Freiarbeit: Fragen an die Freiarbeitspraktiker

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr,


    da ich gestern super Erfahrungen mit Freiarbeit in der 5. Klasse gemacht habe, hat mich heute der Freiarbeitsrappel gepackt und ich stelle gerade ganz viel Material zusammen.


    Dabei habe ich eine Frage: Welche Möglichkeiten der Selbstkontrolle gibt es für Schüler (z.B. bei Dominos oder Memorys)? Man kann ja auf die Rückseite Symbole malen, dann sehen die Schüler, welche Karten zusammen gehören. Welche Möglichkeiten gibt es noch? Macht es Sinn, hinten noch ein Bild draufzudrucken oder ist das nicht praktikabel, weil die Schüler sonst alles umdrehen müssen?


    Und da es hier den tollen Link auf das Lehrerweb.at gab und dort sooo viele tolle Materialien sind, wollte ich euch noch fragen, wie man nochmal Quartett spielt (lang lang ist's her...) und was Stöpsel- und Magnetblätter sind?


    Außerdem interessiert mich noch, wie ihr euer Freiarbeitsmaterial zu Hause ordnet (in großen Kisten, Tütchen...)? Ich weiß, dass es schon mal einen Thread zu Ordnungssystemen gab, aber ich glaube, über Freiarbeitsmaterial wurde dort nicht gesprochen.


    Und dann noch zu guter Letzt: Wie macht ihr das mit fächerübergreifender Freiarbeit? Ich habe meine 5er in Deutsch und Englisch und habe mir überlegt, eventuell mal Freiarbeit zu beiden Fächern zu machen. Welche Vor- und Nachteile hat so etwas in der Praxis (ich befürchte, dass die Schüler dann verstärkt Übungen in ihrem Lieblingsfach machen)? Hat das überhaupt Vorteile oder mache ich besser E-Freiarbeit in der E-Stunde und D-Freiarbeit in der D-Stunde?


    Und noch etwas (editier...): Arbeitet ihr mit laminierten Materialien und Folienstiften? Bringen die Schüler die Folienstifte selbst mit und wischen die Folie später selbst wieder sauber? Geht das einfach mit kaltem Wasser oder gibt das bei 30 Schülern eine riesige Folienstift-Schweinerei (falls es verwischt etc.)? Meine Schüler scheinen ja teilweise schon Spezialisten zu sein, eine Schülerin erzählte, dass sie sich beim Stationenlernen in der Grundschule laminierte Laufzettel umgehängt hätten und mit Folienstift angekreuzt hätten - ich stelle mir gerade vor, dass danach die Kleidung voller Farbe ist. Vielleicht wissen die Freiarbeitserfahrenen unter euch mehr dazu.


    Grüße,


    Referendarin, die heute gar nicht mehr vom Laminiergerät wegkommt.

  • Hallo Referendarin,


    also ich habe leider noch nicht mit Freiarbeit gearbeitet, würde es aber liebend gerne tun. Ich wollte dir raten, dass du die Freiarbeit auf jeden Fall fächerspezifisch bearbeiten lassen solltest. Sprich: Englisch in Englisch etc. Ansonsten wird eventuell die Absicht der Freiarbeit verfehlt, oder? Es wär dann mehr "Macht doch was ihr wollt".
    Sag doch mal, was du mit deinen 5ern gemacht hast, das würde mich echt interessieren.


    Gruß, Nili

  • Hallo Referendarin,


    zur fächerübergreifendem Arbeiten in Deutsch/Englisch kann ich leider nichts sagen. Ich kombiniere aber gerne Deutsch mit den Sachfächern (Geschichte/Biologie).
    Ich arbeite häufiger mit laminierten Materialien und bringe die Folienstifte selber mit. Geht ganz einfach mit kaltem Wasser abzuwischen. Da ja nicht alle gleichzeitig daran arbeiten, gibt es beim Abwaschen auch kein Gedränge.
    Das Material sammele ich zu Hause in schicken Ikea-Boxen, die es in verschiedenen Größen gibt und die man beschriften kann (mir fällt der Name leider nicht ein, sie sind aber sehr stabil).


