Wie viel Unterricht fällt bei euch aus?

  • Hallo,
    bei uns sieht es ähnlich aus wie bei Mia. Das heißt, es fällt zwar kaum Unterricht aus, aber sehr oft werden Klassen aufgeteilt, und dann stehen da plötzlich vier-fünf Leute vor der Tür und sagen: "Wir wurden aufgeteilt bis halb zwölf!" Wenn ich Glück habe, bringen sie was zu arbeiten mit. Wenn nicht, überlege ich fieberhaft, wo ich nun Aufgaben für ein -beispielsweise- zweites Schuljahr hernehme, wenn ich gerade ein viertes unterrichte. Und zwar sofort.
    Wenn ich mir für diesen Tag eine wunderschön ausgearbeitete Stunde vorgenommen hätte, würde ich mich sehr ärgern, denn mit über 30 Kindern sind solche Stunden fast nicht durchführbar. Auch Klassenarbeiten und Lernkontrollen sowie Gespräche zum Thema Streitschlichtung sind eigentlich Dinge, die ich nur durchführen kann und will, wenn wir "unter uns" sind.
    Ja, wir kriegen auch Geld für den Vertretungspool demnächst - es dürfen ja auch Erzieherinnen oder Studentinnen sein bei uns. Auch Mütter, die Lehrerinnen sind und im Erziehungsurlaub. Die einzig pädagogisch sinnvolle Lösung geht aber nicht, nämlich, dass Lehrkräfte, die keine volle Stelle haben, für eine gewisse Zeit mehr arbeiten und das auch bezahlt bekommen. Diese Lösung ist nicht vorgesehen. Die sollen weiterhin ihre kostenlosen Überstunden machen.
    Gruß venti :)

  • Zitat

    Timm schrieb am 23.02.2006 18:13:
    Das ist etwas zu kurz gegriffen: Viel Stundenausfall kommt durch kurze Krankheiten oder Fobis zustande. Da helfen Springerkräft nichts, es sei denn, du willst es Kollegen zumuten, jeden Tag auf Abruf als Krankheitsvertretung an einer Schule zu sein.


    In NRW darf wegen Fortbildungen, Elternsprechtagen, etc. kein Unterricht mehr ausfallen. Wir GS-Lehrer dürfen eigentlich keine Fortbildungen mehr am Vormittag machen, außer man ist den Tag nicht eingesetzt. Funktioniert soweit auch. IdR muss nur wegen Krankheitsfällen vertreten werden.


    Es Kollegen zumuten, jeden Tag auf Abruf als Krankheitsvertretung an einer Schule zu sein, das tun wir in der GS schon lange. Ist nicht ungewöhnlich, der Vertretungspool.
    Andere Vertretungskräfte (so wie ich) können sich den Luxus leisten, weniger flexibel zu sein, die dürfen dann auch länger an einer Schule bleiben.


    Allerdings meinte ich nicht mehr Stellen für Vertretungslehrer, sondern konkret Stellen an Schulen - weitestgehend unabhängig von Schülerzahlen.


    Sabi

  • Zitat

    Timm schrieb am 23.02.2006 18:13:


    Das ist etwas zu kurz gegriffen: Viel Stundenausfall kommt durch kurze Krankheiten oder Fobis zustande. Da helfen Springerkräft nichts, es sei denn, du willst es Kollegen zumuten, jeden Tag auf Abruf als Krankheitsvertretung an einer Schule zu sein.



    Aber genau DAS machen die mobilen Reserven in Bayern. Mal hier, mal da und dann auch wieder mal ein paar Tage an der Stammschule, um dort wahlweise den Keller aufzuräumen oder Förderunterricht zu geben.


