eilt: kritisches gespräch mit eltern

  • hallo,


    morgen habe ich mit einem vater ein gespräch anberaumt und bin mir nicht ganz sicher, mit welchem tenor ich dieses gespräch führen kann /wie weit ich gehen darf / wie ich es geschickt angehe ... bin mir sehr unsicher und würde euch deshalb gerne um rat fragen.


    zur situation:


    ein kind (4.klasse) hat (kleineren!) mist gebaut und musste daraufhin eine mitteilung zu hause vorzeigen und sollte diese mit unterschrift wieder mitbringen. eine woche verging, in der der junge immer wieder sagte, er habe den zettel vergessen. heute war der zettel endlich da, allerdings mit gefälschter unterschrift. habe den jungen heute in der pause kurz zur seite genommen und danach gefragt ... er hat riesige angst vor dem ärger (wie gesagt - es war ein kleines problem!) - tränen, zittern, ... . nun gibt es - sagen wir mal gerüchte - welche erziehungsmethoden so den ton zu hause angeben. ich sehe mich hier irgendwie in der pflicht. hab also gleich heute den vater zu einem gespräch gebeten, was auch morgen zu stande kommt.


    nun bin ich aber doch sehr unsicher, wie ich dieses gespräch professionell angehe. es geht hier ja auch darum, woher diese angst des jungen rührt?! wie kann ich das angehen?! es macht mir schon große sorgen, wenn ein 9jähriger so große angst hat, dass er eine unterschrift fälscht.


    wer kann mir tips geben? was könnte der erste satz im gespräch sein? worauf habe ich zu achten?


    vielleicht erwische ich heute abend ja noch einen von euch im chat, der mir einenr at geben kann. danke!

  • Ich halte es für einen groben pädagogischen Fehler, einem Kind so eine Mitteilung mitzugeben. solche Mitteilungen müssen über das Sekretariat an die Eltern gehen.


    Du kannst im Gespräch nur Verständnis für die Angst des Kindes zeigen und zusichern, dass du das künftig anders handhaben wirst.


    Bablin

    Wer hohe Türme bauen will,
    muss lange beim Fundament verweilen.
    Anton Bruckner

  • Zitat

    Ich halte es für einen groben pädagogischen Fehler, einem Kind so eine Mitteilung mitzugeben. solche Mitteilungen müssen über das Sekretariat an die Eltern gehen.


    Das sehe ich anders - oder zumindest differenzierter. Zum einen gibt es sicherlich eine Menge Schulen ohne Sekretariat bzw. mit Sekreteriaten, die nur einmal in der Woche besetzt sind (kenne da im Grundschulbereich eine Vielzahl!) und es nutzt wohl wenig, wenn die Mitteilung nicht zeitnah zuhause ankommt.
    Zum anderen schrieb schlauby, dass es sich um "kleineren Mist" handelt (ansonsten würde ich z.B. die Eltern am Nachmittag anrufen). Ich habe mehrere Schüler, bei denen es den Eltern wichtig ist, zeitnah mitgeteilt zu bekommen, wenn es Probleme (und seien sie auch erstmal klein) am Vormittag. Da trage ich dann auch schon mal diese kleinere Vorfälle ins Hausheft ein und verlange eine Unterschrift.
    Ich sehe es auch so: das Kind hat zuhause erstmal die Chance, zu erzählen, was passiert ist (natürlich schon unter dem Druck, dass es meinen Eintrag vorzeigen muss) und muss außerdem zu dem stehen, was es verbockt hat. Ich fände es häufig viel problematischer, das über den Umweg des Sekretariats zu regeln. Wie schon betont: ich spreche hier von "kleinerem" Mist....
    schlaubys Vorgehen einfach so "groben pädagogischen Fehler" anzuprangern, ohne die genauen Hintergründe und Umstände (z.B. auch, wie viel sie vorher über die "Erziehungsumstände'" zuhause wusste) zu kennen, finde ich jetzt recht heftig - vielleicht lese ich aber auch heute nur empfindlich....
    LG
    Ronja

    Jeder Tag, an dem du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag.

