Total gefrustet - Schüler hören einfach nicht

  • Hallo zusammen!


    Ich muss mal meinen Frust ablassen: "Meine" Fünftklässler (Hauptschule) hatten heute für die Hausaufgabenbetreuung keine Hausaufgaben auf, weil sie morgen eine Englischarbeit schreiben. Ich hatte mit der Klassenlehrerin und der Fachlehrerin abgesprochen, das ich mit ihnen für diese Arbeit übe. Dafür hatte ich mir extra die Arbeit angesehen und passende Übungsaufgaben aus dem Buch rausgesucht. Außerdem wollte ich sie noch mal auf einige Stolpersteine hinweisen.


    Die Schüler fanden das auch erst mal ganz toll, aber sobald wir in der Klasse waren, haben fünf von acht Schülern den Aufstand geprobt. Sie waren laut, haben mit Kreide rumgeschmissen, haben die Fenster aufgemacht und Sachen rausgeschmissen, wollten nicht arbeiten ("Wir haben ja keine Hausaufgaben auf."), haben die Tische und Tafel bemalt u.s.w.


    Ich bin zur Zeit gesundheitlich ziemlich angeschlagen und konnte mir gegen den Lärm kein Gehör verschaffen. Also habe ich ein Kind zum Direx geschickt um ihn holen zu lassen. Der hat ihnen dann auch erst mal einen "Einlauf" verpasst, ihnen erklärt, dass sie doch die Gelegenheit zum Lernen nutzen sollten und einen, der ihn ausgelacht hat gleich mit aus der Klasse genommen.
    Kaum war der Direx draußen meinten zwei Schüler einen Lachanfall bekommen zu müssen und haben die Anderen damit wieder aufgestachelt.


    Morgen werde ich ein Gespräch mit der Klassenlehrerin führen und sie wissen auch, dass sie Ärger bekommen. Aber was nützt mir das? Sobald sie Ärger von einem "richtigen" Lehrer bekommen werden sie ganz klein und sobald ich mit ihnen alleine bin, geht der Terror wieder los.


    Was mache ich falsch? Ich wollte ihnen doch nur etwas Gutes tun und noch mal gezielt für die Arbeit üben. Bin ich eigentlich blöd? Wozu mache ich mir die Arbeit? Ist es meine Englischarbeit oder deren?


    Außerdem wird mir von denen, die (wohl aber auch bei anderen Fachlehrern) dauernd Probleme machen vorgeworfen, ich würde einige Kinder bevorzugen. Ich habe schon darauf geachtet, aber ich kann doch niemanden anmeckern, der nichts gemacht hat bzw. meinen Aufforderungen nach dem ersten Mal folgt. Es sind halt immer die gleichen Kids, die ärger machen und auch die gleichen Kids, die sich vernünftig betragen.


    Ich weiß wirklich nicht mehr, was ich mit den Kids noch machen soll und komme mir einerseits unfähig, aber andererseits auch verarscht vor.


    Frustrierte Grüße


    Finchen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Finchen!


    Den einzigen Fehler, den Du machst, würde ich darin sehen, dass Du die Sache - so wie Du sie darstellst - auf Dich und Deine Person beziehst, d.h. Du es persönlich nimmst.


    Der erste Schritt, damit es Dir besser geht, besteht darin, den Fehler nicht ausschließlich bei Dir zu suchen. Die Schüler reagieren so, weil Du Lehrerin bzw. Referendarin bist - und nicht weil Du die Person Frau XYZ bist.


    OK, Selbstreflexion und Selbstkritik sind sicherlich wichtig und in unserem Beruf mehr als angebracht, aber ist Dir schon mal der Gedanke gekommen, dass die Schüler aus welchen Gründen auch immer "einen schlechten Tag hatten"? Du schreibst, dass Du ja nicht die einzige bist, wo das passiert.


