Den prognostizierten Lehrermangel gibt es nicht!

  • Anstatt 70.000 bis 80.000 fehlenden Lehrern bis 2015, gibt es zukünftig zu viele Lehrer. Bis auf wenige Mangelfächer bzw. Lehrer an bestimmten Schulformen, wird der Konkurrenzdruck immer größer. Grund: Die restriktive Einstellungspolitik der Bundesländer. Arbeitszeitverlängerungen, größere Klassen, Schließung kleiner Schulen, schlechtere Pensionsregeln sorgen dafür, dass weniger Lehrer benötigt werden.


    Übrigens noch nicht berücksichtigt: Das wahrscheinlich auf für Beamte geltende Pensionseintrittsalter ab 67.





    [URL=http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/0,1518,399764,00.html]http://www.spiegel.de/unispieg…ruf/0,1518,399764,00.html[/URL]

  • Naja, das ist aber nix Neues. Leider machen sich viele Uni- Absolventen da was vor und glauben, sie würden gebraucht. Dabei kann man das Gegenteil seit Jahren nachlesen.

    • Offizieller Beitrag

    Nunja, dann frage ich mich aber, warum Bayern letzten September (bis auf GS in fast allen Schulformen) ganz offiziell den Notstand ausgerufen hat und Mathe-/Physiklehrer sogar schon aus Österreich importieren will- abgesehen davon, dass ich trotz eines reichlich schlechten Examenschnittes- oh Wunder- auf einmal eine freie Stelle bekam.
    Lg, Hermine

  • Na ja, das sind immer diese unkoordinierten Wellenbewegungen in der Einstellungspolitik. In Hessen wurde vor einigen Jahren auch ein Riesenrummel betrieben: Es herrsche Lehrernotstand und dafür mussten extra Lehrer aus anderen Bundesländern abgeworben werden. Wie verrückt wurde dafür geworben, doch unbedingt wieder Lehramt zu studieren und sogar Lockversprechungen wurden gemacht. Und jetzt?
    Selbst mit sehr guten Abschlüssen (sogar im Sonderschulbereich, der ja eigentlich nie überlaufen war), steht man nach dem Referendariat erstmal auf der Straße und muss froh sein, überhaupt einen Vertretungsvertrag zu ergattern.
    Immer noch wird behauptet, dass in Mangelfächern händeringend Lehrer gesucht werden, aber wenn man sich das genauer anguckt, kann man diese Stellen an einer Hand abzählen. Davon abgesehen, dass diese Stellen 100%ig immer in wenig populären Gegenden zu finden sind. (Mal nett ausgedrückt.)


    Und der Augenwischerei der Kultusministerien sollte man auch nicht aufsitzen. Erst im vorletzten Schuljahr wurde behauptet, dass 500 neue Lehrerstellen dringenst benötigt werden. Allerdings wurde dafür kein einziger Lehrer neu eingestellt, sondern diese Stellen wurden einfach mal so durch eine Stundenerhöhung durch die bereits eingestellten Lehrer abgedeckt. Das wurde natürlich unter den Teppich gekehrt.


    Klar, es ist immer noch möglich, Stellen zu finden: Man braucht die richtige Fächerkombination und ein bisschen Glück. Aber ich denke auch, dass es in Zukunft nicht gerade einfacher wird und dass es insgesamt gesehen deutlich mehr Lehramtsabsolventen geben wird als Stellen.


    LG
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Zu diesen obskuren Berechnungen/Prognosen über den Lehrerbedarf kann ich gar nichts sagen, aber ich würde gerne mal was positives über manche

    Zitat

    wenig populären Gegenden [...] (Mal nett ausgedrückt.)

    schreiben.
    Seit Beginn des Halbjahre habe ich ja eine Stelle in einer Region, die auf der Bewerbungswunschliste der meisten Lehrer wohl nicht ganz oben steht und ich habe den Eindruck, mit Schule, Kollegium, Schülern und auch dem Landleben wirklich einen guten Griff getan zu haben. Das Ref habe ich ja an einer Großstadt- (nicht Brennpunkt-)Schule gemacht und ich finde es hier wesentlich angenehmer - obwohl ich u.a. an einer Hauptschule unterrichte.
    Vielleicht ist es ja eine Anregung für alle, die noch eine Stelle suchen: ruhig einmal das 'platte Land' mit in die Suche einbetiehen, da verstecken sich unter Umständen richtig gute Arbeitsmöglichkeiten. (nur das Wetter ist gewöhnungsbedürftig: als ich heute Morgen aus der Tür trat, bin ich in einer Schneewehe versunken - DAS wäre mir wohl in der Großstadt nicht passiert :D )


    Schönes Wochendende!