  • Ronja: bin ein "er" !


    Zitat

    Ich halte es für einen groben pädagogischen Fehler, einem Kind so eine Mitteilung mitzugeben. solche Mitteilungen müssen über das Sekretariat an die Eltern gehen.


    bitte was ?!?!? ich hoffe, du hast mich falsch verstanden ... !!! du hältst schriftliche mitteilungen an eltern für einen "groben pädagogischen fehler"?! ich werde doch nicht wegen jeder kleinigkeit das persönliche gespräch suchen, möchte die eltern aber über meine maßnahmen und vorfälle kurz informieren ... was ist daran falsch?! einen blauen brief hielt ich bei dem damaligen vorfall für arg übertrieben!


    Zitat

    Du kannst im Gespräch nur Verständnis für die Angst des Kindes zeigen und zusichern, dass du das künftig anders handhaben wirst.


    das kind hat weiß gott nicht vor mir angst ... im gegenteil! der junge hat einen riesen schiss vor seinem papa. wem soll ich denn da verständnis entgegenbringen? es ist mir schon klar, dass ich nach meinen neusten erkenntnissen eine andere kommunikation mit den eltern suchen muss, aber jetzt ist ersteinmal wichtig, den eltern klar zu machen, dass ihr kind wahnsinnige schiss vor ihnen hat!!! und da stellt sich mir eben die frage, wie ich das mache ?!

  • Ich glaube, Bablin hat Schlaubys Frage hinter der Frage falsch aufgefasst.
    Für mich klingt diese nämlich eher nach "Wie gehe ich in einem Elterngespräch mit Gerüchten um Gewalt als Erziehungsmassnahme dieses Elternpaares und daraus folgenden Traumatisierungen des Kindes" um.


    LG, das_kaddl.

  • Zitat

    Ich glaube, Bablin hat Schlaubys Frage hinter der Frage falsch aufgefasst.
    Für mich klingt diese nämlich eher nach "Wie gehe ich in einem Elterngespräch mit Gerüchten um Gewalt als Erziehungsmassnahme dieses Elternpaares und daraus folgenden Traumatisierungen des Kindes" um.


    exakt! hab mich wohl etwas ungenau ausgedrückt.

  • Zitat

    bin ein "er" !


    uuups- sorry. Irgendwie war mir das - jetzt wo du es schreibst - auch schon mal bewusst
    Ich hoffe, du verzeihst mir noch mal ;)
    LG
    Ronja

    Jeder Tag, an dem du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag.

  • Hallo schlauby,


    ich finde es sehr mutig und auch gut von dir, dass du dich darum kümmerst. Ich bin als Mutter gerne möglichst frühzeitig informiert, wenn Probleme auftauchen und ich bin froh, wenn nicht alles über das Sekretariat erledigt wird.


    Einen Tipp geben ist sehr schwierig, ich musste schon einige male zur Schule wegen Schwierigkeiten ;) . Die LehrerInnen begannen das Gespräch meistens sehr diplomatisch, indem sie mich erzählen liessen, was mein Kind so zu Hause von der Schule erzählt, wie ich denke, dass es sich fühlt usw.


    Eine andere Möglichkeit, die Entwicklung der letzten 2 / 3 Monate, vielleicht seit dem letzten Gespräch kurz zusammenfassen und dann darauf zu sprechen kommen, dass das Kind in letzter Zeit aufgefallen ist, weil es Ängste hat.




    lg,


    füchsle

  • Hallo Schlauby,


    Bemerkenswert finde ich Dein Interesse an der Angt des Kleinen. Dem würde ich auch nachgehen und dem Vater würde ich nahelegen, in eine Erziehungstherapie für Eltern zu gehen.


    Und auf jeden Fall würde ich den Jungen, wenn Du die Möglichkeit hast, in der Schule untersuchen lassen, ob er geschlagen wird.
    Mir wird gerade mal wieder richtig übel!!!