    LG, Silja

  • Stöpselkarten: Es werden Löcher mit einem Locheisen ausgestanzt und man stöpselt in das richtige Lösungsloch / Farbloch einen kleinen Stöpsel oder ein Stk Pfeifenputzer


    Magnetmaterial - meistens Legematerial (Wort- und Bildkarten werden zugeordnet)


    Quartett:
    o Es können 2-4 Spieler teilnehmen. Die Karten werden gemischt und einzeln an die Mitspieler verteilt. Bei 2 Spielern erhält jeder 10 Karten, bei 3 und 4 Spielern erhält jeder 8 Karten. Die nicht verteilten Karten werden als verdeckter Stapel in die Tischmitte gelegt.
    o Der Kartengeber beginnt und fragt einen Mitspieler nach einer Karte, die ihm fehlt. Er darf aber nur nach Karten eines Quartetts fragen, wenn er selber mindestens eine Karte dieses Quartetts besitzt. Das kann z. B. so aussehen: Der Fragende hat eine Karte mit einem gelben Stern und einer Zwei. Er fragt nun einen Mitspieler, ob dieser eine Karte mit einem gelben Stern und einer Eins besitzt.
    o Hat der Befragte die gesuchte Karte, so muss er sie abge- ben. Der Fragende darf so lange einen beliebigen Mitspieler fragen, solange er die jeweils gesuchte Karte erhält. o Hat ein Befragter die gesuchte Karte nicht, so ist dieser mit Fragen an der Reihe. Dafür erhält der Fragende eine Karte vom Stapel aus der Tischmitte.
    o Wenn ein Spieler vier Karten eines Quartetts vollständig hat, darf er dieses ablegen. Wer ein Quartett ablegen kann, darf nicht weiterfragen. Sein linker Nachbar ist an der Reihe.
    o Wer die meisten Quartette ablegen konnte, ist der Sieger. Wichtig ist, dass man sich merkt und überlegt, wer wohl die ihm fehlenden Karten in den Händen hält, damit man beim Fragen Glück hat.


    Geordnet hab ich alles in einer großen Schachtel mit Inhaltsverzeichnis - Materialien mit Gummiband drum rum


    Folienstifte - bei uns heißen sie "Zauberstifte" - die Schüler haben alle selber einen Stift und reinigen die Karten danach auch selbst (ohne große Schweinerei) - ansonsten laminier ich auch gern mit beschreibbarer Folie, da können die Kinder mit Bleistift drauf schreiben und so verwischt nix


    gruß shopgirl

  • An einer Schule, an der ich mal war, gab es für die SuS der Unterstufe eine wöchentliche fächerübergreifende Freiarbeitsstunde. Alle Fachlehrer gaben dafür entsprechend ihrer Stundenzahl pro Woche immer mal wieder eine Stunde her - es gab einen festen Plan. Die SuS besaßen Freiarbeitsordner unterteilt in Rubriken für jedes Fach, auf der Fensterbank standen/lagen die Materialien nach Fächern sortiert. Regel war: Neues Blatt/Spiel erst, wenn der Lehrer ein angefangenes Blatt abgezeichnet auf einem Laufzettel abgezeichnet hat. Wenn ein Schüler nur für ein Fach Übungen gemacht hat, wurde er vom Lehrer für das Fach gesperrt, bis eine angemessene Zahl anderer Übungen gemacht worden war. Schüler, die in bestimmten Bereichen sehr starke Probleme hatten, erhielten von den Lehrern einen Förderplan, welche Übungen sie machen müssen, in welchem Fach sie besonders viele Übungen machen müssen... So war die Freiarbeitsstunde dann für manche SuS Förderunterricht. Den SuS hat's Spaß gemacht und sie haben sehr fleißig gearbeitet.
    Was ich damit sagen will: Fächerübergreifende Freiarbeit hat den Vorteil, dass man parallel SuS mit verschiedenen Schwächen helfen kann.
    Der Nachteil, das Schüler nur zu einem Fach üben, ergibt sich nicht, wenn es strikte Regeln gibt: z.B. wenn man drei Übungen in einem Fach gemacht hat, darf man in dem Fach erst weiterüben, wenn in den anderen Fächern auch drei Übungen gemacht wurden (Ausnahme für eventuelle Förderkinder).


