Ein Wort zu Ritalin, da hier bestimmt viele Unsicherheiten an seinem Einsatz bestehen. Meiner Meinung nach darf Ritalin natürlich nicht einfach von einem Kinderarzt verschrieben werden, um ein Kind sozusagen "ruhigzustellen". Allerdings weiß ich von unserem Psychologie-Prof aus der Uni, daß bei stark ausgeprägter ADS das Ritalin eine Behandlung erst ermöglicht. Dabei wird Ritalin auch sehr vorsichtig dosiert. Das Kind erhält das Medikament nur vor der Schule und dann auch nur in einer Dosis, die über die Zeit in der Schule bzw. der Therapie wirkt. Während der Ferien z.B. wird das Medikament nicht gegeben. Auch sollte die Verschreibung nur durch einen Fachmann erfolgen, der vorher tatsächlich ADS diagnostiziert hat. Das ähnelt auch einer Therapie bei Depressionen. Auch hier wird in schweren Fällen eine Therapiefähigkeit erst durch die Behandlung der schlimmsten Symptome mit Medikamenten hergestellt. Es handelt sich auch nicht um eine Ruhigstellung der Patienten, sondern mit den Medikamenten wird versucht, den aus dem Gleichgewicht geratenen Hirnstoffwechsel wieder auszugleichen.
Unser Prof meinte damals, daß es für Kinder mit schweren Symptomen eine echte Erleichterung sein soll, und daß wir deshalb einer Ritalin-Behandlung nicht sofort ablehnend gegenüber stehen sollten. Das dann natürlich die Behandlung von Ursachen erfolgen sollte, ist klar. Denn Ritalin ist bestimmt keine Dauerlösung.
Fortsetzung Legasthenie, LRS und andere Entwicklungsstörungen
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Hallo,
ZitatDas dann natürlich die Behandlung von Ursachen erfolgen sollte, ist klar. Denn Ritalin ist bestimmt keine Dauerlösung.
Und genau da liegt das Problem, die Ursachen werden kaum gesehen und behandelt. Meistens wird an Behandlungen lediglich Familien- bzw. Verhaltenstherapie gemacht, manchmal Ergo und Psychomotorik. Damit werden jedoch nicht alle Ursachen behandelt, oft nur die sekundären, nicht die primären.
Das bisherige Konzept vieler "ADS-Päpste" geht von einem genetischen Defekt aus, der (noch) nicht behoben werden kann. Ritalin soll die defizitäre Dopaminausschüttung korrigieren. Ritalin stimuliert die Freisetzung von Dopamin und hemmt seine Wiederaufnahme.
Das Konzept lässt die Dynamik der während der Hirnentwicklung ablaufenden Prozesse und deren Anpassungsfähigkeit weitgehend außer acht. Die Befunde beschreiben fast alle nicht die im Anfangsstadium auftretenden Veränderungen, sondern Ergebnisse nach mehreren Jahren.
Die Frage ist, welche nachgewiesenen Veränderungen sind primär (Ursache), welche sekundär (Reaktion auf eine primär vorhandene Störung). Was ist Ursache und was lediglich eine Folge?.
Inzwischen ist deutlich geworden, dass es zu unvorstellbaren Reorganisationsprozessen durch Veränderung der Nutzungsbedingungen kommt. Änderung der Nutzungsbedingungen des Gehirns heißt die Behebung bzw. Reduzierung der Ursachen. Wenn ein Kind Kiss hat und /oder noch frühkindliche Reflexe die Funktion des Gehirns stören, dann ist eben diese Ursache zu behandeln, um veränderte Nutzungsbedingungen zu erreichen. Wenn eine Beziehungsstörung (Kind/Eltern/Erzieher/Lehrer) die Gehirnfunktionen negativ beeinflusst, ist hier ebenfalls dringend etwas zu tun. Großen negativen Einfuss auf Gehirnfunktionen haben auch überwiegende Misserfolgserlebnisse, z.B. auch schlechte Zensuren, viel Tadel und Bestrafung.
Damit es nicht wieder so enlos lang wird, höre ich erst einmal auf. Später möchte ich noch etwas über mögliche negative Auswirkungen von Ritalin sagen.
Viele Grüße
Erika -
Hallo Erika,
Ih hoffe du bist nicht böse wenn ich das etwas kritisch hinterfrage *liebguck*
ZitatDas bisherige Konzept vieler "ADS-Päpste" geht von einem genetischen Defekt aus, der (noch) nicht behoben werden kann. Ritalin soll die defizitäre Dopaminausschüttung korrigieren. Ritalin stimuliert die Freisetzung von Dopamin und hemmt seine Wiederaufnahme.
