Förderung: ADS und Lernen

  • Hallo miteinander,


    auch wenn ADS und Co ja heikle Themen zu sein scheinen, möchte ich doch noch eine Frage zur konkreten Förderung in allerdings begrenzter Situation loswerden. In meinem Förderunterricht Deutsch mit Schwerpunkt auf Lern- und Arbeitstechniken werden ab der kommenden Woche zwei neue Schüler kommen (Klasse sechs) von denen ein Kind erst seit kurzem kein Ritalin mehr bekommt und bei dem anderen zwar (laut Eltern) auch Verdacht auf ADS besteht, aber soweit ich weiß noch keine konkrete Behandlung/Therapie stattfindet.
    ich kenne die SchülerInnen kaum, in Vertretungsstunden ist mir nur ein Kind aufgefallen, da er häufig die Ergebnisse oder Kommentare in die Klasse rief. Bei beiden ist neben der Konzentration wohl auch Heftführung und (lesbares) Schreiben / auf der Zeile bleiben ein großes Problem, so dass bspw. HA's nicht gemacht werden, weil der Eintrags ins Heft fehlt oder notwenige Vorarbeiten nicht lesbar sind (so die KLs).
    Ich werde die Kids nur zwei Stunden in der Woche sehen, würde aber gern mit ihnen spezielle Übungen oder Techniken erarbeiten, durch die es ihnen besser gelingt, sich und ihr Lernen zu organisieren.
    Ohne jetzt wieder eine Grundsatzdiskussion über Lehrer, Eltern, ADS und Förderung loszutreten, würde ich mich über praktische Tipps sehr freuen!


    Liebe, ganz friedliche Grüße!


    carla

    Nehmen Sie die Menschen so wie sie sind.
    Es gibt keine anderen

  • Hallo Carla!
    Ich weiß zwar nicht, ob es die Schwierigkeiten deiner beiden Schüler trifft, aber ich habe gute Erfahrungen gemacht, indem ich mit den Schülern (allerdings Grundschule) immer wieder intensiv geübt habe, wie man an die Bearbeitung von Aufgaben etc. herangeht. Es schien mir für die Schüler sehr hilfreich, wenn sie ein festes Schema vor Augen haben, an dass sie sich halten können. (Aufgabe genau durchlesen! Was genau muss ích tun? Welche Arbeitsmaterialien benötige ich? etc.) Durch Visualisierung (durch Zeichen etc.) hatten sie ein häufig anwendbares Schema irgendwann verinnerlicht und konnten Aufgaben lösen, die sonst aufgrund von Unkonzentriertheit und Sprunghaftigkeit nicht richtig bearbeitet werden konnten.
    Vielleicht hilft dir das ja ein wenig weiter. Für das Schriftproblem fällt mir gerade leider auch nichts konkretes ein.
    Viel Glück, Hanni

  • Hallo Carla,


    die Eintragungen ins Hausaufgabenheft könnten die Lehrer abzeichnen.


    Ohne die Ursachen zu behandeln können die Kinder eigentlich nur unterstützt, bzw. entlastet werden.


    Hier einige Tipps aus meinem Lieblingsbuch, das ich hier (wegen Werbung) nicht mehr nennen soll:


