Abhängigkeitsstrukuren im Lehrerberuf (nach dem Ref)

  • Im Referendariat, das ist mir inzwischen klar, werde dich derjenige sein, der beurteilt wird und sich in fast allen Dingen systemkonform /chefkonform zu verhalten hat (von Kleidung, über bestimmte Unterrichtsmethoden, die Seminarleiter/Schulleiter gut finden, bis hin zu weitergehenden Verbiegungen). Als Reffi sollte ich mich selbstbewusst verhalten, bin aber de facto rechtlos. Die anderen Beteiligten, damit rechne ich fest, werden das sofort gnadenlos ausnutzen, falls ich in irgendeinem Punkt nicht systemkonform sein sollte. Leidensgeschichten gibt's hier im Forum ja genug.


    Gut, zwei Jahre mach ich das mit. Aber dann muss irgendwann gut sein.


    Wie abhängig bin ich als fertiger Lehrer vom Chef? Inwiefern bestimmt er über mein Wohl und Wehe? Und über meine Arbeitsbedingungen, wenn ich zum Bespiel Teilzeit arbeiten will?


    Kann ich auch mal gegen den Chef opponieren- wie ich es mal als Schüler bei einem Lehrer erlebt habe-, oder bricht man sich damit den Hals?


    Das sind Fragen, die für mein Berufsleben essentiell sind.


    Das Ref ist rechtlos und etwas Glück, ok, aber als fertiger Lehrer will ich dann schon eine andere Ausgangsbasis haben.

    • Offizieller Beitrag

    Silas, nimm es mir bitte nicht übel, aber das hört sich so an, als strebtest du auf alle Fälle eine Art Chefposition an. Wenn dem so ist, solltest du deine Pläne, Lehrer zu werden, ganz schnell ad acta legen.
    Ich kann hier auch nur was zu Bayern schreiben:
    - Die Arbeitsbedingungen bestimmt in erster Linie das BL und in zweiter Linie erst die Chefs. Teilzeit geht nur, wenn die Bedingungen in der Schule das zulassen und/oder du sehr gute Gründe (z.B. Mutter einer Familie, oder Pflege von alten, kranken Eltern) hast.
    - Der Chef beurteilt dich und deine Leistungen und schickt dann seine Beobachtungen ans KM. Die Beurteilungen erfolgen in einem bestimmten Zeitraum.
    - Wenn du verbeamtet bist und meinst, dich aus irgendwelchen Gründen gegen den Chef auflehnen zu müssen, dann kann er entweder deine Beförderung zurückhalten oder in ganz schlimmen Fällen, deinen Lohn kürzen.
    Grundsätzlich sollte man aber doch eher ein kooperatives Miteinander anstreben, denke ich.
    Liebe Grüße
    Hermine

  • Nach all dem, was du so schreibst (s. auch altes Posting) verstehe ich nicht ganz, warum du so unbedingt in den Lehrberuf willst? Geht es dir darum, zu lehren und mit jungen Menschen zusammen zu sein, oder bist du eher unzufrieden in deinem alten Beruf und suchst nun eine "einfachere Tätigkeit", bei der man "auch noch gut verdient"??

  • Hallo,


    na ja, was heißt opponieren. Man kann durchaus zu einigen Themen eine eigene Meinung vertreten, der Ton macht dabei wie überall die Musik. Grundsätzlich hat man aber schon den Anordnungen zu folgen - wie überall eben.


    "Ich mache was ich will" ist nicht, auch als Chef nicht, denn der hat wieder jemand über sich. Stundenplan, Klassenzuweisung, Zusatzaufgaben werden zugeteilt, da wird nix opponiert. Ansonsten muss man sich auch an die entsprechenden Erlasse und Gesetze halten, da bleibt dann wenig Raum mehr.


    Tina

    Ein Hund denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, sie müssen Götter sein!" Eine Katze denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, ich muss ein Gott sein!"

  • Danke für die ersten Antworten.


    Nein, mir geht es nicht darum, eine Chefposition einzunehmen. Ein Chef mit gewissen Lenkungskompetenzen ist in Ordnung.


