Einblicke in die Auswahlkommission

  • Zitat

    Hermine schrieb am 22.06.2006 21:51:
    Hermine schrieb am 22.06.2006 21:51:
    Silas, wenn du schon das Ref nicht machen willst- dann mach bitte wenigstens ein Praktikum.
    Es gibt schon zuviele, die zu spät festgestellt haben ,dass Theorie und Praxis gerade in der Schule sehr weit auseinander klaffen.


    Liebe Grüße
    Hermine


    Wenn du es schon wagst, ;) mich zu kritisieren, dann lies doch bitte, was ich geschrieben habe. Ich sagte ja selbst, dass ich das Referendariat für besser halte als den Direkteinstieg. Aber das Finanzielle pressiert. Ok?

  • Ich möchte mich Silas anschließen.
    Theorie und Praxis haben im Referendariat oftmals sehr wenig miteinander zu tun.


    Ich kann aus eigener Erfahrung berichten, dass effektives, produktives, selbstständiges Arbeiten kein Garant für die Bewältigung der möglichen "multi" Belastungen des Schulalltags sind.
    Mir hat mein Pädagogik Prof. nach dem 1. Staatsexamen auch eine Promotion vorgeschlagen. Ich habe auch acht Jahre Berufserfahrung und dachte, ich könnte sehr viel leisten. Aber ich musste feststellen, dass das Referendariat eine andere Form der Auseinandersetzung fordert und leider auch einen hohen Anteil Fremdsteuerung beinhaltet. Gerade für jemanden, der eigenes Arbeiten gewohnt ist eine manchmal schwierige Situation.
    Ich stehe jetzt kurz vor der Prüfung und kann im nachhinein nur sagen, dass es gut war nicht nebenbei zu promovieren. Und das, obwohl ich verrückterweise bislang nur positives Feedback seitens der Schüler, der Schule und des Seminars bekommen habe.
    Aber wenn ich allein an den Faktor Gesundheit denke, hätte mich jede "Mehrbelastung" zu den "U- 40" Herzinfarkt Kandidaten gebracht...

    Was eine Didaktik Promotion angeht kann ich ich Hermine anschließen. Ich denke nicht, dass es sich vor den ersten Gehversuchen anbietet bereits Laufschuhe zu bestellen.
    Der Vergleich ist nicht abwertend gemeint, sondern einfach eine ehrliche Meinung....


    Viel Erfolg!!!

  • Ganz ehrlich Silas, ich weiß nicht, woher du dieses Selbstbewusstsein nimmst. Ich bin der Meinung, dass jemand, der in der Schule arbeitet und jungen Menschen, egal welchen Alters, etwas beibringen will und soll, eine fundierte Ausbildung braucht. Schön ist es natürlich, wenn er aus seiner Person heraus, noch andere Talente mitbringt. Mich nervt schon, dass Refrendare im BDU eigenverantwortlich und ohne Betreuung sind und andere Menschen vorwärts bringen sollen. Kein Busfahrer darf ohne Führerschein Leute transportieren. Kein Arzt muss nach einem halben Jahr ohne "Beistand" operieren...


    Irgendwie stört es mich auch, dass du den Weg in die Schule nur zur eigenen Sicherheit zu finden scheinst... Das sage ich sowohl aus meinen Erfahrungen als Lehrerin und als Mutter.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Silas,


    wenn du es schaffst neben dem Ref zu promovieren, machst du m.E. eins von beiden nicht richtig. Wer sich wirklich engagiert ins Ref "stürzt" sitzt in der Regel laaaaange am Schreibtisch um vor- und nachzubereiten, etc. Nach der Schule, wo man sich außerhalb der eigene Unterrichtsverpflichtung auch noch engagieren sollte...


    Ich wüsste nicht, wo da noch Zeit für eine Doktorarbeit wäre. ?(


    Außerdem gehts mir wie Sturz: es stößt mir etwas sauer auf, dass du offensichtlich nur notgedrungen in die Schule gehen willst und dir vorstellst, das mal eben fix abzureißen, ohne über eine qualifizierte Ausbildung zu verfügen.


    Melosine

  • So, nochmal eine Anmerkung zum ursprünglichen Thema "Auswahlgespräch".


