Warum noch Lehrerausbildung?

  • Nur, dass durch verändertes Sachwissen nicht automatisch verbessertes Handlungswissen entstehen muss. Vom "Bild des Lehrers in der Gesellschaft" ganz zu schweigen. Diejenigen, die Aktenklammer meint, werden auch nach dem 1. BA-MA-Absolventenjahrgang immer noch besser wissen und können.

  • Um verändertes Sachwissen geht es wohl weniger. Jedenfalls hat man uns da andere Dinge versprochen. Ein praxisbezogeneres Studium zum Beispiel.


    Grüße Enja

    • Offizieller Beitrag

    Ach, und du glaubst dadurch werden aus ungeeigneten Lehrern geeignete Lehrer?
    Deshalb hat ein Lehrer trotzdem nicht die Zeit sich in allen von den Eltern geforderten Belangen (LRS, HB, Lega, Dyskalkulie) zum Experten auszubilden- und solange nicht jeder Lehrer genau den Anforderungen der Eltern entspricht, wird er in deren Augen auch maximal bedingt ein guter Lehrer sein. Viele meine Kollegen waren davor in Jugendarbeit, Sportvereinen etc. tätig- mehr Praxis geht doch gar nicht mehr!
    Grüße, Hermine

  • Zitat

    Deshalb hat ein Lehrer trotzdem nicht die Zeit sich in allen von den Eltern geforderten Belangen (LRS, HB, Lega, Dyskalkulie) zum Experten auszubilden- und solange nicht jeder Lehrer genau den Anforderungen der Eltern entspricht, wird er in deren Augen auch maximal bedingt ein guter Lehrer sein.


    Wirkliches Interesse und Einfühlungsvermögen, MITEINANDER der Lehrer und betroffenen Eltern, würden schon reichen. Ich denke nicht, dass Eltern von Lehrern erwarten, dass sie zu Experten in Sachen LRS, HB, LEga und Dyskalkulie werden, ich persönlich halte das auch für unmöglich neben einem normalem Studium oder 'normaler' Berufsausübung, dazu sind die Bereiche viel zu groß, speziell und breit gefächert.
    Aber Schüler und Eltern spüren, ob ein Lehrer diesen Beruf als Möglichkeit des Geld verdienens sieht oder es aus Beruf(ung) macht.
    :)

    wer Rechtschreibfehler findet, darf sie gerne behalten.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Hermine schrieb am 08.02.2006 14:19:
    Ach, und du glaubst dadurch werden aus ungeeigneten Lehrern geeignete Lehrer?
    Deshalb hat ein Lehrer trotzdem nicht die Zeit sich in allen von den Eltern geforderten Belangen (LRS, HB, Lega, Dyskalkulie) zum Experten auszubilden- und solange nicht jeder Lehrer genau den Anforderungen der Eltern entspricht, wird er in deren Augen auch maximal bedingt ein guter Lehrer sein. Viele meine Kollegen waren davor in Jugendarbeit, Sportvereinen etc. tätig- mehr Praxis geht doch gar nicht mehr!
    Grüße, Hermine


    Man sollte sich ferner einmal fragen bzw. ansehen, in wievielen Fällen eine solche "Störung" bzw. Auffälligkeit überhaupt vorliegt. Ich habe den Eindruck, dass nachdem Legasthenie in den 80ern Mode war, jetzt die ganzen anderen Begriffe in Mode gekommen sind.
    Die Kinder sind nicht "kranker" oder "verhaltensauffälliger" als damals. Und falls das doch so sein sollte, dann liegt es zumindest nicht ursächlich an den Lehrern. Die Aufgabe letzterer ist es natürlich, angemessen damit umzugehen.


    Leider ist für einige Eltern die Schule immer noch "Therapieanstalt" für das, was sie selbst möglicherweise in den ersten drei Jahren, in denen sie ohne Kontrolle, Ausbildung etc. auf ihre Kinder einwirken konnten, verbockt haben.


    Die Schule trägt ein hohes Maß an Verantwortung in dieser Gesellschaft - aber sie kann und darf nicht zum Reparaturbetrieb derselben werden.


    Gruß
    Bolzbold

  • Die Nicht-Einstellung ungeeigneter Lehrer wäre mir natürlich auch ein Anliegen. Aber da Wege zu finden, wird wohl nicht mehr gelingen. Vermutlich unterscheidet das diesen Beruf auch nicht von anderen.


