• Bolzbolds Schilderung gefällt mir auch gut.


    Den Vorsatz zwischen Rolle und Person zu differenzieren, finde ich sehr wichtig. Eltern treten ja in erster Linie einer Amtsperson gegenüber. Dass, was da kommt, dann als persönlichen Angriff zu werten, schafft oft viel zu schnell verhärtete Fronten.


    Lehrer hinterlassen Spuren im Leben. Das stelle ich mir eigentlich sehr schön vor. In meinem Beruf ist das auch so.


    Zum Tode meines Lehrer-Vaters trafen über 600 Briefe ein. Referendare, die er mal ausgebildet hatte, ehemalige Kollegen und Schüler über Schüler, denen es ein Anliegen war, auszudrücken, wieviel mein Vater ihnen gegeben hatte. Ich habe jeden einzelnen gelesen und es hat mir sehr viel gegeben.


    Überlastet fühlte er sich nicht. Die Trennung zwischen Beruf und Familie war bei ihm nicht besonders ausgeprägt. Schüler, Eltern und Kollegen gaben sich bei uns die Klinke in die Hand. Die Referendare, die am Ort möblierte Zimmer bewohnte, verbrachten viele ihrer Nachmittage bei uns. Wir waren es eigentlich alle zufrieden.


    Meine Mutter war in einem damals sehr jungen Kollegium die "Mutter" für alle an der Schule. Machte den Abwasch im Lehrerzimmer, band die Bücher ein, versorgte alle Wunden und war immer für jeden da.


    Beide Eltern waren übrigens eher zufällig Lehrer geworden. Mein Vater bekam kurz nach dem Krieg nur diesen Studienplatz oder keinen (er wollte Ingenieur werden), weil die Kriegsheimkehrer Vorrang hatten. Meine Mutter hatte einen ganz anderen Beruf, musste den aber aufgeben als sie mit meinem Vater auf's Land zog. Das hat sie beide nicht gehindert, in ihrem Beruf völlig aufzugehen.


    So hat sich mein Lehrerbild geprägt.


    Grüße Enja

  • @neleabels
    Ich gebe dir völlig recht, was die Reformierung des Lehrerbildes in der Öffentlichkeit angeht. Es müsste dringend überarbeitet werden. Aber solange sich viele nur beleidigt von diesem Bild zurückziehen, wird in dieser Richtung nie etwas geschehen.
    Es ist richtig, das ist meine persönliche und private Ansicht zu diesem Blödsinn, aber ich versuche immer wieder, wenigstens im Kleinen, durch Gespräche mit Eltern aus diesem falschen Bild die Realität aufzuzeigen. Sehr hilfreich dabei ist, die Eltern in die Arbeit einzubeziehen. Ich veranstalte z.B. Bastelnachmittage mit den Eltern, um Dinge herzustellen, die ich sonst alleine anfertigen müsste. Ich setze Lesemütter, -väter ein. Mit solchen Aktionen erkennen zumindest die Menschen, mit denen ich vier Jahre lang unmittelbar zu tun habe, dass zum Lehrer mehr als Recht und Frei gehören.
    Ich denke einfach, wenn viele nur in diesem kleinen Kreis versuchten das Bild zu verändern, wäre es wirksamer, als irgenwelche PR, die sowieso keiner liest.

    Wer nie verliert, hat den Sieg nicht verdient.

  • Hallo,


    der Lehrerberuf sollte Berufung sein. Ein Grund, warum ich das nicht getan habe, obwohl ich Kinder sehr mag.


    Das Bild des Lehrers wird leider geprägt durch "negativ" auffallende Lehrer. So war bzw. ist die Lehrerin, die meine Tochter in Klasse 5 hatte, sehr unpersönlich, gibt nicht Spielraum bei den Gesprächsterminen und hat leider kein Verständnis für die Probleme der Kinder.


    Leider ist es uns mit dieser Lehrerin nicht alleine so gegangen. Der Sohn meiner Freundin, der die Dame 2 Jahre hatte, ist durch das Nichtbeachten des Mobbings in der Klasse (wir konnten die Schule wechseln, der Junge leider nicht) nun in Kur (Psychosomatik). Dabei waren viele Anzeichen da, dass etwas nicht stimmt. Die Eltern haben die Schule darauf hingewiesen. Die "Täter" (die gleichen wie bei meiner Tochter) haben wie immer das Opfer als Lügner bezeichnet und nichts geschah.