    Und noch eine Sache:
    Als Lehrer ist es sicherlich schön, von den Schülern gemocht zu werden bzw. zu wissen, dass die Schüler eine positive Meinung über Dich haben. Davon darfst Du Dich nicht abhängig machen. Im Zweifelsfall bist Du nun einmal der "Feind". Und als Lehrer ist man immer in den Augen von einigen Schülern ungerecht - Gerechtigkeit wird immer subjektiv empfunden, und es ist ein Trugschluss zu glauben, dass man 100%ig gerecht sein kann.


    Zur Not lässt Du die Schüler eben einmal gegen die Wand bzw. ins offene Messer (= keine Vorbereitung mehr für Klassenarbeit) laufen. Dann werden sie es sich zweimal überlegen.


    Gruß
    Bolzbold

  • Kurz zu meiner Position in der Klasse:
    Ich bin noch Studentin, aber als Honorarkraft an der Schule angestellt. Jetzt in den Semesterferien bin ich aber auch oft so in der Klasse mit im Unterricht.


    Die Klassenlehrerin ist super nett, bezieht mich mit ein und gibt mir ab und zu die Möglichkeit selber zu unterrichten. Solange sie mit in der Klasse ist, ist das auch überhaupt kein Problem, aber sobald ich mit den Schülern alleine bin...

    • Offizieller Beitrag

    Ah, OK, das war mir irgendwie nicht so klar, dass Du noch Studentin bist.


    Nun, dann hast Du in der Tat eine schwierigere Position als beispielsweise Referendare oder fertige Lehrer.


    Das einfachste Mittel wäre, wenn die Klassenlehrerin den Schülern klipp und klar sagt, dass sie erwartet, dass sich die Schüler, wenn sie nur bei Dir sind, genauso (gut) benehmen wie bei ihr und dass entsprechendes Fehlverhalten der Schüler von Dir gemeldet wird und das Konsequenzen haben wird.


    Ansonsten hast Du in der Tat nicht viel Handhabe, denn an der Schule wird Autorität (leider) immer noch zu oft über das "Amt", das man innehält, geschaffen (und die Schüler erkennen mitunter auch nur das an) und weniger über die Persönlichkeit.


    Gruß
    Bolzbold

  • Hallo Finchen!
    Weil die Schüler wissen, dass Du Dir bisher "die Butter vom Brot nehmen" ließest, tu etwas Überraschendes!!! Lass sie Dir NICHT MEHR vom Brot nehmen!!!


    Das schockt JEDES kleine "Monster" und diesen Schock nutze aus! Fahre dann RUHIG mit dem Unterricht fort und ermahne schon bei KLEINSTEN Störungen mit lauterer Stimme! Lass nichts mehr durchgehen, sonst wird die Grundlautstärke der Klasse wieder lauter. Es MUSS absolut still sein.
    Das heißt NICHT Kadavergehorsam, sondern ist die Voraussetzung dafür, dass man Dir zuhören kann.
    Andererseits MUSST Du Deinen Unterricht so vorbereiten, dass er interessant ist. Dann WOLLEN Dir die Schüler auch zuhören und ermahnen ihre Mitschüler, die das Zuhören stören ganz allein.


    Lies auch mal hier zum Thema Unruhe: http://www.lehrerforen.de/oldforum.php?topic=100675799644


    Nutze die Suchfunktion, lies die vielen Beiträge, die es dazu gibt, jedoch übergehe die "Kuschel- und Belohnungsbeiträge"!
    Ich schreibe das darum, weil meine zierliche Ehefrau selbst riesige Kerle klein werden lässt, nur eben nicht durch Kuscheln. ERST DANN, WENN die Störer besser geworden sind, ERST DANN kann man belohnen. Oder bekommst Du ohne Leistung Dein Honorar?

  • Zitat

    Bolzbold schrieb am 23.03.2006 17:03:
    Das einfachste Mittel wäre, wenn die Klassenlehrerin den Schülern klipp und klar sagt, dass sie erwartet, dass sich die Schüler, wenn sie nur bei Dir sind, genauso (gut) benehmen wie bei ihr und dass entsprechendes Fehlverhalten der Schüler von Dir gemeldet wird und das Konsequenzen haben wird.