    In den letzten Tagen hatte auch Leute aus meinem Bekanntenkreis Vorstellungsgespräche- in der Wirtschaft, wohlgemerkt. Die Unternehmen nahmen sich für die Bewerber weitaus mehr Zeit, 2 Stunden sind nicht außergewöhnlich. Die Bewerber mussten nicht nur kleine Vorträge halten, deren Inhalte man sich zur Not noch aus den Fingern saugen kann, sondern die Leute wurden auf Herz und Nieren getestet. Auf Deutsch: vor den Computer, und dann programmier mal, auf los geht's los! Oder, in der IT-Branche "Was ist Polymorphie?" Das weiß man entweder, oder man packt ein, labern geht da nicht. Da hatte ich es in meinen Vorstellungsgesprächen deutlich leichter, weil ich mit viel geringerem Aufwand noch ganz gut verkaufen konnte- zumindest ohne Schwächen zu zeigen.


    Ich will diese Vorstellungsgespräche in der Wirtschaft nicht in den Himmel loben. Man wird unter Druck gesetzt und teilweise auch relativ Intimes gefragt. Aber für die Firmen bringt es bestimmt etwas. Und ja, ich bin mir darüber im Klaren, dass man das nicht 1:1 auf die Schulen übertragen kann.


    Aber: Man könnte sich schon auf weniger Bewerber beschränken und sich diesen dann intensiver widmen. Das beinhaltete dann auch, dass man mehr fordert, als eine reine Selbstdarstellung.

  • Genau das ist der Punkt.
    Wenn du ein Vorstellungsgespräch in der freien Wirtschaft hast, bewirbst du dich i.d.R. auch für einen Job in dem du Fachwissen/ Erfahrung hast. Dann bist du in der Lage auf Fragen auch die "richtigen" Antworten zu geben. In der Kurzform lässt sich das auf das Auswahlgespräch bei Lehrern übertragen. Man spürt m.E. doch sehr schnell, inwieweit ein Kandidat sich bereits mit pädagogischen konzepten auseinandergesetzt hat.
    In einem 20 Minuten Gespräch über "mein pädagogisches Selbstkonzept" in Anlehnung an das entsprechende Schulprofil ist dieses ebenfalls möglich, wenn - wie gesagt - auch nicht das Non-Plus-Ultra.
    Aber es geht, ich habe es auch nicht geglaubt. Ebensowenig, wie zu Beginn des Referendariats die Tatsache, dass mich Seminarleiter beurteilen können, wenn sie mich nur alle paar Wochen in der Schule sehen. Aber auch hier musste ich meine Meinung größtenteils revidieren....

  • Also eine Bekannte und Kollegin hat die vor dem Ref begonnene Promotion während des Refs weitergeführt. Den Abschluss hat sie aber erst im zweiten Jahr ihrer Festanstellung hingekriegt und ihr Doktorvater war wohl stellenweis nervig, weil natürlich das Ref vorging.


    Man kann das Ref schon so organisieren, dass man für anderes Zeit hat. Wenn man die ganze gewonnene Zeit dann aber noch in Arbeit stecken muss, kann das m.E. nicht laufen. Denn im Schulalltag taugen unausgeruhte, abgearbeitete Kollegen in vielen Situationen nicht viel.


    Also,wenn dein Doktorvater das mitmacht, kannst du es ähnlich wie meine Bekannte machen oder du wirst erleben, was Schule, Ausbildungs- und Prüfungssituation dir noch an Möglichkeiten lassen.


    Nett, dass im anderen Bereich drew als Direkteinsteiger seine Erfahrungen schildert:


    Zitat


    Einen Arbeitsplatz (entsprechend DIN und gesundheitl. Richtlinien) hat man als Lehrer nicht. Dadurch arbeitet man meist zu Hause. Nicht nur die Wohnung sondern das gesamte Leben "verschmilzt" dadurch mit dem Beruf. Lehrer ist man nicht so-und-soviel Stunden am Tag, sondern 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr. Will man mal so richtig abschalten, dann sollte man von zu Hause weg fahren. Weit weg. Einen Urlaub daheim rate ich keinem
    [...]
    Da ich vorher in einem relativ grossen Betrieb mit relativ gleichmäßigem Arbeitsaufkommen tätig war, erstaunten mich die Schwankungen im Lehrerberuf sehr. Ein Lehrer hat (meistens) nahezu unbegrenzte Gleitzeit, damit meine ich "wenige kurze Kernzeiten".
    Das führt dazu, dass es manchmal "Flauten" gibt, aber auf der anderen Seite Stosszeiten (z.B. in Prüfungszeiträumen), in denen man ein paar Wochen lang mal 12-15 Stunden am Tag einschliesslich Sonn- und Feiertags arbeitet. Da gibt's keinen Betriebsarzt, der irgendwann daheim klingelt und einem den Stecker aus dem PC zieht. In einer Beziehung kann dieser Umstand viel Toleranz vom Partner abverlangen.


    Noch ein Wort zum Direkteinstieg: Macht mir das bitte nicht schlecht. Bei einer Unterrichtsverpflichtung von 10 und dann 20 Stunden im 2. Jahr ist die Belastung noch höher als im Ref und trotzdem belegen die Kollegen die gleichen Kursstundenzahlen in Pädagogik, Fachdidaktik und Schul- und Beamtenrecht.


    edit: Zum letzten Beitrag: Schulen sind keine Unternehmen. Wir haben keine Personalabteilung und müssen uns jede Stunde für die Einzustellenden irgendwie aus den Fingern saugen. Gleichzeitig soll natürlich kein Unterricht ausfallen und bei uns liegen noch auf dem Termin Prüfungen im Haus...

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

  • Timm: Danke für deine Schilderung.


    regloh
    Da bin ich komplett anderer Meinung als du. Nur durch ein reines 25 min-Gespräch, in ein Bewerber Laberfragen (sorry, aber ist so), beantworten muss, kann man keine Persönlichkeit bewerten. Bei mir war es so, dass die Mitglieder der Auswahlkommission ihre Fragen in einer Schule sogar vom Blatt ablasen! Mann, da war ich aber enttäuscht.


    Bei Bewerbern mit 2. Staatsexamen meiner Meinung nach ist die Lehrprobe das probate Mittel- nichts anderes.

  • Und warum sollte man dann noch Bewerber ohne 2. Staatsexamen auswählen?


    Ich bin gespannt, ob du nach dem Referendariat genauso denkst. Ich hatte eine änliche Meinung

  • Zitat

    Da hatte ich es in meinen Vorstellungsgesprächen deutlich leichter, weil ich mit viel geringerem Aufwand noch ganz gut verkaufen konnte- zumindest ohne Schwächen zu zeigen.


    Ich mag mich jetzt ja täuschen, aber der Thread ging doch auch darum, wie du dich noch besser vorbereiten kannst, weil du es ja offensichtlich im Gespräch nicht gebracht hast. Und ob da das fehlende 2. StEx der ALLEINIGE ausschlaggebende Punkt war, steht noch in den Sternen....


    Wenn du alles so gut im Griff hast, neben dem bißchen Ref auch noch promovieren kannst (und nein, nicht alle Refs kommen direkt von der Uni!!!), dann brauchst du unsere Meinung doch wohl nicht mehr, oder?


    Ach, ich würde evtl. noch kellnern gehen nebenbei, damit verdienst du ein paar Euro zu dem mickrigen Ref-Gehalt.


    Sorry, wenn der Beitrag jetzt nicht gerade sachlich war, aber ich konnte mich gerade nicht beherrschen.....

  • Hallo Silas,
    die Fragen mussten bei uns auch vom Blatt abgelesen werden, damit man wirklich alle Bewerber dasselbe fragt. Sonst hätte einer hinterher klagen können, sagte uns die Gleichstellungsbeauftragte. Ich war vom Personalrat dabei und habe dann auch allen die gleichen Fragen gestellt. Schon irgendwie komisch. Aber es ist wohl so üblich.
    Gruß venti :)

  • Zitat

    regloh schrieb am 22.06.2006 23:05:
    Und warum sollte man dann noch Bewerber ohne 2. Staatsexamen auswählen?


    Tout simple:
    Weil es in den schweren Naturwissenschaften nicht genügend Leute gibt, die 2. Staatsexamen haben.