    Aber: Ich will nicht auf Dauer- wie im Ref- in absolut abhängiger Position den Launen einer Person ausgeliefert sein. Darum geht es mir!

  • Hallo Silas!

    Zitat

    Silas schrieb am 26.07.2006 15:44:...Das sind Fragen, die für mein Berufsleben essentiell sind...


    Kannst du dir denn für dein Berufsleben auch Alternativen vorstellen? Wenn du den unbedingten Drang verspürst, Lehrer zu werden, dann teile uns doch mal deine Gründe mit. Die o.g. "essentiellen Fragen" sind doch sicher nicht die einzigen Überlegungen bezügl. deines Berufswunsches, oder?



    Edit:

    Zitat

    Aber: Ich will nicht auf Dauer- wie im Ref- in absolut abhängiger Position den Launen einer Person ausgeliefert sein. Darum geht es mir!

    Du bist ständig den Launen irgendwelcher "einflussreicher" Leute ausgesetzt, gerade als Lehrer... ;)


    Gruß,
    Peter

  • Hallo,


    nee, ich habe nicht das Gefühl, den Launen einer Person ausgeliefert zu sein. Im Beamtenstatus bist du relativ sicher, solange man keinen völligen Quatsch macht. Also keine Entlassungen bei "mir gefällt die Nase nicht". Sachzwängen und gesetzlichen Regelungen muss man sich eben unterordnen, ist ja auch in der Regel im Sinne der Schüler, die in der Schule logischerweise im Vordergrund stehen.


    Tina

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  • Hallo Tina,
    man beachte den feinen Unterschied zwischen "ausgeliefert" (Silas) und "ausgesetzt" (pepe). Man ist nur dann ausgeliefert, wenn man nicht gelernt hat, sich zu wehren. Und das ist, entsprechend fundiert, auch im Referendariat möglich. Man darf sich eben nicht alles bieten lassen. In der Schule und im Leben allgemein.
    Gruß,
    Peter

  • Hallo,


    ...oder man kann Schwierigkeiten auch geschickt im Vorfeld vermeiden, so dass man sich gar nicht heftig wehren muss. ;) Aber eigentlich muss man doch immer und überall eine gewisse Anpassungsfähigkeit haben. Ich finde auch nicht, dass man da als Lehrer überstrapaziert wird, oder?


    LG
    Tina

    Ein Hund denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, sie müssen Götter sein!" Eine Katze denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, ich muss ein Gott sein!"

  • Klar.


    Mir geht es hier eher um einen Vergleich zum Ref.


    So extrem ausgeliefert sein will danach nicht mehr, eine gewissen Autarkie will ich schon. Dass ich auch dann nicht vollkommen treiben kann, was ich will, ist mir schon klar.

    • Offizieller Beitrag

    Hm, dann ist deine Frage sehr schwierig zu beantworten- im Ref brauchst du dir auch nicht alles bieten zu lassen (es gibt z.B. bei der GEW eine Vertretung für Referendare), als fertiger Lehrer bist du einfach weniger dem Beobachtungsdruck ausgesetzt. Außerdem hast du mehr Freiheit, deine Wirkungsstätten selbst auszusuchen. Sonst empfinde ich den Unterschied zwischen Ref und "fertiger" Lehrer als nicht so riesengroß.
    Liebe Grüße
    Hermine

  • Zitat

    pepe schrieb am 26.07.2006 18:36:
    Und das ist, entsprechend fundiert, auch im Referendariat möglich.


    Einspruch, euer Ehren. Als Reffi sollte man einem wirklichen Konflikt immer ausweichen. Im Zweifelsfalle, wenn es hart auf hart kommt, bist du als Reffi sonst nämlich immer derjenige, der Lösungsvorschläge nicht akzeptiert/ schlechten Unterricht macht/ keine "Lehrerpersönlichkeit" ist.
    Die Verbeamteten werden fast immer gut aus der Sache rauskommen, der Verlierer ist der Reffi.
    Leidensgeschichten gibt's dazu genug.


