Austoben mit Gruppenarbeit und anderen Methoden

  • Verschoben, damit nicht alte Streitfragen dazwischenkommen:
    Gut, dann mal zur Gruppenarbeit und dem Phänomen "Einer arbeitet, der Rest quatscht."
    Erfolgreiche Gruppenarbeit spart Zeit, macht Spaß, entkrampft, bietet Abwechslung, überwindet Hürden usw. Das ist unbestritten.
    Das Wichtigste für den Erfolg ist aber, dass die Schüler dabei auch lernen WOLLEN und somit liegt es wieder bei uns, die Schüler dazu zu bringen, es zu WOLLEN.


    Wie bringt man überhaupt jemanden dazu, etwas zu WOLLEN?


    Man WECKT einen Wunsch und sobald der Andere sich etwas wünscht, zeigt man ihm "nur noch" Wege, den Wunsch zu erfüllen. Dann WILL der Andere sich diesen (seinen) Wunsch auch erfüllen.
    Das Wecken des Wunsches bedarf aber noch einer Voraussetzung: ZUERST muss man das Interesse des Anderen wecken!


    Zur weiteren Illustration ein Blick in den Handel.
    Im Alltag eines richtigen Verkäufers ist das für ihn die Hauptaufgabe: Wünsche wecken. Wenn er nur im Laden steht und die Ware, die der Kunde eh schon sieht, herüberreicht, ist er kein Verkäufer, sondern nur ein Verteiler.
    Also wird ein guter Verkäufer sich auch um die gute Gestaltung seines Schaufensters kümmern, denn die Kunden sollen stehenbleiben und im Schaufenster Dinge sehen, die einen KaufWUNSCH wecken.
    In den Supermärkten gibt es mittlerweile kaum noch Verteiler. Die wenigen von ihnen finden wir zB. hinter einer Wurst-Theke. Die anderen Beschäftigten könnte man getrost als Regal-Einräumer und Geldeinsammler bezeichnen.
    Das ist nicht böse gemeint, sondern die Übertreibung macht nur anschaulicher.
    Wo wird beim Kunden ein neuer Wunsch geweckt, den dieser dann im Supermarkt befriedigen kann? Im Fernsehen, im Radio, in der Zeitung oder in Zeitungsbeilagen, also in der Werbung.


    Ein guter sogenannter „Vertreter“, also ein Vollblut-Verkäufer, hat oft keine Werbeunterstützung und meist nicht einmal ein Schaufenster.
    Der Vertreter muss auf andere Art auf sein Angebot aufmerksam machen und das Interesse dafür wecken. Also wird er bei einem potentiellen Kunden anrufen, sich verabreden und dann sein Produkt so präsentieren, dass der Kunde den Wunsch verspürt, es kaufen zu wollen.
    Wenn er dem Kunden dann noch den Weg zeigt, das Produkt auch kaufen zu können (Chance), hat er gewonnen und der Kunde tritt in Aktion.


    Auf die Schule bezogen sieht das so aus:


    Allem voraus steht das Interesse-Wecken; das funktioniert aber nur, wenn die Schüler AUFMERKSAM sind. Der Aufmerksamkeit förderlich ist absolute Ruhe.


    Sobald das Interesse da ist, muss ein Lehrer vor allem Wünsche wecken! Anders gesagt: Ein guter Lehrer muss diese Wünsche erst entstehen lassen, sie waren noch gar nicht da!


    Sobald aber der Wunsch nach Lernen geweckt ist, können wir uns methodisch und didaktisch "austoben", denn dann nehmen die Schüler alles gern als Hilfsmittel, ihren Lernwunsch zu befriedigen.


    Wir sind also, wenn wir unseren Job gut machen, nichts anderes als "Vertreter" bzw. Verkäufer. Allerdings sitzen unsere "Kunden" schon vor uns, wir müssen sie nicht erst locken.


    EDIT: (Um einigen Stänkerern zuvorzukommen: Ja, ich sage "Schüler-Flüsterer" zu diesen "Vollblut-Lehrern" und Ihr könnt mich ruhig mit allen Flüster-Kombinationen bezeichnen, die Euch einfallen - kein Problem.)

  • Ja, es fehlt ein "produktmarketingstrategisches" Konzept zum Lernen.
    Letztlich sollte es auch für Lehrer leichter sein, wenn Ihnen der Unterrichtsstoff aus den Händen gerissen wird um ihn zu konsumieren. Ich glaube auch, der Wissensdurst ist da, er muss nur entsprechend stimmuliert werden...das ist allerdings etwas anderes als "zur tränke führen".

    ...nur an Blumen fehlts im Revier, ich putze mein Motorrad dafür...

  • Zitat

    iche schrieb am 09.03.2006 20:40:
    Ja, es fehlt ein "produktmarketingstrategisches" Konzept zum Lernen.
    Letztlich sollte es auch für Lehrer leichter sein, wenn Ihnen der Unterrichtsstoff aus den Händen gerissen wird um ihn zu konsumieren. Ich glaube auch, der Wissensdurst ist da, er muss nur entsprechend stimmuliert werden...das ist allerdings etwas anderes als "zur tränke führen".