    Der Bedarf an Lehrer für Naturwissenschaften könnte sonst schlicht und einfach nicht gedeckt werden. Ich sehe das so, dass man von Seiteneinstiegern ein kurzes Praktikum verlangen können. Wäre fpr mich wohl auch besser gewesen.


  • Äh, hallo?


    Komm mal bitte wieder die sachliche Ebene zurück. Nur weil du anderer Meinung bist als ich, heißt das nicht, dass du mich jetzt perönlich angreifen kannst.


    Ich habe hier niemanden persönlich angegriffen. Meine Meinung darf ich aber äußern, auch wenn sie nicht deiner Denke entspricht.


    Von einer Deutschlehrerin erwarte ich da schon ein Mindestmaß an Streitkultur!

  • Silas,


    stimmt schon! Nur bin ich keine Deutschlehrerin.


    Außerdem scheint es mir, willst du darauf hinaus, dass 1) das Auswahlgespräch in der Schule schlecht ist, im Gegensatz zu dem in der freien Wirtschaft, dass 2) du den Lehrerberuf nur als Notlösung nimmst (sowohl von deinem Zeitaufwand, als auch deiner eigentlichen Zukunftsidee, nämlich der wissenschaftlichen Arbeit an der Uni), und 3) den anderen Refs entweder schlechtes Zeitmanagement und/oder mangelnde Fähigkeiten unterstellst, dass die eine Promotion nicht mal so "nebenbei" machen können.


    Tut mir leid, aber wenn Meinungen offensichtlich so feststehen (auch das hatten wir schon in anderen Threads) lohnt die Diskussion nicht.


    Das der Post nicht auf einer sachlichen Ebene verlief -- den Schuh ziehe ich mir an. Stehe aber trotzdem von der Kernbotschaft hinter dem von mir Geschriebenen.


    Dennoch hoffe ich, dass du in der Schule, der Uni, oder wo auch immer dein Lebensweg dich hinführt (The Lord works in mysterious ways!!), du dein Glück findest!


    Liebe Grüße
    Tina

  • Äh, liest du auch ab und an Beiträge, bevor du zum verbalen Schlag ausholst?


    Ich bleibe jetzt trotzdem mal sachlich und versuche, dir argumentativ zu antworten.


    Zitat

    Tina_NE schrieb am 22.06.2006 23:59:
    1) das Auswahlgespräch in der Schule schlecht ist, im Gegensatz zu dem in der freien Wirtschaft,


    Ich schrieb doch, dass ich Vorstellungsgespräche in der Wirtschaft für den Bewerber nicht gerade angenehm empfinde (s.o. man wird unter Druck gesetzt etc).


    Ich wollte sagen: Firmen nehmen sich mehr Zeit für die Auswahl der Bewerber. Meiner Meinung nach sollte auch die Einstellung an den Schulen nicht nur auf guter Selbstdarstellung beruhen. Du glaubst es vielleicht nicht, aber es gibt bestimmt auch Leute, die gute Lehrer sind, aber die Selbstdarstellung nicht so drauf haben (Nervosität etc).


    Deshalb mein Vorschlag: Lehrproben verlangen.


    Zitat


    dass 2) du den Lehrerberuf nur als Notlösung nimmst (sowohl von deinem Zeitaufwand, als auch deiner eigentlichen Zukunftsidee, nämlich der wissenschaftlichen Arbeit an der Uni),


    Sagen wir es mal so, ich will mich absichern.
    Aber viele Leute gehen mit dieser Motivation (Sicherheit) in den Lehrerberuf. Auch in einem Forum haben viele nicht den Schneid, das offen zuzugeben.
    Insofern bin einfach nur ehrlich!


    Das heißt aber nicht, dass mich die Arbeit mit Kindern nicht reizt. Im Gegenteil, Motivation ist auch, dass ich wieder mehr mit Menschen arbeiten will. Ich mag Kinder, ob du's nun glaubst oder nicht.


    Zitat


    und 3) den anderen Refs entweder schlechtes Zeitmanagement und/oder mangelnde Fähigkeiten unterstellst, dass die eine Promotion nicht mal so "nebenbei" machen können.