Wenn es kein genetischer Defekt ist , wie kommt es dann das vielen ADS´lern mit Ritalin geholfen werden konnte (oder auch mit anderen Medis wie Straterra usw.) ? . Wenn die Diagnose nicht stimmt dürften doch die Medikamente gar nicht wirken, oder ?
ZitatDas Konzept lässt die Dynamik der während der Hirnentwicklung ablaufenden Prozesse und deren Anpassungsfähigkeit weitgehend außer acht. Die Befunde beschreiben fast alle nicht die im Anfangsstadium auftretenden Veränderungen, sondern Ergebnisse nach mehreren Jahren.
Das finde ich schon schlüssig, aber dennoch ist doch der Defekt dann da oder nicht ? Und wenn dieser Defekt tatsächlich durch die noch gelebten frühkindlichen Reflexe oder auch Kiss über Jahre entstanden ist, müsste es doch auch sehr lange dauern den Defekt im Gehirn durch Therapien zurückzubilden (erneut anzupassen) ?
LG B.
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Hallo Braunauge,
ich bin überhaupt nicht böse, warum sollte ich? Deine Zweifel sind völlig normal und verständlich. Es ist so wieso für viele sehr schwer, sich von etwas anderem als ADS überzeugen zu lassen, weil eine Hundertschaft von Ärzten dahinter steht. Nur selber weiterinformieren, nicht einfach nur vertrauen, ist meiner Meinung nach die einzige Möglichkeit, sich selbst eine wirklich eigene Meinung zu bilden.
Die Veränderungen im Gehirn sind teilweise tatsächlich da (nicht selten werden sie allerdings gar nicht untersucht), müssen deshalb aber nicht zwangsläufig schon immer da gewesen sein.
Ritalin kann auch bei Nicht-ADS-lern wirken. Zur Wirkung von Ritalin steht viel in dem Link, den ich zum Schluss angeben werde. Ritalin verhilft zu mehr Aufmerksamkeit und Konzentration, zur besseren Impulskontrolle. Damit sind aber die anderen Probleme (visuell/auditiv/motorisch/emotional) nicht verschwunden. Sonst gäbe es sicher nicht mehr so viele Ritalinkinder mit Lese- und/oder Rechtschreibproblemen.
ZitatUnd wenn dieser Defekt tatsächlich durch die noch gelebten frühkindlichen Reflexe oder auch Kiss über Jahre entstanden ist, müsste es doch auch sehr lange dauern den Defekt im Gehirn durch Therapien zurückzubilden (erneut anzupassen) ?
Von heute auf morgen passieren keine Wunder. Nach Kiss-Behandlung gibt es bei vielen Kindern große Erfolge, bei vielen anderen auch nur ganz kleine, die gar nicht bemerkt werden. Viele landen dann doch wieder bei Ritalin (ich kenne einige) und Erfolg durch Kiss-Behandlung wird in Frage gestellt. Oft werden die Betroffenen nicht über notwendige Anschlusstherapien informiert. Viele Fachleute glauben nur an ihre eigene Kunst. Eine Zusammenarbeit mit anderen ist selten. Jedes Kind ist ein Individuum, die Ausprägung der Auffälligkeiten ist unterschiedlich. Die Umwelt (Eltern/Lehrer/Erzieher) ist ein sehr wichtiger Faktor dabei, wie schnell sich das kindliche Gehirn reorganisieren kann. Das weißt du ja auch recht gut. Ohne diese Unterstützung dauert eine Veränderung entsprechend länger oder klappt gar nichts. Ein negativer Teufelskreis, in dem sich viele Kinder befinden, muss dringend unterbrochen werden. Bei manchen Kindern hilft bereits nur ein Schulwechsel, Ritalin ist dann nicht mehr nötig. In einigen Schulen laufen wirklich schreckliche Sachen ab. Eltern bekommen ein Ultimatum gestellt, ihr Kind (trotz Ritalin) in den Griff zu bekommen, ansonsten ab damit….Kennst du das Buch "Eine andere Art, die Welt zu sehen" von Tom Hartmann (so heißt er, glaube ich). Er ist überzeugt, dass ein ADS-Kind ohne jegliche Behandlung auskommen könnte, wenn sich die Umwelt u.a. mehr auf die Stärken als auf die Schwächen konzentrieren würde (ist natürlich leichter gesagt als getan).