    carla

    Nehmen Sie die Menschen so wie sie sind.
    Es gibt keine anderen

  • Plattes Land heißt auch nicht automatisch unbeliebt und andersrum heißt Großstadt nicht automatisch beliebt. Gerade im Sonderschulbereich ist das oft sogar eher andersrum. ;)


    LG
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Glaub ich gern. Aber in meinem Überschwang wollte ich einfach gern mal die Provinz loben! ;) Und hier gibt es tatsächlich noch Stellen ;)


    Viele Grüße


    carla

    Nehmen Sie die Menschen so wie sie sind.
    Es gibt keine anderen

    Einmal editiert, zuletzt von carla ()

  • An den Privatschulen gibt es auch Stellen. Teilweise werden Lehrer dort sogar händeringend gesucht. Das spitzt sich von Jahr zu Jahr mehr zu.


    Ich denke mal, die Nachfrage ist sehr selektiv.


    Grüße Enja

    • Offizieller Beitrag

    Ich schließe mich Carla an und breche eine Lanze für die "unbeliebten" Gegenden.


    Bin in einer sehr schönen Gegend gelandet, wo sogar im Grundschulbereich noch Lehrermangel herrscht.


    Tja, der einzige Nachteil: es ist eben nicht daheim... ;)


    LG,
    Melosine

  • Zitat

    Tja, der einzige Nachteil: es ist eben nicht daheim...


    Ja, dass ist dann tatsächlich der Nachteil: Jobs außerhalb der Schule sind teilweise rar, und wenn dann der Schnee noch das Auto lahmlegt, wird die Wochenendehe zur 'alle-zwei-Wochenende'-Veranstaltung - und dann braucht man wieder den Wald, um beim Schneewandern den Frust abzureagieren. ;)


    carla,
    die sich heute zwei Stunden mit einem 'Leihund' die Schulwoche aus dem Kopf gelaufen hat.

    Nehmen Sie die Menschen so wie sie sind.
    Es gibt keine anderen

  • Zitat

    Enja schrieb am 10.02.2006 16:38:
    An den Privatschulen gibt es auch Stellen. Teilweise werden Lehrer dort sogar händeringend gesucht. Das spitzt sich von Jahr zu Jahr mehr zu.


    Ich denke mal, die Nachfrage ist sehr selektiv.


    Grüße Enja


    Ich glaube das liegt daran dass Lehrer an Privatschulen (hab ich mir sagen lassen) oft nicht mehr verbeamtet werden. Also ein Bonbon weniger. Eigentlich sogar das größte Bonbon.

  • Gegenwärtig gibt es nun doch wirklich genug Stellen. Egal ob NRW, BW, RP, Nds.
    Allerdings sollte man sich im Klaren sein, dass es in wenigen Jahren eben nicht mehr so sein wird. Dann ist wieder das gleiche Problem wie vor etwa 10 Jahren. Viel zu viele Lehrer!


    In NRW soll es ja wohl ab Sommer wieder 1000 neue Stelle ü 800 alte Stellen durch Pensionierungen geben.
    Bin gespannt. Dann bin ich auch an der Reihe....

  • Zitat

    MYlonith schrieb am 11.02.2006 11:51:
    Gegenwärtig gibt es nun doch wirklich genug Stellen. Egal ob NRW, BW, RP, Nds.


    Hallo!


    Melde für NRW Zweifel an.
    Es gibt genug Bedarf - aber kein Geld für richtige Stellen.
    Vertretungsstellen gibts natürlch genug und können teilweise nicht mehr besetzt werden.


    Frau Sommer:
    "Wie Sie wissein, wird durch Maßnahmen wie z.B. das Vorziehendes
    Einschulungsalters und die Neuorganisation des Bildungsganges Gymnasium in den
    kommenden Jahren ein Mehrbedarf an Stellen entstehen:
    Durch Nutzung der zukünftig durch Rückgang der Schülerzahlen frei werdenden
    Kapazitäten kann dieser Bedarf jedoch mit den vorhandenen Lehrerstellen gedeckt
    werden. Diese Stellen stehen den Schulen auch weiterhin zur Verfügung. Hinzu
    kommen im Laufe der Legislaturperiode außerdem 4.000 zusätzliche Lehrerstellen
    zur Bekämpfung des Unterrichtsausfalls und zur Verbesserung der individuellen
    Förderung."


    http://www.gew-nrw.de/binaryda…r_PK-SchulG2006_01_24.pdf


    Die 4000 Stellen sind fast schon vergeben.
    Ansonsten geht die Flickschusterei weiter.


    VG

  • Das Land hat Geld genug. Davon mal ganz ab.


