Unterschied 'kreativ' vs. 'produktiv'?

  • Auch auf die Gefahr hin, dass ihr euch fragt, was ich in den vergangenen anderthalb Jahren eigentlich gelernt habe :
    Was ist der genaue Unterschied zwischen kreativem und produktivem Schreiben? Ist kreativ das Schreiben eines Gedichts und produktiv das Schreiben eines Dialogs?

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Aktenklammer schrieb am 04.10.2005 12:07:
    Auch auf die Gefahr hin, dass ihr euch fragt, was ich in den vergangenen anderthalb Jahren eigentlich gelernt habe :
    Was ist der genaue Unterschied zwischen kreativem und produktivem Schreiben? Ist kreativ das Schreiben eines Gedichts und produktiv das Schreiben eines Dialogs?


    Die Frage ist, ob sich die beiden Begriffe automatisch ausschließen. In dem Moment, wo die Schüler Aufsätze, Dialoge etc. schreiben, ist das in jedem Fall produktiv. Kreativ ist vielleicht die "nächste" Stufe, d.h. das Verfassen freierer - vom Text losgelöster - Texte. Das kann auch einen Dialog beinhalten.


    Gruß
    Bolzbold

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Aktenklammer schrieb am 04.10.2005 16:10:
    Naja, dann werde ich wohl produktiv arbeiten lassen.


    Wieso gibt es eigentlich immer nur Literatur zum kreativen, nie zum produktiven Schreiben ?(


    Vermutlich weil "produktiv" alles das ist, was die Schüler herstellen. Insofern ist schreiben im engeren Sinne IMMER produktiv, da ein Text entsteht.
    Will man beide Begriffe in einem Satz haben, so könnte man sagen, dass kreatives Schreiben durchaus produktionsorientiert ist...

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Aktenklammer schrieb am 04.10.2005 16:14:
    Will ich ja gar nicht. Ich will nur nicht groß mit "kreativ" rumtönen, wenn es das nicht ist. Und ich möchte nicht Literatur zum kreativen Schreiben zitieren, wenn die Schüler das nicht machen.


    In dem Moment, wo Schüler einen Dialog schreiben sollen oder einen Brief schreiben über eine Situation, die nicht 100%ig festgelegt ist und wo sie ihrer Fantasie freien Lauf lassen dürfen bzw. können, ist das meines Erachtens überaus kreativ. In Englisch werden in der Klausur alle freien Texte (außer Stellungnahmen, Kommentare o.ä.) als "creative writing" in der Aufgabenstellung gekennzeichnet.

  • Zitat

    Aktenklammer schrieb am 04.10.2005 16:10:
    Naja, dann werde ich wohl produktiv arbeiten lassen.


    Wieso gibt es eigentlich immer nur Literatur zum kreativen, nie zum produktiven Schreiben ?(


    Hallo!


    Schau doch mal unter Günter Waldmann: Produktiver Umgang mit Literatur.
    Das hat mir auch weitergeholfen. Außerdem gibt es bei Spinner noch interessante Infos zum produktionsorientierten Arbeiten.
    Ich denke, dass produktiv auch immer gleich kreativ beinhaltet. Kreativität ist dann gegeben, wenn die Schüler etwas für sie Neues schaffen.


    Grüße,
    maple_leaf

  • Danke für den Tipp. Ich habe hier "Produktiver Umgang mit dem Drama" liegen - sehr brauchbar.


    In Ital. gehe ich aber nicht von Literatur aus, sondern von einem Grammatikphänomen, das sie nach einer Übungsphase in einem Dialog anwenden sollen. Deswegen bin ich mir nicht sicher, ob das Buch von Waldmann helfen würde...

    • Offizieller Beitrag

    Ich kenn das so:


    kreatives Schreiben: ungelenkt von festen Vorgaben, der kreativen Anwendung von Sprache an sich dienend.


    produktives Schreiben: ein festes Ziel (=Produkt) habend, gelenkt durch Produktionsvorgaben (ein Dialog oder Text zum Thema X , z:b. zwecks Erschließung des Charakters oder eines Sachverhalts, eines grammatischen Phänomens o.ä.)