    Wenn das alles gewesen wäre, könnte man sagen, ok, als Mensch ist die Dame nicht so ganz der Hit, aber sie hat ja den Kindern was beigebracht.


    Leider hat sie Krankheitszeiten, die wirklich schlimm sind. Wenn die Klassenlehrerin mit 4 Fächern im Jahr über 4 Monate (natürlich nicht am Stück) reißt das die Kinder rein.
    Krank sein kann wirklich jeder, ohne Frage, wäre sie nicht so super sportlich und würde ständig an


    Triatlonwettbewerben teilnehmen und da super Ergebnisse erzielen (in unserem Bundesland wurde sie in diesem Jahr Vize). Das hat ein fahlen Beigeschmack.


    Klar, darf ich ein Hobby pflegen, aber wenn sich das auf meinen Krankenstand auswirkt, ist das nicht so toll.


    Das Ergebnis der Vize in unserem Bundesland kenne ich, da ich der Sani war und ihr auch ein Pflästerchen gegeben habe.


    Allerdings hat sie nicht mal gefragt, wie es denn ihrer Ex-Schülerin geht. Das macht traurig.


    Viele Lehrer aus der GS freuen sich, trotz einiger Probs, immer noch unsere Tochter zu sehen oder fragen mich nach ihr.


    Schlimm finde ich, wenn Lehrer durch Schüler in ein falsches Bild geraten.


    Die Englischlehrerin in Klasse 5 war wirklich ganz lieb, konnte aber die Rabauken nicht händeln und der Stoff blieb auf der Strecke. Mit ganz normalen Schülern, die nicht nur Unsinn machen und fleißig sind, hätte die Frau bestimmt mehr Erfolg.


    Sonsten erwarte ich von Lehrern, dass sie verständnisvoll sind, mit mir zusammenarbeiten wollen, wenn es nötig ist.


    Ich wünsche mir, dass man mir auch zuhört und mich nicht abstempelt und meine Anstrengungen würdigt.


    Ich hoffe, dass die neue Klassenlehrerin so ein Exemplar ist. Auf jeden Fall fand ich das toll, dass sie die Telefonnummer rausgerückt hat. Wir können immer anrufen, wenn wir Probleme haben. So etwas habe ich seit der Klasse 1 und 2 nicht mehr erlebt.


    Vor allem erwarte ich, dass der Lehrer in seinem Fach kompetent ist.


    Doris

  • Ich möchte hier mal "devil's advocat" spielen und ein wenig selbstkritisch zu bedenken geben, wie sich Lehrer oft selbst in der Öffentlichkeit darstellen. Sicherlich gehen uns alle die Sprüche von den viiiiiielen Ferien, den freine Nachmittagen usw auf die Nerven. Mich persönlich ärgert aber auch, dass nahezu jeder, der irgendwann mal auf der Schule war denkt, er wisse alles über Lehrer und über das Unterrichten und das könne ja wohl nicht so schwer sein. Wie schön ist es doch, von pädagogischen Natrutalenten umgeben zu sein.
    Andererseits bin ich der Meinung, dass es uns und unserer PR nichts hilft, auf solche Ansichten zu reagieren, indem wir uns darauf versteifen, wie viel wir doch schuften müssen. Ich habe das anfangs auch gemacht und dabei festgestellt, dass viele dies für eine reine Verteidigungstaktik hielten, etwa wie bei einem trotzigen Kind. Seitdem versuche ich, den Leuten ein wenig entgegen zu kommen. Ich gebe also zu, dass sechs Wochen Sommerferien schon super sind, gebe dabei aber zu bedenken, dass ich mir dafür in den anderen Ferien maximal 3-4 Tage frei nehmen kann, da ich sonst meistens korrigieren muss. Oder ich räume ein, dass ein Nachmittag, an dem man seine Zeit frei einteilen kann, durchaus ein Luxus ist, dass das aber auch heißt, dass man eigentlich nie Feierabend hat, weil es ja irgendwie immer was zu tun gibt. Usw, usw.


