Warum ist Geschichte in der Schule oft Horrorfach?

  • Ihr Lieben,


    ich würd jetzt gern laut und lange über die Geschichtsunkenntnis meiner Schüler jammern, und zwar auf allen Ebenen... ist das normal, dass 8-Klässler KEINE wichtigen historischen Ereignisse der letzten 60 Jahre nennen können (nach lnagem Prompten kam dann "Mauerfall", wobei sie aber "Fall" im Sinne von "case" interpretierten und auch nicht wussten, was denn da wohl gewesen war) ? Dass in der 12. keiner was von der 1848ger Revolution oder dem 1. Weltkrieg weiß? Und so weiter und so fort...


    Und dann nehme ich mich inquisitorisch ins Gebet und mir fällt auf, dass ich in der Schule auch von Geschichte keine Ahnung hatte und erst ab 25 so langsam begriff, was mir da eigentlich entging. Jetzt meine Frage: Woran liegt das? Ist man vorher einfach noch zu klein, um ein Gefühl für historische Zusammenhänge zu entwickeln? Ist Geschichtsunterricht an der Schule Stiefkind und meist grottenschlecht? Meine Großen sagen ja selbst, dass sie von Geschichte keine Ahnung haben und das letzte Mal vor Jahren welche hatten und davon nichts mehr wissen - und sie ärgern sich auch darüber, allerdings nicht genug, um das nachzuholen. Wie sind eure Erfahrungen?


    Mittlerweile dafür, Geschichte zum Hauptfach zu erklären,
    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

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    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    wolkenstein schrieb am 20.03.2006 17:50:


    Und dann nehme ich mich insquisitorisch ins Gebet und mir fällt auf, dass ich in der Schule auch von Geschichte keine Ahnung hatte und erst ab 25 so langsam begriff, was mir da eigentlich entging. Jetzt meine Frage: Woran liegt das? Ist man vorher einfach noch zu klein, um ein Gefühl für historische Zusammenhänge zu entwickeln?


    ;)
    Sogar in der Grundschule kann man in gewissen Grenzen schon historisches Bewusstsein entwickeln! Ich liebe Geschichtsthemen in der Grundschule und auch die Kinder sind meist mit Feuereifer bei der Sache. Nur ist "Geschichtsunterricht" in der Grundschule (wenn er denn stattfindet) meist noch "zum Anfassen" (warum eigentlich später nicht mehr?); es werden historische Gegenstände mitgebracht, Museen besucht, Zeitzeugen befragt, Steinzeitmalerei betrieben, etc. pp.


    Zitat

    Ist Geschichtsunterricht an der Schule Stiefkind und meist grottenschlecht?


    Ich fürchte fast, das trifft zu. Interessant finde ich, dass du das für "deine" Schulform feststellst. Ich dachte immer, das gilt eher für die Grundschule, wo man Berührungsängst mit historischen Themen zu haben scheint. Hier gibt es mittlerweile aber gute Ansätze, z.B. in diesem Werk beschrieben: http://www.lehrerforen.de/oldforum.php?topic=105980911966


    Meine eigenen Schulerfahrungen mit Geschichte sind gemischt: Mein Geschichtslehrer in der Oberstufe war super. Er war selber so begeistert von seinem Fach, dass es mir auch Spaß gemacht hat. Was vorher gelaufen ist? Weiß ich nicht mehr. Ich erinnere mich nur, dass es meist sehr langweilig war.


    Bedenklich finde ich aber auch, welch geringes Geschichtswissen heutige (?) Jugendliche haben.
    Geschichte als Hauptfach? Keine schlechte Idee, dann aber etwas modifiziert, mit mehr Handlungsmöglichkeiten und weniger Daten auswendig lernen.


    VG,
    Melosine

  • Ich habe gerade meinen Sohn (8. Klasse) mal zum Thema Geschichte befragt:
    „Also, wir machen ja gerade französische Revolution. In Erdkunde haben wir mal russische Revolution gemacht, das war mit … keine Ahnung.
    Gab es nicht auch mal eine deutsche Revolution (er meinte die Zeit des Nationalsozialismus)?
    Ich mag Geschichte nicht, das ist langweilig, man muss immer nur alle Zahlen auswendig lernen“

    8o


    Zum Mauerfall und der Wiedervereinigung konnte er auch nur wenig erzählen, obwohl das auch bei uns in der Familie häufiger thematisiert wurde.