    Die Klassenlehrerin hat den Schülern das schon mehrfach versucht klar zu machen - sowohl in meiner Anwesenheit als auch in meiner Abwesenheit.
    Konsequenz sind meistens Mitteilungen an die Eltern bzw. Elterngespräche. Irgendwie scheint den Schülern das aber ziemlich egal zu sein. Die meisten Eltern kümmern sich eh nicht oder kaum um die schulischen Belange ihrer Kinder.
    Dazu kommt, dass die Schüler wohl auf dem Standpunkt stehen"wenn ich schon Ärger bekomme, dann will ich die Gelegenheit wenigstens nutzen um weiter Terror zu machen"...

  • Finchen, gib doch nicht auf! Was soll das?

  • Liebes Finchen!


    Erst einmal ein dicker Tröster von mir! Kopf hoch!


    Aber: Bolzbold hat völlig Recht: Bezieh dieses Stören nicht auf dich! Es ist nicht persönlich gemeint und kann viele Ursachen haben.
    Leider vergisst man sehr oft, dass man solche Vorfälle nicht auf die eigene Person beziehen sollte - auch ich schließe mich davon nicht aus - aber versuche, dir das zu eigen zu machen und in solchen Situationen zu vergegenwärtigen - meinem Empfinden nach entlastet einen dieses Wissen und man geht ganz anders mit den "Störungen" um.


    Ich gehe einmal davon aus, dass diese Hausaufgabenbetreuung bestimmt am Nachmittag stattfindet - also nach dem Unterricht - das bedeutet auch, dass die Schüler dann einen langen Schultag hinter sich haben und dann entsprechend laut, lebhaft, zappelig und müde sind. Das soll jetzt ihr Verhalten nicht rechtfertigen, aber erklären - und auch das sollte man im Hinterkopf haben, wenn man mittags bzw. nachmittags noch mit einer solchen Lerngruppe arbeitet. Dass sie deine Pläne für die Betreuung gut fanden, haben sie dir ja deutlich signalisiert - sie standen dir also nicht ablehnend gegenüber, sondern sich nur selbst im Weg.


    In solchen Situationen, denke ich, wie row-k, ist es wichtig, konsequent und ggf. auch streng aufzutreten. Du musst ganz deutlich machen, was du von der Gruppe erwartest und aufzeigen, was passiert, wenn sie diese Erwartungen nicht erfüllen. Wichtig ist aber auch, dass du berücksichtigst, dass sie einen langen, anstrengenden Schultag hinter sich haben, deshalb solltest du auch sehr darauf achten, dass dein Unterricht interessant ist, so dass man dir auch zuhören will [Das soll jetzt aber auf keinen Fall ein Urteil über dein Unterrichtskonzept für die besagten Stunde bzw. deinen Unterrichtsstil sein, ich kann beides nicht beurteilen, weil ich beides nicht kenne - sondern es ist als Tipp gemeint - den du ja vielleicht schon längst umsetzt].


    Ich hoffe, ich konnte dich ein bißchen trösten und dir helfen.
    Halt die Ohren steif!


    Liebe Grüße:


    Kelle.

  • Zitat

    Finchen schrieb am 23.03.2006 17:11:


    Die Klassenlehrerin hat den Schülern das schon mehrfach versucht klar zu machen - sowohl in meiner Anwesenheit als auch in meiner Abwesenheit.
    Konsequenz sind meistens Mitteilungen an die Eltern bzw. Elterngespräche. Irgendwie scheint den Schülern das aber ziemlich egal zu sein. Die meisten Eltern kümmern sich eh nicht oder kaum um die schulischen Belange ihrer Kinder.
    Dazu kommt, dass die Schüler wohl auf dem Standpunkt stehen"wenn ich schon Ärger bekomme, dann will ich die Gelegenheit wenigstens nutzen um weiter Terror zu machen"...


