• Zitat

    Gaensebluemchen schrieb am 27.12.2005 17:39:
    Hallo Timm,



    Das wäre super!


    Willst du mal schreiben, welche Reaktionen du dir schon auf welches Verhalten überlegt hast?

    Zitat


    Allerdings habe ich das zum Teil schon versucht. Aber ich musste leider die Erfahrung machen, dass selbst positive Sanktionen wie "Wenn wir heute gut und zügig unseren Stoff durchbekommen (ihr also entsprechend leise seid und gut mitarbeitet), dann bekommt ihr keine Hausaufgaben auf" keine Ergebnisse gezeigt haben. Leidtragende waren dann höchstens die, die eh ruhig sind und von ihren störenden Mitschülern wieder benachteiligt wurden.


    Naja, "zum Teil" konsequent zu sein ist eigentlich ein Widerspruch in sich. Natürlich kann ein normaler Mensch nicht immer konsequent sein, wir haben ja z.B. nicht immer die gleiche Tagesform. Aber Schüler bemerken es schon, ob ein stetiges Bemühen dahinter steckt oder ob man bei den ersten Schwierigkeiten aufgibt. Ganz sicher bedeutet es erstmal, sich mehr zu einzubringen, bevor mittelfristig die Ernte eingefahren werden kann.

    Zitat


    Gezielt nur den Störern Hausaufgaben aufzugeben, würde nicht funktionieren, da es zu viele sind und sie außerdem sofort in ihr Trotzverhalten verfallen und die Aufgaben einfach nicht erledigen würden. Selbst schlechte Noten als Konsequenz sind einigen von ihnen dann egal.


    Lass die Schüler lieber nachsitzen. Freizeit ist das kostbarste Gut der Schüler. Bei älteren Schüler Laufzettel mitgeben; das Nachsitzen müssen sie dann selbst organieren (also auf Kollegen zugehen und fragen, ob sie zum Zeitpunkt x ihre Stunden im Unterricht des Kollegen Y nachholen dürfen). Wird das innerhalb einer festgelegten Frist nicht erledigt, wird das Ganze in Rektoratsarrest verwandelt. Während des Nachsitzens müssen zuerst die Hausaufgaben gemacht werden, ist Zeit übrig, Aufgaben wie Besinnungsaufsätze mitgeben.

    Zitat


    Das Problem ist, dass meine Maßnahmen einfach nicht akzeptiert werden bzw. zum Teil sogar durch alle möglichen Manipulationsversuche ausgehebelt werden.


    Wir sagen es hier immer wieder: Nicht mit den Schülern während des Unterrichts diskutieren. Bestelle sie nach der letzten Stunde ein. Du wirst sehen, das Verlangen nach Diskussion geht gegen Null. Sag den Schülern ruhig, dass das auch deine Freizeit ist, du dir aber die Zeit gerne nimmst, um etwas zu klären!

    Zitat


    In der Theorie sind die SuS ja mit dem Maßnahmenkatalog einverstanden. Sie fordern von mir ja schlechte Noten, Strafarbeiten en masse, Herumschreien, usw. - aber nur so lange, bis es sie oder einen ihrer Freunde trifft. Dann bin ich plötzlich total unfair, habe es ja nur auf sie abgesehen, obwohl alle anderen viel mehr stören als sie und überhaupt. Ich hatte sogar schon mal die Situation, dass fast die ganze Klasse beinahe die weitere Mitarbeit verweigert hat, nur weil ich einen sehr beliebten Schüler für seine Störung bestrafen wollte.


    Naja, das ist menschlich. Wir merken es ja z.B. in der Erwachsenenwelt an der Steuerdiskussion. Natürlich muss man etwas tun, aber bei mir?!

    Zitat


    Weiter ist es so, dass die Schüler oft den Maßnahmenkatalog nutzen, um ihre unbeliebten Mitschüler reinzureiten. Da wird dann ein solcher Schüler z.B. unauffällig dazu gebracht, irgendwie aufzufallen, nur um dann vehement eine Strafe für ihn zu fordern. Mir sind diese Spielchen z.T. bekannt und ich verweigere dann natürlich eine Strafe für das Opfer. Natürlich ist damit mein ganzes System mehr oder weniger ausgehebelt, da ich mich ja angeblich selbst nicht an die Regeln halte. Auch kommt sehr oft: "Der X hat ... gemacht, den müssen Sie jetzt bestrafen", was ich natürlich nicht tun kann, ohne es gesehen zu haben. Das ist nämlich auch so ein Problem an meiner Schule: Viele unserer Schüler denunzieren sich gegenseitig ohne jede Rücksicht auf Verluste, schließen sich gegen andere zusammen und nutzen jeden Vorteil aus, den sie sich irgendwie schaffen können.