    Grüße Enja

  • Hallo Bolzbold, hallo Hermine,


    ich liege jetzt wahrscheinlich völlig daneben, aber eure beiden Postings verursachen bei mir ein ganz flaues und unwohles Gefühl. Ich vermute, es ist nicht so von euch gemeint, aber irgendwie habe ich beim Lesen eurer Statements das Gefühl, unterschwellig schiebt ihr ziemliche Aversionen gegen einen Teil der Elternschaft. Vielleicht lese ich auch zuviel raus. Das mag sein.
    Allein solche Sätze:

    Zitat

    Leider ist für einige Eltern die Schule immer noch "Therapieanstalt" für das, was sie selbst möglicherweise in den ersten drei Jahren, in denen sie ohne Kontrolle, Ausbildung etc. auf ihre Kinder einwirken konnten, verbockt haben.

    oder

    Zitat

    Deshalb hat ein Lehrer trotzdem nicht die Zeit sich in allen von den Eltern geforderten Belangen (LRS, HB, Lega, Dyskalkulie) zum Experten auszubilden- und solange nicht jeder Lehrer genau den Anforderungen der Eltern entspricht, wird er in deren Augen auch maximal bedingt ein guter Lehrer sein.

    lassen bei mir leichtes Magenbrummen hoch kommen.


    Aber genau wie Lehrer nicht alle in einen Topf geworfen werden wollen, wollen Eltern das auch nicht.


    Bolzbold, bevor du solche haarsträubenden Thesen

    Zitat

    nachdem Legasthenie in den 80ern Mode war

    über z.B. Legasthenie schreibst, lies mal: <pre>http://www.legasthenie.com/Geschichte/Daten.htm </pre>


    In den 80er war vieles Mode. Legasthenie als Mode zu bezeichnen halte ich persönlich für eine Beleidigung und Bagatellisierung der Problematik und leider entspricht so ein Satz genau dem, was man aus diesen Worten lesen kann, dem, was Eltern und betroffene Kinder tagein tagaus oft Jahrelang erleben und erleiden müssen. 8o

    wer Rechtschreibfehler findet, darf sie gerne behalten.

  • was lernen lehrer in ihrer ausbildung?
    in einem "fach" (das ist ein wissenbereich) ein thema (einen lernbereich) einzukreisen und zu erklären, aufgaben mit anweisungen auszusuchen und lösungen zu kontrollieren.


    lernt man in der ausbildung auch gleich die bewertung?


    zur ausbildung gehört auch, allerhand zu erfahren über handicaps bei kindern und jugendlichen.


    lernt man in der ausbildung auch, wie das gehirn lernt?


    was soll eigentlich an der lehrerausbildung geändert werden?
    oder soll sie nur verschärft werden, damit leichter ausgelesen werden kann? vorhin hab ich von einem seminar gehört, in dem alle 7 HS-Referendare "durchgefallen" sind.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    die Lehrerausbildung muss m. E. dringend reformiert werden!


    Es fragt sich aber natürlich wieder einmal, wer entscheidet, welche Kriterien hier gelten und wer überprüft die Einhaltung derselben?


    An meiner alten Uni gibt es eine Gruppe von Profs, die sich genau mit diesen Fragen befasst. Bisher hat man da anscheinend noch keine greifbaren Ergebnisse erarbeiten können.


    M.E. muss das Studium zunächst bedeutend praxisnäher werden. An vielen Unis gibt es mittlerweile Pflichtpraktika - an anderen keine.
    Aber selbst dort, wo bereits Praktika gemacht werden, reichen diese meist nicht aus, mit dem anschleißenden "Praxisschock" fertig zu werden.


    Ich stelle mir ein studienbegleitendes Praktikum an einer Schule vor, wo man hospitiert, eigene Unterrichtsversuche macht und etwa Fördergruppen betreut.


    Dabei sollte aber keineswegs die Lehrerausbildung an eine FHS verlegt werden, da ich den wissenschaftlichen Unterbau für unabdingbar halte.


    Ein weiterer Punkt ist die Auswahl der Bewerber für das Lehramtsstudium. Hier halte ich es nicht für verwerflich, eine Vorauswahl zu treffen - allerdings scheint es, wie gesagt, äußerst schwierig zu sein, hier wirklich objektive Kriterien zu finden.
    Viele Menschen entwickeln sich ja auch im Laufe ihres Studiums, gewinnen Reife und Eignung hinzu. Soll man die gleich zu Beginn aussieben? Schwierig.


    Der größte Klotz ist aber das Referendariat. Von den meisten LAAs wird es als schlimme Zeit empfunden, manche gehen regelrecht verstört dort heraus. Wie man da noch etwas reformieren kann, weiß ich nicht. Am liebsten wäre es mir, man würde es abschaffen, dafür das praxisorientierte Studium verlängern bzw. seitens der Studienseminare enger mit den Hochschulen zusammenarbeiten.


