Waldorfschulen-ein großes Mysterium

  • Seit ich letztens auf dem Wintermarkt einer Waldorfschule war, plagen mich einige Fragen von elementarer Wichtigkeit, die ich mir trotz google noch nicht beantworten konnte. Vielleicht war ja irgendwer von euch selbst mal auf einer oder kennt sich aus.


    -warum gab's da überall Bilder mit Engeln?
    -warum beschäftigen die sich in der 4.Klasse stundenlang mit nordischer Mythologie und malen die Weltenesche und Thor mit seinem Hammer und und und?
    -warum gab's da Bilder im Kiga, die durch ihren Stil "glückliche Kinder im Grünen in hübschen Kleidchen" fatal an Nazimalerei erinnerten?Merken die das nicht? Finden die das schön?
    -wieso malen die Kunstbilder mit solchen Motiven: Engel mit Flammenschwert, ein fischähnliches Monster im Wasser und über allem wacht das Auge der Vorsehung samt Pyramide?
    -mal abgesehen davon, dass mich die Eurythmievorführungen auf Video überhaupt nicht überzeugt haben (vielleicht hab ich's ja auch einfach nicht verstanden)-kommt man sich nicht megadämlich in diesen Kitteln vor?
    ?(
    Fragen über Fragen. Die Aufführung mit den pentatonischen Blockflöten war übrigens sehr schön.

  • Die Waldorfschule basiert auf der Antroposophie Rudoph Steiners.


    Rudolph Steiner hat ein umfassendes Weltbild dargestellt. Dazu gehört unter anderem eine durchgegliederte Engelhierarchie - kannst du bei google eingeben und dich schlau machen.


    Steiner hat seine Pädagogik nach Entwicklungsstufen gegliedert. Er vertritt die Auffassung, dass das Kind in seiner Entwicklung die kulturelle Menschheitsgeschichte nachvollzieht. In der vierten Klasse ist demnach das Kind besonders empfänglich für nordische Mythologie.


    Steiner war von der Jugendbewegung beeinflusst - damals sehr modern. Dass auch Hitler sich Elemente der Wandervogel- und Jugendbewegung zunutze gemacht hat und dadurch Dinge in ein anderes Licht gerückt hat, dafür kann Steiner nichts. Dass viele Anthroposophen und Waldorfpädagogen auf dem damaligen Stand stehen geblieben sind, ist manchmal etwas peinlich. Es gibt aber auch andere - man kann da nichts verallgemeinern.


    Zu den Kunstbildern kann ich jetzt nichts sagen. Wahrscheinlich Bilder zu den verschiedenen Epochen (siehe nordische Mythologie, entsprechend gibt es auch eine ägyptische, eine griechische Epoche usw.)


    Bei Eurythmie werden Bewegungen des Kehlkopfs und Intervalle der Musik in Bewegung umgesetzt. Mit heutigen Kindern ist das schwer zu machen. Es ist sehr schwierig, so viel Bewusstsein in seine Bewegungen zu bekommen, dass man mit den Armen bestimmte Bewegungen, mit den Füßen bestimmte Schritte und dazu noch choreographische Figuren auf dem Boden läuft. Gekonnte Aufführungen können außerordentlich fazinierend sein - ich erinnere mich an die beste Rumpelstilzchenaufführung meines Lebens als Eurrythmieaufführung. Es gibt auch noch Heileurythmie mit verlangsamten, vereinfachten Bewegungen, die wirklich sehr heilsam wirken kann.


    Pentatonik wird auch im Rahmen des Entwicklungs- und Stufendenkens eingesetzt.


    Soviel in Kürze, mit verfälschenden Vereinfachungen ...


    Bablin

    Wer hohe Türme bauen will,
    muss lange beim Fundament verweilen.
    Anton Bruckner

    Einmal editiert, zuletzt von Bablin ()

  • Ich war auf einer Waldorfschule.
    Nimms mir nicht übel, Rena, aber deine Formulierungen klingen so, als ob du dir deine Meinung schon gebildet hättest und an ernsthafter Information nicht wirklich interessiert wärest.
    ML

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

  • Hallo Rena,


    bekommt man in einem Lehramtsstudium nicht so eine Art Grundinformation über die einschlägigen Schultypen? Ich profitiere da immer noch von den Büchern, die sich mein Vater dafür angeschafft hat.


    Ich würde von einer Grundschullehrerin erwarten, dass sie mir als Mutter erklären kann, was an so einer Schule in etwa auf uns zukäme.