    Natürlich sind nicht alle so, aber es ist erschreckend, wie wenig Zusammengehörigkeitsgefühl es bei uns teilweise gibt und wie rücksichtslos viele sich verhalten. Da geht es nur um das eigene Wohl bzw. das der Kumpels, die anderen werden eiskalt denunziert.


    Ich glaube, das Denunzieren wird schnell zurückgehen, wenn du mit Konsequenz reagierst. Wenn jeder einmal merkt, dass er selbst Betroffener sein kann...

    Zitat


    An meiner alten Schule war das anders. Da wurde gezielt an Eigenverantwortung und Gemeinschaftsgefühl gearbeitet - hier bin ich als Lehrerin für alles verantwortlich. Eigenverantwortung und Einstehen für eigenes Fehlverhalten gibt es hier nur relativ selten. Der Lehrer hat dafür zu sorgen, dass alles läuft, dass man sich benimmt und dass man was lernt - man selbst muss ja nur stumpfsinnig konsumieren. Der Lehrer muss einen halt im Griff haben, wenn er das nicht kann, ist er halt unfähig.


    Was machst du selbst denn konkret, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken?

    Zitat


    Ich habe ja auch schon versucht, die Schüler selbst in die Pflicht zu nehmen, Lärmwächter bestellt und einiges anderes versucht. Geendet ist das damit, dass diese Dinge dazu missbraucht wurden, um andere anzuscxhwärzen bzw. mir der Vorwurf gemacht wurde, dass ich als Lehrerin dafür verantwortlich sei, für Ruhe zu sorgen und das nicht die Aufgabe der Schüler wäre.


    Ich finde das alles ausgesprochen frustrierend.


    Liebe Grüße,
    Gänseblümchen


    Die letzte Aussage der Schüler finde ich überaus korrekt: Diszipliniert ihr euch auch im Lehrerkollegium selbst? Dazu gibt es eben die Schulleitung, Schulaufsicht... Warum sollen die Schüler etwas tun, was selbst Erwachsene nicht machen?


    Natürlich ist das "hammers" frustrierend. Aber du musst mindestens dieses Jahr zu Ende bringen. Es ist nichts Ehrenrühriges, wenn möglich, wo anders einen Neustart zu versuchen (oder wenn du dir nächstes SJ nur neue Klassen geben lässt). Nur solltest du dann schon dieses Jahr deine Probleme angehen. Ansonsten läufst du eher weg und das bringt kein Selbstbewusstsein.
    Gruß


    Timm

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

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  • hallo gänseblümchen,


    du fragst, wie/ob es klappt, dass die von mir versuchten "maßnahmen" nicht missbraucht werden.
    nun, es gab/gibt solchen "missbrauch", wenn ich darunter mal verstehe, dass die dinge anders angewendet werden als von mir gedacht.


    die blauen karten beispielsweise werden von schülern hochgehalten, die sich durch die lärmbelastung in der klasse oder anderweitig durch mitschüler gestört fühlen. haben drei kinder die karten oben unterbreche ich den unterricht, um die sache zu klären, das heißt, ein schüler erklärt, was ihn gerade gestört hat. dann sollte eigentlich nicht diskutiert werden, sondern die sache so gehört und hingenommen werden. soweit die theorie.


    das hat so nicht geklappt. anfangs wurden die karten gar nicht benutzt, dann inflationär, inzwischen würde ich es angemessen nennen. nicht diskutieren ging auch nicht: angeschwärzte wollten sich verteidigen, andere auch ihren senf dazugeben. ich hab sie gewähren lassen, mich allerdings selbst ziemlich aus den diskussionen rausgehalten und nur als ein mitglied der gruppe, das ebenfalls gestört wurde, etwas gesagt und ein bißchen moderiert. irgendwann kam es tatsächlich dazu, dass die schüler sagten: können wir jetzt bitte wieder unterricht machen?!


