Brisantes Thema - Alkoholiker

  • Hallo!
    Ich lese hier schon länger mit und da sich eine Situation in unserem Kollegium zuspitzt, wollte ich einmal fragen, wie ihr reagieren würdet.


    Eine Kollegin riecht schon seit längerer Zeit wieder fast jeden Morgen nach Alkohol.
    Im letzten Schuljahr hat diese Kollegin wiederholt ihre Aufsichtspflicht verletzt, besonders auf einer Klassenfahrt, bei der sie die Kinder alleine im Wald rumstromern ließ. Die Kinder haben sich verlaufen und eine Gruppe kam in einem mehrere Kilometer entfernten Ort an.
    Vielleicht war diese Kollegin dabei auch angetrunken.


    Ich will diese Kollegin nicht anschwärzen. Möchte aber auch nicht, falls etwas passiert, in diese Sache mithineingezogen werden, weil ich wusste, dass sie trinkt.


    Ich hoffe, dass ihr mir weiterhelfen könnt.


    Gruß Cathrin

  • Hallo,


    wirklich ein schwieriges Gebiet... Ich glaube, dass ich erstmal (wenn ich nicht selbst "vertraut oder befreundet" mit dieser Kollegin wäre) eine solche Person um Informationen und Hilfe bitten würde. Diese sollte dann ein 4-Augen Gespräch führen. Wenn es so einen Menschen nicht gibt, solltest du dich an den Lehrerrat wenden.


    Gruß,
    Peter

  • Hallo Cathrin,


    dazu habe ich einige Fragen: hat es Konsequenzen gehabt, dass die Schüler alleine herum gelaufen sind? Vielleicht war die Kollegin angetrunken, vielleicht aber auch nicht. Wie hat sie sich dazu geäußert?
    Inwiefern spitzt sich die Situation zu? Glauben also mehrere Kollegen, dass diese Lehrerin trinkt?
    Wie steht euer PR zu dieser Sache, unternimmt er etwas in der Hinsicht, dass Gespräche mit der Kollegin geführt werden? Da wir an der Schule einen guten PR haben, würde ich mich an diesen wenden. Zumal es auch sein kann, dass schon Schüler zu Hause etwas darüber verlauten lassen haben können ("Mama, die XY hat heute schon wieder nach Alkohol gerochen!").
    Ansonsten weiß ich auch nicht weiter...

    Ich denke schneller als ich schreibe...

  • Hallo Cathrin274,


    bevor du etwas in die Wege leitest, würde ich sicher gehen, dass es sich wirklich um Alkohol handelt. Es gibt Medikamente, die Alkohol enthalten und nach deren Einnahme man wirklich eine kleine "Fahne" hat, was besonders morgens auffällt. Wenn dies der Fall ist, wäre es eine Katastrophe, die Lawine "Alkoholismus" loszutreten.
    Sollte man die Medikamentenvariante jedoch ausschließen können, würde ich mich an eine Vertrauensperson in der Schule wenden, habt ihr so jemanden?


    Viele Grüße
    volare

    Eine Lösung kommt fast immer aus der Richtung, aus der man sie am wenigsten erwartet, was bedeutet, dass es keinen Sinn hat, in diese Richtung zu gucken, weil sie nicht von dort kommen wird.


    (Douglas Adams)

  • Wirklich ein schwieriges Gebiet - auch ein minenreiches ...


    Das einzige, was tu wirklich tun kannst, ist - mit der Kollegin zu reden. Alles andere schließt so üble Dinge wie Mobbing, üble Nachrede, Rufmord mit ein.


    Was - wenn die Kollegin nur ein bestimmtes Deo benutzt, dessen Geruch du falsch interpretierst?


    Warst du auf dieser Klassenfahrt dabei?
    Falls ja:
    Hast du in dieserm Fall nicht ebenfalls die Aufsichtspflicht verletzt?


    Wie gesagt: Minenreiches Gebiet ....

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Hallo!
    Erstmal vielen Dank für die Antworten.