    Grüße Enja

  • Hallo Enja,
    auch wenn die Frage nicht an mich ging, antworte ich mal aus meiner Perspektive in den letzten Zügen des Referendariats. Grundinfos über einschlägige Schultypen - nein, eher nicht. Das wäre gerade bei den Waldorfschulen wohl auch schwierig, weil es da doch sehr verschiedene Zweige gibt. Als Grundschullehrer sehe ich auch ehrlich gesagt nicht, warum ich die Eltern darüber beraten können sollte: Diese Entscheidung fällt doch in der Regel vor der Grundschule, oder? Ich kenne jedenfalls kein Kind, dass während der Grundschulzeit auf eine Waldorfschule gewechselt hätte.
    LG
    Britta


    P.S.: Natürlich gibt es auch im Studium in der Regel die Möglichkeit, entsprechende Seminare zu Waldorfpädagogik oder Montessori oder oder oder zu belegen. (Welche Schultypen würdest du sonst noch zu den einschlägigen zählen? Mir fallen grad keine mehr ein, die heute noch wirklich wichtig wären...)

  • Hallo,


    wenn du so fragst. Eine Grundschullehrerin sollte meiner Meinung nach die Basics der in der Region angebotenen Schulen kennen. Unsere tun das auch.


    Über die einschlägigen Bewegungen wenigstens etwas zu wissen, gehört doch schon fast zur Allgemeinbildung. Hat ja nichts damit zu tun, ob es einem nun gefällt oder nicht. Waldorf, Montessori, Reformpädagogische Ansätze, Summerhill. So in der Richtung.


    Die Waldorfschüler in meiner Verwandtschaft sind frühestens zur 5. Klasse dort hingewechselt. Die meisten später.


    Grüße Enja

  • Ist das lustig.


    Enja, ich habe im Studium tatsächlich "Grundinformationen" über Waldorfpädagogik bekommen. Nach denen habe ich hier auch nicht gefragt. Vielleicht erklärst du mir mit deiner Allgemeinbildung jetzt noch das Auge und die Pyramide auf den Bildern. Verschwörungstheorien á la "Steiner gehörte zu den Illuminaten" werden auch gerne genommen.


    Dank an Bablin, die meine locker formulierten Fragen ernsthaft beantwortet hat.


    Maria L, du hast natürlich zu einem gewissen Grad recht. Ich würde nie an einer Waldorfschule unterrichten wollen (einige Dinge finde ich allerdings auch richtig gut). Ich weiß aber auch, dass es wohl riesige Unterschiede von W.-Schule zu W.-Schule gibt. Naja, die angesprochenen Beobachtungen fand ich einfach interessant.

  • Hallo Rena,


    ich habe das Steiner-Buch irgendwann weggeben, da mich die Anthroposophie nicht so besonders anspricht und eine Freundin ihre Kinder auf eine Waldorfschule schicken wollte.


    Mit Detailfragen müsstest du dich also sicher an wen anders wenden. Aber meine Allgemeinbildung sagt mir, dass die dahinterstehende Philosophie so komplex ist, dass sie sich ein paar griffigen Statements verwehrt. Wenn du dahinter gucken willst, wirst du also ein Buch lesen müssen.


    Die Eurythmie ist bei meinen Nicht-Waldorf-Kindern übrigens sehr beliebt. Aber man muss das nicht mögen.


    Meinst du, dass sich unsere Lehrer ihr Wissen um die Schulen im Umfeld auch auf diese Weise besorgt haben? Ich dachte bisher immer, sie hätten sich intensiv damit beschäftigt.


    Grüße Enja

  • Zitat

    Eine Grundschullehrerin sollte meiner Meinung nach die Basics der in der Region angebotenen Schulen kennen. Unsere tun das auch.


    Über die einschlägigen Bewegungen wenigstens etwas zu wissen, gehört doch schon fast zur Allgemeinbildung. Hat ja nichts damit zu tun, ob es einem nun gefällt oder nicht. Waldorf, Montessori, Reformpädagogische Ansätze, Summerhill. So in der Richtung.


    Ich finde es sehr schade, wenn jemand, der offensichtlich Interesse an einer Sache hat und sich mehr Wissen verschaffen will, als Antwort zu hören bekommt, dass er das schon längst wissen sollte oder ein Buch lesen muß, damit er mehr darüber erfährt. Für genau solche Fragen ist dieses Forum doch gemacht , oder irre ich mich?