  • Zitat

    schlaubys Vorgehen einfach so "groben pädagogischen Fehler" anzuprangern, ohne die genauen Hintergründe und Umstände (z.B. auch, wie viel sie vorher über die "Erziehungsumstände'" zuhause wusste) zu kennen, finde ich jetzt recht heftig


    Ich habe nichts angeprangert. Schlauby selbst hat sein Verhalten beschrieben - da gab es von meiner Seite nichts mehr an den Pranger zu stellen. Ich habe lediglich geschrieben, was ich von einem solchen Vorgehen halte. Von einem blauen Brief war nicht die Rede. Aber an meiner Schule dürfen das Kind potentiell belastende Mitteilungen keinesfalls über das Kind mitgegeben werden, und ich stehe hinter diesem Vorgehen.


    Schlauby hat nach Meinungen gefragt, dies ist meine Meinung zur Form der Mitteilung. Sie hat Auswirkungen auf den Inhalt des Elterngesprächs, darum habe ich sie geäußert. Mit weiteren Äußerungen zur Beratung des Vaters werde ich mich jetzt zurückhalten.


    Bablin

    Wer hohe Türme bauen will,
    muss lange beim Fundament verweilen.
    Anton Bruckner

  • Zitat

    fun-system schrieb am 22.03.2006 20:19:


    ... und dem Vater würde ich nahelegen, in eine Erziehungstherapie für Eltern zu gehen.


    Ich hoffe, Schlauby befolgt diesen "Rat" nicht.
    Er möchte ein Gespräch führen, aus dem etwas Vernünftiges herauskommt. Dies wird mit Sicherheit verhindert, wenn dem Vater gleich pädagogische Unfähigkeit vorgehalten wird.


    Gruß


    Animagus

  • hmmm, das hilft mir nicht wirklich bablin. vielleicht ist euer vorgehen auf euer klientel abgestimmt - sicher auch begründet. an grundschulen ist mein vorgehen aber (so denke ich jedenfalls) durchaus normal.


    du hast geschrieben:


    Zitat

    Du kannst im Gespräch nur Verständnis für die Angst des Kindes zeigen und zusichern, dass du das künftig anders handhaben wirst.


    ich werde daraus noch immer nicht schlau! du hast mir wenig geholfen und ich fühle mich etwas veräppelt (soll ich etwa vor dem vater buckeln ?!?) ... ich mag mich doch sehr irren - aber mir fehlende sensibilität im umgang mit meinen schülern vorzuwerfen, verletzt mich doch sehr und trifft hier echt den falschen.


    es geht mir hier auch nicht um das weitere vorgehen mit dem schüler (briefe wird es in zukunft natürlich nicht mehr über den schüler geben), mit dem ich übrigens gut zurecht komme! es geht mir nur darum, wie ich in ein elterngespräch gehe, dessen hintergrund mögliche gewalt in der häuslichen erziehung ist. gerade zu diesem thema wolltest du nun nichts schreiben - das ist schade! ein wenig sauer ...


    EDIT: kann ich aus dem mangel an echten ratschlägen ableiten, dass ihr ähnlich ahnungslos seid, wie so ein gespräch professionell anzugehn ist ... den vorschlag von fun-system kann ich natürlich nicht aufgreifen, dadurch könnte es nur eskalieren.

  • Hallo schlauby,
    wirf die Flinte NICHT in's Korn!


    In solchen Fällen bespreche ich mit den Eltern, was passiert ist. Egal, wie sich die Eltern zeigen, also egal, ob sie gleich damit herausplatzen, dass das Kind eine Tracht Prügel bekommt oder nicht. Ich pflege zum Schluss mit festem Blick in die Augen des Anderen zu sagen:


    "Wir haben jetzt alles besprochen und sie als Eltern mussten es einfach wissen. Darum haben wir uns getroffen. Das Thema ist jetzt erledigt. Ihr Sohn hat schon aus lauter Angst hoch und heilig versprochen, es nie, nie wieder zu tun. Das glaube ich ihm auch, denn soooo schlecht ist er nicht. ... [ggf.: Mooooment! Lassen Sie mich ausreden!]
    Mir genügt das und das sollte IHNEN auch genügen! ... Damit ist er genug gestraft ud Sie wissen doch: 'Strafe muss auf den Fuß folgen!' ... Sonst ist Strafe wirkungslos. .. Richtig? ...
    ... Sie können nun von mir denken, was sie wollen, aber jetzt ist Schluss ... KEIN weiteres Nachspiel! ... Und schon gar keinen 'Arsch-Voll'! ... Klar? ... Sind wir uns einig?!?! ... Versprochen?!"