    Das Problem, das ich sehe ist, dass du deine Autorität fast nur über Fremdpersonen beziehst, namentlich Klassenlehrerin und Rektor. Das kann so nicht funktionieren.
    Du bist als Honorarlehrkraft angestellt und hast somit die gleichen Rechte wie ein Ref oder ein "fertiger" Kollege. row-ks Tipp ist nicht schlecht: Gleich zu Beginn Unruhe eindämmen. Denke dir Maßnahmen aus, was du mit Störern machst.
    Hast du Randstunden? Dann würde ich sie nach Rücksprache mit dem Schulleiter nach Hause schicken und am gleichen Abend die Eltern telefonisch informieren, auch androhen, dass Hausaufgabenbetreuung im Wiederholungsfalle nicht mehr geleistet wird. Zeitweiliger Ausschluss aus deiner Stunde ist auch eine Möglichkeit, natürlich nur von einzelnen Schülern.
    Bitte doch einfach mal deine Klassenlehrerin, einen Sanktions- und Belohnungskataloh zu entwerfen, den du selbst umsetzen kannst!

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • Hallo Finchen,


    es ist schade, Daß Du als Studentin schon so krasse Fälle bekommst.


    Ich kann mich noch sehr gut an diese zeit in der Schule erinnern. Mir ging so ziemlich alles am Ar... vorbei und es ist bestimmt auch schwierig einen Zugang zu den "Heranwachsenen" zu bekommen. In dem Alter ist man glaube ich nicht mehr wirklich nur Kind, aber bis zum Erwachsenwerden sind es noch einige Meilen.


    Dazu kommt die pupertäre Phase.(War bei mir besonders heftig)
    Vielleicht kannst Du den Kindern ja versuchen rüberzubringen, Daß ein Schultag genauso zu bewerten ist, wie ein Arbeitstag der Eltern.Nur die Eltern haben die Schulzeit schon hinter sich und zwar erfolgreich, denn sonst hätten sie heute keinen Job.
    Zum Abschluss noch ein Uralter Spruch von meinem Großvater, wenn ich mal nicht weiterwusste.


    Vor dem Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt.


    Aufbauende Grüße von


    Anke

  • Hi Finchen!
    Ich bin ebenfalls noch Studentin und an der Schule als Lehrkraft angestellt.
    Ich gebe Förderunterricht.
    Ich sage meinen Schülern klipp undklar, dass einige Schüler bei mir was lernen wollen (und sie es ja auch nötig haben, sonst wären sie nicht im Förderunterricht), und ich deshalb Störenfriede nicht dulde!
    Wer nicht mitmacht und die andern stört, sodass sie nicht vernünftig arbeiten können, kann gerne gehen.
    Mein Mentor steht da auch voll und ganz hinter mir.


    Also ich habe zum Glück keine Probleme. Beim ersten erprobten Aufstand habe ich sofort klar gemacht, dass ich hier das Sagen habe und wem es nicht passt, der darf gerne gehen, weil er dann die anderen stört, die das akzeptieren und was lernen wollen.


    Vielleicht solltest du das auch noch mal klar machen.


    Drück dir die Daumen!! :)

  • Noch 'ne Idee:
    1) Wen Du mit den Rackern Übungsaufgaben bearbeitet hast und die Klassenarbeit besprochen wird, dann zeige auf, was sie bei Dir hätten lernen können und was sie sich verbaut haben. Es ist also ihre ureigenste Angelegenheit (Dummheit ?!), ob sie auf Dein Angebot eingehen, oder nicht. Allerdings sollte Ihnen das sehr deutlich und klar werden.


    2) Wenn Du nicht mehr unterrichten kannst (Lärm usw.), dann höre auf, sprich nicht weiter, entziehe den Rackern Deine Lehrerbemühungen. Wiederum musst Du Ihnen klarmachen, welche Konsequenzen das für sie hat.