    Mich interessiert das jedenfalls auch und fänd's sehr spannend, wenn es eine(n) WaldorfschullehrerIn hier gäbe, die uns ein bißchen was aus der Praxis erzählen könnte!

  • Zitat

    Dudelhuhn schrieb am 19.12.2005 11:10:
    Mich interessiert das jedenfalls auch und fänd's sehr spannend, wenn es eine(n) WaldorfschullehrerIn hier gäbe, die uns ein bißchen was aus der Praxis erzählen könnte!


    Wenn ich ein wenig klugsch***en darf: Die Kolleginnen und Kollegen heißen Waldorflehrer oder Waldorflehrerinnen.


    LG
    Maria Leticia

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

  • Erst werden mir ob meiner Fragen fehlende Grundinformationen, die doch wohl zur Allgemeinbildung gehören, vorgeworfen und dann sind's doch Detailfragen, mit denen ich mich doch bitte an jemand anders wenden soll?


    Hab ich ja, ans Forum nämlich. Ich habe gar nicht vor, jetzt alles über Steiner und Waldorfpädagogik herauszufinden. Mich interessieren gerade wirklich nur diese kleinen Dinge (und man möge mir jetzt bitte keinen mangelnden Fortbildungswillen vorwerfen.....). Es handelt sich hier übrigens nicht um die Waldorfschule, die für meine Schüler in Frage käme. Dies ist also gar kein kläglicher Versuch, mir Wissen um die Schulen im Umfeld zu besorgen. Und in der Schule hier, in der ich mich regelmäßig aufhalte (auch Waldorfschulen vermieten Räume für andere Zwecke), habe ich noch keine Flammenschwerter gesehen.

  • Och Enja....
    du hast eine hohe Meinung von Lehrern. Leider eine so hohe, dass keiner drankommt. :rolleyes:


    Ständig erwartest du etwas von den Lehrern. Was die können müssen. Wie die sein müssen. Dass die endlich deinem Bild entsprechen sollen:


    Zitat

    Ich würde von einer Grundschullehrerin erwarten, dass sie mir als Mutter erklären kann, was an so einer Schule in etwa auf uns zukäme.


    Zitat

    Über die einschlägigen Bewegungen wenigstens etwas zu wissen, gehört doch schon fast zur Allgemeinbildung. Hat ja nichts damit zu tun, ob es einem nun gefällt oder nicht. Waldorf, Montessori, Reformpädagogische Ansätze, Summerhill. So in der Richtung.


    Um dir dann kurz danach selbst argumentativ das Bein zu stellen:


    Zitat

    Mit Detailfragen müsstest du dich also sicher an wen anders wenden. Aber meine Allgemeinbildung sagt mir, dass die dahinterstehende Philosophie so komplex ist, dass sie sich ein paar griffigen Statements verwehrt. Wenn du dahinter gucken willst, wirst du also ein Buch lesen müssen.


    Ja was nun? Allgemeinbildung, die jeder Mathelehrer beherrschen muss oder so komplex, dass man zur Erfüllung deiner "Qualitätskriterien für Lehrer" erstmal ein Buch lesen muss?


    Ich habe mich im Studium intensiv mit verschiedenen Reformbewegungen befasst und darüber meine Prüfung abgelegt. Glaubst du, ich weiß noch alles? Was weißt du noch von Dingen, die du nicht mehr täglich benötigst - und vor 20 Jahren mal gelesen hast?


    Meine Aufgaben sind anderer Art - und so vielfältig, dass ich als Auskunft über die Waldorfschule nur soviel aussagen kann:
    Es gibt einen sehr traditionellen Zug, der nach dem Motto unterrichtet "Schlag nach bei Steiner" und einen reformierten Zug, der alles etwas lockerer sieht. Welchem Zug die nächstgelegene Waldorfschule anhängt kann ich dir nicht sagen.
    Das ist auch nicht Aufgabe der Grundschullehrerin. Mit Sicherheit nicht! Sie ist kein Auskunftsbüro für andere Schularten.