    Ich glaube auch im Referendariat (das ich jetzt seit Juli hinter mir habe) ist es ähnlich. Natürlich ist es eine schlimme Zeit und dadurch, dass wir auch unter dem Deckmantel der "Lehrerpersönlichkeit" nach unserer Person und nicht nur nach unserer Kompetenz beurteilt werden, macht diese Ausbildung sicherlich härter und belastender als die meisten (vielleicht sogar alle?) anderen Ausbildungen. Das will ich überhaupt nicht leugnen. Nur ist mir an mir selbst aufgefallen, dass ich häufig zu unreflektiert war, wenn ich über die Arbeitsbelastung und den Mangel an Freizeit gejammert habe. Ich kam mittags von der Schule und war wegen Nachtschichten (häufig bis zwei Uhr früh) so fertig, dass ich mich erstmal hingelegt habe. Das hieß dann, dass ich wieder eine Nachtschicht vor mir hatte. Ein Teufelskreis wegen falschen Zeitmanagments also. Freunde von mir, die in anderen Bereichen Berufseinsteiger waren, kamen abends zwischen fünf und sechs aus dem Büru und waren auch erstmal fertig. Die sind halt dann oft um acht oder neun ins Bett gegangen, viel mehr Lebensqualität hatten die also in den ersten 1-2 Jahren auch nicht. Ich denke, es ist der "Berufsschock", den man hat, weil viele im Studium einfach doch ein sehr lockeres Leben hatten und nur für sich selbst verantwortlich waren. Natürlich gab es auch andere, bei denen es nicht so leicht war, ich hoffe, diese fühlen sich jetzt nicht gekränkt! Bei mir war es jedenfalls so, deshalb hat mich das Ref schon ziemlich geschockt am Anfang.


    So, jetzt habe ich einen endlos langen Beitrag geschrieben, obwohl ich solche Romane eigentlich hasse. Sorry!

  • Zitat

    Doris schrieb am 24.09.2005 10:29:
    .......
    Ich hoffe, dass die neue Klassenlehrerin so ein Exemplar ist. Auf jeden Fall fand ich das toll, dass sie die Telefonnummer rausgerückt hat. Wir können immer anrufen, wenn wir Probleme haben. So etwas habe ich seit der Klasse 1 und 2 nicht mehr erlebt.
    ....


    Dann bin ich ja ein furchtbarer Lehrer, weil ich meine Telefonnummer nicht (mehr) bekannt gebe.


    Der einfache Grund: Ich hatte Anrufe von Eltern bekommen, die mir abends um 11 mitteilen mussten, das ihr Kind am nächsten Morgen einen Zahnarztermin hat. Ich lag schon im Bett und schlief - stürzte ans Telefon, weil ich eine schlimme Nachricht von meinem kranken Schwiegervater befürchtete. Ähnliche Anrufe - Entschuldigung des Kindes kamen auch morgens um viertel nach 6 - und ich rannte deswegen triefend aus der Dusche...


    Auf solche Elternkontakte kann ich verzichten. Meine Telefonnummer haben nur die Elternvertreter.


    Unsere Schule besitzt ein Sekretariat über das man Termine mit mir vereinbaren kann. Gespräche "Aug-in-Aug" sind sowieso freundlicher und gewinnbringender.....

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • <ul>

    Zitat

    Amanda schrieb am 23.09.2005 19:04:

    Du kennst sie doch gar nicht!
    MfG Amanda


    Nein ich kenne Wolkenstein nicht persönlich. Aber das was sie in ihrem Posting geschrieben hat, sagt sehr viel über ihren Charakter aus.



    alias
    Hast du denn den Eltern beim herausgeben deiner Nummer auch deinen Wunsch ab wann bzw. bis wann sie dich erreichen bzw. ihre Anrufe tätigen können mitgeteilt?</ul>

    <ul><b>Wer Schreibfehler findet, darf diese getrost behalten.</b>
    (<i>Außerdem sind sie gewollt und dienen zur Belustigung der Leser!)</i></ul>

    Einmal editiert, zuletzt von rebumu ()

  • Hallo alias,


    also für Telefonanrufe gibt es eine einfache Regel:


    Nie nach 21.00 Uhr und nie vor 8.00 Uhr (außer bei Notfällen in der Familie). Persönlich würde ich beim Lehrer nie nach 20.00 Uhr anrufen.