    - freundliche Ansprache und viel Verständnis
    - Tisch frontal zur Tafel
    - deutlich und klar strukturierte Arbeitblätter
    - Braingym im Unterricht
    - Aufgaben schrittweise übertragen
    - Wasser trinken im Unterricht
    - der auditiven und visuellen Info-Quelle direkt gegenübersetzen, vorn am Rand sitzen, neben ruhigen Kindern
    - deutliche, großzügige Linierung auf Arbeitsblättern
    - ev. Druckschrift statt Schreibschrift erlauben
    - Schreiben mit Computer oder Schreibmaschine
    - Beim Abschreiben Blätter übereinander legen
    - Schriftliche Arbeiten verkürzen oder abändern, z.B. stattdessen in Arbeiten etwas unterstreichen lassen, Berichte und Antworten mündlich vortragen lassen
    - Inhalt und Schrift nicht in einer Note beurteilen
    - Sozialverhalten, Verstehen und Anwendung des Erlernten nicht in einer Note beurteilen
    - genügend Zeit geben
    - Hefte eignen sich besser als Hefter mit Arbeitsblättern (erleichtert das Ordnung halten)
    - Erleichterung des Arbeitens durch Unterstreichen oder Kennzeichnen des Wichtigen
    - Lernen mit allen Sinnen
    - Lernen mit Hilfe von Bewegung und Wahrnehmungssequenzen
    - Lese- und Schreibarbeiten sollen keine Bestrafung sein
    - Motopädagoischer Förderunterricht
    - Edukinestetische Elemente (Brain Gym, Übungen aus den Vision circles im täglichen Unterricht
    - Möglichkeiten der Veränderung von Sitzpositionen, z.B. Arbeiten am Stehpult, fensterbank u.a.
    -Abgeschrägte Schreibpulte (können selbst gebaut werden)
    - Dennison-Lateralitätsbahnung.


    Viele Grüße
    Erika

    "Die Lehrer bezeichnen Lesen, Schreiben und Rechnen als Grundlagenfächer. In Wirklichkeit handelt es sich aber bei diesen Lehrstoffen bereits um sehr komplexe Prozesse, die sich nur bei einer einwandfreien geistigen Verarbeitung der durch die Sinnesorgane aufgenommenen Wahrnehmung erlernen lassen." A. Jean Ayres

  • Hallo Carla,


    hier einige Tipps von mir. Klar man kann nicht alles einhalten, manches ist vielleicht auch bei den entsprechenden Kindern überflüssig, aber ich will es mal geschrieben haben.


    - Schüler muss sich emotional angenommen fühlen, man sollte einen guten Draht zu ihm aufbauen


    - Selbstwertgefühl muss aufgebessert werden (Stärkeanalyse)


    - Schüler muss über seine Probleme aufgeklärt werden


    o Dafür kannst du nichts
    o Es lässt sich beheben, jedenfalls so weit, dass du damit leben kannst
    o Es ist kein Freifahrtschein für dich


    - Der Unterricht muss feste Strukturen haben, diese Kinder kommen mit Veränderungen nur schlecht zurecht


    - Die Kinder sind in ihren Arbeiten: widersprüchlich, unberechenbar und unstet. Sie können heute etwas nicht, was sie noch gestern konnten, z.B. gute Schrift


    - Die Schüler ermüden schneller, weil sie sich mehr konzentrieren müssen als die übrigen Schüler.


    - Die Kinder können unter Umständen einen Text korekt lesen, aber verstehen kein Wort davon „Ich höre mir doch beim Lesen nicht selber zu.“


    - Machen sie sich keine Sorgen, dass das Kind durch die spezielle Behandlung eine Sonderstellung in der Klasse erhält und sich die anderen Kinder benachteiligt fühlen. Das Problem wird nicht auftreten, wenn sie es offen mit der Klasse besprechen. Da das Kind bei seinen Mitschülern bereits als „Problemkind“ bekannt ist, können sie durch Aufklärung großes Verständnis und Anteilnahme erreichen, oft mehr als sie vermuten. Wenn sie entsprechend einfühlsam vorgehen, wird sich das Kind auch nicht durch die Thematisierung des Problems stigmatisiert fühlen. Für das Gespräch mit der Klasse sollten sie vorher das Einverständnis der Eltern und es Kindes einholen.


    - Sie sollten für körperlichen Ausgleich sorgen, wann immer es möglich ist. Diese Kinder brauchen viel körperliche Bewegung.


