Bolzbolds Schilderung gefällt mir auch gut.
Den Vorsatz zwischen Rolle und Person zu differenzieren, finde ich sehr wichtig. Eltern treten ja in erster Linie einer Amtsperson gegenüber. Dass, was da kommt, dann als persönlichen Angriff zu werten, schafft oft viel zu schnell verhärtete Fronten.
Lehrer hinterlassen Spuren im Leben. Das stelle ich mir eigentlich sehr schön vor. In meinem Beruf ist das auch so.
Zum Tode meines Lehrer-Vaters trafen über 600 Briefe ein. Referendare, die er mal ausgebildet hatte, ehemalige Kollegen und Schüler über Schüler, denen es ein Anliegen war, auszudrücken, wieviel mein Vater ihnen gegeben hatte. Ich habe jeden einzelnen gelesen und es hat mir sehr viel gegeben.
Überlastet fühlte er sich nicht. Die Trennung zwischen Beruf und Familie war bei ihm nicht besonders ausgeprägt. Schüler, Eltern und Kollegen gaben sich bei uns die Klinke in die Hand. Die Referendare, die am Ort möblierte Zimmer bewohnte, verbrachten viele ihrer Nachmittage bei uns. Wir waren es eigentlich alle zufrieden.
Meine Mutter war in einem damals sehr jungen Kollegium die "Mutter" für alle an der Schule. Machte den Abwasch im Lehrerzimmer, band die Bücher ein, versorgte alle Wunden und war immer für jeden da.
Beide Eltern waren übrigens eher zufällig Lehrer geworden. Mein Vater bekam kurz nach dem Krieg nur diesen Studienplatz oder keinen (er wollte Ingenieur werden), weil die Kriegsheimkehrer Vorrang hatten. Meine Mutter hatte einen ganz anderen Beruf, musste den aber aufgeben als sie mit meinem Vater auf's Land zog. Das hat sie beide nicht gehindert, in ihrem Beruf völlig aufzugehen.
So hat sich mein Lehrerbild geprägt.
Grüße Enja