    Solche Anrufe, wie Du das erlebt hast, sind schlicht und einfach eine Frechheit.


    Ich kann zwar verstehen, wenn Du das persönliche Gespräch vorziehst, aber berufstätige Eltern haben nun mal leider nicht immer die Möglichkeiten und für wirklich kleine Probleme reicht auch ein Telefonat. Außerdem sind die Sprechezeiten der Lehrer wirklich arbeitnehmerunfreundlich.


    So im Cafe bei einer Tasse Kaffee wäre ja auch ganz nett.


    Bei Gesprächen in der Schule hatte ich übrigens bisher immer das Gefühl der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins. Da wäre ein neutraler Ort viel besser.


    Die Lehrerin meinte, dass vieles so (also per Telefon) gelöst werden kann und sie noch nie schlechte Erfahrung hatte.


    Ich finde es einfach beruhigend, wenn ich wirklich bei großem Kummer meiner Tochter der Lehrerin kurz (also nicht den Abend klauen) eine Mitteilung machen kann. Außerdem kann man auch so den anderen Teil der Story hören.


    Wirkliche Probs sollten natürlich persönlich gelöst werden.


    Doris

  • Ein - rein subjektiv - "schlechter" Lehrer ist eine Gefahr für die eigene Nachkommenschaft. Da erfolgt seit den Zeiten von Mammut und Säbelzahntiger ein rücksichtsloser Angriff. Es erzähle mir doch keiner, die dünne Schicht der Sozialisation hält da viel ab...


    Grüße,
    Martin

    Acht Semester mitlesen ersetzt das Lehramtsstudium. ;)

  • Qualitätsmerkmale des idealen Lehrers:


    1. Interesse an der Person des Schülers; er soll sie annehmen und in ihrem sozialen Kontext akzeptieren und verstehen können.


    2. Vermittlungsfähigkeit; er soll sowohl die Inhalte der Schule als auch soziale Verhal-tensweisen an die Schüler übermitteln können.


    3. Selbsteinschätzung, Selbstbeobachtung, Selbstkritik; er soll gegenüber Korrekturen seiner Einstellung und seines Verhaltens offen sein, wenn solche durch ihn sel-ber, durch die Schüler, durch die Kollegen und durch die Eltern an ihn herangetreten werden.


    4. Fähigkeit zur Kommunikation im Sinne von Verständigung und Kooperation; er soll mit Kollegen und Eltern zusammenarbeiten können, zugleich soll er im Hinblick auf fortschrittlichen Unterricht auch durchsetzungsfähig sein.


    5. Fähigkeit, die Schüler im Unterricht motivieren zu können; er soll interessante Inhalte auswählen können, sie mit didaktisch-methodischer Kompetenz aufarbeiten können und sie je nach dem Entwicklungsstand seiner Schüler in den Unterricht ein-arbeiten.


    6. Bereitschaft und Fähigkeit, den Schüler als gleichberechtigten Partner zu betrachten; er soll dazu die häuslichen Verhältnisse seiner Schüler kennen, für ihre Reaktionen sensibel sein, ihre häuslichen Schwierigkeiten in seinem Verhalten be-rücksichtigen und solche Schwierigkeiten nach Möglichkeit ausgleichen.


    7. Positive Autorität gegenüber seinen Schülern; er soll über psychische Stabilität verfügen, damit er Konflikte und Stresssituationen durchstehen kann, Sicherheit bezogen auf sein Verhalten haben, zumindest aber fähig sein, mögliche Unsicherheiten zu überspielen, damit man sie ihm nicht anmerkt („der Lehrer braucht ein dickes Fell gegenüber allen Nackenschlägen.“); dazu braucht er einen intakten privaten Bezugs-rahmen als Rückzugs- und Regenerationsmöglichkeit.


    8. Bereitschaft zur Weiterbildung; er soll die wichtigste Fachliteratur durcharbeiten, mit Kollegen darüber und die gemeinsame Praxis diskutieren und Weiterbildungskur-se besuchen.



    aus: Brück, Horst(1986): Die Angst des Lehrers vor seinem Schüler. Reinbek bei Hamburg. S. 130.