    Na ja, "zur Tränke führen" ist zwar nicht ganz falsch (Pädagogen "führen"). Ich sage lieber dazu:
    Wenn die Schüler dann diesen og. LernWUNSCH verspüren und ihn befriedigen wollen, dann soll man ihnen nur die Wege zur Erfüllung des Wunsches zeigen. Sie gehen die Wege fast "ungeführt", wenn man es richtig gezeigt hat.


    Sie merken es gar nicht, dass man ihnen etwas "verkauft" hat.

  • Und wie macht man das, Interesse zu wecken? Das ist eben das Problem! Manchmal schaffe ich es gut, die Schüler zu begeistern, aber die werden dann laut...


    Ich habe neulich Stechbilder in Kunst machen lassen (Metallfolie mit Zahnstocher durchstechen, das kam suuuper an und die waren eine ganze Sztunde total ruhig) und die Bilder dann am Overheadprojektor gezeigt. Alle waren unheimlich interessiert, haben allerdings z.B. laut geklatscht, laut gelacht und die Bilder laut kommentiert.


    Powerflower

  • Hallo Powerflower,
    ich muss schnell mal weg und bin bald wieder da. Dann komm ich auf "Interesse wecken" zurück.

  • Hallo Powerflower,
    nun die Antwort zum "Interesse wecken". Ich werde es auf verschiedene Art darstellen. Mal sehen, welche Art der Darstellung Dir am besten liegt.


    Es war ja schon angedeutet, dass ZUERST die Aufmerksamkeit der Schüler gewonnen sein muss. Dazu gibt es verschiedenste Methoden und Mittel.
    Einfachstes Beispiel: Laut und energisch "Ruhe!" rufen, dann absolute Ruhe fordern mit "Psst, ganz leise sein ... gaaanz ruhig." Oder ähnlich, aber FORDERN!


    Nun wird's spannend, weil diese Ruhe nicht lange währt, wenn nun nichts kommt, was die Aufmerksamkeit und das Interesse fesselt. Also SOFORT diese Erwartungshaltung ausnutzen, zB.: "Das, was ich euch jetzt gleich zeige, wird euch Spaß machen. Ihr werdet staunen, was für einen Spaß das macht."


    "Zuvor aber eine Frage!" (Ggf. wieder Ruhe fordern: "Ganz leise sein ... pssst!")
    "Sagt mal, ... sagt mir mal, was für ein ...." (Deine einleitende Frage zum beabsichtigten Lernstoff,)
    Nun geht man auf die Antworten ein, beruhigt ggf. wieder, fasst die Antworten zusammen, zB.: "Da haben wir den Ärger! Ihr habt Recht, das ist 'voll Scheiße', wie ihr sagtet."


    Nun mit erhobener Stimme: "Dafür gibt's aber eine gaaanz einfache Lösung! Ich verspreche Euch, dass ihr nach ganz kurzer Zeit, manche schon nach 10 Minuten, DIESEN Ärger nicht mehr habt.
    Sicher, ... versprochen!"


    Jetzt das Versprechen einlösen und an einem Beispiel demonstrieren, dass es möglich ist, das Problem/denÄrger in den Griff zu bekommen, am besten NICHT am besten Schüler demonstrieren.


    Usw. usf.


    Man hält also die Schüler IMMER WIEDER durch akzentuierte Worte/Sätze, durch Versprechen und durch kleine Beweise, die die Versprechen einlösen, bei der Stange - immer und immer wieder.


    Ich möchte mir nicht die Finger wund schreiben, darum gleich ein Link für ein Beispiel.


    Achte mal beim Lesen immer auf die Struktur
    - Aufmerksamkeit fordern und halten,
    - Interesse wecken durch Ankündigungen / durch Versprechen
    - Wünsche wecken durch Teil-Einlösung der Versprechen, also zeigen, "dass es geht"
    - Aktion der Schüler zB. in Gruppenarbeit lenken, damit sie es auch können, stolz auf ihre Fähigkeiten spüren usw.


    Anders gesagt:
    Interesse wecken Verkäufer, indem sie zB. Produktvorteile demonstrieren. Lehrer demonstrieren beispielweise, wie cool es ist, klug zu sein oder, wie schön die Stechbilder sein können. Dann zeigt man, dass JEDER solche schönen Bilder herstellen KANN und schon ist der Wunsch geweckt. Dann heißt es nur noch "action!" Und die action kann man lenken.


    Wenn's Dich also interessiert, schau hier:
    http://schueler-fluesterer.de/leseprob2.htm


    Klar, jetzt kommen wieder blödsinnige Beiträge mit Wortkombinationen wie Flüster-Tüte usw. Dafür kann ich nichts - das bringen die Witzigen, die Spaß verstehen, gern. Soll'n sie doch.

Werbung