    Theoretisch gibt es vielleicht Möglichkeiten, sich bei höheren ministerialen Ebenen zu beschweren. Aber dann kannst du dir sicher sein, dass man den Reffi in den Beurteilungen gnadenlos durchrasseln lassen wird. Also ist's praktisch nicht machbar.


    Die Ausgangsfrage war, wie verhält sich das Ganze beim fertigen Lehrer. Kann der Schulleiter diesen beurteilen, bzw. wie wichtig sind die Beurteilungen? Kann der Schulleiter die Entlassung des Lehrers erwirken?


    Alles in allem: Kann der Schulleiter Lehrer schikanieren?


    Dass ich mein Bestes tun werde, gut mit Chef und Kollegen zusammen zu arbeiten, versteht sich. Aber wenn es hart auf hart kommt, entscheiden obige Dinge eben über Lebensläufe.


    Der kleine Reffi, der keine Vertretungsstunde ohne Risiko ablehnen kann, will ich halt dann nicht mehr sein.


    Ich denke, mein Anliegen ist jetzt klar.

  • Silas
    Dein Anliegen war schon ganz oben klar.
    Du bist noch nicht im Referendariat, oder? Da hast du dir ja schon ein hoffnungsvolles Bild für die nächsten 2 Jahre gemalt. Natürlich kann man Konflikten ausweichen und unnötige Auseinandersetzungen vermeiden. Aber wenn eigene Überzeugung, fundiertes Wissen und - vor allem bei "Spätberufenen" - auch Lebenserfahrung hinzukommt, geht es manchmal nicht ohne Widerspruch gegen Mentoren, Fach- und Seminarleiter. Das ist schwer, na klar. Aber Duckmäusertum im Referendariat macht bestimmt keine guten Lehrer. Das prägt dich dann auch für die Zukunft.


    Was den Vergleich zu später angeht: Natürlich sind die Abhängigkeiten geringer. Aber es gibt Hierarchien, und je nachdem, wie die personell besetzt sind, hast du es schwer oder leicht, deine eigenen Vorstellungen durchzusetzen.


    Und zu meiner Frage oben: Gibt es Alternativen? Gibt es Gründe für deinen Wunsch, Lehrer zu werden?


    Gruß,
    Peter

  • Im Referendariat ist es egal, wie alt oder jung du bist, ob du vorher der große Macher und Held warst oder nicht, ob du der Chef warst oder nicht, ob du promoviert worden bist oder noch die Absicht dazu hast, du wirst nicht mehr und weniger sein und tun müssen als all die anderen Mitreferendare.
    Du musst deine Unterrichtsfähigkeit beweisen, denn alles andere ist in der Schule unwichtig.


    Nach dem Referendariat musst du ebenfalls zusehen, dass du im Team klarkommst, mit den Schülern, mit dem Stoff, mit den Vorgaben, etc. klar kommst. Warum solltest du mit dem Schulleiter zusammenstoßen??

  • Silas:
    Mich wundert so ein bisschen das Bild, dass du scheinbar von Schulleitern hast. Sicherlich gibt es da auch unangenehme Zeitgenossen, aber grundsätzlich ist doch ein Schulleiter nicht einfach "böse".
    Natürlich beurteilt der Schulleiter seine Lehrer. In Brandenburg zählen sogar inzwischen die Dienstbeurteilungen des Schulleiters für die Verbeamtung auf Lebenszeit.


    Mich hat auch im Referendariat niemand "schikaniert". Sicher hat man seine Unterrichtsbesuche den Wünschen der Seminarleiter angepasst, aber mein Schulleiter sowie meine Ausbildungslehrer standen immer hinter mir. Und in den Reflexionen der Unterrichtsstunden habe ich auch durchaus argumentiert, warum ich meine Planung für sinnvoll halte, und ich habe nicht nur zustimmend genickt.


    Und Vertretungsstunden kannst Du so oder so nicht ablehnen, egal ob im Referendariat oder als fertiger Lehrer. Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich aber auch sagen, dass ich nie zuviele Vertretungen machen musste. Klar kam es mal vor, aber ich fand es gar nicht schlecht, zumal ich dabei den Gedanken hatte, dass man mir das auch zutraut (so hat man mich z.B. auch höhere Klassen vertreten lassen für die ich eigentlich nicht gedacht war).