    Hm, ich find's einfach nur schade und traurig, dass es dir nicht um Gedankenaustausch geht, sondern du in deiner Aversion gegen mich Streit suchst.
    Ich habe hier niemandem mangelnde Fähigkeiten unterstellt. Ich will von Lehrern/Reffis lernen, um mich zu optimieren.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    , liest du auch ab und an Beiträge, bevor du zum verbalen Schlag ausholst?


    Hm, finde ich persönlich nicht sehr sachlich. Außerdem muss ich dich enttäuschen, wenn bei dir nur das Finanzielle pressiert, solltest du dich ganz schnell vom Lehrerberuf verabschieden. Wenn man mal aufrechnet, wie viel Geld für Materialien, Kopieren, Arbeitsmittel (PC etc.), dann ist die Bezahlung auf einmal gar nicht mehr so doll. Und den Lohnsteuerausgleich kann man nur einmal im Jahr machen...
    Nimm es mir bitte nicht übel, aber ich h a b e mir durchaus alle deine Beiträge durchgelesen und bekomme immer mehr das Gefühl, das unten schon angesprochen wurde:
    Der Lehrerberuf ist eine Notlösung für dich-
    wenn du das allerdings bereits beim Jobanfang die einzige Motivation ist-
    lass es!!! So endest du nur als verbiesterter, verbitterter Lehrer und die Schüler werden dir das ganz bestimmt nicht danken.


    Zitat

    Aber viele Leute gehen mit dieser Motivation (Sicherheit) in den Lehrerberuf. Auch in einem Forum haben viele nicht den Schneid, das offen zuzugeben.
    Insofern bin einfach nur ehrlich!


    Das halte ich für bloße Unterstellung und Unsinn. 90% der Beiträge sind Bitten um Hilfen, wie man den Unterricht optimieren könnte, warum sollte jemand, der kein richtiges Interesse an seinem Beruf hat, solche Fragen stellen?
    Gehen wir doch jetzt mal vom Optimalfall aus: Du bekommst also doch noch sofort eine Stelle im Schuldienst und promovierst nebenher.
    Stellst dann aber fest, dass die Arbeitsbelastung doch sehr groß/ vielleicht zu groß ist- würdest du dann hier wieder im Forum auftauchen und das zugeben?- das wäre meiner Meinung nach richtiger Schneid!
    Lg
    Hermine
    PS: Genau um solche "Auswahlgespräche" am Fließband zu vermeiden und meiner Meinung nach bringen Lehrproben (mal eine Stunde, die der Kandidat evtl.mit einem Monat Vorlauf planen konnte, entspricht absolut nicht den normalen Unterrichtsansprüchen) auch nicht viel- gibt es den Direkteinstieg in dieser Form in einigen Bundesländern überhaupt nicht. Jeder, der fest in den Schuldienst will, muss durchs Referendariat.

  • Ich wage auch zu bezweifeln, ob Kandidaten, die bei einem Gespräch schon so nervös sind, dass das ihre Einstellungschancen verschlechtert unbedingt bei einer Lehrprobe vor einer unbekannten Klasse besser abschneiden???


    LG
    Tina

  • Zitat

    Du glaubst es vielleicht nicht, aber es gibt bestimmt auch Leute, die gute Lehrer sind, aber die Selbstdarstellung nicht so drauf haben (Nervosität etc).


    Deshalb mein Vorschlag: Lehrproben verlangen.


    Ich wiederhole jetzt nicht das, was Tina_NE in ihrem letzten Post gesagt hat, pflichte ihr aber bei: warum sollte man bei einer Bewerbungslehrprobe weniger nervös sein als bei einem Auswahlgespräch? Verstehe ich nicht. Ich bin vor Lehrproben immer schrecklich nervös.


    Mich würde aber in diesem Kontext etwas interessieren: Timm hat aber irgendwann in diesem Thread gesagt, dass an seiner Schule Bewerber Lehrproben abhalten müssen. Mich würde ehrlich interessieren, wie das organisiert ist. Habt Ihr dann eine Klasse parat, die der Bewerber zu einem bestimmten Thema unterrichten muß? Gibt es einen Reihenkontext? Wie reagieren die Klassen darauf?


    Finde ich sehr spannend.

