Hallo,
das Thema ADHS ist ja oft auch hier ein Bestandteil.
Ich war am Wochenende in Berlin zu einem Legasthenie- und Dyskalkuliekongress, auch da wurde über ADHS geredet. Ich habe fleißig mitgeschrieben und stelle das Geschriebene jetzt einfach mal hier ein.
Ihr könnt es einfach nur lesen, oder wir können auch gerne darüber reden, vielleicht geht es ja im Sinne der Kinder mal ohne die Steitereien "böse Eltern - böse Lehrer"
Ich wünsche euch einen schönen Tag Legata
ADHS, Diagnostik, Ursachen und Förderung
Herr Dr. Huss, Michael – Humboldt-Universität, Klinik für Psychiatrie, Neurologie und Psycho-
therapie des Kindes- und Jugendalters
Herr Prof. Dr. Czerwenka, Kurt – Universität Lüneburg, Fachbereich Pädagogik
- 3,9 % der Kinder in Deutschland haben ADHS
- ADHSler haben ein 6fach erhöhtes Suchtrisiko gegenüber anderen Menschen, sie werden zu fast 100 % Raucher
- Ritalin und Co machen nicht süchtig, im Gegenteil die behandelten ADHSler werden wesentlich weniger Drogenabhängig als unbehandelte ADHSler
- Es gibt ADHS auch in anderen Kulturkreisen, aber der stärkere Grad der Verhaltens-anforderungen an die Kinder, lässt auch ADHS stärker zum Problem werden
- ADHSler kann bestimmte Reize nicht ausschalten. Wenn ich sie jetzt daran erinnere, dass sie auf einem Stuhl sitzen, dann merken sie diesen wieder an ihrem Po, wenn ich ihnen nun auch noch sage, dass ihre Füße auf dem Fußboden stehen, bemerken sie auch den Boden unter diesen, und nun teile ich ihnen auch noch mit, dass sie Kleidung anhaben, bemerken sie diese? Ein ADHSler hat diese Reize auch ohne daran erinnert zu werden und er hat noch viel mehr solcher Wahrnehmungen, welche wir im Allgemeinen ausschalten können.
- Mit seiner Unruhe, seinem Bewegungsdrang versucht ein ADHSler sich selber zu stimulieren um besser aufmerksam sein zu können
- Kein Lehrer sollte solchen Handlungen persönlich nehmen und auf sich beziehen
- ADHS ist es dann, wenn es vor dem 6. Lebensjahr aufgetreten ist, es hält ein Leben lang an, und es tritt in Schule, Familie und Kliniksituation auf.
- Aufmerksamkeitsstörung und Impulsivität bleiben im Alter, Hyperaktivität wird weniger
- 1/3 der ADHSler sind gleichzeitig Legastheniker
- Sie ergreifen später oft Berufe wie: Helfer, Polizisten, Ermittler, Fernfahrer, Schauspieler, Psychologen, Piloten
- Es ist für sie sehr schwierig einem Geschehen gleich bleibende Aufmerksamkeit zu widmen, wenn nichts neues geschieht
Ursachen
- 80% sind genetisch bedingt, aber psychosoziale Ursachen überlagern natürlich
- Etwa 30 bis 40 Genarten sind bei ADHS leicht verändert
- Dopamin ist ein Botenstoff im Gehirn. Bei ADHS hat der Mensch zu viele Transporter für diesen Botenstoff, so dass er nicht dazu kommt zu wirken, weil er gleich wieder aus dem System raus transportiert wird.
- Zucker sorgt für ganz viele dieser Dopaminträger, deshalb werden die Kinder darauf meist besonders unruhig
- Nikotingenuss der Mutter während der Schwangerschaft, spiel eine große Rolle
- ADHS gibt es bei allen Intelligenzen
- 80 % der Kinder wiederholen die Klassen
- 30 % kommen auf eine Schule für Lernbehinderung
- 35 % auf eine Sonderschule
- 23 % weisen soziale Störungen auf
- Weniger Freunde
- Depressionen
- Schlechten, nicht ihrem Wissen und Wollen angeglichenen Beruf
- Geschlechtskrankheiten, Frühschwangerschaften…
- Kinder lernen oft schnell, aber zusammenhangslos
- 1/5 mit ADHS ist sehr aggressiv und respektlos gegenüber anderen
- Flimmersequenz des PC oder Fernseher empfindet unser Gehirn als sehr angenehm, deshalb sitzen gerade ADHSler gerne davor, was kommt, spielt dabei für das Wohlbefinden gar keine Rolle
Ritalin und Co machen nicht süchtig
- ist bewiesen
- durch diese Medikamente haben die Kinder bessere Sozialkontakte
- durch Medikamente sind weniger Dopamintransporter da, und brauchen nicht mittels Drogen beseitigt werden
- Medikamente lösen nicht wie Drogen eine Euphorie aus
ADHS und Schule
- Verhaltensbeobachtung: Schwächen, Stärken, bestimmte Fächer, Lehrer, Freunde, Familie
- Wenn man mit dem Kind arbeitet, sollte es zunehmend in der Lage sein selbst zu agieren, z.B. sucht es sich die Reihenfolge der Aufgaben auf dem Blatt selber aus
- Wobei gibt es in der Schule Probleme: mit der Selbstkontrolle, Deutsch, Mathe, oder sind die Grundlagen für das Lernen nicht geschaffen
- Wer sich nicht angenommen fühlt, ist nicht in der Lage zu lernen
- Bewegte Schule, die Kinder brauchen immer wieder die Möglichkeit sich zu bewegen
- Erwünschte Ansätze bestärken: Lob, Beachtung
- Es ist weder zu offener, noch Frontalunterricht sehr geeignet, es sollte eine Mischung aus Freiheit und Kontrolle sein
- Kinder sind bei Wochenplanarbeiten maßlos überfordert
- Lehrer: - sollte Verhalten vom Kind nicht persönlich nehmen
-keine Notfallreaktion, kein Angriff, kein Weglaufen, erst mal bis 10 oder 100 zählen
-aufstellen von Regeln, oft nonverbal also: Zeichen, Blicke, Berührungen
-Selbstkontrolle durch das Kind einführen, vor der Stunde eine Aufgabe schriftlich vor das Kind legen, z.B. „Du redest heute nicht ohne dich zu melden.“
-Klarheit und Transparenz der Stunde
-Individualisierung entsprechend der Interessen
-Umgebungsreize minimieren
-Ziele klar nennen