    Und mit Eltern habe ich z.B. auch schon im Referendariat Diskussionen über Noten geführt und auch nicht klein beigegeben, nur weil den Eltern eine Note nicht passte.


    Die Zeit im Referendariat ist ohne Zweifel sehr anstrengend und nicht unbedingt die schönste Zeit, aber da muss jeder durch und das hat überhaupt nichts damit zu tun, dass man den Prüfern ausgeliefert wäre. (Und wenn man mal weiterdenkt, dann stellt man doch eigentlich fest, dass es in der Ausbildung zu anderen Berufen genauso ist, oder?)

  • Glückwunsch, aber dein Posting zeigt eben auch gerade ganz klar, dass du intuitiv zwei entscheidende Dinge richtig gemacht hast


    a)

    Zitat

    Sicher hat man seine Unterrichtsbesuche den Wünschen der Seminarleiter angepasst


    dich also angepasst hast, und


    b) dich gut verkauft hast:


    Zitat

    Und in den Reflexionen der Unterrichtsstunden habe ich auch durchaus argumentiert, warum ich meine Planung für sinnvoll halte


    Wenn Reffis scheitern, dann an diesen beiden Kernpunkten.
    Gut, dass ich das kapiert habe.


    Zitat

    und das hat überhaupt nichts damit zu tun, dass man den Prüfern ausgeliefert wäre.


    Naja, hier widersprichst du dir ein wenig selbst-- oben hast du noch gesagt, dich angepasst zu haben.


    Klar warst du deshalb auch wenig gefährdet, ausgeliefert zu sein -Anpassung und Außenwirkung stimmten eben.
    Bei anderen Leuten ist das aber durchaus nicht der Fall- siehe Leidensgeschichten von Reffis.


    Insofern bestätigst du nur meine Ansicht.

  • Nein, das ist so nicht richtig.


    Das heißt nur, dass ich eben eine Stationsarbeit zeige, wenn mir der Seminarleiter sagt, dass er mal eine weniger frontale Stunde sehen möchte. Und dass ich auch einen Lehrervortrag halte, wenn er mehr von der Lehrerpersönlichkeit sehen will.


    Und Entschuldigung, aber wenn ein Referendar nicht in der Lage ist, zu argumentieren, warum er etwas so und nicht anderes gemacht hat, dann weiß er auch nicht warum er eine bestimmte didaktisch-methodische Entscheidung getroffen hat. Da sollte es völlig unerheblich sein, ob der Seminarleiter die gleiche Meinung dazu hat oder eine ganz andere. Der Referendar (und der Lehrer später auch) muss sich den Gründen für seine Entscheidungen schon bewusst sein und diese darlegen können. Sonst wird er natürlich zwangsweise scheitern.


    Und ausgeliefert ist man nicht, dabei bleibe ich!

  • Hallo,


    der eine nennt es vielleicht Anpassung, der andere eher Lernfähigkeit. Als Lehrer solltest du dich immer weiter entwickeln. Wenn es gut läuft hast du einen Schulleiter (ich hab´so einen), der sich mehr als Motivator und Trainer sieht denn als Überwacher. Bei Schulräten gibt´s das auch, dass er zwar dich einerseits beurteilt, andererseits dir auch wirklich wieder einen Motivationsschub und Denkanstöße geben kann. Ist nicht immer so, aber man sollte den Leuten auch die Chance dazu geben.


    Und ausgeliefert sein - mein Seminarleiter hat mich persönlich offensichtlich gehasst, ich hab´mir aber nichts zuschulden kommen lassen und meine Sache gemacht - vielleicht hätte die Note mit etwas good-will besser sein können - aber im Endeffekt war es dann doch egal. In der Prüfung waren die Schulräte dabei, die mündliche Prüfung war bei fremden Seminarleitern, die schriftliche hat auch sonstwer korrigiert - da blieb ihm nur noch die Seminarnote (bei schlechter wäre er in Begründungsnotstand gekommen) und die Hausarbeit (die zählte kaum was).
    Jetzt, nur wenige Jahre später ist das alles, da ich eh keine weiter Karriere anstrebe und mich als Klassenleiterin pudelwohl fühle, völlig ohne Belang.