    Nein, ich war nicht auf der Klassenfahrt dabei. Ich habe die Geschichte aber sowohl von der begleitenden Lehrperson erzählt bekommen, als auch von den mitfahrenden Kindern und Eltern. D.h. ich habe beide Seiten gehört. Ich bin aber nicht die Schulleitung, die über jeweilige Konsequenzen zu entscheiden hat. Und sie hat sich für keine Konsequenzen entschieden. Die Eltern der Kinder haben sich furchtbar aufgeregt, aber danach ist nichts passiert.
    Das gesamte Kollegium riecht die Fahne, wir sprechen alle darüber und außerdem kann man es auch an der Veränderung des Gesichtes bzw. der Gesichtshaut sehen. Schüler haben schonmal bei ihren Eltern verlauten lassen, dass sie nach Alkohol riecht. Wir haben sie schon einmal auf die Fahne angesprochen und dann sagte sie, dass sie Echinacin nehmen würde. Echinacin riecht aber nicht nach Bierfass und Schnaps. Außerdem fehlt sie 1-2 Mal im Monat Montags mit Magen-Darm-Grippe.
    Ich bin ja wirklich nicht die Einzige, die es riecht.


    Ich bin selbst im Lehrerrat an unserer Schule und wir überlegen jetzt, was wir machen sollen. Es soll kein Mobbing, Rufmord, etc. sein.
    Wir wissen selbst nicht, wie wir das angehen sollen. Deshalb habe ich die Frage hierein gestellt.


    Lieben Gruß
    Cathrin

  • Zitat

    Cathrin274 schrieb am 07.11.2005 21:33:
    Hallo!
    Erstmal vielen Dank für die Antworten.


    Nein, ich war nicht auf der Klassenfahrt dabei. Ich habe die Geschichte aber sowohl von der begleitenden Lehrperson erzählt bekommen, als auch von den mitfahrenden Kindern und Eltern. D.h. ich habe beide Seiten gehört. Ich bin aber nicht die Schulleitung, die über jeweilige Konsequenzen zu entscheiden hat.


    Genauso ist es. Dienstaufsicht - und alleiniges Recht zu reagieren hat die Schulleitung.


    Zitat


    ......
    Ich bin selbst im Lehrerrat an unserer Schule und wir überlegen jetzt, was wir machen sollen.


    Ihr könnt - und dürft - nichts machen.


    Zitat


    Es soll kein Mobbing, Rufmord, etc. sein.


    Wenn alle bereits hinter dem Rücken der Kollegin reden, seid ihr schon mittendrin....


    Zitat


    Wir wissen selbst nicht, wie wir das angehen sollen. Deshalb habe ich die Frage hierein gestellt.


    Es steht im Ermessen der Schulleitung und der Schulaufsicht, die Kollegin zu suspendieren oder disziplinarisch zu belangen. Wenn - wie du schreibst - ALLE - darüber reden, ist die Schulleitung wohl auch informiert.


    Ich rede hier nicht dem "Wegschauen" das Wort.
    Aber innerhalb des Schulsystems gibt es rechtlich normierte Verfahrensabläufe.


    Und - mit Verlaub: Immer wieder erfahre ich durch Studienkolleginnen, wie manche Kolleginnen (es ist nunmal ein weibliches Phänomen) über andere ablästern und herziehen.


    Du schreibst:

    Zitat


    Eine Kollegin riecht schon seit längerer Zeit wieder fast jeden Morgen nach Alkohol.


    Läufst du jeden Morgen an ihr vorbei und schnüffelst - oder wird darüber geredet ???


    Es gibt übrigens keine subtilere -. und wirksamere - Methode jemanden zu mobben, als ihm Alkoholabhängigkeit zu unterstellen....
    http://www.medizin-netz.de/framesets/fseticentermobbing.htm

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

  • Hallo!
    Ich finde, dass es ein furchtbar schwieriges Thema ist und letztendlich läuft es auf das Thema "Wegsehen" hinaus bis etwas passiert.


    Ich habe auch keinen Tipp.


    An meiner alten Schule trank ein Lehrer, alle Leute redeten über ihn, aber alle sahen weg, auch die Schulleitung. Sogar die Polizei macht einen Bogen um ihn, darauf will ich aber jetzt nicht näher eingehen. Der Lehrer fährt immer noch auf Klassenfahrt.......bis einmal was passiert.