    Gruß Delphine

  • einige Tipps hast du ja schon bekommen


    zu den Materialien - ja, auf Folien musst du nicht alles in Klassenstärke kopieren, und kannst es außerdem immer wieder verwenden
    meine Schüler (Grundschule) haben jeder sein Päckchen Folienstifte (die LIEBEN sie ); wer ein Material verwendet hat, spült es selber wieder ab (keine verfärbten Kleider, nur manchmal verfärbte Finger ), damit der nächste es sauber vorfindet; einfach mit Wasser drüber und mit Paiertüchern dann trockenwischen. einige Folienstifte habe ich auch immer neben den Folien, als Reserve;


    zur Aufbewahrung: Vieles kann man recht lange verwenden (Karteien z.B. stehen oft das ganze Schuljahr über), andere Materialien gebe ich zum jeweiligen Fach (oft bei SU), oder habe es klassenweise in Kisten zusammensortiert (jeweils mit Gummiband oder kl. Säckchen, Dose,... zusammengehalten), bzw. bei Dingen, die man in mehreren Klassen verwendet, dann halt themenspezifisch in den jeweiligen Kisten.


    Selbstkontrolle: entweder sind die Materialien eh so konzipiert, dass der Schüler selber eine Kontrolle hat, oder man hat ein Lösungsblatt dazu, wo jeder selber vergleichen kann, oder die Schüler schreiben ihr Ergebnis in ein Heft, und du kontrollierst später, oder der Partner kontrolliert, und maaaanchmal ist es einfach auch nicht von so enormer Bedeutung, ob alles richtig war 8) .


    Mischen:
    Englisch und Deutsch würde ich dort vermischen, wo es stoffmäßig grad gut passt (z.B. Kulturenvergleich,...), ansonsten eher getrennt.
    Ich trenne, wenn mir wichtig ist, dass z.B. in einem Fach speziell etwas erarbeitet oder geübt wird, und mische, wenn es mal nicht so tragisch ist, ob einer das Mathematerial dann nicht hernimmt, oder keine Geschichte geschrieben hat.


    Viel Spaß beim Ausprobieren!

  • wo wir gerade beim thema sind:


    wie _genau_ organisiert ihr eure freiarbeit?! die bisherigen posts erinnern mich stärker an die werkstattarbeit, da themen- und materialgebunden. oder hab ich euch falsch verstanden ?


    was genau gebt ihr den schülern an die hand bzw. wie führt ihr das freie arbeiten ein ?! wie ernst nehmt ihr das _frei_ in der freiarbeit (frei von thmenvorgaben, von materialien, von fremndkontrolle, etc.)?! meine fragen bitte nicht ideologisch verstehen, nur des interesse wegens, da ich mit meiner künftigen ersten klasse sicher auch wöchentlich freiarbeit praktizieren will.

  • Sehr "frei" ist bei mir Freiarbeit mit Sicherheit nicht, ich denke, dass man auch trotz "Freiarbeit" gewisse Lernziele erreichen muss (themengebundene!).
    Eingeführt habe ich bis jetzt Freiarbeit immer mit Hilfe von Lernzirkeln. Hier gibt es Pflicht- und dann Zusatzstationen.
    Dann hab ich Lernzirkel gemacht, wo ich gesagt habe "mindestens 4 Stationen", darüber hinaus ist alles, was Ihr mehr schafft super (ohne gewisse Stationen zur Pflicht zu machen - hängt halt auch immer vom Inhalt ab).


    Was ich in meiner letzten Klasse sehr gerne gemacht habe war Wochenplanarbeit, wo ich gewisse Sachen in manchen Fächern zur Pflicht gemacht habe (mal Englisch, Deutsch, Mathe, Erdkunde, je nachdem, was grade anstand in den Fächern) und dann noch freiwillige Sachen auf den Laufzettel geschrieben habe. Dann liegen bei mir immer noch Materialien rum, die sich die Schüler nehmen dürfen, wenn sie mit was fertig sind - so natürlich auch in der Wochenplanarbeit.


    Freiarbeit nach dem Motto - macht heute mal, was Ihr wollt, da hinten liegt das Zeugs - habe ich noch nie gemacht und werde sie vermutlich auch nie machen.


    Die Hinführung zur Freiarbeit über sehr straff organisierte Lernzirkel und dann den Schülern immer mehr Freiheiten lassen finde ich eigentlich sehr gelungen und arbeite jetzt mit meiner Klasse auch daran, nur irgendwie fehlt mir jede Woche die Zeit.
    Dabei habe ich sooo viele Fächer in meiner Klasse und weiß gar nicht, was ich da immer so den ganzen Tag treibe ?( . Naja, ich denke, das wird sich auch alles einpendeln :rolleyes: .


