Bewertung des Lehrers durch die Kinder (Grundschule)

  • Hallo!


    Dudelhuhn hat in dem Sekundar-Unterforum nach einem Evaluationsbogen für jüngere Schüler gefragt. Das hat mich auf den Gedanken gebracht, auch in meiner eigenen Klasse eine kleine Evaluation durchzuführen (bezogen auf mich als Lehrer und meinen Unterricht generell). Es ist zwar jetzt schon Ende des Schuljahres und ich werde die Klasse zwar nur vielleicht nächstes Jahr wieder bekommen, aber so manche Dinge sind halt nicht ganz so gut gelaufen, andere aber schon. Es würde mich wirklich interessieren, wie die Kinder das sehen und wohl auch in einer anderen Klasse weiter bringen.


    Es handelt sich jedoch erst um 3.-Klässler, die durchschnittlich begabt sind, eher schwächer als dass Spitzen dabei sind. Hat jemand Ideen, wie man einen solchen Fragebogen für die Kleinen aufbaut, oder hat jemand das sogar schon durchgeführt? Ich hätte ganz gerne zumindestens ein paar Anregungen, wie ich einen solchen Bogen aufziehen soll, denn ich weiß nicht so recht, wie ich da was genau fragen soll...


    Für eure Tipps und Ideen schon jetzt einmal recht vielen Dank!!


    Liebe Grüße


    Biene Maja

  • Meine Schüler durften mir zum Zwischenzeugnis ein Zeugnis schreiben, indem sie mir Noten in verschiedenen Kategorien gegeben haben und einen kurzen Text dazu schreiben durfen. Hat ihnen großen Spaß gemacht.


    Ungefähr vier Wochen später hatte unser Schulleiter (bäh!) die Idee, dass er eine interne Evaluation machen möchte und deshalb jeder Schüler einen Fragebogen ausfüllen soll. Das ganze sollte man dann ausgewertet abgeben, er hat dann eine Übersicht nach Klassen daraus gebastelt und man hat sich das ganze mal in einer Lehrerkonferenz angeschaut. Ich habe total gut abgeschnitten, weil ich die Schüler informiert hatte, dass das der Direktor sehen will (haben aber anscheinend auch die anderen Lehrer gemacht).


    Fragen bei dem Direktor-Bogen waren beispielsweise:
    - meine Lehrerin hilt mir, wenn ich Hilfe brauche
    - meine Lehrerin behandelt Mädchen und Jungen gerecht
    - bei unserer Lehrerin haben wir viel Spaß
    - bei unserer Lehrerin lernen wir viel
    - meine Lehrerin schimpft sehr oft
    - meine Lehrerin versteht mich, wenn ich Probleme habe
    - meine Lehrerin erklärt so, dass ich den Unterrichtsstoff verstehe
    - in meiner Klasse fühle ich mich wohl
    - in der Pause habe ich immer Kinder, mit denen ich Spielen kann
    - etc.


    Die Fragen, die ich zum Zwischenzeugnis hatte, waren in etwa ähnlich. Die hatte ich von einer CD aus dem AOL-Verlag (heißt Organisationshilfen für Lehrer oder so ähnlich)

  • Hallo juna,


    das klingt ja spannend. Haben die Schüler auf dem Bogen jeweils Kreuze (ja/nein) gemacht oder z.B. mit Zahlen ausgedrückt, dass die Lehrerin meistens nicht schimpft o.ä.?

  • Bei meinem "Zeugnis" haben die Schüler Noten drauf geschrieben, bei der Bewertung durch den Schulleiter mussten die Kinder Kreuze machen (sehr oft, oft, manchmal, selten, nie). Beim Direktor waren die Fragen so formuliert, dass manchmal "sehr oft" und manchmal "nie" die beste Antwort war, das war für manche Schüler sehr schwer (die haben zwanzigtausendmal nachgefragt) - für die stärkeren Schüler war es aber sicher eine bessere Kontrolle, damit sie nicht einfach imer "sehr oft" ankreuzen (tun sie aber meiner Erfahrung nach eh nie, sondern sie waren im Gegenteil eher sehr stolz, so eine Bewertung ausfüllen zu können und haben das ganze auch sehr gewissenhaft gemacht)

  • Danke für deine Ideen, juna. Den freien Text am Ende finde ich auch gut. Das mit dem Ankreuzen ist denke ich aussagekräftiger als Noten. Eine mittelmäßige Note beim Schimpfen beispielsweise könnte ja heißen, "sie schimpft zu viel" oder aber "sie schimpft zu wenig" (hieß es bei mir letztes Jahr öfters - allerdings halt in unregelmäßigen Gesprächen, nicht in einem "Zeugnis"), auf jeden Fall nicht im erforderlichen Maß.
    Ich hoffe, dass meine da nicht überfordert sind..


    Hast du sie ihre Namen drunter schreiben lassen?

  • Ich habe zweimal eine Evaluation durchgeführt und war erstaunt, wie hochmotiviert die Schüler waren. Ich habe das mit den Noten auch überlegt, mich aber dagegen entschieden, ich setzte lieber Antwortvorgaben mit genaueren Angaben zum Ankreuzen ein, für fast jede Frage ließ ich eine Zeile frei, damit man was reinschreiben konnte, wenn die Antwortvorgaben nicht passen sollten.