    die klasse, von der ich hier schreibe ist eine 5. hier gab/gibt es viel unruhe, weil sie sich noch nicht gut kennen, es gibt machtkämpfe, imponiergehabe,... ich habe aufgegeben, dagegen anzugehen, ich versuche dem in vernünftigem rahmen platz zu geben. also die konflikte austragen zu lassen, allerdings mit regeln, d.h. vor allem verbal statt mit fäusten und oft suche ich dafür einen bewussten rahmen. es geht unterrichtszeit drauf aber ich glaube, die zeit ist gut und notwendig investiert.


    ich habe die phase, wo in gewisser weise ein "missbrauch" der "maßnahmen" stattfand einfach ausgesessen. die schüler mussten probieren, es pendelt sich langsam ein. ich war zu beginn sehr ungeduldig und dachte, so was schlägt gleich ein und dann is alles gut -utopisch natürlich, aber genausowenig muss man daraus, dass in der ersten stunde die sache noch keine wirkung zeigt gleich schließen, dass es nicht funktioniert.


    die gespräche fruchten nicht bei allen. bei den 5ern wirkt es noch recht gut. in klasse 7 schon weniger. es gibt aber immer auch da welche, wo es nicht umsonst ist. das sind vielleicht nicht die, die am meisten stören, aber einige von den "mitläufern" habe ich schon in vernünftigen gesprächen zu veränderungen bewegen können. das ist auch meist sehr aufschlssreich, häufig haben die wirklich gründe für ihr verhalten.
    ich führe die gespräche immer einzeln und frage mehr danach, was den schüler daran hindert, in meinem unterricht bei der sache zu sein (nicht wörtlich so, aber letztlich zeige ich mich für anregungen interessiert) und ich habe den eindruck, dass einige allein aufgrund der tatsache, dass man sie mal nach ihrer meinung gefragt hat, schon mit einer anderen einstellung dasitzen.
    inzwischen bin ich auch davon abgekommen, mit den schülern das gespräch so quasi als "strafe" unmittelbar nach einer besonders üblen stunde zu führen. ich überlege es mir langfristiger und bestelle den schüler dann mit ankündigung, so dass er sich drauf einstellen kann und sage auch nur, dass ich mich gern mit ihm über den unterricht im fach xy unterhalten möchte.


    mit eltern habe ich bisher selten (eher nur in extremfällen) gesprochen. ich habe zu sehr das gefühl, dass meine eigene beziehung zu den kindern noch zu wenig definiert ist. es reicht schon, von kollegen die einschätzungen eingeredet zu bekommen, ich möchte mir gern mein eigenes bild machen.


    tja, die kollegen, die schulleitung... die schulleitung weiß um meine schwierigkeiten, wusste es bereits von kollegen und war auch schon zum unterrichtsbesuch. im anschließenden gespräch war ich offen, habe aber auch signalisiert, dass ich da auf der suche bin und die probleme nicht einfach verdränge. die reaktion der schulleitung war nicht eindeutig. ich weiß nicht, was davon gehalten wird.
    bei kollegen wird geredet und manche glaube ich, würden mich entlassen, wenn es nach ihnen ginge, aber einige sicherlich auch, weil ich viele dinge eben anders angehe als sie selbst. ich weiß nicht, was passieren wird am ende des schuljahres. ich habe aber beschlossen, den kopf nicht in den sand zu stecken. ich zieh mein ding durch und entweder sie akzeptieren es, oder sie müssen mich entlassen...


    -wenn ich das jetzt so lese klingt es mir etwas zu sehr beschönigt, weil ich jetzt von dem geschrieben habe, was ansatzweise funktioniert. faktisch gibts aber mindestens genausoviel, was eben nicht klappt. ich kämpfe ziemlich und ich hab auch oft zweifel, obs überhaupt mit methoden und ähnlichem zu tun hat, dass ich mehr kämpfen muss als andere, oder vielleicht einfach damit, dass ich schlecht bin im grenzen setzen, dass ich wenig erfahrung mit kindern habe und eigentlich nur weiß, was ich nicht will und nicht so recht weiß, was stattdessen gut wäre...


    es würde mich freuen, weiter von dir zu hören, was du versuchst und wies weitergeht


    liebe grüße,
    gutenmorgen

  • Hallo Timm,


    ich gehe bei meinem Maßnahmenkatalog folgendermaßen vor:


    Wer einmal stört, wird an die Tafel geschrieben. Beim zweiten Mal gibt es einen Strich dahinter und beim dritten Mal eine Strafarbeit bzw. einen Klassenbucheintrag und eine Mitteilung an die Eltern (kommt auf die Lerngruppe an bzw. auf die Art der Störung - die Maßnahme wird aber vorher angedroht)..