    Ansonsten: wie gehabt, beziehe es nicht auf Dich! Du bist nicht gemeint, sondern nur die Rolle, die Du in Ihren Augen einnimmst. (Diese Rolle kann man aber, langsam aber sicher, verändern)


    Etwas Unerwartetes tun ist auch eine Möglichkeit, den Teufelskreis des Lärms zu unterbrechen. Allerdings solltest Du das Planen und nicht aus Verzeiflung spontan etwas versuchen. (row-k hat schon mal was dazu gesagt)


    Gruß, Forsch

  • Liebes Finchen,
    erst einmal auch ein dickes "Kopf hoch!" von mir! :D
    Ich finde in deinem Beitrag viele Aspekte aus meiner 10 im letzten Jahr wieder und mir schoss beim Durchlesen sofort eine Frage durch den Kopf: Könnte es sein, dass du zu nett bist?
    Vielleicht merken deine Schüler einfach nicht, wo es dir zu viel wird und sind dann vielleicht irritiert, oder sehen es als Spiel, wenn du sie irgendwann zum Schulleiter schickst.
    Bei meinen war es so, dass sie zuerst schlichtweg von Stunde zu Stunde ausprobierten, wie nett ich bin - irgendwann flogen dann die Flaschen und Federmappen und die Lautstärke war unerträglich, wobei ich mit den Jungen die größten Probleme hatte. Als ich dann irgendwann begann einzulenken, haben sie das schlichtweg nicht wirklich wahrgenommen und einfach weitergemacht.
    Nachdem ich mir die Entwicklung einige Wochen angeschaut hatte, hatte ich schlichtweg keine Lust mehr, mir das noch länger anzugucken, denn es hat mich unheimlich geärgert, zumal ja die ganze Stunde enorm darunter gelitten hatte.
    Zuerst habe ich dann alle fliegenden Gegensände eingesammelt und dann auch ganz gezielt Leute umgesetzt, wenn sie trotz mehrmaligem Ermahnen nicht aufhörten, massiv zu stören. Zu Beginn der Stunde darauf habe ich sie dann ganz gezielt darauf angesprochen und ihnen erklärt, dass ich es furchtbar finde und auch auf Dauer keine Lust habe, ständig gegen sie anzureden. Daneben wollte ich von ihnen wissen, wie sie es empfunden hatten und nach einem ersten Moment des stillen Kicherns gabe sie zu, dass sie es auch nicht so wirklich toll fanden, ich aber evtl. etwas strenger und lauter werden müsse.
    Lauter bin ich nicht geworden, allerdings konsequenter und jetzt schaue ich es mir nicht mehr so lange an, wenn mir etwas nicht gefällt, sondern sage es sofort - auf der anderen Seite habe ich einen "Meckerkasten" auf die Fensterbank gestellt, wo sie mir anonym Zettel reinwerfen können, um mir mitzuteilen, was ihnen an meinem Verhalten nicht passt. Im Moment klappt das recht gut.
    Vielleicht führst du auch einfach mal ganz ernst ein Gespräch, bevor du mit der Stunde anfängst und übst ein wenig "ungeduldiger" zu sein?
    Viel Glück und lass dich nicht unterkriegen! ;)

  • Oh Finchen, das ist mein Thema heute....


    ich bin selber in der gleichen Situation, d.h. Studentin und unterrichte als pädagogische Hilfskraft. Seit heute bin ich eine Stunde/Woche in einer I- Klasse, und ich fühlte mich heute wirklich überfordert.... einige Kinder haben ADHS, die anderen Krankheiten kenne ich noch nicht einmal genau!
    Heute war es einfach nur laut... ich wusste auch ehrlich gesagt nicht wie ich mit Kindern umgehen sollte, die sich in die Ecke gesetzt haben oder unter dne Tisch? Eben Aufmerksamkeitsstörungen, aber wie sehr darf/muss ich da einwirken? Diese Kinder (ich wiß ja, wer das ist), habe ich heute einfach machen lassen und ansonsten einfach versucht die Klasse einigermaßen ruhig zu bekommen.
    Mit "normalen" Kindern, die versuchen zu stören, kann ich eigentlich gut um, aber da wusste ich heute wirklich nicht weiter.