    Liebe Grüße
    Tamina

  • Bei uns gibt es mehrere Fälle im Kollegium. Die Schüler haben es fast immer bemerkt, wir als Kollegen z. T. auch.
    Die Schulleitung muss aktiv werden, ihr solltet als Lehrerrat mit der Schulleitung darüber reden. Mehr dürft ihr nicht machen, dazu seid ihr nicht befugt. Und solltet ihr auch nicht, denn die Kranke muss es selbst einsehen, da sie sonst keine Therapie o.ä. durchhalten würde.
    Aber die Schulleitung muss die Pistole auf die Brust gesetzt bekommen, die Sache zur Kenntnis zu nehmen und diesem Verdacht nachzugehen. Insbesondere bei sich verlaufenden Kindern. Gerade auch, damit es nicht zum Mobbing wird, wenn die Kollegin doch nicht alkoholkrank sein sollte.
    Unternimmt die Schulleitung nichts, dann geht auch schulrechtlich nichts.
    Menschlich kann ich euch verstehen, wenn ihr der Kollegin helfen wollt. Aber das ist ein Minenfeld, auf dass ich mich persönlich nicht vorwagen würde.
    alias' posting ist nach meinen Erfahrungen im Kollegium der einzig mögliche Weg.

  • Danke für die Hinweise.


    Es wird wahrscheinlich nichts passieren. Die Schulleitung ist vor Jahren schon informiert worden und hat nichts unternommen, warum sollte sie jetzt etwas machen. Außerdem ist es für sie auch schwierig.


    Vielen Dank
    Cathrin247

  • Zitat

    Läufst du jeden Morgen an ihr vorbei und schnüffelst - oder wird darüber geredet ???


    Es gibt nun mal Leute mit einer feinen Nase. Ich gehöre auch dazu. Ich merkte und merke auch auf 2 m Entfernung, wenn jemand getrunken hat. Ich rieche auch vom Flur aus oder auch in der Etage darüber , wenn jemand in seinem (Schul-) Zimmer geraucht hat.


    Ich habe in solchen Fällen nur die Schulleitung informiert. und die hatte immer Gründe, nichts zu unternehmen - nachvollziehbare Gründe. Wenn zur Schulleitung nicht so ein Vertrauensverhältnis besteht, könnte man noch an den Personalrat denken.


    In einem Fall mit Alkohol hatte die betroffene Person dann zweimal einen schweren Unfall ...


    Bablin

    Wer hohe Türme bauen will,
    muss lange beim Fundament verweilen.
    Anton Bruckner

  • Zitat

    Cathrin274 schrieb am 08.11.2005 13:40:
    Danke für die Hinweise.


    Es wird wahrscheinlich nichts passieren. Die Schulleitung ist vor Jahren schon informiert worden und hat nichts unternommen, warum sollte sie jetzt etwas machen. Außerdem ist es für sie auch schwierig.


    Dafür ist sie Dienstvorgesetzte, das muss sie gelegentlich auch mal zeigen. Nur mehr Geld kassieren als der Rest reicht nicht. Klar ist das eine heiße Kiste, ich würde mich da auch schwer tun. Aber wenn ich Schulleitung bin, muss ich da durch. Schade,dass sie nichts (vermutlich) machen. Bei uns hat die Schulleitung übrigens etwas unternommen und es hat zumindest teilweise gewirkt (Reha,Kur).
    Also kein falsches Mitleid mit der Schulleitung. ;)
    Halt uns doch bitte mal auf dem Laufenden, wie die Sache weitergegangen ist.
    Viele Grüße!