    Probiers einfach! Zeig damit, dass Du auch mehr tun würdest, wenn Dir zu Ohren kommt, dass es Verprügeln etc. zu Hause gibt! SAG ES NICHT, LASS ES OFFEN! Das wirkt mehr, als leere Drohungen.
    EDIT: lehre zu leere

  • Ich sehe das von mir vorgeschlagene Vorgehen nicht als Buckeln vor dem Vater an, sondern als souveräne Reaktion im Interesse des Kindes. Da das Kind offenbar Angst vor der Reaktion des Vaters hat, geht es darum, den zusätzlichen Druck von dem Kind zu nehmen, den es nun womöglich kriegt, weil es eine Woche gezögert hat, die Mitteilung weiterzugeben.


    Erziehungsratschläge an Eltern kann man erst geben, wenn ein Vertrauensverhältnis aufgebaut wurde. Ein gewaltbereiter Vater dürfte eher unsicher und folglich auch misstrauisch sein. In dieser Situation erreichst du mit Ratschlägen gar nichts. Sie schwächen ihn vielmehr in seiner Selbstwahrnehmung, und er wird sich Stärke über imposantes Verhalen dem Kind gegenüber zurückholen.


    Auch hier empfehle ich das kürzlich schon einmal genannte Buch "Die Logik des Gelingens" von Walter Spiess - vielleicht mag jemand es zu den Buchempfehlungen stellen. *


    Bablin


    Edit: Das hat Meike inzwischen für mich erledigt, danke !!

    Wer hohe Türme bauen will,
    muss lange beim Fundament verweilen.
    Anton Bruckner

    Einmal editiert, zuletzt von Bablin ()


  • @ Animagus,


    Ich weiss nicht, ob Du Dir die Geschichte genau durchgelesen hast und die Reaktion des Kindes Im Auge hast.
    Es geht um das Kind, und nicht um den Vater!!!


    Tränen, Zittern, .....
    Unterschrift fälschen mit 9 Jahren !!
    ...und Gerüchte...


    Ich kann Dir versichern, in Schweden hätte Lehrer/in sofort das Jugendamt
    informiert und Eltern und Kind zu einer Untersuchung vorgeladen.
    Den kleinen Mist hätten die Eltern nie erfahren dürfen.
    Wir sind leider viel zu nachlässig indem, was manche Eltern mit ihren Kindern anstellen.
    Mir wird gerade noch übler.

  • Och Mönsch Schlauby
    Man ist das blöd. Ich kann Dich gut verstehen. Ich hätte auch Angst um diesen Jungen.
    Helfen kann ich Dir leider nicht weiter, drücke aber trotzdem ganz doll die Daumen, dass es gut für den Jungen und Dich ausgehen wird. Alles Gute von mir.
    Berichte doch mal.
    Grüße vom Schulkind

  • Zitat

    fun-system schrieb am 22.03.2006 22:13:


    Ich kann Dir versichern, in Schweden hätte Lehrer/in sofort das Jugendamt
    informiert und Eltern und Kind zu einer Untersuchung vorgeladen.


    Was, auf Grund von Gerüchten?