    Gruß
    Heike

  • hallo


    also ich hab das folgendermaßen gelernt (und einige deutschfachdidaktiker sehen das wohl auch so, andere lassen die begriffe verschwimmen):


    produktives schreiben ist ein textanalytisches verfahren, man lässt die schüler also beispielsweise einen unvollständigen text fertig schreiben, mit dem ziel, dass sie über den vergleich mit dem original selbiges in seiner besonderheit besser verstehen.
    produktives schreiben dient dem verständnis eines anderen textes.


    kreatives schreiben dagegen ist nicht an einen Ursprungstext geknüpft, man bittet die Schüler beispielsweise ein Herbstgedicht zu schreiben, auch wenn da möglicherweise kriterien vorgegeben werden, handelt es sich hierbei um eine rein kreative leistung, keine analytische.


    es gibt auch bei dieser scheinbaren abgrenzung meines erachtens grauzonen...


    viele grüße,
    gutenmorgen

  • Zitat

    Heike schrieb am 04.10.2005 19:22:
    Ich kenn das so:


    kreatives Schreiben: ungelenkt von festen Vorgaben, der kreativen Anwendung von Sprache an sich dienend.


    produktives Schreiben: ein festes Ziel (=Produkt) habend, gelenkt durch Produktionsvorgaben (ein Dialog oder Text zum Thema X , z:b. zwecks Erschließung des Charakters oder eines Sachverhalts, eines grammatischen Phänomens o.ä.)


    Hilft wahrscheinlich nicht wirklich weiter: aber so, wie Heike es beschreibt, hab ich's im Referendariat Niedersachsen (2003-2005), Studienseminar Goslar, Fachseminar Deutsch 5, auch gelernt. Allerdings leider erst nach einem UB zum "Kreativen Schreiben", der sich in der Reflexion und Kritik der Fachseminarleiterin als UB zum "Produktiven Schreiben" herausstellte ;) . War aber nicht so schlimm, die Deutsch-Dame war wirklich arg in Ordnung und sprach auch von "Grauzonen" im Bereich des Kreativen/Produktiven Schreibens. Als Richtlinie gab sie mir so ungefähr Heikes Vorschlag mit auf den Weg.


    Aber das sind ja Sachen, die von Studienseminar zu Studienseminar differieren... :rolleyes:


    LG, das_kaddl.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Aktenklammer schrieb am 05.10.2005 11:10:
    Danke für eure Antworten! Habt ihr evtl einen Literaturtipp, wo man so etwas nachlesen kann, damit ich es dann in meinem Plan schreiben kann ?


    Hier ein Zitat aus dem Dir bekannten Werk "Englisch lernen und lehren" (S. 250)


    Zitat


    "Kreativ im didaktischen Zusammenhang des schulischen Fremdsprachenunterrichts muss aber keineswegs nur eine solche volkommene Neuerschaffung eines selbständigen Textes, etwa im Sinne von Freinets "freiem Schreiben", meinen. Auch jede gedankliche Teilleistung im schriftlichen Bereich ist dann "kreativ", wenn die Lernenden ihnen bekannte, mehr oder weniger korrekte sprachliche Formen selbst zusammensetzen und dabei etwas für sie Neues erschaffen."


    Dann gibt es noch bei Bach/Timm "Englischunterricht" auf Seite 155 eine Tabelle zum Kapitel "Text- Literatur - Kultur"


    Dort wird zwischen handlungsorientierten und produktionsorientierten Aufgaben unterschieden. Letztere Aufgaben befassen sich ausschließlich mit Texten, wobei hier auch kreative Texte bzw. Textsorten enthalten sind.


    Interessant ist, dass keiner der Autoren "produktives Schreben" als Begriff hat - vermutlich weil Schreiben IMMER produktiv ist, weil am Ende ein Produkt - nämlich der Text - steht.


    Somit wäre "produktiv" also der Oberbegriff für alle Formen der Texterstellung (wobei Einsetzübungen sicherlich grenzwertig wären) und "kreativ" wäre eine gesonderte Kategorie.


    Gruß
    Bolzbold

Werbung