    Meist ist es dann so, dass das den SuS entweder völlig egal ist, sie ihre Strafarbeit machen bzw. mir dann die Unterschrift ihrer Eltern zeigen, dann aber bald munter weiterstören - oder die SuS fühlen sich absolut ungerecht behandelt, verweigern die Strafarbeit oder sagen ihren Eltern eben, dass die anderen ja auch stören würden und dass ich ungerecht sei. Entsprechend wenig Wirkung hat diese Maßnahme dann.


    Nachsitzen habe ich auch schon probiert. Die Besinnungsaufsätze waren unter aller Kanone (mussten dann bei der Klassenleitung in einer weiteren Nachsitzaktion überarbeitet werden), genutzt hat das Ganze jedoch nichts, weder bei den Betroffenen noch bei ihren Klassenkameraden. Der Abschreckungsfaktor war also gleich null.


    Was tue ich für das Gemeinschaftsgefühl in den betroffenen Klassen? Da ich dort nur als Fachlehrerin bin und sehen muss, dass ich trotz der Störungen meinen Stoff durchbringe, kann ich nicht viel tun, außer zu versuchen, die Außenseiter so gut wie möglich zu integrieren und immer wieder an das gemeinsame Ziel (guten Unterricht, bei dem alle etwas lernen) zu appellieren. In meiner eigenen Klasse (wo es GUT läuft), da lasse ich meine Schüler z.B. Probleme untereinander lösen. In den anderen Klassen klappt das nicht, weil die SuS mit ihren klasseninternen Problemen nicht zu mir kommen und ich nur die Auswirkungen mitbekomme. Außerdem habe ich schon mehrfach versucht, mit diesen Schülern ihre Sichtweise zu besprechen - genutzt hat es rein gar nichts.


    Wenn die Schüler noch nicht einmal zum Gespräch bereit sind und sich weigern, auch nur ein Mindestmaß an Verantwortung für ihr Verhalten zu übernehmen, wie soll ich dann noch Struktur in die Klasse bringen? Ich sehe mich ehrlich gesagt nicht in der Lage, gegen den Willen von 25-30 SuS permanent anzukämpfen.


    Es geht ja auch nicht darum, wie lange ich noch durchhalten will oder kann (in der Hoffnung, dass ich das Ganze weiterhin gesundheitlich verkrafte), sondern auch vor allem darum, wie lange die Schule mich noch behalten will bzw. kann.


    Liebe Grüße,
    Gänseblümchen

  • hallo gänseblümchen
    in deiner eigenen klasse läuft es gut.
    in der anderen, in der du nur für ein fach zuständig bist, hast du jede menge ärger.
    ich lese einfach daraus, dass aufmüpfigkeit, unruhe und streitigkeiten durch die strengeren und gefürchteteren maßnahmen der klassenlehrerin zu dir abgedrängt werden.
    stell doch mal fest wie die kinder bei der klassenlehrerin sind.
    teil den kindern mal mit, dass sie sich bei dir so benehmen wie sie es sich bei der klassenlehrerin nicht trauen.
    sie haben keine angst vor dir.
    du willst ja auch nicht dass sie angst vor dir haben.
    teil ihnen das doch mit.

  • Zitat

    Gaensebluemchen schrieb am 28.12.2005 15:13:
    Hallo Timm,


    ich gehe bei meinem Maßnahmenkatalog folgendermaßen vor:


    Wer einmal stört, wird an die Tafel geschrieben. Beim zweiten Mal gibt es einen Strich dahinter und beim dritten Mal eine Strafarbeit bzw. einen Klassenbucheintrag und eine Mitteilung an die Eltern (kommt auf die Lerngruppe an bzw. auf die Art der Störung - die Maßnahme wird aber vorher angedroht)..
    Meist ist es dann so, dass das den SuS entweder völlig egal ist, sie ihre Strafarbeit machen bzw. mir dann die Unterschrift ihrer Eltern zeigen, dann aber bald munter weiterstören - oder die SuS fühlen sich absolut ungerecht behandelt, verweigern die Strafarbeit oder sagen ihren Eltern eben, dass die anderen ja auch stören würden und dass ich ungerecht sei. Entsprechend wenig Wirkung hat diese Maßnahme dann.