    LG, silja

  • Geschichte... das hätte mein Lieblingsfach sein können. Warum war es der Horror?


    1. Ein Wort fasst fast alles zusammen: Quellen! Ich sehe heute noch nicht den Sinn darin, fast jedes Thema in der Mittelstufe damit anzugehen. Es raubte mir jedes Interesse. Für Quellen aus dem 20. Jahrhundert hätte ich mich interessieren können, aber die Texte waren zum Teil apothekenpflichtig, so betäubend haben sie gewirkt.


    2. Chronologisches Vorgehen: Kaum sind die Römer weg, schon fällt der Vorhang. In endlosem hin und her der nächsten tausend Jahre passiert einfach nichts.


    3. Da die Menschen aus Geschichte nichts lernen, ist Geschichte oft geradezu vorhersagbar. Dieser Aspekt kam mir immer zu kurz.


    4. Geschichte interessiert mehr, wenn der Bezug dazu offensichtlich ist. Wer vor tausend Jahren in Europa wen warum abgemurkst hat, war für mich in der Mittelstufe völlig unwichtig. Ich habe einmal nachgefragt, wann wir denn mit dem 20. Jahrhundert anfangen. Die Antwort war niederschmetternd und hat mein Interesse _in der Schule_ beendet. Wären ich also eine Vier nach der anderen in der Schule kassierte, habe ich mich privat sehr für die Geschichte der Neuzeit interressiert. Alles, was mit der Geschichte der Neuzeit zusammen hing, hat mich auch dazu motiviert, zurückzuschauen. Die Geschichte des 19. Jahrhunderts gewinnt an Bedeutung, wenn man sich ernsthaft mit dem 20. beschäftigt. Es mag zwar Gründe geben, chronologisch vorzugehen, aber Bezug und Motivation legen aus meiner Sicht eher nahe, mit Geschichte heute anzufangen, und sich in die Vergangenheit vorzuarbeiten.


    Gruß,
    Remus


    Edit: Es gibt diverse Strategiespiele die sich gut eignen, in desinterssierten Jungen ein großes Interesse für die Vorgänge der Zeit zu wecken. Mädchen scheinen sich für so etwas eher weniger zu interessieren. Mir fällt spontan ein:
    Imperium Romanum, Republic of Rome, We the People, Empires in Arms, Days of Decision und unzählige andere.

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

    Einmal editiert, zuletzt von Remus Lupin ()

  • meike: ich glaube, ich hatte das gleiche geschi-buch wie du. das schönste war, alle 30 seiten ein bild zu bemalen, aber ansonsten kann ich mich auch nur noch an die hühnerzucht meines geschichtslehrers erinnern. dabei habe ich schon immer interesse an geschichte von nah bis fern.
    die arbeiten verliefen bei uns bis zur zwölften klasse immer nach dem gleichen schema ab: "schreibt auf, was ihr zu dem thema XY wisst..."
    kein kommentar...


    wirklich schade.


    vielleicht fehlen den schülern - gerade in sek I - die bezüge, ich bin nun wirklich keine geschichtsdidaktikerin, aber etwas mehr zeitgeschichte oder zeitgeist könnte dem angestaubten ruf dieses faches sicher gut tun. geschichte aus der heutigen sicht begreifen, parallelen finden, sich mit problemen aus der heutigen zeit in eine andere epoche versetzen und diese dort auf den prüfstand stellen usw.


    schön war neulich eine vertretungsstunde in geschichte, wpk 8:
    ich war eine minute vor dem klingeln gebeten worden zu vertreten, fragte also zuerst nach dem thema: "nichts - wir haben grad die arbeit geschrieben. "
    dann habe ich gefragt, welches thema als nächstes geplant wäre: "nichts. der wpk wird aufgelöst."
    hm. okay. dann habe ich eine dritte frage riskiert: "was würdet ihr denn gerne machen?" die antwort war irgendwie sonderbar, aber mehrheitlich: "hitler"
    naja, und irgendwie habe ich auch noch herausgefunden, dass das eigentliche thema des wpk´s eine zeitreise war, sie aber nach einem halben jahr noch immer bei den römern hängen geblieben waren...


    liebe grüße... :)

  • Geschichte der Neuzeit finde und fand ich sehr interessant. Bei der alten Geschichte bin ich nicht so bewandert, auch im Mittelalter.
    Meine erste Geschichtslehrerin brachte uns G. in Tafelbildern bei: Ursachen/Verlauf und Ergebnis. Brav auswendiglernen, abfragen, gute Note.
    Erinnerung: Ich weiß sehr wenig über griech. und römische Geschichte.
    Dann kam die neue Lehrerin. Okay, ich mochte sie. Ihr Unterricht war sehr anspruchsvoll, selbst notieren und nachlesen. Aber ich fand es bei ihr echt gut. Und vor allem habe ich was behalten.
    Geschichte war bei mir stark lehrer- und methodenabhängig.
    Gruß
    Pet

    Ich bin Grundschullehrer, ich muss nicht die Welt retten!!!