    Tina

    Ein Hund denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, sie müssen Götter sein!" Eine Katze denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, ich muss ein Gott sein!"



  • Du hast dich doch bestimmt von den diversen Threads auf referendar . de kirre machen lassen, oder? ;)


    Ich möchte meine Vorredner bestätigen in ihren Aussagen, im Referendariat nicht rechtlos zu sein. Du hast ausserdem einen eigenen Personalrat während des Referendariats, der auch bei Konflikten vermitteln kann. Zum anderen sind "die Seminarleiter" (genauso wie "die Schulleiter") nicht gleichzusetzen mit "die bösen Leute". Klar gibt es Leute mit negativen Erfahrungen, aber genauso kann ich dir sagen, ich hatte drei von vier Fachseminarleitern, die ich als "gut" und "kompetent", ausserdem auch als sehr menschlich einschätzen würde. Die Pädagogik-Seminarleiterin habe ich schon damals recht kritisch eingeschätzt, weil sie m.M. nach einfach zu wenig Fachwissen hatte. Sie verkaufte Hilbert Meyer als Grundlage jeder Pädagogik und aller aktuellen Entwicklungen im schulpädagogischen Bereich. Als es ans Thema "Schulqualität" ging und sie wieder Hilbert Meyer rauskramte, habe ich ein Referat gehalten über Ansätze und Methoden von Schulqualität, wie sie von anderen Autoren (z.T. in anderen Ländern) beschrieben werden. Dabei kam Hilbert Meyer nicht besonders gut weg - ich hatte trotzdem keine "Schikanen" der Dame auszuhalten.
    Auch, als meine FS-Leiterin Sachunterricht ein paar Tage vor den Sommerferien hereinschneite und den Wunsch anmeldete, eine andere als die vor ein paar Tagen gesehene U-Einheit zu besuchen, habe ich das nur im ersten Moment (es gibt dazu einen Thread hier im Forum ;) ) als Schikane empfunden. Später stellte sich heraus, dass eine Mitreferendarin alle Termine umgewälzt hat und deshalb mein nach den Sommerferien geplanter U-Besuch nicht stattfinden konnte. Weil aber noch zuviele U-Besuche offen waren, kam die FS-Leiterin vor den Ferien.
    Mit meinem Fachseminarleiter Musik habe ich heute noch Kontakt und wir kommunizieren wahrlich nicht nur über Schule oder das Studienseminar.


    Das sind alles Beispiele dafür, dass das Referendariat nicht so "grausig" ablaufen muss, wie es in einem anderen Forum geschildert wird.


    Zum anderen vielleicht noch den Tipp, deine Sicht auf deinen künftigen Beruf, speziell Schule, mal ein wenig zu reflektieren. Ich erinnere mich noch an einen Thread Ende Juni, in dem du dich über die Praxis der Auswahlkommissionen beim Direkteinstieg, das Gehalt und andere Sachen beklagt hast. Vielleicht solltest du besser keine (Referendariats-)Zeit verlieren, sondern gleich an eine Uni gehen und "in Didaktik promovieren", wie du es ja sowieso vorhast. Nur solltest du bedenken, dass es auch an Unis das Hauen und Stechen gibt ("publish or perish"), was m.E. noch schlimmer als im Referendariat ist. Immerhin musst du laut Hochschulrahmengesetz (und laut der Hochschulgesetze der Bundesländer) innerhalb von 12 Jahren eine reguläre Berufung auf einen Lehrstuhl (oder eine Junioprofessur, aber die hat ja keine Reputation in hocherlauchten wissenschaftlichen Kreisen :rolleyes:) vorweisen, sonst ist es mit der Karriere vorbei (es sei denn, du findest eine unbefristete wiss.Mitarbeiter-Stelle, die aber nur noch "Lehrkraft für besondere Aufgaben" heisst und deren Anzahl sehr rar sind). Aber auch an Unis bist du abhängig: von der "Kommission", die dich einstellt (und der Gleichstellungsbeauftragten begründen muss, keine Frau, sondern einen Mann eingestellt zu haben), von deinem Chef, dem Lehrstuhlinhaber, der über Wohl und Wehe deiner Dissertation bestimmt, letztlich hast du dort einen Zweitgutachter, der auch nicht alles abnickt. Du befindest dich in einem wenig geschützten Raum, über dem Dekan und Vizepräsident und Kanzler ständig ihre Blicke kreisen lassen, ob man denn nicht doch noch eine (deine!) Stelle kürzen könnte. Du sitzt auf einer 50%-Bat2a-Stelle (nichtpromovierte Mitarbeiter werden i.d.R. nur noch zu 50% angestellt - schau mal in den Stellenmarkt der ZEIT) und arbeitest zu 100%, weil du ja "vorankommen" möchtest, mit der Dissertation und im Leben sowieso.