    Das habe ich zufällig gerade gefunden.


    Gruß Erika

    &#034;Die Lehrer bezeichnen Lesen, Schreiben und Rechnen als Grundlagenfächer. In Wirklichkeit handelt es sich aber bei diesen Lehrstoffen bereits um sehr komplexe Prozesse, die sich nur bei einer einwandfreien geistigen Verarbeitung der durch die Sinnesorgane aufgenommenen Wahrnehmung erlernen lassen.&#034; A. Jean Ayres


  • Hast du eine Ahnung davon, wie viel wichtige Fachliteratur seit damals erschienen ist? Da steht Frau Beigel ganz weit hinten im Regal ....


    ;)


    Im Ernst: Wie kommen eigentlich so viele Leute auf die Idee, der Tag eines Lehrers habe mehr als 24 Stunden? Man rechne mal die Zeit zusammen, die ein "idealer" Lehrer aufbringen müsste, um all die Forderungen erfüllen zu können, die irgendwelche Leute in Forderungskatalogen aufstellen - ohne vom Lehrerberuf eine Ahnung zu haben.


    Ich stelle mir gerade vor, ich müsste einen Katalog der Tätigkeiten aufstellen, die ein Architekt gefälligst zu erfüllen habe. Der Katalog würde nicht übermäßig umfangreich, weil ich von diesem Beruf zu wenig weiß.


    Über den Lehrerberuf meint jedoch jeder Bescheid zu wissen - schließlich hat jeder schon mal eine Schule von innen gesehen. Oder hat eigene Kinder, die er/sie erzieht. Und hat ein Bild davon, wie der Lehrer zu sein hat.


    Wenn dann die neue Schöpfungsgeschichte nach dem Motto; "Und er/sie schuf den Lehrer nach seinem/ihrem Bilde" nicht funktioniert, geht er/sie auf die Barrikaden und ist bitter enttäuscht.....

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Zitat

    alias schrieb am 26.09.2005 23:01:


    Hast du eine Ahnung davon, wie viel wichtige Fachliteratur seit damals erschienen ist?


    Das Buch ist übrigens von 1978 - also noch viel älter (eine eher psychoanalytisch aufgezogene Lehrerstudie, die Disziplinprobleme auf nicht verarbeitete Kindheitserinnerungen des Lehrers zurückführt; erinnere mich mit Grausen an die Lektüre).

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Lehrerstudie, die Disziplinprobleme auf nicht verarbeitete Kindheitserinnerungen des Lehrers zurückführt


    Das ist ja der Brüller! Vielen Dank für diesen Lacher zum Morgenkaffee!


    Obwohl... ob ein Hauptschulkollege im Frankfurter Osthafenviertel die Theorie auch so lustig finden würde...?



    Heike

  • Zitat

    Erika schrieb am 26.09.2005 22:16:
    6. Bereitschaft und Fähigkeit, den Schüler als gleichberechtigten Partner zu betrachten;


    Wie soll bei Stimmgleichheit verfahren werden?
    Entscheidet die Stimme des Schulleiters?


    Grüße,
    Martin

    Acht Semester mitlesen ersetzt das Lehramtsstudium. ;)

    • Offizieller Beitrag

    Hm, ich bin etwas verwirrt- auf der einen Seite wird den Lehrern vorgeworfen, sie gingen nicht mit der Zeit und auf der anderen präsentiert man ihnen sowas als gültige Fachliteratur??
    Aber es gibt doch einiges, was ich bei Erikas Post gut finde und auch gern beachte oder beachten würde- aber bei manchen Dingen (Selbsteinschätzung) gilt halt auch "Verlange nichts von anderen, was du nicht selbst zu leisten bereit bist."


    Ich bin übrigens sehr gerne Lehrerin, weil es immer wieder schön, überraschend und spannend ist, wie die Kinder reagieren, was ihnen einfällt und ich freue mich immer, wenn ein Kind etwas verstanden hat und in der KA richtig umsetzen konnte.
    Lg, Hermine

  • Zitat

    oh-ein-papa schrieb am 27.09.2005 10:12:


    Wie soll bei Stimmgleichheit verfahren werden?
    Entscheidet die Stimme des Schulleiters?