  • Kann mich nicht beklagen. Eins meiner Kinder nach dem anderen wählt Geschichte als LK. Das ist bei uns das Lieblingsfach schlechthin. Ich bin da auch nicht so ganz unbeleckt, aber die Kinder kennen sich so detailliert aus, dass ich da nicht mehr mit kann.


    Die Geschichtslehrer waren in den Schulkarrieren meiner Kinder immer die Netten, Engagierten, Bemühten, Begeisterung erweckenden. Selbst wenn sonst gar nichts ging - Geschichte ging immer.


    Grüße Enja

  • Wenn man das Wort "Geschichte" bei seiner anderen Bedeutung packt, also im Unterricht viele "spannende Geschichten aus der Geschichte" erzählt, ist es still wie beim Märchenerzähler.
    Das ist die Würze des Unterrichts und die Schüler fragen oft: "Wann kommt denn wieder so eine Geschichts-Geschichte?" Sie sehnen sich danach und sind absolut aufmerksam.


    Bewährt haben sich natürlich auch historische Filme. Das können durchaus mal realitätsbezogene Abenteuerfilme sein oder Kriegsfilme. Das Medienzentrum ist voll davon.


    Solche Sachen kann man zB. als Belohnung für das fleißige Auswendiglernen der Zusammenhänge und Zahlen machen.
    Was das Lernen noch weiter fördert, ist, Geschichte viel mit Geographie und anderem aktuellem Wissen zu verbinden. Da gibt es genug Möglichkeiten.


    Genauso gut kann man die Schüler nach Bezügen zu heutigen Situationen fragen. Bsp.: Im Mittelalter galt der Ausspruch "Halt du sie mir dumm, ich halt sie dir fromm!" Was die Schüler da alles für schöne Bezüge bringen ...


    Schön ist es, wenn man dann (besonders bei mündlichen ist es so) Leistungen prüft, bauen die Schüler auch immer wieder Fakten aus allem oben Genannten ein und man merkt, dass diese Art des Geschichtsunterrichts fruchtet.

  • Horrorfach...hm, meiner Großen grauts auch immer davor ("...muss ich das jetzt wissen?")und mir fällt es immer schwer das nachzuvollziehen...
    Bei mir war Geschichte das Highlight, auch wenn sie ab 1848 deutlich ideologisch eingefärbt wurde und viele Sachen lieber komplett verschwiegen wurden, damit es keine peinlichen Fragen gab.
    Vermutlich ist die Geschichte sosehr Stiefkind, weil die unmittelbaren Auswirkungen dieser nicht mehr so deutlich zu spüren sind. Abgesehen von ein paar historischen Bauten ist nicht mehr vieles geschichtsträchtig. Leider. Mit dem Ende des kalten Krieges endete auch die Nachkriegszeit und damit waren die Auswirkungen der jüngeren Geschichte kaum oder nicht mehr zu sehen oder zu spüren. Damit schiebt sie sich nicht nur aus dem Blickfeld sondern auch auf breiter Front aus dem Interesse, weil die Gegenwart auch genug bis zuviel zu bieten hat.
    Wenn man Geschichte betrachtet als wäre sie tot, verliert sie schnell ihren Reiz- man muss sie lebendig erscheinen lassen- ich glaube das ist der Haken...

    ...nur an Blumen fehlts im Revier, ich putze mein Motorrad dafür...

  • Hallo,


    also ich habe Geschichte geliebt, allerdings fing das erst in Klasse 9 an.


    Die niedliche Nonne, die wir in der 7 und 8 hatten, war ziemlich vorhersehbar und es war leicht zu lernen.