    Was ich sagen möchte: Vielleicht ist ein anderes Berufsfeld als das schulische Lehramt für dich geeigneter - ob es das bei dir scheinbar noch vorherrschende Bild der Alma Mater tut, ist eine andere Frage.


    LG, das_kaddl.

  • Zitat

    das_kaddl schrieb am 27.07.2006 05:42:Nur solltest du bedenken, dass es auch an Unis das Hauen und Stechen gibt ("publish or perish"), was m.E. noch schlimmer als im Referendariat ist. Immerhin musst du laut Hochschulrahmengesetz (und laut der Hochschulgesetze der Bundesländer) innerhalb von 12 Jahren eine reguläre Berufung auf einen Lehrstuhl (oder eine Junioprofessur, aber die hat ja keine Reputation in hocherlauchten wissenschaftlichen Kreisen :rolleyes:) vorweisen, sonst ist es mit der Karriere vorbei (es sei denn, du findest eine unbefristete wiss.Mitarbeiter-Stelle, die aber nur noch "Lehrkraft für besondere Aufgaben" heisst und deren Anzahl sehr rar sind). Aber auch an Unis bist du abhängig: von der "Kommission", die dich einstellt (und der Gleichstellungsbeauftragten begründen muss, keine Frau, sondern einen Mann eingestellt zu haben), von deinem Chef, dem Lehrstuhlinhaber, der über Wohl und Wehe deiner Dissertation bestimmt, letztlich hast du dort einen Zweitgutachter, der auch nicht alles abnickt. Du befindest dich in einem wenig geschützten Raum, über dem Dekan und Vizepräsident und Kanzler ständig ihre Blicke kreisen lassen, ob man denn nicht doch noch eine (deine!) Stelle kürzen könnte. Du sitzt auf einer 50%-Bat2a-Stelle (nichtpromovierte Mitarbeiter werden i.d.R. nur noch zu 50% angestellt - schau mal in den Stellenmarkt der ZEIT) und arbeitest zu 100%, weil du ja "vorankommen" möchtest, mit der Dissertation und im Leben sowieso.



    LG, das_kaddl.


    Von den Problemen an der Uni können meine ehemaligen Kollegen ein Lied singen, Freunde meiner Schwester krebsen auch ziemlich rum. Der Nachbar-Lehrstuhl von meinem ehem. Professor ist nun endlich auch besetzt worden. Beim "Vorsingen" wurde einem echt schlecht, wie mit den Kandidaten umgegangen wurde. Nun gibt es also den Nachfolger Nach dem neuen Hochschulgesetz gilt hier aber "Eingangsgehalt gleich Ausgangsgehalt" ..... weniger Nettoverdienst als eine Gymnasiallehrer.
    Andere dürfen am Seminar entgeltlos Proseminare etc. halten, sozusagen "für die Ehre".
    Meine andere Schwester will nun (anderer Fachbereich) auch promovieren und wollte dafür ihre Stelle kündigen und halbtags an der Uni arbeiten. Man bot ihr dann bei der Arbeit ebenfalls eine Halbtagsstelle an, die sich auf Anraten ihres Professors auch angenommen hat, da "an der Uni eine Halbtagsstelle keine Halbtagsstelle ist; Sie werden den ganzen Tag arbeiten müssen"
    Soviel auch zur Uni-Karriere.

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