    Trotz allem meine ich aber nicht, dass eine Veränderung der Lehrerausbildung allein irgendetwas an der "Bildungsmisere" ändern würde.
    Das wird suggeriert, weil es ja auch einfacher ist, die Lehrer (mit ihrer schlechten Ausbildung) für die Zustände verantwortlich zu machen, anstatt die Probleme an der Wurzel zu packen.
    Die Lehrerausbildung ist nur ein Teilproblem.


    Grüße,
    Melosine

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Flexi schrieb am 08.02.2006 16:40:
    In den 80er war vieles Mode. Legasthenie als Mode zu bezeichnen halte ich persönlich für eine Beleidigung und Bagatellisierung der Problematik und leider entspricht so ein Satz genau dem, was man aus diesen Worten lesen kann, dem, was Eltern und betroffene Kinder tagein tagaus oft Jahrelang erleben und erleiden müssen. 8o


    Nun, hier müssen wir zwischen meinem Eindruck über eine Sache aus den 80ern und meiner persönlichen Meinung zu Legasthenikern differenzieren. Diese sind nämlich alles andere als identisch.
    Mag sein, dass ich das nicht deutlich genug klar gemacht habe.


    Ich hege auch keine Aversion gegen Teile der Elternschaft. Allenfalls hege ich eine Aversion gegen die von mir geschilderte Einstellung von Teilen der Gesellschaft, dass die Schule als Therapieanstalt der Gesellschaft herhalten muss.


    Gruß
    Bolzbold

  • Zitat

    Enja schrieb am 08.02.2006 11:52:
    Um verändertes Sachwissen geht es wohl weniger. Jedenfalls hat man uns da andere Dinge versprochen. Ein praxisbezogeneres Studium zum Beispiel.


    Grüße Enja


    Wenn dem so wäre, dass mehr Praxisbezug bessere Lehrer heranbilde, müssten ja unserer Lehrer an Grund-, Haupt, Real- und Sonderschulen in B-W sich deutlich vom Rest abheben. Denn das Studium an den PHs ist deutlich praxisbezogen.


    Ich möchte nun nicht behaupten, dass wir keine gute Kollegen an diesen Schulen hätten. Dass man B-W aber bessere Lehrer als in anderen Bundesländern attestiert hätte, wäre mir neu...

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

  • Ich wiederhole hier die Thesen unserer Kultusministerin. Ich hoffe, sie denkt sich irgendwas dabei.


    Ich fände es gut, wenn Lehrer von vornherein schon daran gewöhnt würden, im Falle von Problemen mit anderen zu kooperieren. Weg vom Einzelkämpfertum also.


    Grüße Enja

  • Zum Allheilmittel Praxisanbindung: Ich möchte anmerken, dass ich- angesichts des angeblichen "Fortschritts" durch verstärkte Praxisanbindung und BA-Abschlüsse in der Lehrerausbildung das Gefühl habe, dass die fachliche Ausbildung der Lehramtskandidaten zunehmend auf der Strecke bleibt. Als wenn plötzlich durch zwei Praktika mehr bessere Lehrer "produziert" werden könnten.


    Die alte Zweiteilung durch fachliche Ausbildung an der Uni und praktische Ausbildung im Ref war sicherlich nicht sonderlich sinnvoll für die, die erst nach der Uni erkannt haben, dass sie vor der Klasse nichts taugen. Dennoch braucht man eine qualifizierte fachliche Ausbildung, denn wer nichts kann, der kann auch mit den besten Methoden nichts vermitteln.


    Wenn ich mir die fachlichen Inhalte ansehe, die für den B.A. maßgeblich sind, frage ich mich und sorge mich darüber, wie die nachwachsende Lehrergeneration ihren Aufgaben gerecht werden soll. Dasselbe gilt für die Schmalspurausbildung für Mängelfächer, die meine Landesregierung zur Zeit ermöglicht.


    Ich kenne so viele fachlich, methodisch und vor allem sozial kompetente Kollegen, die auch ohne das praxisbezogenere Studium großartige Lehrer geworden sind, sich konsequent fortbilden und ihre Kompetenzen weiterentwickeln.


    Meiner Meinung nach muß der Lehrberuf attraktiv bleiben für all die, die fachlich interessiert und kompetent sind und gerne mit Menschen arbeiten. Dazu gehört aber auch, dass man den Lehrer als Fachmann (nicht als Fachidiot) begreift und er die dafür notwendige Qualifikation nachweisen kann.