    Die andere Lehrerin war so richtig striefig. Sie erwartete, dass man eigenständig arbeitete und fragte nach Zusammenhängen. Auch waren die Tests sehr anspruchsvoll (z.B. Du kannst mittels Zeitmaschine Napoleon Bonaparte interviewen, stelle 3 sachliche Fragen und 3 private Fragen).


    Alles was ich z.B über Römer und Griechen weiß, hat uns der Lateinlehrer beigebracht.


    In der Oberstufe war Geschichte Beifach zu LK Sozialkunde.


    Geschichte sollte anschaulicher sein, wenn möglich, sollte man vielleicht auch mal "Geschichte zum Anfassen" machen.


    Wir in RLP haben da vers. Möglichkeiten.


    Töchterlein, Klasse 7, nimmt gerade die ollen Römer durch. In den Osterferien werden wir nach Trier fahren und uns dort umsehen.


    Auch ganz in unserer Nähe ist der Limes, zumindest Nachbauten.


    Das muss man anfassen können, ansehen können. Das prägt sich ein.


    Mittlerweile gibt es so viele gute Ideen für den Unterricht. So könnte man auch mit 7.Klässlern mal in ein Museumsdorf gehen und einen Tag als Römer (oder jemand anders leben). Man kann Dokus schauen, aber noch besser aktiv arbeiten am Stoff.


    Ein Lehrer muss zwar keine One-Man show machen, aber es sollte anregend sein.


    Mein Mann ist besonders geschichtsbegeistert, wir haben unzählige Nachschlagewerke, Biographien von Cäsaren ect... Er ist ein wandelndes Lexikon in Geschichte, egal aus welcher Zeit.


    Zu fast allen Themen haben wir Dokus, historische Filme .


    Töchterlein macht Geschichte ganz gerne.


    Vielleicht liegt es auch am Vorbild oder den elterl. Erfahrungen.


    Geschichte macht Spaß.


    Ich merke übrigens beim Abfragen, was noch alles da ist, bei mir. Männe schlägt mich um Längen.


    Dabei habe ich Abi und nicht er.


    Doris

  • Zitat

    Remus Lupin schrieb am 20.03.2006 19:04:
    1. Ein Wort fasst fast alles zusammen: Quellen! Ich sehe heute noch nicht den Sinn darin, fast jedes Thema in der Mittelstufe damit anzugehen.


    Ja, aber Quellen können ja auch solche sein:


    http://home.versanet.de/~nelea…ial/kosmosdarstellung.pdf


    Das Erfolgserlebnis meiner Schüler und den Spaß, den sie hatten, die Schrift dann doch zu entziffern, war nicht ohne. Für das Rechtssystem des Mittelalters kann man wunderbar die Illustrationen des Sachsenspiegels verwenden. Lustig ist es auch, aus Zitaten von Friedrich Wilhelm I. und aus seinem politischen Testament, Charakter, Ideale und Nachteile dieser Monarchie herauszuarbeiten...


    Nele

  • Zitat

    wolkenstein schrieb am 20.03.2006 17:50:
    Ihr Lieben,


    ich würd jetzt gern laut und lange über die Geschichtsunkenntnis meiner Schüler jammern, und zwar auf allen Ebenen... ist das normal, dass 8-Klässler KEINE wichtigen historischen Ereignisse der letzten 60 Jahre nennen können (nach lnagem Prompten kam dann "Mauerfall", wobei sie aber "Fall" im Sinne von "case" interpretierten und auch nicht wussten, was denn da wohl gewesen war) ? Dass in der 12. keiner was von der 1848ger Revolution oder dem 1. Weltkrieg weiß? Und so weiter und so fort...


    Hi,
    auch wenn ich die Pauschalkritik in diesem thread nicht ganz teilen kann, mal der Versuch einer Antwort von einem Geschilehrer, der mitunter an seinen Fähigkeiten zweifelt. Du, Wolkenstein, sprichst sozusagen Pest & Cholera zugleich an, denn wie man's macht, macht mans falsch... entweder man kloppt den Schülern Wissen rein wie Anno dazumal. Ein Kollege von mir macht das, unterrichtet durchgehend frontal und die Schüler können's, haben Wissen und können sogar Quellentexte lesen. Von Gruppenarbeit, entdeckendem Lernen, historischen Erkundungsgängen in der eigenen Stadt, der Entwicklung historischer Fragestellungen usw. haben sie natürlich keine Ahnung und motiviert sind sie auch nicht, aber im Druck. Bei mir haben sie weniger Druck, müssen z. B. bei Karl dem Großen 2 (zwei) Jahreszahlen können, aber sollen Zusammenhänge analysieren können, selbsständig und kritische arbeiten, etc. pp... Beides zu verbinden schaffe ich in 2 Stunden nicht und frage mich, ob der andere es nicht besser macht.