    Petra

  • Bei uns in NRW gibt es ja auch, wie schon erwähnt an GS den Vertetungspool. Braucht man jedoch jemanden, ist niemand verfügbar, d.h. auch der Pool ist unterbestezt.
    Ganz früher war es so, dass man einen zwei Jahresvertrag bekam und danach direkt Verbeamtet wurde. Das ist jetzt aber schon lange nicht mehr so. Im februar wurden die Stellen dann nur noch bis Sommer ausgeschrieben (inzwischen war so ziemlich das einzig attraktive an diesen Stellen, dass man die Ferienbezahlt bekam), und jetzt heißt es, der Pool wird ab Sommer ganz aufgelöst.


    Das kann doch wohl nicht sein, oder?? Grade in NRW heißt es ja, dass zu viel Unterricht ausfällt, und jetzt wird eine sehr wirksame gegenmaßnahme aufgelöst. Wirklich unglaublich.

  • Die Mobilen Reserven hab ich in Bayern auch als unheimlich positiv erlebt. Das eine Jahr ist für den Kollegen dann zwar doof, aber immerhin profitiert man dann auch irgendwann davon.


    Doris,
    ich weiß nicht so genau, wo man sich als Eltern hinwenden sollte. Aber ich glaube, ich als Mutter würde in der Schule mal anrufen. Von unseren Eltern kommt da tatsächlich nichts.


    Sagt mal, was am Rande: Bei uns bleiben die Kollegen mit Kindern oft zu Hause, wenn diese krank sind. Geht das eigentlich nur, wenn man Beamter ist, oder funktioniert das auch in anderen Berufen? Ich hab als Student ziemlich viel gejobbt und da hab ich es echt NIE erlebt, dass jemand "krank" geschrieben war, weil das Kind krank war. Bei uns ist das Alltag - verschärft die Situation natürlich nur noch.


    Ich nehme jetzt auf jeden Fall jeden Tag weiter brav mein Vitamin C, damit ich nicht krank werde und ruhe mich dann in den Osterferien wieder aus.

    Vermeintliche Rechtschreibfehler sind ein Vorgriff auf kommende Rechtschreibreformen und deren Widerruf.


  • Dass es das gibt, ist ja kein Argument, dass es auch gut ist. So weit mir aus der Sekundarstufe bekannt, werden in B-W die Springer bei längerfristigen Krankheitsausfall an die Schulen verteilt.
    Allerdings gibt es zumindest im Berufsschulbereich keine und im gymnasialen Bereich kaum noch Springer. Das Geschäft macht einfach niemand, weil es sehr undankbar ist und die Stellensituation in B-W in diesem Bereich gerade sehr gut aussieht.
    Wir haben z.B. vom RP gesagt bekommen, die Mittel für eine Vertretung eines schwer verunfallten Kollegen seien da, aber es gebe niemand einzustellen. Es werde aber sofort genehmigt, einen Teilzeitauftrag aufzustocken...


    So lange die Einstellungssituation gut ist, möchte ich diese Art der Reserve (jeden Tag andere Klassen, eigentlich mehr Aufsichtsonkel/tante als Lehrer und Schulkelleraufräumer) niemanden zumuten. Lieber arbeite ich das als Überstunden ab, bevor ein Kollege so arbeiten muss.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • In Bayern MUSS jeder Beamter zwei oder dreimal in seiner Schullaufbahn (je nach Schulamtsbezirk) ein Jahr Mobile Reserve machen, das sind keine Aushilfslehrer!
    Im Idealfall bleibt man das ganze Jahr an seiner Stammschule und vertritt da. So ein Jahr wird dann soweit ich weiß aber auch nicht mitgerechnet.

    Vermeintliche Rechtschreibfehler sind ein Vorgriff auf kommende Rechtschreibreformen und deren Widerruf.

  • Zitat

    MrsX schrieb am 23.02.2006 20:26:
    Sagt mal, was am Rande: Bei uns bleiben die Kollegen mit Kindern oft zu Hause, wenn diese krank sind. Geht das eigentlich nur, wenn man Beamter ist, oder funktioniert das auch in anderen Berufen? Ich hab als Student ziemlich viel gejobbt und da hab ich es echt NIE erlebt, dass jemand "krank" geschrieben war, weil das Kind krank war. Bei uns ist das Alltag - verschärft die Situation natürlich nur noch.