Unser Sohn wurde mit 7 kiss-behandelt. Danach hatte er sich positiv verändert, aber scheinbar nicht ausreichend für seine Lehrer, und dann begann der Teufelskreis. Schulwechsel war unumgänglich, trotz massenweiser Infos an Lehrer (ohne Schuldzuweisungen) brachte gar nichts. Ohne Schulwechsel wäre er jetzt nicht soweit. Zwei Jahre nach Kiss-Behandlung habe ich dann erst von INPP erfahren (durch Kiss-Spezi). INPP haben wir jetzt 2 Jahre gemacht. Bei einigen Kindern geht es auch schneller. Es gibt auch Kinder, da reicht nur Kiss-Behandlung, und es gibt Kinder ohne Kiss, aber mit Reflexen.
Zu Ritalin:
Hirnforscher Gerald Hüther und inzwischen auch viele andere Minderheiten haben Zweifel an der Dopaminmangel-Hypothese. Ein mehrfach abgesicherter Hinweis auf eine Veränderung des dopaminergenen Systems bei ADHD-Patienten ist eine deutliche Zunahme der Dichte von Dopamin-Transportern. Die chronische Verabreichung von Ritalin (an jungen Ratten) führt zu einer permanenten, bis ins Erwachsenenalter fortbestehenden Reduktion der Dichte von Dopamintransportern. Mit anderen Worten: Die Verabreichung von Ritalin während der Phase der Ausreifung des dopaminergenen Systems kann dazu führen, dass sich die dopaminergene Innervation der Zielgebiete weniger stark entwickelt und zeitlebens weniger intensiv bleibt. Wenn das dopaminergene System bei ADHS-Kindern tatsächlich stark ausgebildet ist, würde es an seiner weiteren Entfaltung gehindert, „zurückgestutzt“. Unter bestimmten Voraussetzungen besteht die Gefahr, die Voraussetzungen für die Entstehung des Parkinson-Syndroms zu verbessern, das erst viel später auftritt. Dieses Krankheitsbild ist durch eine unzureichende Aktivität des dopaminergenen Systems gekennzeichnet.
(Das obige war jetzt teilweise abgeschrieben/sehr verkürzt wiedergegeben – ohne Garantie, dass ich alles richtig wiedergegeben habe.) Hier ist ein Bericht von Gerald Hüther, in dem alles genauestens beschrieben wird (leider sehr viele Fachbegriffe darin):
http://www.win-future.de/modul…rticle&sid=113&mode=th...
Erfahrungsberichte von Kiss-Kindern (wegen Behandlung würde ich eher Hinweisen in www.kiss-kid folgen). Dort gibt es auch noch viele Erfahrungsberichte.
http://www.finderboerse.de/Eltern7.html
http://www.finderboerse.de/Eltern1.htmlViele Grüße
Erika -
Hallo Mia,
du hattest folgendes angemerkt:
ZitatMia schrieb am 23.09.2005 17:45:
BTW: Es gibt hier eine Buchecke. Da gewisse Bücher von immer den gleichen Usern derartig häufig genannt werden, dass ich bereits Ansätze von Werbung entdecken kann, möchte ich euch bitten, eure Lieblingsbücher einmal in der Buchecke einzustellen. Ein penetrantes und ausdauerndes Hinweisen auf einzelne Titel ist dann nicht mehr notwendig.Wie verträgt sich damit, dass es einige Threads von dir gibt, die ausschließlich aus konkreten Angaben zu Titeln, Verlag, ISBN ... bestehen und durch einen Link zu Amazone oder buch24.de ergänzt werden?
Hier wünsche ich mir, dass gleiches Recht für alle besteht.Grüße
Ute -
Zitat
Ute schrieb am 26.09.2005 10:25:
Wie verträgt sich damit, dass es einige Threads von dir gibt, die ausschließlich aus konkreten Angaben zu Titeln, Verlag, ISBN ... bestehen und durch einen Link zu Amazone oder buch24.de ergänzt werden?
Prima, du hast die Buchecke gefunden!
Schreib die Bücher da rein, so wie Mia gebeten hat und wir haben gleiches Recht für alle, so wie du es forderst. -
Richtig.
Der Link zu Amazon und Buch24 erscheint übrigens automatisch, wenn du die ISBN-Nummer korrekt eingibst.
Wenn du möchtest, kannst du natürlich gerne ausführliche Rezensionen abgeben. Einfach das Buch einstellen, dann auf Antwort klicken und deine Meinung zu dem Buch ergänzen.
Mir fehlt dafür leider die Zeit, daher sind die meisten von mir eingestellten Bücher ohne weiteren Kommentar verblieben, so wie du ja auch festgestellt hast. Was aber nicht heißt, dass nicht andere ihre Meinung dazu äußern können. Auch in diesen Fällen einfach im entsprechenden Buchthread auf Antwort klicken.auf rege Beteiligung in der Buchecke hoffend,
Mia
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