    Soweit so schlecht. Manche Sachen, die du angesprochen hast, gibt natürlich das Curriculum vor (NS-Zeit und Mauerfall kommen in der 10 - deine 8er konnten's nicht wissen). Die 12er hatten in der 9 wohl anderes zu tun, andererseits soll man in einem Schuljahr dort von Renaissance über Aufklärung, franz. Revolution, dt. Revolution und Imperialismus bis zum ersten Weltkrieg auch einige Themen machen. Ich mache 1848 in ca. 2 bis 3 Wochen = 4-6 Stunden. Und wozu in der knappen Zeit nur Wissen eintrichtern, wenn es genügend Wissenspeicher überall zugriffsbereit gibt, da sind mir Zugriffs- und Analysefähigkeiten wichtiger. Was dann auf den ersten Teil meiner Ausführungen zurückführt.


    Im übrigen leidet das Fach darunter, dass wohlmeinende Kollegen anderer Bereiche gern den Steinbruch Geschichte auspacken, das geht schon in der Grundschule los und macht einen manchmal richtig wütend; da werden Motivationshäppchen aus der Antike verwendet, Projekt "die Griechen" oder sowas. Das dadurch aufgebaute Geschichtsbild ist ungefähr auf dem Niveau von RTL 2, und wir dürfen dann zusehen wie wir damit umgehen X( ... Noch schlimmer ist es, wenn dann jemand den Topf "Betroffenheit" = Nationalsozialismus aufmacht, aber darüber hab ich in diesem Forum ja schon öfter geschrieben.


    Grüße,
    JJ

  • Hallo Justus!
    Na, wenn Du es so aussprichst (Druck...) und zweifelst, ob es nicht doch besser so ist, darf ich es dann auch.


    Klar, ich hatte es weiter oben schon geschrieben: Die Schmankerl gehören grundsätzlich zu meinem Unterricht. Das lockert aber nicht nur auf!


    Meiner Erfahrung nach kann man den Unterricht noch so schön auflockern und würzen, wenn aber die Schüler ein Grundgerüst haben, schmecken Sie die Würze viel besser.
    Will sagen: Ich "pauke" das Grundgerüst frontal und "mit Druck" hinein. Aber schon während des Paukens "würze" ich ein wenig. Wenn ich dann merke, dass der Stoff sitzt, kommen wir zum "gemütlichen Teil." ERST DANN können die Schüler das Schöne an Geschichte auch VERSTEHEN.
    Genauso mach ich das auch in anderen Fächern und es ist überall das Gleiche: Einen Witz versteht man erst, wenn man wenigstens ahnt, wohin der Hase läuft.

    • Offizieller Beitrag

    Leicht OT, aber trotzdem: Warum kann denn ein 8ter nicht wissen, wann der Mauerfall war? Sowas gehört m.E. zur Allgemeinbildung- und da habe ich in der Tat den Eindruck, die ist trotz Jauch und Co vor allem in der Unter-und Mittelstufe sehr gefallen in den letzten Jahren.
    Ich persönlich habe Geschichte geliebt, aber muss den anderen zustimmen: Es liegt wirklich am Lehrer, wenn der es trotz Quellen schafft, die "Geschichte" der Geschichte zu erzählen, wird es interessant. Ein Kollege von mir macht auch zusätzlich "Geschichte zum Anfassen" (Ritterhemden knüpfen usw.)
    Was auch oft zum Desinteresse beiträgt, ist (Schülerkommentar): Was soll ich denn mit Geschichte, da muss ich Sachen lernen, die doch sowieso schon vergangen sind."
    Wenn Lehrer es schaffen, rüberzubringen, dass man aus der Geschichte viele Erklärungen für das heutige Leben ziehen kann, dann wird das Fach auch für die Schüler interessanter. So einen Lehrer hatte ich in der 7.Klasse- und später hab ich dann schriftliches Geschichts-Abi gemacht.
    Lg, Hermine