    Animagus

  • Zitat

    Erziehungsratschläge an Eltern kann man erst geben, wenn ein Vertrauensverhältnis aufgebaut wurde. Ein gewaltbereiter Vater dürfte eher unsicher und folglich auch misstrauisch sein. In dieser Situation erreichst du mit Ratschlägen gar nichts. Sie schwächen ihn vielmehr in seiner Selbstwahrnehmung, und er wird sich Stärke über imposantes Verhalen dem Kind gegenüber zurückholen.


    dass es sich um eine sensible situation handelt, habe ich bereits geschrieben. dass ich künftige konflikte mit dem kind ohne die eltern austragen werde, ist aufgrund der neuen ausgangslage auch klar. soweit teile ich deine sichtweise. allerdings denke ich schon, dass ich in der pflicht bin, dieses altersuntypische verhalten zu beleuchten ... und dazu gehört m.e. auch ein gespräch mit den eltern.


    ich hatte nie vor (mit meinen 20 jahren altersunterschied) morgen als belehrender erziehungsratgeber daherzukommen, sondern möchte den vater lediglich für die ängste seines sohnes ein wenig sensibiliseren. ich möchte die zeit nutzen, die vielen positiven eindrücke weiterzugeben, von der lebendigkeit seines sohnes erzählen, seine fortschritte bei den hausaufgaben benennen, aber eben auch mein sorge darüber äußern können, woher diese ungemeine angst des kindes herrührt. ich weiß, dass ich hiermit indirekt die erziehung des vaters in frage stelle - denke aber, dass ich angesichts einer gefälschten unterschrift nicht herum komme, diese problematik zumindest anzusprechen.


    Zitat

    Da das Kind offenbar Angst vor der Reaktion des Vaters hat, geht es darum, den zusätzlichen Druck von dem Kind zu nehmen, den es nun womöglich kriegt, weil es eine Woche gezögert hat, die Mitteilung weiterzugeben.


    du scheinst hier schon wieder zu unterstellen, ich würde das kind nun weiterhin unter druck setzen! wie kommst du darauf? die ängste des kindes wurden erst durch diese aktion offenbar. von den gerüchten habe ich erst jetzt erfahren.


    was allerdings den umgang mit solchen eltern angeht, da sind wir grundsätzlich unterschiedlicher meinung. m.e. ist es durchaus aufgabe der lehrer, sich hier einzumischen. das mag im förderschulbereich aufgrund der höheren dichte häuslicher probleme vielleicht nicht möglich sein ...

  • Ich möchte nur anfügen, dass das Fälschen einer Unterschrift in dem Alter nicht unbedingt untypisch und ein Zeichen für große begründete Angst sein muss. (In Verbindung mit den entsprechenden Gerüchten/weiteren Anzeichen würde ich natürlich auch hellhörig.) Im dritten Schuljahr habe ich genau das Gleiche gemacht. Ich hattte den dritten Brief in Folge bekommen, dass ich meine Hausaufgaben nicht regelmäßig mache und wusste, dass das neben ein paar ernsten Worten (sicher kein Schreien oder SChlagen!!!) einige Wochen abendliches Vorzeigen der Hausaufgaben inkl. Kontrolle des Hausaufgabenheftes zur Folge gehabt hätten (nun wirklich keine übertriebene Reaktion!!!) DAzu kam, dass ich in dem Alter glaube ich sehr fasziniert vom Phänomen Unterschrift war. Ich habe ständig "meine Unterschrift" geübt. Also habe ich die Unterschrift meines Vaters geübt und unter die Nachricht gesetzt. Die Lehrerin hat mich streng angeguckt und gefragt, ob die Unterschrift wirklich von meinem Vater sei, ich habe ja gesagt und sie hat mich mit einem langen Blick gemustert, der mich so beeindruckt hat, dass ich das danach nie wieder gemacht habe. Die GEschichte haben meine Eltern von mir bei einem lustigen Abendessen als ich ca 17 war erfahren. Sie waren ein bisschen entsetzt, aber wir haben auch drüber gelacht: Es ist kein Verbrecher aus mir geworden.
    Ich möchte nur sagen, dass manche Kinder einfach die Ernsthaftigkeit dieses Vergehens nicht durchschauen. Klar wusste ich, dass man das nicht darf, aber man durfte im Unterricht auch nicht quatschen, sich nicht mit dem kleinen Bruder "prügeln"... Es war für mich glaube ich bis zu besagtem Blick der Lehrerin, nichts besonders schlimmes - nur etwas sehr faszinierendes.
    Ich will damit sagen: Die Aktion an sich würde ich nicht überbewerten, in Verbindung mit Gerüchten und einem schlechten Bild, das du dir selbst machen konntest, kann es natürlich auch auf etwas anderes hindeuten...
    Ich würde aber glaube ich am ehesten ähnlich wie row-k vorgehen. Die Frage, warum das Kind Angst hat, kann man natürlich ansprechen, bei gewalttätigen Eltern ist hier aber nicht unbedingt eine ehrliche Reaktion zu erwarten.
    Beim ELternsprechtag hat eine Kollegin das so gemacht: Sie hat ebenfalls die Eltern beginnen lassen, dann positives zur allgemeinen Entwicklung gesagt, dann das Problem genannt und die Eltern gefragt, wie sie darauf zu reagieren denken. Die recht einfache Mutter fing gleich damit an, dass das Hausarrest gäbe und die Lehrerin hat erklärt, dass das Kind ja bereits in der Schule bestraft worden sei, sie doppelte Bestrafung nicht sinnvoll finde. Die recht hilflose Mutter fragte darauf hin, was sie denn sonst machen solle und die Lehrerin gab ihr Tipps zu gesprächen. Zum Ende des Gesprächs hat sie nochmal auf die bereits erfolgte Konsequenz hingewiesen. Am nächsten Tag hat sie den Schüler gefragt, ob er großen Ärger bekommen habe (er erzählt auch so mal, wie lange er wieder Stubenarrest hat....) und er sagte, "ne, ging? Sie hat ein bisschen rumgeschrien und gesagt, dass die Lehrerin gesagt habe, er sei ja schon bestraft worden..." Hat also funktioniert.
    Weiß nicht, ob es dir weiterhilft.
    Gruß Delphine

