Wie plant man eine Reihe?

  • Die Frage mag komisch klingen, aber ich muss in den nächsten Tagen für die Sek II ( lektüre) Reihen planen. Unser Ausbildungssystem sieht nicht vor, dass man vor Beginn des eigenverantwortlichen Unterrichts hospitiert. Was genau ist strenggenommen eine "Reihe"? Wieviel Zeit plant man im Allgemeinen für eine Reihe ein, zum Bsp. für eine Lektüre inkl. Epoche, etc. ?Was steht denn in der Hierarchie vor der Reihe und was danach? Fragen über Fragen:-) Danke schonmal im Voraus an alle, die Tips für mich haben!

    • Offizieller Beitrag

    Also, ich mach das immer so:
    Ich lese die Lektüre und mache mir an den Stellen Notizen, die ich für besprechenswert halte, also wo die Charaktere deutlich werden, die Figurenkonstellation, gesellschaftliche Verhältnisse, der Konflikt, bestimmte philosophische Elemente, Sprachliches, Historisches, Literaturwissenschaftliches, etc).


    Dann überlege ich mir, was man an Epochenwissen braucht, um das Ganze zu verstehen.
    Daraufhin überlege ich, was in der Klausur drankommen soll (darauf muss ich besonders hinarbeiten).


    Ich mache mir dann schnell eine kleine Liste mit "Stundenüberschriften", also ein paar Stichpunkte wie "Einstieg Epoche" "Einstieg Lektüre" "Begegnung mit Protagonisten" "Erkennen des Konflikts" "Vertiefung Figurenkonstellation" "kreative Stunde zu Liebesbeziehung X und Y" "Dramatischer Höhepunkt" "Stunde zu Symbolik" "Antizipation des Endes" "Gesellschaftliche Hintergründe" "Filmausschnitt zu Vater / Tochter Beziehung" "Bezüge zur heutigen Gesellschaft" "Kritiken und Adaptionen" etc.


    Stelle ich fest, dass es zu viele Stunden sind, kürze ich weniger Wichtiges oder fasse zusammen.


    Dann fülle ich die Überschriften mit Ideenansätzen zur Umsetzung ("Figurenkonstellation anhand von Rollenspiel zu Kapitel 1-4, Gruppenarbeit" oder "Theatertheorie Elisabethanisches Theater anhand von fiktiven Kritiken eines Elisabethaners") und gucke, ob ich dazu zusätzliches Material brauchen würde. Das ersurfe ich mir meist im Internet. Evtl suche ich Bilder / Videoausschnitte etc für schicke Einstiege oder Zwischenphasen (Vergleiche) und bastele Arbeitsblätter und Folien.


    Viel mehr bereite ich heute nicht vor (ich habe keinen Ablaufplan mehr für einzelne Phasen der Stunden), aber im Ref würde man dann diese Stunden eben mit einzelnen Schritten und Ideen für Phasen und Impulse füllen.


    Die Zeit ist unterschiedlich, das hängt von der Kursart (LK, GK) ab und davon, ob (zeitaufwändige Schülerpräsentationen zur Epoche / Biographie etc vorgeschaltet werden sollen.
    Zwischen 4 und 8 Wochen kann das alles sein. Es kommt auch drauf an, was die Lektüre hergibt - Shakespeare kann man locker 8 Wochen machen, ohne das es öde wird - wenn noch selbst gespielt und kreativ gearbeitetw erden soll. Steinbecks of Mice an Men kann man so lange nicht auswalzen.


    Wichtig: erst die Lernziele haben!!
    Die Schüler sollen bei der Arbeit mit dieser Lektüre mit diesen wichtigen Punkten vertraut gemacht werden : X,Y,Z, A, B, C, und D. Daraus entstehen die Stunden.


    Lieber Gruß
    Meike

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Laßt Ihr die Schüler zuerst zu Hause lesen ( während Ihr den Epocheneinstieg macht z.B.) oder lest Ihr zusammen den gesamten Text im Unterricht ( halte ich in der OS nucht für so sinnvoll)?

  • Zitat

    Isabella schrieb am 23.01.2006 19:07:
    Laßt Ihr die Schüler zuerst zu Hause lesen ( während Ihr den Epocheneinstieg macht z.B.) oder lest Ihr zusammen den gesamten Text im Unterricht ( halte ich in der OS nicht für so sinnvoll)?


    Das ist davon abhängig, was du erreichen willst.
    Beides ist denkbar.

    • Offizieller Beitrag

    IM Unterricht lasse ich bestimmt nicht lesen. In der OS lasse ich die Schüler fast immer in 3-5 Wochen den gesamten Text lesen, da man so komplexer arbeiten kann: Charaktere durchs ganze Buch beobachten, Spannungslinien zeichnen, thematische Fäden verfolgen, etc pp.