    Ebend. Du hast vollkommen recht, Lehrer und Schüler sind nicht gleichberechtigt.


    Es beginnt ja schon damit, dass die überwiegende Mehrzahl der Schüler minderjährig ist und die Schule nicht nur einen Erziehungsauftrag hat, sondern die Schüler als Schutzbefohlene auch der Aufsichtspflicht des Lehrers unterliegen. Dazu ist der Lehrer vom Dienstherren mit einer ganzen Latte von Kompetenzen ausgestattet, die in die Freiheit - auch des volljährigen -Schülers eingreifen.


    Es ist der Lehrer, der die Leistung des Schülers beurteilt, nicht umgekehrt. Es ist die Lehrerschaft als Vertreterin der Schulbehörde, die darüber entscheidet, ob der Schüler einen staatlich anerkannten Schulabschluss zertifiziert bekommt oder nicht. Und das ist auch richtig so, denn der Lehrer trägt die Verantwortung, nicht der Schüler.


    Der Lehrer verfügt über die fachwissenschaftliche und die pädagogische Kompetenz und begründete didaktische und pädagogische Entscheidungen zu treffen, für die er ebenfalls die Verantwortung trägt. Der Schüler hat nicht die fachwissenschaftlichen Kentnisse (auch wenn sich manche Schüler gerne in dem vermeintlichen und von Größenwahn nicht freien Bewußtsein sonnne, dass der Lehrer "nur eine Seite weiter im Lehrbuch" sei - aber so waren ja schließlich viele von uns ;) )


    Natürlich hat der Schüler schützenswerte Rechte und es besteht die besondere pädagogische Verantwortung des Lehrers gegenüber dem Heranwachsenden. Aber daraus leitet sich doch nicht Gleichberechtigung ab! Im Gegenteil ist hier doch ein Verhältnis zwischen Stärkerem und Schwächerem formiert, über dessen Konsequenzen sich der Stärkere ganz besonders klar sein muss. Dass Machtgefälle wegzuideologisieren kann nicht die Lösung sein.


    Ich möchte auch wirklich wissen, woher dieser Quatsch in der pädagogischen Literatur eigentlich immer wieder kommt. Keinem Menschen würde es einfallen, zu fordern, dass der Elektrikermeister und der Stift gleichberechtigt sind.l Ich möchte zu gerne wissen, wass die IHKs zu einem solchen Ansinnen sagen würden. Bloß in der Schule, da soll dann wieder alles ganz anders sein...


    Nele

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • Zitat

    zumindest aber fähig sein, mögliche Unsicherheiten zu überspielen, damit man sie ihm nicht anmerkt („der Lehrer braucht ein dickes Fell gegenüber allen Nackenschlägen.“); dazu braucht er einen intakten privaten Bezugs-rahmen als Rückzugs- und Regenerationsmöglichkeit.


    Vielleicht bin ich da ein wenig 'zickig', weil die Problematik des 'Schule /Job mit nach Hause nehmens' bei uns in der Familie immer wieder auftaucht, aber irgendwas stört mich an diesem Ansinnen ganz gewaltig, und damit meine ich nicht, dass Freunde, Partner etc. einen in stressigen Situationen auchunterstützen, sonden dass diese Unterstützung ebenso wie ein 'dickes Fell' vorausgesetzt/verlangt wird. ?(
    Darf ich meine Familie dann auch beim Land NRW als Beschäftigte bzw. bei der Steuer als 'Arbeitsmaterialien' angeben??


    carla

    Nehmen Sie die Menschen so wie sie sind.
    Es gibt keine anderen


  • Klingt alles prima, bin ich auch immer bemüht (falscher Ausdruck), dies alles zu verwirklichen. Allerdings sind mir bei der Auswahl der Themen Schranken in Form von Rahmenplänen auferlegt und so ganz interessant lassen sich Rechtschreib- und Grammatikthemen nicht immer gestalten.


    Meine Bereitschaft zur Weiterbildung drückt sich darin aus, dass ich mich für sechs Fortbildungen in diesem Jahr angemeldet habe. Mit viel Glück werde ich eine davon besuchen können, da es keine Vertretungsmöglichkeiten gibt und eine 29er Klasse nicht aufgeteilt werden kann. Durch die Grundschulreform sind bei uns die Klassen zusammengelegt worden und habe fast durchgängig 27-29 Kinder. Und Fortbildung wird nur dann gewährleistet, wenn die Verbindlichkeit der Stunden gewährleistet werden können.