    Außerdem (das ist jetzt OT) glaube ich persönlich, dass viele Lehrer zu schlechten Lehrern werden, weil sie überfordert sind. Aus meinem Bekanntenkreis haben nach einem Jahr als Junglehrer schon zwei Leute einen Teilzeitantrag gestellt, weil sie mit der vollen Stundenzahl direkt nach dem Referendariat nicht klarkommen.


    Eine Staffelung der Stundenzahl wäre meiner Ansicht nach sinnvoll. Ein Lehrer mit 10 Jahren Beruferfahrung kann sicherlich mehr Stunden bewältigen als ein junger Lehrer ohne Materialfundus und Erfahrung.


    Soviel zu meinen Visionen, jetzt noch was zum Thema:
    Was die Eltern betrifft, wäre es schön, wenn man nicht nur bei einigen, sondern bei allen das Gefühl hätte, das sie die Lehrperson als Fachexperten (im wissenschaftlichen und erzieherischen Bereich) respektieren. Dann entstände nämlich eine andere Gesprächskultur als die, die - auch hier im Forum - teilweise gepflegt wird (und damit meine ich nicht, dass alles was ein Lehrer sagt, zwangsläufig richtig sein muß).


    Gleichvielwisser und Gleichvielkönner wären da in einigen Fällen schon einmal ein Anfang. :D

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Enja schrieb am 08.02.2006 18:30:
    Ich wiederhole hier die Thesen unserer Kultusministerin. Ich hoffe, sie denkt sich irgendwas dabei.


    Ich fände es gut, wenn Lehrer von vornherein schon daran gewöhnt würden, im Falle von Problemen mit anderen zu kooperieren. Weg vom Einzelkämpfertum also.


    Grüße Enja


    Sie sind aus ihrer Ausbildung heraus grundsätzlich daran gewöhnt. Sowohl im Studium als auch im Ref. arbeiten die künftigen Lehrer doch in der Regel zusammen.
    Viel interessanter wäre es herauszufinden, was den Teamworker zum Einzelkämpfer macht.


    Gruß
    Bolzbold

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Ich hege auch keine Aversion gegen Teile der Elternschaft. Allenfalls hege ich eine Aversion gegen die von mir geschilderte Einstellung von Teilen der Gesellschaft, dass die Schule als Therapieanstalt der Gesellschaft herhalten muss.


    Genau das wollte ich mit meinem Einwand ausdrücken und nichts anderes!
    Übrigens sind viele Lehrer bereits jetzt Teamworker (Teamteaching, gemeinsame Aufgabenstellungen etc.)
    Nur macht es imho keinen Sinn gezwungenermaßem mit jemanden zu arbeiten, der mich von vornherein abqualizifiert, aburteilt und in eine Schublade steckt, noch ehe er überhaupt etwas von meiner Arbeit gesehen hat!

  • Zum Einzelkämpfer, der keine Kritik verträgt und keine Hilfe annimmt. Stattdessen lieber zum Alkoholiker wird und im Unterricht weint.


    Es gibt viele tolle Lehrer, bei denen man den Eindruck hat, dass sie eben Naturbegabungen sind und wirklich nur eine fachliche Ausbildung brauchten. Das Problem sind die anderen. Mit denen müssen wir auch leben. Und sie natürlich mit sich selber. Da wäre es doch gut, wenn es Möglichkeiten gäbe.


    Ich kenne übrigens welche. Und ich habe auch schon Lehrer erlebt, die zu Anfang völlig unfähig waren und die sich dann berappeln konnten und toll entwickelten. Aber daran muss man arbeiten.


    Grüße Enja

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Enja schrieb am 08.02.2006 18:55:
    Zum Einzelkämpfer, der keine Kritik verträgt und keine Hilfe annimmt. Stattdessen lieber zum Alkoholiker wird und im Unterricht weint.
    Grüße Enja


    Och ne, nicht schon wieder...


    ...muss das immer SO zugespitzt werden?


    Nur zur Ergänzung: Wieviele Eltern(paare) sind denn in der Erziehung Einzelkämpfer?