    Benotung


    - im Rahmen des Nachteilausgleichs
    - pädagogischen Spielraum beachten
    - an den Fortschritten des Kindes benoten
    - öfter einmal mündlich benoten
    - HA benoten, die am PC angefertigt wurden


    Sitzplatz


    - visuelle und akustische Reize möglichst gering halten
    - möglichst vorne sitzen lassen
    - geringere Ablenkung
    - bessere Möglichkeit zuzuhören
    - schaut ein Kind beim Lesen oder Abschreiben vom Text weg, so hat es große Probleme den richtigen Punkt wieder zu finden


    Tafelanschriften / Folien


    - Annäherung an die Normschrift
    - Abschreiben ein Problem, eventuell Kopien austeilen
    - Heftordnung oft chaotisch, das ist einfach so


    Kopien / Arbeitsblätter / Bücher


    - nicht zu klein, die Vergrößerung auf 120 % wirkt oft Wunder
    - einfache Schrift
    - klare Struktur des Blattes
    - in Zeilen schreiben nicht in Spalten (behindert den Lesefluss)


    Zur Schau stellen vermeiden


    - wenn möglich nicht vor der Klasse lesen lassen, oder an die Tafel schreiben
    - Andeutungen dem Kind gegenüber vermeiden, dass es faul oder dumm ist


    Aufgaben Formulierung


    - einfacher Satzbau
    - in Teilaufgaben untergliedern
    - visuelle Hilfen z.B. Skizzen
    - eventuell Aufgaben vorlesen
    - Überprüfung ob die Aufgaben verstanden worden sind
    - sind die Aufgaben richtig abgeschrieben worden
    - Kind muss so viel Vertrauen zum Lehrer haben um immer wieder nachfragen zu können


    Lehrerkommentare


    - auf gute Leserlichkeit achten
    - eindeutig sein
    - Ermutigung
    - nicht mit anderen vergleichen, nur mit den eigenen Leistungen
    - in Facharbeiten z.B. Biologie nicht alle Fehler anstreichen
    - „Beim nächsten mal klappt es besser.“
    - Auf keinen Fall „Du kannst es besser.“


    Feinmotorik


    - Anfertigen von HA auf PC
    - Diagramme, Tabellen, Körperabwicklungen werden sehr oft ungenau sein
    - keine gute Mitschrift, da das gleichzeitige Hören und Schreiben den Schüler überfordert


    Lerntechniken


    - Lernkanäle (Sehen, Hören, Schreiben, Sprechen)
    - geeignetes Schreibwerkzeug ( Füller sind das oft nicht)
    - Lernplakate
    - Gedankenschwarm
    - viele Übungen bis sich das Gelernte eingeschliffen hat ca. 100
    - Hilfswerkzeuge ( Taschenrechner, PC, Recorder, Nachschlagewerke)
    - wie finde ich das Wichtigste aus einem Text, was sind Kernsätze, was Ausschweifungen


    Hausaufgaben


    - werden oft nicht eingeschrieben
    - brauchen oft viel mehr Zeit als bei anderen Kids
    - zeichnen sie die HA ab und schreiben sie das fehlen ins HA Heft, aber nicht nur fehlt, sondern auch was fehlt, mit Seite und Nummer, es ist Eltern bei geteilten Klassen, verschiedenen Fremdsprachen, verschiedenen Kursen fast unmöglich alles bei Mitschülern zu hinterfragen, das ist mir als Hausfrau kaum gelungen, wenn sie 17.00 Uhr von Arbeit kommen ist es unmöglich


    Linkshänder


    - muss auf dem linken Platz einer Zweierbank sitzen
    - Lichtquelle möglichst von rechts
    - Heft schräg nach rechts liegend




    LG Legata

  • Danke für eure Tipps!


    leider habe ich die Kids ja nur zwei Stunden die Woche und es scheint mir, als ob da auch im restliche Unterricht Förderbedarf besteht, mal schaun, ob der KL auch etwas damit anfangen kann.


    LG


    carla

    Nehmen Sie die Menschen so wie sie sind.
    Es gibt keine anderen

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