    Wer nie verliert, hat den Sieg nicht verdient.

  • Kennt ihr alle schon das hier???
    Überall oft zitiert, aber doch gerade sehr passend, oder ;)


    Gruß Potilla




    Die Erschaffung der Lehrerin


    Als der Liebe Gott die Lehrerin schuf, machte er bereits den sechsten Tag Überstunden. Da erschien der Engel und sagte: "Herr, Ihr bastelt aber lange an dieser Figur!"


    Der Liebe Gott sprach: "Hast du die speziellen Wünsche auf der Bestellung gesehen? Sie soll pflegeleicht, aber nicht aus Plastik sein, sie soll 160 bewegliche Teile haben; sie soll Nerven wie Drahtseile haben und einen Schoß auf dem zehn Kinder gleichzeitig sitzen können, und trotzdem muss sie auf einem Kinderstuhl Platz haben. Sie soll einen Rücken haben, auf dem sich alles abladen lässt, und sie soll in einer überwiegend gebückten Haltung leben können. Ihr Zuspruch soll alles heilen, von der Beule bis zum Seelenschmerz; sie soll sechs Paar Hände haben."


    Da schüttelte der Engel den Kopf und sagte: "Sechs Paar Hände, das wird kaum gehen!" "Die Hände machen mir keine Kopfschmerzen", sagte der Liebe Gott, "aber die drei Paar Augen, die eine Lehrerin haben muss." "Gehören sie denn zum Standardmodell?", fragte der Engel. Der Liebe Gott nickte: "Ein Paar Augen, das durch geschlossenen Türen blickt, während sie fragt: was macht ihr den da drüben? - obwohl sie es schon lange weiß. Ein zweites Paar im Hinterkopf, mit dem sie sieht, was sie nicht sehen soll, aber wissen muss. Und natürlich noch zwei Augen hier vorn, aus denen sie ein Kind ansehen kann, das sich unmöglich benimmt, und die trotzdem sagen: Ich verstehe dich und habe dich sehr lieb! - ohne dass sie ein einziges Wort spricht."


    "Oh, Herr!", sagte der Engel und zupfte den Herrn leise am Ärmel, "geht schlafen und macht Morgen weiter." "Ich kann nicht", sagte der Liebe Gott, "denn ich bin nahe daran etwas zu schaffen, das mir einigermaßen ähnelt. Ich habe bereits dafür gesorgt, dass sie sich selbst heilt, wenn sie krank ist; dass sie 30 Kinder mit einem winzigen Geburtstagskuchen zufrieden stellt; dass sie einen Achtjährigen dazu bringen kann, sich vor dem Essen die Hände zu waschen, einen Vorschüler davon überzeugt, dass Knete nicht essbar ist und übermitteln kann, dass Füße überwiegend zum Laufen und nicht zum Treten gedacht waren."


    Der Engel ging langsam um das Modell der Lehrerin herum. "Zu weich", seufzte er. "Aber zäh", sagte der Liebe Gott energisch. "Du glaubst nicht, was diese Lehrerin alles leisten und aushalten kann!" "Kann sie denken?" "Nicht nur denken, sondern sogar urteilen und Kompromisse schließen," sagte der Liebe Gott, "und vergessen!" Schließlich beugte sich der Engel vor und fuhr mit dem Finger über die Wange des Modells. "Da ist ein Leck," sagte er, "ich habe euch ja gesagt, ihr versucht zuviel in das Modell hineinzupacken." "Da ist kein Leck", sagte der Liebe Gott. "Das ist eine Träne. Sie fließt bei Freude, Trauer, Enttäuschung, Schmerz und Verlassenheit." "Ihr seid ein Genie", sagte der Engel. Da blickte der Liebe Gott versonnen: "Die Träne ist das Überlaufventil", sagt er.


    (Hans Wenke)

    Man muss nicht immer jeden da abholen, wo er steht - manchmal ist es auch wichtig jemaden da zu lassen, wo er sein will!

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