme bauen will,
    muss lange beim Fundament verweilen.
    Anton Bruckner

  • Hm, ich hab noch mal eine grundsätzliche Frage zu diesem Urteil.
    Da heißt es:

    Zitat

    seine für den Unterricht benötigten Schulbücher


    Sind das jetzt nur die Bücher, die die Schüler auch haben
    oder gehören da auch noch die Lehrerbände dazu, Arbeitshefte, andere Unterrichtswerke, Kopiervorlagen etc.?

  • Zitat

    indidi schrieb am 24.08.2006 22:13:
    Hm, ich hab noch mal eine grundsätzliche Frage zu diesem Urteil.
    Da heißt es:


    Sind das jetzt nur die Bücher, die die Schüler auch haben
    oder gehören da auch noch die Lehrerbände dazu, Arbeitshefte, andere Unterrichtswerke, Kopiervorlagen etc.?


    Wenn du Lehrerbände, Arbeitshefte u.ä. für den Unterricht benötigst, dann würde ich sagen, dass sie auch dazu gehören. ;)


    Wir bekommen alles, d.h. sowohl Schulbücher als auch Lehrerbände und Arbeitshefte von der Schule gestellt. Und Kopien zahle ich natürlich auch nicht aus eigener Tasche.


    LG silja

  • @ Silja: Darfst du die Bücher denn am Schuljahresende behalten oder musst du sie für den nächsten Kollegen wieder abgeben?
    Ich kenne das nur so und muss selbst auch die Bücher wieder abgeben. Den jeweiligen Lehrerband gibt's bei uns übrigens nicht dazu...

  • Ich muss sie nicht abgeben, sondern darf sie behalten. Wir haben aber auch genügend Bücher, so dass niemand zu kurz kommt.

    • Offizieller Beitrag

    Das politische Argument, dass es nicht besser wird, wenn Lehrer mit Privatmitteln die Missstände immer unsichtbar im Hintergrund abfangen, verstehe ich bzw sehe ich auch so- und äußere es auch immer wieder bei Konferenzen etc.


    Aaaber: wenn es am Ende konkret drum geht, ob mein Unterricht besser wird, oder einem oder vielen Schüler besser geholfen ist, wenn ich X, Y und Z noch privat kaufe (und das sind bei mir am Ende des Jahres immer um die 2000 Euro, die ich bei der Steuer abzusetzen versuche (betone: versuche!)) , dann lautet die Entscheídung doch inkonsequenterweise immer: kaufen. Bezahlen. Oder? Geht es euch da anders?

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    Einmal editiert, zuletzt von Meike. ()

  • Ja Meike, ich sehe das etwas anders. Natürlich kaufe ich auch neue Bücher von meinem Geld, aber alles, was ich direkt im Unterricht einsetze, kaufe ich über die Schule. Nachdem diese Problematik ständiges Thema in den Konferenzen war, kann jeder seine Wünsche für das Jahr in der Fachkonferenz einbringen und die bewilligt das eigentlich auch.

  • Bei uns läuft es so:
    (Wir sind aber auch nur eine kleine Förderschule mit 10 Klassen - einzügig - und dementsprechend kleinem Kollegium)


    Wenn Schülerbücher angeschafft werden, werden mehr bestellt als wir aktuell brauchen.
    (1. Für Schüler die vielleicht zuziehen und 2. ein Exemplar für den Lehrer)
    Je ein Lehrerband, Lösungsheft, Arbeitsheft und evt Cd oder sonstiges Zusatzmaterial wird für die Lehrerbücherei angeschafft.
    Die Sachen kann sich der Lehrer dann ausleihen - aber natürlich nicht behalten.


    Sonstige Kopiervorlagen und Unterrichtsvorbereitungen werden je nach Wunsch und Geld, das noch da ist bewilligt. Auch wieder für die Lehrerbücherei, zum ausleihen.


    Problem ist halt:
    Unserer Schule steht ein gewisser Etat zur Verfügung.
    Wie wir das Geld aufteilen bleibt uns überlassen.
    Geld das an einer Seite ausgegeben wird, muss an der anderen Seite wieder eingespart werden.

  • Zitat

    Meike. schrieb am 24.08.2006 22:47:
    Das politische Argument, dass es nicht besser wird, wenn Lehrer mit Privatmitteln die Missstände immer unsichtbar im Hintergrund abfangen, verstehe ich bzw sehe ich auch so- und äußere es auch immer wieder bei Konferenzen etc.


    Aaaber: wenn es am Ende konkret drum geht, ob mein Unterricht besser wird, oder einem oder vielen Schüler besser geholfen ist, wenn ich X, Y und Z noch privat kaufe (und das sind bei mir am Ende des Jahres immer um die 2000 Euro, die ich bei der Steuer abzusetzen versuche (betone: versuche!)) , dann lautet die Entscheídung doch inkonsequenterweise immer: kaufen. Bezahlen. Oder? Geht es euch da anders?


    Sehe ich ganz genauso, Meike. Ich fühle mich da einfach auch in der Verantwortung meinen Schülern gegenüber. Und so lange das so ist, werde ich auch weiterhin privat meine Kopien bezahlen, Bücher kaufen, Material beschaffen etc.

    Eine Lösung kommt fast immer aus der Richtung, aus der man sie am wenigsten erwartet, was bedeutet, dass es keinen Sinn hat, in diese Richtung zu gucken, weil sie nicht von dort kommen wird.


    (Douglas Adams)

  • Meike, ich denke da ganz genauso wie Du! Ich kaufe für die Schüler und dafür, dass ich mich mit meinem Unterricht auch wohl fühle.


    Und in meinen Fächern gibt es einfach auch viele Dinge, die mit der Tafel ohne Arbeitsblatt nicht zu unterrichten sind.

Werbung