    • Offizieller Beitrag

    Ich hatte einen alten nach Schweiß riechenden Lehrer, der immer alle möglichen Texte aus dem Geschichtsbuch als Hausaufgabe zusammenfassen ließ. Ok, das Zusammenfassen habe ich damit gelernt, auch für später praktisch, aber die Texte waren schon immer relativ komprimiert... Außerdem war es natürlich stinklangweilig. In der Oberstufe hatte ich trotzdem Geschi-LK und fand es ganz interessant, hätte mir aber schöneres vorstellen können (Musik-LK kam nicht zustande). Ich denke das Interesse kommt bei einigen erst, wenn sie älter sind und sich einfach mehr für die Hintergründe interessieren. Früher habe ich mir z.B. lieber Serien im Fernsehen angeschaut als Dokumentationen. Heute ist es umgekehrt. Deshalb bekommen ich vieles mit, bei dem ich noch mal nachlese, um z.B. Hintergründe zu erfahren.


    Gruß leppy

  • Mittlerweile dafür, Geschichte zum Hauptfach zu erklären,
    w.


    >>>in sachsen- anhalt ist geschichte ab der 11.klasse für alle kernfach, das heißt geschichte ist auf einer augenhöhe mit mathe, deutsch..., also 4 std.

    Suum cuique!


    Um Vorwürfen vorzubeugen,
    gilt bei allen meinen Beiträgen mitzudenken:
    BSE:
    (BETROFFENHEIT SORGE ERSCHÜTTERUNG)

  • Ich kann mich auch nicht über den Geschichtsunterricht beschweren, den ich gehabt habe. Geschichte war bis zur Oberstufe eines meiner Lieblingsfächer und meine Zwei hatte ich auch immer sicher.
    Das Lesen von Quellen fand´ ich übrigens nie unangenehm, sondern eher interessant.


    In der 11. Klasse habe ich dann einen Geschichtslehrer bekommen, der zwar fachlich auch einiges "auf dem Kasten" hatte, aber als Mädchen kam man bei ihm grundsätzlich nicht über eine Drei hinaus... Das hat mir den Spaß an diesem Fach dann ziemlich verleidet.

  • Wie schon am Anfang dieses Thread/s ein paarmal erwähnt, liegt auch mein Interesse eher im 20.Jhd.
    Heute studiere ich Geschichte, aber in der 7. und 8. Klasse fand ich es sterbenslangweilig (Antike, Mittelalter). Ab der 9. fand ich es superspannend, lag aber vielleicht auch am Lehrer, der war nämlich Politiklehrer, während der davor als zweites Fach Latein hatte. Und so wie damals ist es eigentlich heute immernoch, mich interessiert das politische an Geschichte, also Macht, erste Ansätze von Verfassungen und solche Dinge. Wie die Menschen gelebt haben interssiert mich (auch wenn das eher traurig ist) nur, wenn es dafür nötig ist.
    Für mich war Geschichte eher eine Art Hilfswissenschaft für Politik und unter diesem Blick ist es für mich interessant geworden und nun beginne ich mich auch mit Geschichte als eigenständiges Fach zu beschäftigen

  • Bei meinen Geschichtslehrern war alles dabei:
    vom absolut unfähigen, unsicheren und noch dazu sterbenslangweiligen, strafversetzten alten Pickelgesicht, das es vorzog, sich hinter seiner Tasche zu verstecken und uns lesen zu lassen bis zu mehreren richtig guten Lehrern, die es verstanden haben, Geschichte interessant rüber zu bringen.
    Gerade in der Oberstufe hatte ich Glück und fand es zudem super-interessant (gut erinnern kann ich mich aber auch an die ersten Jahre am Gym- Ägypter, Römer etc - die Mittelstufenjahre danach - keine Ahnung, was wir das gemacht haben....). Hatte Geschichte sogar im Abi als Prüfungsfach (das allerdings ein bißchen unfreiwillig) und habe beim Lernen noch mehr Interesse entwickelt. Aber: ich glaube, ich habe einfach keinen Kopf für Geschichte. Heute weiß ich bei vielen Dingen nur, dass ich es interessant fand und mir merken wollte - ansonsten gähnt da große Leere.....Es ist mir also nicht einmal gelungen, diese bewusst wahrgenommenen und als interessant empfundenen Zusammenhänge und Ereignisse zu behalten. Eigentlich gehöre ich also - trotz des über lange Jahren guten Unterrichts und vorhandenem Eigentinteresse zu denen, die bis auf grobe Allgemeinbildung keine Ahnung haben....
    LG Ronja

    Jeder Tag, an dem du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag.

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