Guten Abend liebe "Mitstreiter".
Nach einem absolut aufreibenden Tag muss ich hier mal wieder Rat einholen.
Bisher war ich mit der Schülerschaft meiner Schule sehr zufrieden. Obwohl es sich um eine "Großstadtschule" in einer Industriestadt handelt, die noch dazu in einem Schulzentrum untergebracht ist, gab es bisher wenig Probleme.
Seit einiger Zeit nun läuft aber ein Schüler der 9. Klasse herum, als sei er Adolf Hitler persönlich. Er hat sich die Haare schwarz gefärbt, hochrasiert und lässt das Deckhaar akurat und milimetergenau geschnitten etwas länger wachsen; das ganze ist extrem tief rechts angesetzt seitengescheitelt. Die entsprechenden Klamotten sind entweder von den einschlägig bekannten Marken bzw. Eine Kombination aus einem hochgeknöpften schwarzen Hemd mit entsprechendem Kragen und den passenden Hosen. Die Füße stecken in weißgeschnürten Springerstiefeln. Der Schüler marschiert im Stechschritt über die Gänge und wurde kürzlich aus einem Schülerpulk heraus mit dem Hitlergruß gegrüßt (dessen Erwiederung er sich aber verkniff). "Leider" ist der Bartwuchs noch nicht stark genug, das Hitlerbärtchen lässt sich aber schon erahnen. Ich kann das Ganze gar nicht so gut beschreiben, wie es vom Original kopiert wird.
Bisher wurde seitens der Mittelstufen- und Schulleitung sowie der Klassenleitung mit "schwierigen familiären Verhältnissen" argumentiert (die der "Arme" sicher auch hat) und nichts unternommen.
Seit heute sitzt in meiner 9. Klasse die genaue Kopie dieses Schülers und ein weiterer ist auf dem besten Weg, sich dem Duo anzuschließen. In der Pause wurden jedenfalls schon Kleidungs- und Stylingtipps ausgetauscht.
Ich bin fast umgefallen, als ich heute das Klassenzimmer betreten habe und ehrlich gesagt, hat mich das echt aus der Bahn geworfen, obwohl ich die ganze Situation schon seit längerem beobachte und vorausahne. Die Klassenlehrerin hat mich aber mit "ach das sind doch noch Kinder, die wollen nur provozieren" beruhigt.
Von Mittelstufen- und Schulleitung wurde ich explizit aufgefordert, nichts zu sagen, mit dem Schüler kein Gespräch zu suchen und sein Outfit und Verhalten zu ignorieren. Letzteres fällt mir ausgesprochen schwer. Nach der Stunde hatte ich meine 11er-Lieben, bei denen ich erst mal vorsichtig nach rechten Tendenzen und Reaktionen nachfragen musste und ein "Ach reden sie "vom Adolf"?" und "Wie???? Es gibt jetzt ZWEI DAVON????" erntete. Der entsprechende Schüler ist also schulbekannt, aber die Oberstufenschüler geben sich "mit so einem Deppen" (Originalzitat) natürlich nicht ab und ignorieren ihn ebenfalls.
Die Schulleitung sagte mir dann, es widerspräche der freiheitlich-demokratischen Grundordung ein solches Outfit und Benehmen zu verbieten. Ihnen seien die Hände gebunden. Man will keine Welle machen und den Schülern weder eine Plattform bieten noch ihnen Aufmerksamkeit schenken.
Da sich das Phänomen aber vermehrt, empfinde ich dieses Verhalten als Armutszeugnis. Ich kann doch nicht einfach wegschauen, oder?????
Ganz davon abgesehen, wie sehr mich das ganze persönlich-emotional mitnimmt, sind wir wie gesagt in einem Schulzentrum untergebracht. Fakt ist, dass sich dieses Grüppchen nun mit diversen Türkengangs der Hauptschule (das ist jetzt nicht als Diskreminierung gedacht, sondern entspricht einfach der Selbstbeschreibung der entsprechenden Gruppen) den Pausenhof teilt. Ein kahl rasierter Skin schaut zudem immer mal wieder während der Pause vorbei, bleibt aber wohl wissend vor dem Zaun stehen und ist somit nicht auf dem Schulgelände, auf dem man ihm Hausverbot erteilen könnte. Zoff ist also vorprogrammiert.
Tja. Und jetzt? Was würdet Ihr tun, mit wem würdet Ihr reden, würdet Ihr die Eltern einbestellen, oder habt Ihr sonst einen Ratschlag für mich?
Verzweifelte Grüße
A.