    Ja, das funktioniert auch in anderen Berufen.

  • Zitat

    MrsX schrieb am 23.02.2006 20:44:
    In Bayern MUSS jeder Beamter zwei oder dreimal in seiner Schullaufbahn (je nach Schulamtsbezirk) ein Jahr Mobile Reserve machen, das sind keine Aushilfslehrer!


    Zitat


    Mobile Reserve


    Für den Einsatz in der Mobilen Reserve gelten die gleichen Voraussetzungen und Verfahrensabläufe wie für den "Supervertrag".
    Einziger und wesentlicher Unterschied ist der Einsatzort: Beim Supervertrag wird ein fester Einsatzort zugeteilt, für die Tätigkeit als Mobile Reserve wird kein fester Einsatzort mitgeteilt. Erst nach Beendigung des Einsatzes als Mobile Reserve wird dieser festgelegt.


    http://www.km.bayern.de/km/ste…/supervertrag/index.shtml

    Zitat


    Im Idealfall bleibt man das ganze Jahr an seiner Stammschule und vertritt da. So ein Jahr wird dann soweit ich weiß aber auch nicht mitgerechnet.


    Das bezeichnet das Kumi als Supervertrag (s.o.).


    Gleichzeitig fordern Eltern aus Würzburg des bayerischen Landeselternverbandes:


    Zitat


    Es muss wieder eine Mobile Reserve vorgehalten werden und diese muss gleichzeitig gegenüber 2003/2004 personell verstärkt werden.


    http://www.lev-gym-bayern.de/index.php?id=135
    Ich bitte um Aufklärung. Kann mir nicht vorstellen, dass ein verbeamteter Kollege auf einer Planstelle in die "Mobile Reserve" abgeordnet wird....

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

  • Sorry, ich spreche von Grund- und Hauptschule.
    Da wars zumindest bis letztes Jahr noch so, ich gehe mal davon aus, dass das immer noch so ist.
    Zum Belege suchen bin ich jetzt zu müde ;)

    Vermeintliche Rechtschreibfehler sind ein Vorgriff auf kommende Rechtschreibreformen und deren Widerruf.

  • Hallo,


    doch, bei uns GS+ HS, werden verbeamtete Kollegen durchaus als Mobile Reserven verwendet. Du musst aber drei (?) Einsätze haben. Ich war als Mobile einmal nur in einer einzigen Klasse, weil der Kollege immer wieder neu krank geschrieben wurde, das wurde nicht anerkannt.


    Die Mobile hat eine Stammschule, an der sie sich aufhält, solange sie nicht für einen Einsatz abgeordnet ist.


    LG
    Tina

    Ein Hund denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, sie müssen Götter sein!" Eine Katze denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, ich muss ein Gott sein!"

  • Zitat

    Timm schrieb am 23.02.2006 20:37:


    Dass es das gibt, ist ja kein Argument, dass es auch gut ist.


    Doch, das ist gut.
    Aus Sicht der Schüler.
    Aus Sicht der Eltern.


    Und da ich diesen Job selber auch mache, kann ich sagen, dass es manchmal - nicht immer, das gebe ich zu - auch aus Sicht des Lehrers gut ist.


    Petra

  • Hallo,


    bei uns fällt kein Unterricht aus. Der Stundenplan umfasst alle nach Stundentafel angesetzten Fächer. Abwesende Lehrer werden vertreten. Sie bereiten vorher die Stunde vor und jemand anders hält sie dann. Wenn so etwas länger als eine Woche dauert, beschweren sich in der Regel die Eltern. Bei der Schulleitung. Die findet dann eine Lösung.


    Vertretungsstunden sind für die Lehrer freiwillig. Das ist ein Angebot, das gerne angenommen wird. Wenn das nicht mehr der Fall wäre, müsste die Vergütung angehoben werden.


