Ganztagsschule, Segen oder Belastung?

  • ich habe die Suchfunktion schon benutzt, aber nur wenig darüber gefunden.
    Um den Thread 'Was ich mir wünsche' nicht in eine Ganztagsschuldebatte 'schlendern' zu lassen, mach ich dazu mal einen neuen Thread auf.


    Es scheint ziemliche Unterschiede der Konzepte zu geben.
    So gibt es hier eine Schule, (Integrierte Ganztagsschule) in der Schüler von Klasse 5-10 zusammen in eine Klasse gehen und erst ab kl.9 benotet werden. Laut 'Tag der offenen Tür' zielt der Unterricht mehr auf Didaktik und Fächerübergreifende Themen an. Es werden andere Lehrmethoden verwandt. Die Schüler erarbeiten in der Schule einen Wochenplan, haben dafür ab 16.00h frei und keine Hausaufgaben. Die Schule geht von Mo.-Do. bindend bis 16.00h Freitags bis 14.00h


    Meine Kids besuchen eine andere Form.
    Dort sind zwei Tage bindend bis 16.00h. In den Nachmittagsstunden wird Mathe, Deutsch, Bio u.s.w. unterrichtet. Die anderen beiden Tage sollten mit AG's abgedeckt werden.
    Freitags ist für alle Schüler um 13.30h Schluss.


    Es wird an drei Tagen je eine Stunde angeboten, in denen die Schüler Freiarbeiten erledigen können, sprich schon mal Hausaufgaben beginnen oder aber auch für eine Arbeit üben.
    Hausaufgaben wirken zwischen den Lehrern überhaupt nicht abgesprochen, so dass diese häufig sehr viel sind und natürlich in den frühen Abendstunden zu erledigen sind.


    Alles in allem sicherlich für berufstätige Eltern eine gute Sache der Betreuungsprobleme, ansonsten wirkt es etwas, als sei das Halbtagssystem nur auf mehr Stunden ausgeweitet worden.


    P.S. Es handelt sich hier um eine Realschule


    :)

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  • Ganz knapp formuliert:
    Als Lehrer halte ich die Ganztagesschule, wenn das Konzept stimmig ist, für sehr sinnvoll. Man könnte besser auf einzelne Schüler eingehen, Hausaufgaben könnten wegfallen,... aber das alles kommt natürlich auf' System an.


    Als Mama, sind meine Gefühle etwas im Widerstreit. Eigentlich möchte ich möglichst viel Zeit mit meinem Kleinen verbringen, was natürlich bei manchen Konzepten sehr eingeschränkt ist.

  • hallo Musikmaus,


    ich würde es als Mutter sogar individuell nach Kind unterschiedlich sehen.
    Kam meine älteste Tochter, damals auf erster beschriebener GTS nicht damit zurecht, solange von zu hause weg zu sein, hat meine mittlere Tochter auf zweitbeschriebenem System damit überhaupt kein Problem, Sohnemann dagegen wäre sicherlich auf erstbeschriebener Form besser aufgehoben gewesen...


    Als Mutter, die ich mit Geburt des ersten Kindes bewusst auf Beruf und Karriere verzichtete, fällt es auch mir etwas schwer, mit einer GTS klar zu kommen. Ich fühle mich da etwas 'erziehungsentmündigt', auch oder vor allem, angesichts der langen Stunden, die die Kinder aus dem Haus sind und somit natürlich auch entsprechend geprägt werden, positiv und negativ.


    An der GTS meiner Kinder, muss, wie erwähnt, noch nach der Schule Hausaufgabe und Vorbereitung auf Klassenarbeiten erarbeitet werden.
    Das führt oft zu einem sehr langem und intensivem Schultag.
    Den Kindern, vor allem in den unteren Jahrgängen 5-7, bleibt kaum bis wenig Freizeit. Sie haben also eigentlich keine Zeit mehr zum Spielen, was ich in dem Alter noch als sehr wichtig empfinde, vor allem Bewegung, also Inliner laufen, durch den Wald stratzen oder einfach auch nur klassische Sachen wie toben und rennen.


    Viele Eltern haben ihre Kinder inzwischen aus Vereinen abgemeldet, da ansonsten einfach die Zeit fehlte für die Hausaufgaben.


    Andererseits sehe ich natürlich, dass durch das große Angebot unterschiedlicher AG's manche Kinder Aktivitäten und Interessen nach gehen können, die ihnen das Elternhaus nicht ermöglicht hätte oder könnte.
    :)

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  • Zitat

    Ich fühle mich da etwas 'erziehungsentmündigt'


    Genau das meinte ich. Es ist mir einfach sehr wichtig mit meinem Kind nachmittags einfach mal ins Schwimmbad oder in den Zoo zu gehen. Wenn nach einem Ganztagesunterricht auch noch Hausaufgaben zu erledigen sind, ist sowas ja gar nicht mehr möglich.
    Ich denke man muss da ein gesundes Mittelmaß finden.
    Natürlich ist es für berufstätige Eltern, die Vollzeit arbeiten möchten eine gute Sache. Für mich wär das nichts, ich könnte mich aber mit zwei Tagen die Woche Ganztagsunterricht arrangieren, weil es eben doch auch Vorteile hat.
    Aber ich merke schon, das ist ein Thema, über das ich noch nicht wirklich intensiv nachgedacht habe....

  • Ganztags-Unterricht und Hausaufgaben, ich glaubs ja nicht.
    Was versteht ihr denn unter Ganztagsschule?


    Wer die Ganztagsschule am Nachmittag verlässt muss frei haben! Dann sind auch Hausaufgaben endlich das was sie eigentlich sind: Schulaufgaben!
    Das ist Ganztagsschule.


    Gruß


    Candide

  • Ich halte Wahlmöglichkeiten auch für gut. Allerdings führt das dazu, dass manche Eltern für ihre Kinder nicht das beste herausholen, andere dafür schon.


    Es gibt natürlich das Konzept der Ganztagsschule mit anschließenden Hausaufgaben zu Hause. Man darf doch nicht so tun, als wäre das unmöglich. Jedenfalls läuft das in Frankreich und England so. (Nicht dass man hier Einzelelmente des Schulwesens übertragen und vergleichen kann.) Traditionell geben die Eltern dort ihre Kinder ohne die gleichen Bedenken wie bei uns eher ab.


    In Frankreich sind die Schüler vier Tage am Nachmittag in der Schule (danach Hausaufgabe), der Mittwochnachmittag ist frei (Sportverein, Musik, Eltern).

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Beim Schüleraustausch mit Frankreich wird vorab darauf hingewiesen, dass die französischen Schüler daran gewöhnt sind, dass ihnen ganztags jemand sagt, was sie zu tun und zu lassen haben. Sich die Zeit selber einteilen und sich selber beschäftigen, können sie nicht in dem Umfang wie unsere Kinder.


    Die Franzosen an unserer Schule kriegen sofort Schreikrämpfe, wenn solche Ansätze erwogen werden. So richtig begeistert sind sie davon nicht.


    Bloß, weil die Kinder das in den Ländern überleben, müssen wir das unseren nicht wünschen. Wobei ich es auch nicht so erlebt habe. In der Ganztagsschule waren viele Komponenten integriert, die man hier als organisierte Freizeit bezeichnen würde.


    Die 8. Klasse, in der meine Tochter zur Probe war, hatte nach 16 Uhr frei.


    Grüße Enja

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