  • Nein, hätte es nicht. Der Dienstweg ist einzuhalten. Grundsätzlich, sonst gibt es nämlich Ärger, aber dann richtig.
    Man hat nur das Recht zur Remonstration.
    Und wenn es nämlich doch nicht stimmen sollte, dass die Kollegin eine Alkoholikerin ist und Cathrin hätte eben dieses behauptet und dieses öffentlich - dann dürfte ziemlich die Post abgehen.
    Hoffentlich passiert keinem Kind etwas, das Verhalten der Schulleitung scheint mir fahrlässig zu sein.
    Aber nicht das von Cathrin, jedenfalls nicht rechtlich (menschlich möchte ich jetzt nicht werten).
    Abgesehen davon ist sie ja keine Mitwisserin, sie vermutet ja lediglich. :rolleyes:

  • Ich bezweifle auch, dass Cathrin befürchten muss, als "Mitwisserin" Probleme zu bekommen. Es dürfte im Übrigen ziemlich unbeweisbar sein, wer was wann wie gewusst hat. Unabhängig davon ist natürlich die Frage, ob man sich quasi "moralisch" verantwortlich fühlt oder ggf. auch der betroffenen Person helfen will.

  • Hallo,


    rechtliche Probleme bekommen "Mitwisser" vielleicht nicht. Aber vielleicht menschliche, moralische... Wenn meinem Kind wg. einer alkoholisierten Lehrkraft etwas passieren würde, und mir klar wäre, dass dessen KollegInnen vom Alkoholproblem wussten - dann würden sich meine Vorwürfe bestimmt nicht nur gegen den Alkoholiker (der ja krank ist) richten.


    Gruß,
    Peter

  • Hallo!
    Mir fällt zu dem Thema ein:


    Jeder Arbeitgeber würde seinem Mitarbeiter kündigen, wenn dieser betrunken zur Arbeit käme und zudem seine Arbeit schlampig machen würde!


    Liebe Grüße
    Elaine
    P.S. Ich weiß, das hat nichts mit der Frage zu tun! Aber fiel mir so dazu ein! Und Fehler bspw. an Computern zu machen ist weniger schlimm, als "Fehler" an Kindern!

  • Zitat

    Gheistersäge schrieb am 08.11.2005 15:34:


    Dafür ist sie Dienstvorgesetzte, das muss sie gelegentlich auch mal zeigen. Nur mehr Geld kassieren als der Rest reicht nicht. Klar ist das eine heiße Kiste, ich würde mich da auch schwer tun. Aber wenn ich Schulleitung bin, muss ich da durch. Schade,dass sie nichts (vermutlich) machen. Bei uns hat die Schulleitung übrigens etwas unternommen und es hat zumindest teilweise gewirkt (Reha,Kur).
    Also kein falsches Mitleid mit der Schulleitung. ;)


    Gheistersäge, du sprichst mir aus dem Herzen. Als Kollegen sind wir eben solche und keine "Gelegenheitsvorgesetzten". So schlimm Alkoholismus ist, aber wir können nicht auch noch diesen Teil der Welt verbessern.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • Hallo,


    nachdem der Promillewert der Lehrkraft bei dem Ausflug vermutlich nicht gemessen wurde, ist ein solcher Vorwurf nicht nachweisbar.


    Grundsätzlich ist es meist so, dass Alkoholiker ihr Problem erst bemerken, wenn aufgrund des Alkoholkonsums Schwierigkeiten auftreteten, z.B. auch Jobverlust. Der Weg dahin ist meist sehr lang, weil sie jeweils umgeben sind von einem wohlmeinendem aber schädlichem Netzwerk von Co-Alkoholikern, die in der Hoffnung auf Besserung, Schaden abzuwenden versuchen.


    Eigentlich müsste die Kollegin zur Rede gestellt werden.
    In dem Fall aber - mit Beamtenrecht, Dienstweg und ähnlichen Späßen im Hintergrund würde ich aber auch tunlichst meine Finger davon lassen.


    LG
    Tina

    Ein Hund denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, sie müssen Götter sein!" Eine Katze denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, ich muss ein Gott sein!"


  • Hallo Elaine,
    das hat durchaus was mit dieser Frage zu tun, dein Posting find ich völlig berechtigt.
    Aber in der so genannten freien Wirtschaft muss zuerst auch einmal abgemahnt werden, der sofortige Rausschmiss ist fast nie möglich. Genau daran mangelt es ja, wenn die Schulleitung nicht tätig wird und der Sache nicht nachgeht.
    Wie soll dann dieser "Leidensdruck" bei dem kranken Kollegen entstehen, so dass er sich heilen/therapieren etc. lässt? ?(

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