  • Hallo Silas,


    du schlägst also selber Lehrproben als Auswahlkriterium vor?
    Aber dann fällst du ohne eine profunde Ausbildung doch von vorneheirein durch das Raster.
    Ohne entsprechende Ausbildung ist es einfach schwer nachvollziehbar, welche Anforderungen an einen guten Lehrer gestellt werden - und das ist kein persönlicher Mangel sondern wie in der Wirtschaft. Man sucht sich die bestmögliche Person.
    Nervösität und Aufregung sind nicht gleichzusetzen mit mangelnder Kenntnis oder Befähigung.
    Ich glaube, dass niemand bestreitet, dass der Zeitfaktor sehr optimierungsbedürftig ist. Dennoch kannst du sicher auch in einem Gespräch deines Fachgebietes recht schnell feststellen, ob du es mit einem adäquaten Gesprächspartner zu tun hast. Es sind doch Erfahrungswerte. Ich weiß, dass sich der bürokratische Apparat nur langsam ändert, aber ich könnte mir vorstellen, wenn über Jahre aufgrund der Einstellungsverfahren nur unfähige Lehrpersonen eingestellt worden wären, dann würde auch das Verfahren anders laufen.
    Zu deiner Aussage, dass viele den Beruf Lehrer immer noch als Sicherheit wählen kann ich zustimmend sagen, dass das leider wirklich noch weit verbreitet ist. Das haben wir gerade bei einer Umfrage in unsrem Studienseminar festgestellt. Es ist aber nicht der richtige Weg - es kann ein Entscheidungskriterium sein, sollte aber nicht die Hauptmotivation ausmachen...


    viele Grüße

  • Zitat

    Timm schrieb am 21.06.2006 23:26:
    Ich kann nur sagen, wie es bei mir läuft. Ich kenne da keine Vorgaben der Schulleitung oder des RP: Der angehende Kollege geht einen Tag mit und hospitiert. Dann sucht er sich einer Klasse aus diesem Tag aus und gemeinsam bereiten wir dann die Stunde vor.


    Bei Direkteinsteigern, die ja noch nie vor einer Klasse standen (die ich aber nicht habe) geht es eigentlich nur darum, ob die prinzipiell mit Schülern zurechtkommen.


    Kurz zur Klärung: In Baden-Württemberg sind Direkteinsteiger Kollegen mit abgeschlossenem Ingenieursstudium an einer Uni oder FH und Berufserfahrung. Sie unterrichten mindestens ein berufsspezifisches Fach, sind also keine (reinen ) Allgemeinbildner. Ohne Direkteinsteiger könnten wir die BS zumachen, da es kaum Studenten der entsprechenden Lehramtsstudiengänge gibt.
    Direkteinsteiger werden sowohl über das Listen als auch über schulscharfe Verfahren eingestellt. Hermines Einwand verstehe ich nicht, da sie hier eine seltsamen Zusammenhang zwischen Direkteinstieg und schulscharfem Verfahren zieht...


    Die angehenden Kollegen, die sich schulscharf bewerben, müssen in der Tat eine Probestunde halten, ohne dass sie je pädagogisch oder didaktisch gebildet worden sind. Wie der Ablauf ist, werde ich nächste Woche erfragen.
    Warum die Probestunde: Die Direkteinsteiger müssen sofort mit einem 10h Deputat im Einstellungsschuljahr unterrichten, es gibt lediglich einen kompakten Crashkurs, dafür ist aber die Mentoren-"Schützlingsbeziehung" bei uns besonders ausgeprägt, d.h. für die ersten Monate bekommen die neuen Kollegen reichlich Material, Tipps und Feedback. Nun möchte natürlich die SL schon gerne wissen, wie sich jemand prinzipiell vor einer Klasse schlägt, denn die Situation wird zu Schuljahresbeginn nicht anders sein.
    Nochmal zur Qualität der Direkteinsteiger: Sie weisen am Ende der zwei Ausbildungsjahre (die, wie ich betonte, die gleichen Stunden an Seminarunterricht wie bei den Refs beinhalten) m.E. keinen Unterschied zu den Refs auf, haben aber den Vorteil, dass sie praktische Erfahrung und neue Blickwinkel in den Unterricht bringen.


    Ich habe ja nur mit Allgemeinbildnern zu tun: Die haben ein abgeschlossenes Ref und kommen normalerweise eher über die Liste. Wie es sonst läuft, steht oben.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

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