Wer kann Russisch?

  • Hallo,


    ich habe mal eine Frage an Lehrer, die Russisch und Deutsch können. Immer wieder habe ich Schüler/innnen (muttersprachlich mit Russisch aufgewachsen), die große Probleme mit dem Satzbau und der Grammatik in der deutschen Sprache haben. Leider habe ich außer den üblichen Tipps (viel lesen, viel schreiben, ich sammele auch immer die Hausaufgaben ein und korrigiere diese) wenig Hilfestellung, da mir die Grammatik des Russischen fremd ist. Gibt es Übungen, die gezielt Abhilfe schaffen können?


    Beste Grüße


    Birgit

    Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

    Elie Wiesel

    • Offizieller Beitrag

    Es gibt auch keine Artikel, 6 Fälle, Pluralbildung deutlich einfacher als im Deutschen. Die Deklination der Substantive kann man einfach lernen und es gibt nicht so viele Ausnahmen wie im Deutschen. Auch die Präteritumsbildung hat nicht so viele Ausnahmen wie im Deutschen.
    Naja, das sind die Reste von 8,5 Jahren Russischunterricht. :O Ich fand jedenfalls die Grammatik recht einfach und logisch im Russischen (im Gegensatz zum Englischen, wo ich total verzweifelt bin). Mehr kann ich dir jetzt aber auch nicht helfen, da ich auch die Probleme deiner Schüler nicht kenne.


    Conni

  • Eines der größten Probleme ist -so scheint es mir- die richtige Wortstellung im Satz.


    Grüße


    Birgit

    Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

    Elie Wiesel

  • Aber die Wortstellung unterscheidet sich doch im Russischen kaum vom Deutschen, abgesehen von der von Conni genannten Tatsache, dass die Artikel fehlen.


    Wenn man im Deutschen sagt "Ich spiele in der Schule", sagt man im Russischen "Ja igraju w schkolje" (wörtliche Übersetzung: "Ich spiele in Schule").


    Auch im Präteritum kaum - bis auf das Fehlen des Artikels - Unterschiede:
    "Ich spielte in der Schule" = "Ja igrala w schkolje" ("Ich spielte in Schule").


    Lediglich im Futur unterscheidet sich die Satzkonstruktion etwas mehr:
    "Ich werde in der Schule spielen" = "Ja budy igratch w schkolje" (Ich werde spielen in Schule").


    Sind es nicht eher die korrekte Anwendung von Artikeln (inkl. Setzen des Artikels im richtigen Fall) und die Beugung der Verben, die Probleme machen?


    Oder vielleicht auch die Sache mit den Aspekten, es gibt im Russischen für (fast) jedes Verb i.d.R. zwei Vokabeln, weil es zwei Aspekte gibt: vollendet und unvollendet. Der vollendete Aspekt wird angewendet, wenn eine Sache abgeschlossen ist oder nie mehr wiederkehrt, der unvollendete, wenn eine Sache öfter "getan" wird oder sie noch nicht abgeschlossen ist. Ist etwas kompliziert zu erklären ;) .


    LG, das_kaddl.

  • Zitat

    das_kaddl schrieb am 12.11.2005 15:51:
    Oder vielleicht auch die Sache mit den Aspekten, es gibt im Russischen für (fast) jedes Verb i.d.R. zwei Vokabeln, weil es zwei Aspekte gibt: vollendet und unvollendet. Der vollendete Aspekt wird angewendet, wenn eine Sache abgeschlossen ist oder nie mehr wiederkehrt, der unvollendete, wenn eine Sache öfter "getan" wird oder sie noch nicht abgeschlossen ist.


    Das ist wahrscheinlich vom Prinzip her ähnlich wie die Vergangenheitsformen im Französischen, bei denen man differenziert, ob eine Handlung abgeschlossen ist oder noch andauert, mit dem Unterschied, dass hier lediglich zwei verschiedene Formen, nicht aber verschiedene Verben gebraucht werden müssen.


    Die russischen Schüler an unserer Schule haben - wie hier schon angesprochen wurde - vor allem Schwierigkeiten mit dem Gebrauch der Artikel. Die Schüler haben in ihrer Muttersprache also keine Referenz für dieses Problem und können keine Analogien bilden, deshalb fällt ihnen diese Grammatikregel schwer (genauso geht es den deutschen Schülern bei den frz. Vergangenheitsformen, bei denen es im Deutschen auch keine Entsprechung gibt). Da hilft nur üben, üben, üben...