    Das hat dir jetzt zwar nicht weitergeholfen, allerdings hat mir der Thread geholfen: ich bin nicht alleine :)

  • Arme Finchen *tröst*
    Ich glaube nicht, dass ich großartig helfen kann...aber, du bist wirklich nicht alleine. Und sieh es mal so, du bist noch Studentin und lernst selbst noch. Das braucht seine Zeit.
    Möglicherweise bist du wirklich zu nett (bin ich auch noch). :) Habt ihr an der Schule Vorschriften, wie bei schlechtem Benehmen vorgegangen werden soll? Mach deine Erwartungen und die Regeln in deinem Unterricht vorher genau klar und halte dich daran.
    Viel Erfolg...und nicht aufgeben, das wird schon. *Daumen drück*

  • Noch ein paar Tipps ins Blaue:


    - Begrüßungsritual (Arbeitsmaterial auf den Tisch legen, aufstehen, ABSOLUTE STILLE, Guten Tag sagen, hinsetzen, anfangen) einhalten - setzt der Stunde einen strafferen Rahmen, eine Stunde, die aus der Stille heraus beginnt, verläuft viel ruhiger. Die Zeit, die du am Anfang auf Stille warten musst, wird nachher hinten drangehängt (demonstrativ auf die Uhr gucken).


    - Sprechanteil überprüfen - die meisten Schüler sind total "zugequatscht" nach so einem Schultag, das meiste nehmen sie eh nicht auf. Wo immer es geht, mit stummen Impulsen, Bildern, selbsterklärenden Lückentexten usw. arbeiten. Am Anfang kommt dann "Was sollen wir denn machen? Wie geht das? Ich kann das nicht!" Geduld haben, fragend gucken, nochmal auf die Aufgabe zeigen, ggf. von anderem Schüler helfen lassen. Die Anfrage wahrnehmen und stützen, aber eben nicht sprechen, sondern zum Nochmal-Hinsehen bringen und selbst finden lassen.


    - Schweigephasen einführen, in denen absolute Ruhe herrscht und still gearbeitet wird, wer stört, fliegt sofort raus. Die meisten Schüler empfinden eine solche Phase als sehr angenehm - weiß aber nicht, ob 5-Klässler das länger als 5 Minuten durchhalten. Ausprobieren.


    - Wenn du dich in der Gruppe etwas besser eingefunden hast, geh auch mal mit ihnen raus oder mach Bewegungsspiele - es gibt einiges an Sprachspielen, die sich mit Bewegung kombinieren lassen (z.B. das Wanddiktat: Der Diktattext hängt an der gegenüberliegenden Seite des Raums an der Wand, die SuS müssen hinlaufen, sich so viel merken, wie sie können, zurücklaufen, aufschreiben, wieder hinlaufen usw. Gewonnen hat der mit den wenigsten Fehlern, der am schnellsten war).


    Und, wie schon von den Vorrednern gesagt: Es liegt nicht an dir, sie meinen nicht dich. Geduld -das wird.


    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

  • Zitat

    Dejana schrieb am 23.03.2006 21:23:
    ...Möglicherweise bist du wirklich zu nett (bin ich auch noch). :) ...


    Nicht, dass wir uns hier missverstehen! Wir sind alle nett und sollten es auch im hohen Lehreralter bleiben.
    Wir müssen aber auch mal "aus dem Wald herausbrüllen, wenn ständig reingebrüllt wird!"


    EDIT: Verzeihung, Wolkenstein! Ich wollte eher antworten und nicht das letzte Wort haben.
    Aber, schon Dein erster Tipp ist Gold wert: Feste Rituale helfen den Schülern, sich zurechtzufinden. Das mögen sie sehr, auch dann, wenn es nicht immer so aussieht.

  • Zuerst eimal vielen herzlichen Dank für Eure aufmunternden Wort! Es tut gut, sich bei jemandem "ausheulen" zu können, der solche Situationen selber kennt.


    Heute hatte die Klasse eine Stunde soziales Lernen, wo auch immer eine Sozialarbeiterin anwesend ist. Dort wurde die Situation von gestern noch einmal aufgenommen und den störenden Schülern klar gemacht, dass ich befugt bin, ihnen ohne wenn und aber Anweisungen zu geben und dass sie diese dann zu befolgen haben. Die Störenfriede wissen anscheinend auch ganz genau, was sie falsch gemacht haben.