    Antwortvorgaben wie "immer", "oft", "manchmal", "selten", "nie" sind aber in der Tat nicht so einfach, für meine 5. Klasse war das schon die Grenze, aber noch zu schaffen. Wichtig finde ich auch die Antwortvorgaben "weiß ich nicht" oder "ist mir egal", so ist die Gefahr, dass die Schüler Fragen auslassen, viel geringer und du musst nicht grübeln, warum sie die Frage ausgelassen haben.


    Ich würde es auf jeden Fall anonym machen und die Anonymität auch ausdrücklich betonen, so bekommst du ehrliche Antworten. Außerdem erkennst du sie ohnehin an der Schrift. ;) Ich machte es allerdings so, dass die Schüler andere für sich schreiben lassen konnten, damit ich die Fragebögen nicht an der Schrift erkannte. Aber keiner meiner Schüler machte Gebrauch davon, einige schrieben sogar von allein ihre Namen drauf, so dass es bei den restlichen Fragebögen nicht schwer herauszufinden war, wer sie ausgefüllt hatte. Allerdings habe ich in der Sonderschule auch nur wenige Schüler. Außerdem erkennt man die Schüler auch teilweise an den Antworten.


    Ich würde die Umfrageergebnisse auswerten und später im Unterricht alle interessanten Antworten räsentieren, das kommt supergut an, so entsteht eine Diskussion, du erfährst auch nebenbei, wer was ausgefüllt hat, wie die Fragen verstanden wurden und warum diese oder jene Antwort zustande kam.


    Ich finde übrigens differenzierte Wie-Fragen besser als Schwarz-Weiß-Fragen, also nicht "Meine Lehrerin schimpft mich/uns oft" (stimmt, stimmt oft, stimmt nicht, ...), sondern "Wie oft schimpft deine Lehrerin dich/euch?" (oft, selten, manchmal, ...), ich kann da aber nur für die Hauptschulstufe sprechen und nicht für Grundschüler.


    Es kann auch hilfreich sein, den Fragebogen oder einzelne Fragen vorher am Overheadprojektor zu besprechen, ehe man den Bogen austeilt.


    Ganz, ganz wichtig finde ich den Hinweis, dass man den Schülern versichert, dass sie keine unangenehmen Konsequenzen zu befürchten haben, wenn sie dich negativ beurteilen. Bei meiner ersten Evaluation fragte mich eine Schülerin, ob ich schimpfe, wenn sie was Schlechtes schreibt. *schluck* Aber ihre Beurteilung über mich fiel insgesamt sehr gut aus. :) Bei der zweiten Evaluation schrieb ich explizit auf den Fragebogen, dass ich nicht schimpfen werde, wenn sie mich schlecht beurteilen. So fielen die Ergebnisse der zweiten Evaluation insgesamt schlechter aus (aber es gab auch viele sehr positive Kommentare), dafür weißt du, woran du bist. Nutze die Chance und wir Lehrer müssen auch Kritik aushalten können. :) Am Ende des Schuljahres würde ich vielleicht nochmal eine Evaluation durchführen, ob die Schüler eine Verbesserung bemerkt haben; die Sommerferien beginnen in Bayern ja recht spät.


    Ich würde die Schüler auch darum bitten, den Fragebogen ALLEIN auszufüllen, denn bei der ersten Evaluation sprachen sie sich teilweise untereinander ab und so gab es viele identische Antworten, deren Authentizität ich zum Teil bezweifelt habe. Sie hatten wohl Angst, mich zu verletzen oder geschimpft zu werden. Ich habe den Schülern deshalb beim zweiten Mal nochmal ganz deutlich erklärt, dass es mir allein darum geht, wie ich meinen Unterricht besser machen kann, und dass es mir deshalb hilft, wenn sie Verbesserungswünsche äußern.


    Was angenehmer ist als Kritik ist die Möglichkeit, Wünsche zu formulieren, also z.B.:


    - Ich wünsche mir mehr Texte zum Lesen.
    - Meine Lehrer soll mehr Bilder einsetzen.
    - Ich möchte mehr Einzel-/Partner-/Gruppenarbeit machen.
    - Ich möchte mehr/weniger schreiben.
    - Ich möchte mehr/weniger diskutieren.


    usw.


    Wenn du Interesse hast, suche ich dir einige Fragen zusammen, die ich gestellt habe.
    Ich habe aber bald meinen UB und kann nicht versprechen, ob ich das noch in den nächsten Tagen schaffe.

  • @ Powerflower:
    Das wäre super, wenn du mir das raussuchen könntest. Ich bin die nächsten beiden Wochen sowieso kaum in der Schule (Seminarfahrt, Fortbildung), so dass ich sowieso erst spät dazu kommen werde. Hört sich gut an, was du schreibst.


    Du hast jetzt noch UV?? Du Arme! Viel Glück dafür!


    Liebe Grüße!

  • Ich kram diesen Thread nochmal raus.


    Am Mittwoch gibt es bei uns in Ba-Wü Zeugnisse. In meinen letzten Klassen habe ich die Schüler auch immer ein Zeugnis für mich schreiben lassen. Nun möchte ich das in meiner 1. Klasse auch gerne machen. Hat jemand zufällig eine Vorlage für mich? Bin unschlüssig wie ich das für die Kleinen machen soll.


    Gruß Annette

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