    Viele Grüße
    volare

    Eine Lösung kommt fast immer aus der Richtung, aus der man sie am wenigsten erwartet, was bedeutet, dass es keinen Sinn hat, in diese Richtung zu gucken, weil sie nicht von dort kommen wird.


    (Douglas Adams)

  • Zitat

    volare schrieb am 12.11.2005 16:09:
    Das ist wahrscheinlich vom Prinzip her ähnlich wie die Vergangenheitsformen im Französischen, bei denen man differenziert, ob eine Handlung abgeschlossen ist oder noch andauert, mit dem Unterschied, dass hier lediglich zwei verschiedene Formen, nicht aber verschiedene Verben gebraucht werden müssen.
    ...
    Da hilft nur üben, üben, üben...


    Ist ja lustig, dass das im Französischen ähnlich ist. Dann werde ich diese Sprache evt. doch schneller lernen, als ich befürchte? (Der Sprachkurs wird ab nächstem Frühjahr sein, da ich in einem bilingualen Kanton arbeite und zunehmende Arbeitskontakte zu Schweizern, die hinterm Röstigraben wohnen, habe.


    Das mit dem Üben (und vor allem Anwenden) ist natürlich richtig, aber schwierig, wenn in der Familie und einem grossen Teil der peer group kein (korrektes) Deutsch gesprochen wird.


    LG, das_kaddl.

  • Zitat

    das_kaddl schrieb am 12.11.2005 16:17:


    Ist ja lustig, dass das im Französischen ähnlich ist. Dann werde ich diese Sprache evt. doch schneller lernen, als ich befürchte? (Der Sprachkurs wird ab nächstem Frühjahr sein, da ich in einem bilingualen Kanton arbeite und zunehmende Arbeitskontakte zu Schweizern, die hinterm Röstigraben wohnen, habe.


    Das kann gut sein, dass dir einiges leichter fällt, wobei ich nicht weiß, ob es noch mehr Ähnlichkeiten in der Grammatik zwischen Russisch und Französisch gibt. Auf jeden Fall tut man sich mit jeder Fremdsprache leichter, wenn man schon eine andere erlernt hat. Ich wünsche dir viel Spaß, Französisch ist so wunderschön! *schwärm* ;)


    Zitat

    Das mit dem Üben (und vor allem Anwenden) ist natürlich richtig, aber schwierig, wenn in der Familie und einem grossen Teil der peer group kein (korrektes) Deutsch gesprochen wird.


    Ja, das stimmt leider. Vor allem müssen die Schüler auch von sich aus üben WOLLEN.


    Viele Grüße
    volare

    Eine Lösung kommt fast immer aus der Richtung, aus der man sie am wenigsten erwartet, was bedeutet, dass es keinen Sinn hat, in diese Richtung zu gucken, weil sie nicht von dort kommen wird.


    (Douglas Adams)

  • Röstigraben??!! Muss ich mir das bildlich vorstellen???! Tschuldigung, gehört nicht zum Thema.... hat mich bloß gerade ins Grübeln gebracht, was damit gemeint sein mag....

    "Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht."
    (afrikanisch)

    • Offizieller Beitrag

    <off topic> Also Französisch, ich weiß nicht, ob das was für mich wäre. Zwar haben ja die Russen sich auch nach Frankreich orientiert, aber die Aussprache. Ich musste neulich ein französisches Glockenlied mitsingen. Dieses "Deng Döng Dang Dong Düng.." Nee... Nix für mich.


    Conni

  • Zitat

    Chiaro di luna schrieb am 12.11.2005 21:32:
    Röstigraben??!! Muss ich mir das bildlich vorstellen???! Tschuldigung, gehört nicht zum Thema.... hat mich bloß gerade ins Grübeln gebracht, was damit gemeint sein mag....


    Da es in diesem Thread ja um Russisch, nicht Französisch, geht, verweise ich ohne weitere Erklärung zu Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6stigraben


    LG, das_kaddl.

  • Ich weiß nur noch, dass es das Verb "sein" im Russischen nicht gibt. Das scheint ein Problem zu sein. Hab mal MNK-Klassen (Multi-nationale-Klassen)unterricht mit russischen Aussiedlerkindern. Es gibt aber extra Arbeitsbücher für DaF.
    Gruß, Xania

Werbung