    Wieviel solcher Strafarbeiten vergibst du denn in einer durchschnittlichen Stunde?
    Ich halte es für sinnvoller Schüler vom Unterricht auszuschließen und die versäumte Zeit mal 2 nachholen zu lassen.
    Klassenbucheinträge ohne Verbindung mit einer Konsequenz halte ich für schlichtweg unzweckmäßig.

    Zitat


    Nachsitzen habe ich auch schon probiert. Die Besinnungsaufsätze waren unter aller Kanone (mussten dann bei der Klassenleitung in einer weiteren Nachsitzaktion überarbeitet werden), genutzt hat das Ganze jedoch nichts, weder bei den Betroffenen noch bei ihren Klassenkameraden. Der Abschreckungsfaktor war also gleich null.


    "Auch schon probiert" heißt: Wie lange, wie oft hast du nachsitzen lassen? Du hast selbst gesagt, dass dir solche Maßnahmen nicht liegen. Nun, Schüler haben ein gutes Gefühl dafür und rechnen damit, dass du unter ihrer Geringachtung deiner Konsequenzen den "Bettel wieder hinschmeißt".
    Besinnungsaufsätze korrigiere ich nicht, sondern lese sie nur durch. Sollen die Schüler zur Belohnung noch eine Extrastunde im Aufsatzschreiben bekommen?!

    Zitat


    Was tue ich für das Gemeinschaftsgefühl in den betroffenen Klassen? Da ich dort nur als Fachlehrerin bin und sehen muss, dass ich trotz der Störungen meinen Stoff durchbringe, kann ich nicht viel tun, außer zu versuchen, die Außenseiter so gut wie möglich zu integrieren und immer wieder an das gemeinsame Ziel (guten Unterricht, bei dem alle etwas lernen) zu appellieren. In meiner eigenen Klasse (wo es GUT läuft), da lasse ich meine Schüler z.B. Probleme untereinander lösen. In den anderen Klassen klappt das nicht, weil die SuS mit ihren klasseninternen Problemen nicht zu mir kommen und ich nur die Auswirkungen mitbekomme. Außerdem habe ich schon mehrfach versucht, mit diesen Schülern ihre Sichtweise zu besprechen - genutzt hat es rein gar nichts. Wenn die Schüler noch nicht einmal zum Gespräch bereit sind und sich weigern, auch nur ein Mindestmaß an Verantwortung für ihr Verhalten zu übernehmen, wie soll ich dann noch Struktur in die Klasse bringen? Ich sehe mich ehrlich gesagt nicht in der Lage, gegen den Willen von 25-30 SuS permanent anzukämpfen.


    Unter Gemeinschaftsgefühl fördern verstehe ich etwas anderes. Du schreitest ja nur dann/deshalb ein, wenn/weil das Kind schon im Brunnen liegt. Ich meine eine schöne Exkursion, einen netter Filmabend in der Schule, ein spannendes Projekt und kleinere Formen von Belohnungen (früher gehen lassen, Klassenarbeiten vom nachfolgenden Fach in den letzten Minuten vorbereiten lassen, zu den Ferien etwas Süßes, einfach ein paar nette Worte...).
    Verknüpfe zu Beginn diese "Belohnungen" und Extraaktivitäten nicht mit gewollten Handlungen der Schüler.


    Ich weiß, du hast viele verschiedene Klassen. Aber du weißt selber am besten, wo es sich lohnt zu beginnen und wo du auch so die 1-2 Stunden durchstehst.


    Zum Schluss: Hast du denn schon bei den Kollegen hospitiert? Vielleicht kannst du etwas übernehmen oder du siehst, dass nach Außen ein anderer Schein erhoben wird als es im Unterricht wirklich aussieht.


    Gruß


    Timm


    edit: Noch ein Tipp: Stelle unbedingt mal in einer eher lehrerzentrierten Stunde eine Videokamera in die Klasse und analysiere dein Lehrerverhalten. Oft ist die "Hektik" der Schüler ein Spiegel des Lehrers.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

  • was ich hier lese erschüttert mich.


    ich kann mich aus meiner schulzeit leider gut daran erinnern, dass die "lieben" lehrer oftmals unsere opfer wurden, weil in ihrem unterricht der dampf rausgelassen wurde, den wir bei den druck-lehrern aufgebaut hatten.


    es ist ein jammer, dass sich die lehrer, die bemüht sind sich zivilisiert zu verhalten kaputt gehen.


    meiner beobachtung nach funktioniert die freiere variante nur, wenn sie schulweit durchgängig zur kultur gehört.

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