    Grüße Enja

  • Petra:


    Im Primarbereich und in Teilen der Sek. I mag das so sein, insbesondere so lange das Fachlehrerprinzip nicht gilt. In der Berufsschule bringt es aber nichts, wenn ich einen Theorielehrer für Elektrotechnik zu den Maschinenbauern schicke oder am Gymnasium und unseren Vollzeitschulen, wenn der Deutschkollege Physik macht.
    Wenn dann ein Kollege fachfremd nur Aufsicht macht und dies über irgendwelche Stundenkontingente bezahlt wird, ist mir das Geld in oben genannten Fällen zu schade. Hier würde es auch reichen, der Aufsichtspflicht anders nachzukommen (Schulassistenten).


    Auch ist der Nutzen, den Schüler und Eltern daraus haben, noch kein Argument, dass es für Lehrer gut ist. Es muss doch möglich sein, auch andere Ideen zu entwickelnn (z.B, Schulassistenten, gerechtere Verteilung der bezhalten [!] Überstunden), ohne Lehrer zu manövrierbaren Masse als Springer zu machen. Wobei noch einmal deutlich bemerkt,
    - ich Springerstellen als mittel- und langfristige Vertretungen für gut, effektiv und zumutbar halte;
    - ich jeden bewundere, der mit Elan dem Job als Kurzzeitvertreter nachkommt.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • Hallo Timm,


    ich verstehe aber nicht ganz, wie die kurzfristigen Vertretungen durch Überstunden abgedeckt werden sollen.
    Es sind ja im Normalfall nicht nur Randstunden betroffen. Zu den anderen Zeiten haben die meisten anderen Lehrer selbst Unterricht. Es bliebe also nur die Klassendoppelführung; oder der Einsatz von den immer gleichen Teilzeitkräften, was ich persönlich als auch nicht glücklich gelöst bezeichnen würde.


    Von daher sind die Mobilen Reserven (zumindest im Primarstufenbereich) meiner Meinung nach auch für die Lehrer sehr sinnvoll, da so gewährleistet ist, dass mein vorbereiteter Unterricht auch gehalten wird (vorausgesetzt natürlich, dass der Vertretungslehrer das macht, was ihm hingelegt wird - bei mir oft nicht der Fall X( ).


    Liebe Grüße,
    biene maja

  • Zu den fachfremden Geschichten hat sich Hessen ab dem nächsten Schuljahr was ganz tolles ausgedacht:
    Die Schüler müssen im Jahr auf eine Stundenzahl pro Fach kommen. Wenn der Mathelehrer drei Wochen krank ist und die Vertretung ein Englischlehrer ist, dann haben die Schüler in den drei Wochen 10 Stunden Englisch und kein Mathe. Das wird dann im Laufe des Schuljahres wieder ausgeglichen :rolleyes: . Stand in einem der 1000 Zettel, die in den letzten Wochen bei mir gelandet sind.

    Vermeintliche Rechtschreibfehler sind ein Vorgriff auf kommende Rechtschreibreformen und deren Widerruf.

  • Zitat

    Timm schrieb am 23.02.2006 20:37:
    So lange die Einstellungssituation gut ist, möchte ich diese Art der Reserve (jeden Tag andere Klassen, eigentlich mehr Aufsichtsonkel/tante als Lehrer und Schulkelleraufräumer) niemanden zumuten. Lieber arbeite ich das als Überstunden ab, bevor ein Kollege so arbeiten muss.


    Das finde ich wirklich sehr löblich!
    Ich wünschte mir zur Zeit wirklich mehr Kollegen die so denken würden..


    Dass nun allerdings der Pool komplett aufgelöst werden soll halte ich für Wahnsinn. Viele Kollegen sind zu Überstunden leider oft nicht bereit, oder tatsächlich nicht in der Lage.


    Was die Einstellungssituation in NRW in der GS betrifft - und das ist ja niemandem neu - die ist nicht so gut, sodass viele von uns eben doch gezwungen sind so zu arbeiten.


    Sabi

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