  • Zitat

    Meike. schrieb am 23.01.2006 19:17:
    IM Unterricht lasse ich bestimmt nicht lesen.


    Da habe ich mich eben unscharf ausgedrückt bzw. Isabellas Frage nicht richtig aufgegriffen.


    Ich meine natürlich nicht, dass man die Buchlektüre in toto in den Unterricht verlagert. Das wäre ja in der Tat unsinnig.


    Was ich meinte: Es ist auch ein Einstieg in die Reihe denkbar, dem nicht die Lektüre des Textes vorausgeht. (Gerade in den Fremdsprachen sehr beliebt.)


    So könnte man z.B. über Paratexte einsteigen (Klappentext, Verlagswerbung etc.) - gerade bei Krimis o.ä. sinnvoll. Wenn da jeder schon weiß wie's ausgeht, ist's unter Umständen etwas langweilig.

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    • Offizieller Beitrag

    Da gebe ich dir recht Philo, aber, wie ich finde, nur für kürzere Lektüren und auch eher nicht im LK. In GKs mache ich das auch - aber nur, wenn wir uns nicht öderweise 24 Kapitel lang immer scheibchenweise vorwärtsackern müssen (das nervt auf Dauer und ergibt auch keinen Überblick über die Gesamtheit des Romans oder Stücks). Bei kürzeren oder einfacheren Lektüren kann es aber auch gut sein um antizipierende kreative Aufgaben zu machen (auch nicht so das übliche LK -Ding) oder um die Schüler selbstständig Kapitel refereieren, nachspielen, umschreiben, etc zu lassen, oder um Überraschungseffekte einzubauen (z.B. durch Filmeinspielungen mit anderer Interpretation und dann weiterlesen lassen etc pp).


    Wie gesagt, eine Frage des Kurses und der Absichten, des Zeitmanagements (meist dauert es beim Stück-für-Stück Lesen länger) und der Frage ob man für die Klausur nur das Wissen über Kapitel 1 - 8 oder das Verständnis des ganzen Werks braucht. Alles Dinge, die man sich tunlichst vor dem Planen der Reihe überlegen sollte, sonst steht man bei der Klausur etwas dumm da.

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    Einmal editiert, zuletzt von Meike. ()

  • Hallo Meike,


    dein Tipp zur Reihenplanung ist wirklich klasse!
    Am Schluss sagts du, es ist wichtig, dass erst die Lernziele vorhanden sind. Wie genau bzw. inhaltlich detailliert fasst / formulierts du diese für dich? Könntest du vielleicht wie bei den Stundenüberschriften ein Beispiel geben? :)


    Lieben Dank


    sunshine14

  • Ich mache das ziemlich ähnlich wie Meike, wenn es kein oder nur schlechtes Unterrichtsmaterial von den Schulverlagen gibt. Dann kommt bei mir aber IMMER noch Sekundärliteratur dazu, um einfach verschiedene Blickwinkel und Interpretationen zu haben. Schön sind - so vorhanden - immer Sammelbände, die das Werk aus unterschiedlichen Blickwinkel bzw. unter verschiedenen Aspekten beleuchten.


    Gibt es aber gutes Unterrichtsmaterial, kombiniere ich meine Ideen mit dem, was sich andere schon ausgedacht haben. Die wenigstens Stunden halte ich so, wie beschrieben; es muss immer auf die Klasse und Schulart angepasst werden. ABER: Ich kann um ein Vielfaches schneller arbeiten (insbesondere die Klett Werke mit CD sind hervorragend) und bekomme zusätzlich inhaltliche und methodische Ideen.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • Bei manchen Lektüren ist es sinnvoll, sie nicht im Voraus ganz lesen zu lassen - dann kann man die Schüler über die weitere Handlung und/oder Entwicklung von Charakteren mutmaßen lassen usw.
    Allerdings können dann natürlich Schüler "schummeln" und schon weiter lesen und haben dadurch einen Informationsvorsprung (klar kann man jetzt sagen, dass das ja jeder kann und nicht verboten ist).


    Inzwischen bin ich der Meinung, dass es mehr Vorteile hat, das Buch vor der Behandlung ganz lesen zu lassen, aus den von Meike genannten Gründen.
    Nur muss man dann eben weit genug in die Zukunft denken - Lektüre bestellen dauert eine Woche, Zeit fürs Lesen geben mindestens 2-3 Wochen; man muss also schon mitten in (oder sogar am Anfang) einer anderen Unterrichtseinheit an die darauffolgende denken, was im Ref gar nicht so einfach ist.

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