    • Offizieller Beitrag

    Hi Schlauby,


    ich stehe/ stand vor einem ähnlichen Problem: ein Junge (sehr schwacher udn auffälliger Schüler), bricht bei schlechten Noten in Tränen aus, ist völlig aufgelöst und erzählt, er habe "morgen einen blauen A*sch", weil ihn der Vater mit dem Gürtel verkloppt.


    Nun ist die Kommunikation mit den Eltern eh ziemlich schwierig, da sie (insbesondere der Vater) schlecht Deutsch sprechen.


    Trotzdem habe ich die Eltern nach diesem Vorfall in die Schule bestellt und ihnen signalisiert, dass ich weiß, dass der Junge für schlechte Noten bestraft wird und dass ich das völlig falsch finde.


    Ich habe ihnen auch klipp und klar gesagt, dass sie ihn nicht schlagen dürfen.
    Die Mutter hat das auch m.E. verstanden.


    Am nächsten Tag kam der Schüler strahlend zu mir und meinte, seine Eltern hätten ihn jetzt gar nicht geschimpft für die 6.


    Mal sehen, wie es beim nächsten Mal ist...


    Ich würde bei solchen Gesprächen nicht um den heißen Brei herumreden.
    In deinem Fall hatte das Kind panische Angst, den Zettel zu Hause abzugeben. Ob er dafür jetzt verdroschen oder anderweitig so hart bestraft wird, dass er solche Angst bekommt, ist erst mal zweitrangig, wenn es um dein Auftreten den Eltern gegenüber geht.
    Das darf nicht sein!


    Ich verstehe da überhaupt keinen Spaß und würde mich bei solchen Elterngesprächen zwar kommunikationsbereit aber auch nicht zu verständnisvoll geben.


    Du bist zwar bedeutend jünger als die Eltern, aber durch deine Position als Lehrer verfügst du schon über eine gewisse Autorität und außerdem die pädagogische Ausbildung, aufgrund der du den Eltern durchaus solche "Erziehungsratschläge" erteilen kannst!


    Unangenehm sind solche Gespräche natürlich trotzdem.


    Ich drücke dir die Daumen,
    Melosine

    Für mich gibt es wichtigeres im Leben als die Schule.


    (Mark Twain)


    Auf dem Weg zur Weltherrschaft! :teufel:

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