    Gruß
    Bolzbold

  • Warum gleich so grob von allen Seiten? Hab ich irgendeinen Vorlauf verpasst? Aktenklammer fängt damit an, sich unspezifisch über Besserwisserei aufzuregen, und dann wird brav von beiden Seiten in die etablierten Löcher nachgekeilt. Spannender finde ich die Überlegungen, was man denn nun wirklich an der Lehrerausbildung verbessern sollte. Mal zum Träumen:


    - Robischons Vorschlag des "Lernens über das Lernen" möchte ich aufgreifen, weil das zumindest bei der Gymnasialausbildung (bei den Lehrern und Refis, mit denen ich mich darüber unterhalten habe) maximal in einer relativ abstrakten Form von Lernversuchen an Mäusen und Ähnlichem eine Rolle spielt - die Vorträge über moderne Erkenntnisse der Lernforschung haben unsere Studienseminarleiter uns überlassen, weil sie sich da nicht auskannten. Das wäre etwas, das man als festen Teil des Studiums/ der Seminarausbildung genauso verbindlich machen müsste wie das Fachwissen. (Weiterhin wünschenswert wäre ein Ausbau der empirischen Unterrichtsforschung, aber das ist ein anderes Thema).


    - Ein weiterer Zweig wäre Training der Kommunikationskompetenz - und damit meine ich nicht die abstrakten Kommunikationstheorien, sondern konkretes, handlungsorientiertes Training zu Schüler-, Eltern- und Lehrergesprächen. Jeder Psychologe, jeder Sozialarbeiter, jeder Mitarbeiter aus dem Personalbereich, jeder halbwegs hochwertige Verkäufer (na gut, jedenfalls die meisten) bekommt ein solches Training, warum Lehrer nicht? Sie kommunizieren den ganzen Tag, teilweise mit sehr ungeklärten Rollenvorstellungen; hier sehe ich einen Ansatzpunkt.


    - Zum Zankapfel Lernstörungen: Kein Elternteil kann erwarten (und die meisten, die mir bislang über den Weg gelaufen sind, tun es auch nicht), dass ein Lehrer für ein in irgendeiner Form lernbehindertes oder auch nur lerneingeschränktes Kind ein komplettes Sonderprogramm fährt - bei Unterrichtsverantwortung für 150 - 300 Kinder (volle Stelle Gymi, je nach Fach), die jede Woche halbwegs guten Unterricht sehen wollen, geht das nicht. Aber ein Verfahren nach dem Hausarztprinzip (ich sehe Symptome, die auf eine Einschränkung hindeuten könnten, und verweise an den "Facharzt") sollte drin sein. Soooo schwierig scheint mir das nicht zu sein - ich würde im Nachhinein gern mein EWS-Seminar über das sokratische Gespräch gegen ein Überblicksseminar zu typischen Lernstörungen eintauschen, gab's nur leider an unserer Uni nicht. Der "Facharzt" könnte sinnvoll diagnostizieren, mit den Eltern ein Lernprogramm ausarbeiten und in einer Mitteilung den Lehrer informieren; soweit sich das Sonderprogramm im Rahmen hält und in den normalen Unterricht integrierbar ist (z.B. Nachsicht bei schlechter Handschrift, verbesserter Sitzplatz wegen Sehschwierigkeiten etc.), müsste das gehen. Und da die Lehrer ja dann ein Kommunikationstraining hinter sich haben, fühlen sie sich auch nicht mehr auf den Schlips getreten.


    Was all das leider nicht ändert, sind die Krankheiten des Schulsystems selbst. Das Thema Überforderung wurde schon angesprochen - es ist ein offenes Geheimnis, dass mittlerweile quasi ALLE Junglehrer Stunden reduzieren; hat viel mit dem fehlenden Materialfundus, aber auch viel mit den gestiegenen Anforderungen zu tun, die die älteren Kollegen (zum Teil weise) ignorieren. In NRW hat die Kombi aus Stundenerhöhung, einer Vielzahl neuer Überprüfungen (Lernstandserhebungen, Förderinfos, Zentralabi, zentrale Abschlussprüfung - alles "draufgesattelt" ohne Nachlass an irgend einer anderen Stelle) und neuen Lehrplänen, die nichts, aber auch gar nichts klarer machen und irgendwie alles erwarten, den meisten endgültig das Genick gebrochen. Ergo der Frust über ständige Vorwürfe von außen, ergo Verteidigungshaltung, ergo geht gar nichts mehr.


    Im Moment scheint mir die Politik sehr glücklich dabei zu sein, Lehrer und Eltern gegeneinander auszuspielen, um zu verdecken, dass zu wenig Geld und Kompetenz im System Schule ist - solange die ihre Wut aneinander abarbeiten, Lehrer an der Mangelverwaltung scheitern und daraufhin von den Eltern verklagt werden, anstatt gemeinsam gegen die Bildungspolitik Sturm zu laufen, sitzt man noch halbwegs wohlig im Ministerium. Aber wem sag ich das...


    Der Windmühlenstreitereien müde,
    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

Werbung