    Wenn du was über Waldorf wissen willst, musst du schon den Weg auf dich nehmen, selbst dorthin fahren und die Leute direkt fragen. Denn - wie gesagt - jede Waldorfschule ist anders.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Rena


    Es wird Waldorfschulen in der Tat teilweise eine starke Faschismusaffinität vorgeworfen. Nähere Infos findest du hier:
    http://www.akdh.ch/ps/ps_38Dossiers.html#geschichte
    und auch hier im Forum wurde schon kontrovers diskutiert:
    http://www.lehrerforen.de/oldforum.php?topic=100681952753

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Zitat

    alias schrieb am 19.12.2005 15:27:
    Wenn du was über Waldorf wissen willst, musst du schon den Weg auf dich nehmen, selbst dorthin fahren und die Leute direkt fragen. Denn - wie gesagt - jede Waldorfschule ist anders.


    Nee, nee, nee, es geht doch gar nicht darum, dass sie was wissen will. Sie will doch nur, dass ich was weiß, falls jemand was von mir wissen will. Oder so. Ich geh jetzt Aufsätze korrigieren.


    P.S. auch wenn du das "du" im Sinne von "man" benutzt hast, geh ich jetzt trotzdem Aufsätze korrigieren
    P.P.S. Danke für die links. Werd ich dann später mal angucken.

  • Ich muss neidvoll anerkennen: Obwohl ich in mehreren Ländern zur Schule gegangen bin und studiert habe, und bereits viele Jahre als Lehrkraft tätig bin, habe ich in meinem ganzen Leben nicht so viele bemerkenswerte und eindrucksvolle Beispiele erlebt, wie sie Enja erleben konnte.


    Sofern es anderen geht wie mir geht, könnten unsere Erfahrungs- und Wissenslücken auch als Aspekt einer geringeren Lebenserfahrung gesehen werden.


    Gruß,
    Remus

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

  • Die Hinwendung mancher emgs-poster zu alternativer (Waldorf-) Pädagogik ist vielleicht durch die enge Affinität in der Weltsicht begründet.
    Hier wie da gibt es ein Bild der Welt, das mich befremdet 8o


    Schön zu lesen- es bringe euch die Erkenntnis über die Entstehung der Erde und der Menschenwesen sowie ihrer Führer:
    http://www.akdh.ch/ps/ps_81Atlantis-Story.html


    Oder dies:
    http://www.egoisten.de/diskussion/wundmale/wundmale.html


    Aber wie schrieb Steiner schon so zutreffend:
    "Das Gehirn ist ein furchtbar störendes Organ" :D

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

  • Ich hole jetzt mal ein bißchen aus.


    Die Psychologin, die bei einem unserer Kinder ADS ausgeschlossen hat und das sehr eingängig erklärt hat, verkündete zwei Jahre später in einem Vortrag, von ADS verstehe sie gar nichts. Das gibt dann schon zu denken und lässt einen die Diagnose in völlig neuem Licht sehen.


    Unsere Grundschullehrer haben uns jeweils bei der Umschulung unserer Kinder sehr ausführlich beraten, sind mit uns die rundum erreichbaren Schulen durchgegangen und haben uns genau erklärt, welche sie aus welchen Gründen für passend oder unpassend halten. Dabei erschienen sie mir eigentlich kompetent in jeder Hinsicht.


    Ich hoffe mal, das wurde nicht nur vorgetäuscht. Denn wenn ich euch so lese, wäre das ja völlig ungewöhnlich.


    Ich habe das übrigens weder erwartet, noch mich drauf verlassen, sondern mich ebenfalls sehr intensiv informiert. Bei so wichtigen Entscheidungen überlässt man schließlich ungern etwas dem Zufall.


    Die Lehrer aus meiner Verwandtschaft zeigen einen deutlichen Trend dazu, ihre Kinder auf eine Waldorfschule zu schicken. Ich dachte mal, dass sie das dann sicher gut informiert und begründet tun. Aber ich werde mal rumfragen.


    Die Literatur, die ich dazu gelesen habe, habe ich wie gesagt, bei meinen Eltern aus dem Regal. Auch deshalb möge mir mein Irrtum entschuldigt werden. Beide hatten mir erklärt, das habe bei ihnen zwingend zum Studium gehört.


    Grüße Enja

  • Zitat

    Dabei erschienen sie mir eigentlich kompetent in jeder Hinsicht. Ich hoffe mal, das wurde nicht nur vorgetäuscht. Denn wenn ich euch so lese, wäre das ja völlig ungewöhnlich.


  • Das ist auch nicht Aufgabe der Grundschullehrerin. Mit Sicherheit nicht! Sie ist kein Auskunftsbüro für andere Schularten.


    schrieb Alias. Oder interpretiere ich das falsch?

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