    Außerdem muss man nicht Schwarzmalerei betreiben. Gegenwärtig ist die Situation so gut wie schon lange nicht mehr! Außer im Osten der Republik, aber das sind auch ganz spezielle Probleme.


    Nur sollte man sich überlegen, jetzt auf Lehramt zu studieren und in 7 Jahren eine Stelle haben zu wollen. Da kann man sich sicherlich auf eine längere Wartezeit einstellen.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Nun gut. Dann lieber arbeitslos? Oder es gibt eben doch genug Stellen.


    Also, ich kenne Lehrerstellen an Privatschulen von Kollegen nur unter folgenden, nicht sehr attraktiven Vorzeichen:
    - deutlich mehr Arbeit und Verpflichtungen, dafür aber keine Verbeamtung und ein wesentlich schlechteres Gehalt...
    Abgesehen davon, dass ich Privatschulen kenne, bei denen es ein offenes Geheimnis ist, dass Sohn/Tochter nur deshalb vorrückt, weil die Eltern ordentlich in die Tasche greifen...
    Aber ehrlich, ich überlege im Moment tatsächlich, ob ich mir das nicht wirklich antun soll, weil meine ständige Pendelei mich in den Wahnsinn treibt.
    Der Begeisterung über die Stelle in einer strukturschwachen Gegend(auch wenn das sich dennoch Stadt nennt), hält sich sehr in Grenzen.
    Noch dazu, weil es hier keine schulscharfen Bewerbungen gibt, sondern vom lieben KM nach Gutdünken verteilt wird. (Und nein, es wäre nicht etwa so gewesen, dass es in meiner Wunschgegend keine Stelle gegeben hätte- nur irgendein Fuzi im KM verteilt die Stellen wohl wirklich nach den Anfangsbuchstaben des Familiennamens *grr*)
    Ich zahle etwa ein Drittel meines Gehaltes nur für die zweite Miete und die Pendelei und vom Wochenende geht immer ein halber Tag nur für die Hin-und Herfahrerei drauf- der Rest für so banale Dinge wie Termine, die man ja jetzt natürlich nicht mehr unter der Woche erledigen kann, Hausarbeit, Unterrichtsvorbereitungen- von Entspannung und Erholung keine Spur. :(
    Unter der Woche werden um 18 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt und meine lieben Kollegen sind, was Privates angeht, sehr reserviert, so dass ich mich nur in meine Wohnung verziehen und arbeiten kann.
    So richtig Privatleben kann man das nicht mehr nennen...
    :rolleyes:

  • Zitat

    MYlonith schrieb am 12.02.2006 11:43:
    Außerdem muss man nicht Schwarzmalerei betreiben.


    Hallo!
    Das ist keine Schwarzmalerei, sondern das Programm der Landesregierung.
    (Was aber vielleicht kein Gegensatz ist ...)


    VG

  • "- deutlich mehr Arbeit und Verpflichtungen, dafür aber keine Verbeamtung und ein wesentlich schlechteres Gehalt... "


    Deutlich mehr Arbeit und Verpflichtungen stimmt. Unsere Lehrer leisten sehr viel mehr als man das anderswo erlebt. Ich glaube allerdings nicht, dass man sie dazu zwingt. Sie haben dieselben Arbeitsverträge wie die Angestellten des Landes. Das ist gekoppelt. Ebenso wie die Bezahlung.


    Eine Verbeamtung ist nicht unmöglich, aber wohl relativ unwahrscheinlich. Es gab darüber aber schon unter anderer Überschrift eine lange Diskussion, aus der hervorging, dass das überall verschieden geregelt ist. Man kann das also nicht so pauschal formulieren.


    Das betrifft auch die Bezahlung. Da gibt es unterschiedliche Regelungen. Man muss da im Einzelfall genau nachfragen.


    Grüße Enja

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Deutlich mehr Arbeit und Verpflichtungen stimmt. Unsere Lehrer leisten sehr viel mehr als man das anderswo erlebt. Ich glaube allerdings nicht, dass man sie dazu zwingt. Sie haben dieselben Arbeitsverträge wie die Angestellten des Landes. Das ist gekoppelt.


    Schön, wenn das bei euch so ist- von einer Freundin, die erstmal an einer Privatschule war, weiß ich, dass dies bei mindestens zwei Schulen in BY absolut nicht so ist. Bei den anderen weiß ich es nicht sicher, kann mir aber nicht vorstellen, dass es anders sein sollte. Meine Freundin hat als festangestellte Lehrerin deutlich weniger bekommen als ich als Aushilfskraft, hatte aber mehr Unterrichtsstunden, mehr Klassen, mehr Aufsichtspflicht usw. Von einer Koppelung in irgendeiner Weise konnte keine Rede sein.

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