    Anschließend hatte ich noch ein langes Gespräch mit der Sozialpädagogin. Ich habe in der Hausaufgabenbetreuung tatsächlich die "Härtefälle", wo auch teilweise das Jugendamt die Familien betreut.
    Wir werden ganz bald Regeln erarbeiten, an die sich die Schüler zu halten haben und ich werde auch weitere Sanktionsmaßnahmen bekommen (im Härtefall Eltern anrufen und Kind abholen lassen) die den Schülern drohen, wenn sie sich nicht einigermaßen vernünftig betragen.


    Die störenden Schüler brauchen feste Regeln und klare Anweisungen, sonst kommen sie nicht klar. Das erreiche ich nur mit Konsequenz und Durchhaltevermögen und nicht, indem ich nett bin - das habe ich wohl auch heute entgültig gelernt. Eigentlich wusste ich das auch vorher, aber ich wollte halt auch nicht als die "böse und strenge, bei der man nichts darf" vor den Schülern darstehen. Das liegt daran, dass ich sie trotz aller Probleme wirklich gerne mag. Leider nutzen sie jegliche Freiheit und Nettigkeit schamlos aus. Deshalb werde ich in Zukunft strenger sein und auch den ein- oder anderen Tip von Euch beherzigen. Danke noch mal für die aufbauenden Worte und guten Ratschläge!


    Es sind übrigens tatsächlich ausschließlich Jungen, die so aus der Reihe tanzen. Mit den Mädchen komme ich insgesamt besser klar.

  • Hallo Finchen,


    das könnte meine Klasse sein. ;) Ich nehme es nicht mehr persönlich, ich kann mittlerweile voraussagen, wann die austicken und wann nicht. Austick-Gefahr besteht z.B., wenn eine Schularbeit ansteht (so wie in deinem Fall) oder wenn sie eine Arbeit herausbekommen haben oder wenn sie gerade eine fiese Arbeit geschrieben haben. Seit ich das einkalkuliere, kann ich mit Ausrastern gelassener umgehen. Für extreme Situationen habe ich immer dicke Hefteinträge parat, die sie abschreiben müssen. Dann motzen die, sind aber während des Schreibens ruhig. :D


    Ich arbeite mit einem Verstärkersystem (Belohnungssystem). Elternbriefe sind nicht so wirksam, weil die Strafe verzögert erfolgt und nicht selten sind die Eltern der Problemschüler selbst überfordert. Versuche, dir andere Maßnahmen auszudenken, die du ziemlich gleich anwenden kannst, z.B. in der Pause dabehalten und eine Übungsaufgabe abschreiben lassen, Entziehen einer Belohnung usw.


    Ich mache mir z.B. ganz demonstrativ Notizen, wenn mir einer austickt, mit Datum. Bei Elternmitteilungen, falls irgendwann doch nötig, kann das recht nützlich sein. Ich gebe auch für jede Stunde eine Mitarbeitsnote.


    Ansonsten versuche ich, vorwiegend das gute Verhalten zu sehen, es zu verbalisieren und zu den Schülern eine gute Beziehung zu pflegen.


    Liebe Grüße,
    Powerflower

  • Auch ich kann da mitfühlen.
    Und muss dazu sagen, dass ich mit Sicherheit auch zu nett war und vielleicht auch noch bin. Aber der Zug, dass ich die Klasse hundertprozentig und immer im Griff habe, ist lange abgefahren.
    Doch ich weiß, dass ich diesen Fehler oder die Fehler nicht mehr machen werde.
    Aber als Refi und Studentin darf man noch solche Fehler machen, denn es fehlt einem einfach auch an Erfahrung, wie man mit solchen Schülern umgehen soll.
    Denn ich wurde auf solche Situationen im Studium nicht vorbereitet und im Alltag ist immer alles ganz anders.


    Kopf hoch! Und kannst du nicht mal deine Störenfriede, wenn sie sich total daneben benehmen, rausschmeißen oder in eine andere klasse setzen?


    Tiggy

    Verstehen kann man das Leben nur rückwärts,
    leben muss man es vorwärts. (Sören Kierkegaard)

Werbung