    Referendarin: Mich würde auch mal interessieren, was du da so genau gemacht hast. Eventuell können wir mal einige Sachen austauschen? Hab D und E auch in einer 5 .

    Vermeintliche Rechtschreibfehler sind ein Vorgriff auf kommende Rechtschreibreformen und deren Widerruf.

  • Ich habe eine Klasse, bei der ich von anderen Lehrern immer wieder höre, dass sie "so eine Klasse" in all ihren Dienstjahren noch nicht erlebt haben .
    Wirklich frei zu arbeiten artet irgendwie meistens in Chaos aus, deshalb gibt es in meinen sogenannten Freiarbeitsphasen immer 'Pläne', an die man sich halten kann. Also da steht dann einiges oben, was man machen kann, wer sich nichts findet, dem wird etwas aus dem Plan zugeteilt.
    Fixum sind meist auch Arbeiten, die noch fertig gemacht werden müssen von einzelnen Kindern. Die Möglichkeit sich selber etwas zu suchen, besteht allerdings immer, und wird dann einfach mit mir abgesprochen - da kommen dann oft Sachen wie: Darf ich eine Geschichte schreiben, oder darf ich nochmal mit dem und dem Werkstattmaterial arbeiten, ...


    Solange die Schüler sich selber etwas finden, ist es für mich ok., leider habe ich recht viele Kinder, die Freiarbeit gleichsetzen mit Pause, und sich selber auch nie etwas finden würden - DIE arbeiten dann nicht lange frei :D .

  • Hallo!


    Ich habe in meiner Klasse ein bestimmtes Repertoire an Materialien wie LÜK, Heinevetter-Trainer, Rechenkarteien, Lesetexten etc.


    Wenn Freiarbeit angesagt ist, dürfen sich die Kinder dann an diesen Materialien bedienen und damit lernen.
    Wahl- und vor allen Dingen sinnlos empfinde ich das nicht. Ich habe zum Beispiel einige Kinder im 2. Schuljahr, die mittlerweile anfangen die noch nicht eingeführten Malaufgaben mit Hilfe der Materialien zu rechnen, während andere noch mal den Stoff des 1. Schuljahres wiederholen. Die Kinder wählen zunehmend (muss natürlich auch geübt werden) geeignete Materialien, sodass in der Freiarbeit immer mit wenig Aufwand sehr differenziert gearbeitet wird


    LG


    Sina

    • Offizieller Beitrag

    Vielen vielen Dank für die Antworten. Ihr habt mir ganz schön viel weitergeholfen.


    Ganz kurz, weil ich total müde bin: Ich habe in Englisch Freiarbeit gemacht, genauer gesagt ein Stationenlernen. Ich hatte im Ref schon öfter mal Stationenlernen gemacht, aber eben meist in "Schaustunden" und super vorbereitet, auch in Englisch.
    Diesmal bin ich darauf gekommen, weil ich im Förderunterricht momentan noch die ganze Klasse eine Doppelstunde habe und weil meine Kinder riesige Probleme mit dem Satzbau haben. Also habe ich "Legeübungen" gebastelt, bei denen sie Kurzformen, Langformen und deutsche Übersetzung nebeneinander legen mussten. Ansonsten gab es bei den Pflichtstationen nur ÜBungen aus dem Buch und Workbook (auf dem Laufzettel). Ich habe zu jeder STation ein Expertenteam bestimmt. Diese Schüler sollten mit ihrer Station beginnen, ich habe ihnen bei Problemen geholfen und sie waren dann später die Ansprechpartner für alle, die Fragen zu dieser STation hatten. Das hat super geklappt.


    Bei den Wahlstationen gab es dann ein Trimino und ein Domino oder sie konnten Montagsmaler spielen etc. Sie haben noch nie so motiviert im Förderunterricht gearbeitet, haben sich gegenseitig geholfen, wie die Weltmeister gearbeitet, hatten riesigen Spaß - ich bin total begeistert. Und das Beste: Ich glaube, durch die Legeübungen haben sie endlich die Grammatik verstanden. Ich habe in letzter Zeit immer überlegt, wie man unseren Realschülern, die mit kognitiven Erklärungen und Übungen den Satzbau kaum verstehen, helfen kann, eben das zu verstehen. Und solche anschaulichen Dinge scheinen zu helfen.


    Morgen kann ich gerne mehr schreiben, bin gerade total müde, deshalb entschuldigt eventuelle komische Formulierungen.


    Liebe Grüße,
    Ex-REferendarin

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