Hat jemand gestern "Kontraste" gesehen? Da gab es mal wieder Lehrerschelte vom Feinsten. Affiger, undifferenzierter und populistischer geht es kaum. Wer es verpasst hat, kann sich Bericht und Video hier ansehen. Aber festhalten, es ist (wie üblich) sehr einseitig!
Lehrerfortbildung in Deutschland
Pia
Die Zukunft unserer Kinder wird an den Traumstränden von Kreta verbummelt
-
-
Tja, an solchen Beiträgen kann man doch deutlich erkennen, wo das Lehrerbild herkommt, das in der Öffentlichkeit kursiert. Dieses Bild wird bewusst produziert, und wer’s nicht glaubt, der braucht sich nur mal sämtliche Veröffentlichungen der letzten Jahre (vor allem seit PISA 1) zum Thema „Lehrer“ bzw. „Schule“ anzusehen. Die immer wiederkehrenden Schlagwörter sind: „überaltert“, „träge“, „überfordert“, „überbezahlt“, „methodisch und pädagogisch inkompetent“ und natürlich „weiterbildungsunwillig“.
Über die Wirkungen von Medien (einschließlich Internet) muss man sicherlich nicht diskutieren. Ich denke, dass die „Macher“ von Medien genau wissen, was sie tun. Sie wissen – genau wie Werbefachleute – welche psychischen Prozesse sie in Gang setzen, wenn die Menschen in Deutschland das Wort „Lehrer“ jahrelang nur mit negativem Beiklang hören bzw. lesen. Sie wissen auch, dass ein beträchtlicher Teil der Menschen nichts hinterfragt. Wie sonst ist es zu erklären, dass in Umfragen etwa 80% bis 90 % der Befragten die Meinung vertreten, Lehrer sollten generell 8 Stunden in der Schule anwesend sein (ich habe im Lehrerzimmer so viel Platz, dass gerade mal ein Hefter im A4-Format hinpasst – wann und wie soll ich Unterrichtsvorbereitungen und Korrekturen erledigen?). Wie sonst ist es zu erklären, dass ebenfalls fast 90% der Befragten äußern, Lehrer müssten sich mehr und besser weiterbilden? Wer von denen kann denn wirklich einschätzen, wie und wie oft wir uns weiterbilden?
Wenn in der o.g. Sendung behauptet wird, Lehrer nutzten lieber die Unterrichts- als die Ferienzeit für Weiterbildungen, dann ist das für die meisten Menschen die absolute Wahrheit. Ist doch logisch: Wenn das im Fernsehen so gesagt wird, dann ist es so.
Übrigens werden bei uns Vertretungsstunden generell nicht bezahlt. Die Kosten für Vertretungsunterricht liegen exakt bei Null, aber wenn das im Fernsehen ganz anders gesagt wird ...
Vielleicht hat ja diese Art von Berichterstattung einen Sinn: Irgendwann muss doch auch der letzte Bürger dieses Landes begreifen, warum wir bei PISA so schlecht waren.
Sonst müsste man ja womöglich die deutsche Bildungspolitik hinterfragen.Zu linkslastig? Mag sein – es ist einfach meine Meinung.
Gruß
Animagus
-
Lasst uns dieses verdammte Magazin mit mails Briefen etc. vollbomben. Wenn ich wirklich sehr freundlich rechne (Lektüre z.B. ist mein Privatvergnügen), arbeite ich etwas mehr als im öffentlichen Dienst. Die Ferien eingerechnet!!!
Im Übrigen - einige kennen den Artiklel bestimmt - treffen Lehrer in etwa so viele Entscheidungen wie Fluglotsen (kam im Fliegermagazin meines Vaters). Nur im Unterschied, dass Fluglosten geringere Arbeitszeiten haben als Lehrer! Und: Im Zustand der Voll-/Überbelastung treffe man falsche Entscheidungen (sic!).
Dazu kommt: Von etwa 3 Stunden fällt - im konkreten Fall - eine durch Fortbildung bei uns aus. Die anderen zwei Stunden werden vertreten und meine Schüler bekommen von mir für die Zeit Arbeitsaufträge und Material zum selbständigen Arbeiten (was regelmäßig vom Himmel fällt!).
P.S.: Am Montag unterichte ich z.B. von 8.40 bis 11:30. Mit Mentorenstunden und einer Konferenz verlasse ich die Schule etwaa um 18.00 Uhr. Da ist für den Dienstag aber noch nichts vorbereitet! Und natürlich kopiert sich zuvor alles von alleine ...
-
Hallo!
Dieser bildzeitungsartige Bericht war stark vereinfachend - eben kontrastreich, wie die Sendung ja auch heißt. Objektivität war wohl nicht das Ziel. Und wenn dies nicht so war, kann wohl meinungsmache unterstellt werden.
Frau Sommer wird mit der hohen Zahl an Vertretungsstellen konfrontiert. Dabei wird so getan, als ob diese nur auf die fortbildungsbedingten Ausfälle zurückgehen. Dass mit diesen Stellen seit Jahren der Schuletrieb in Gang gehalten wird, wird natürlich nicht erwähnt.Und dann den privaten Fortbilder vor der Kamera zu befragen, der die geringe Beteilung beklagt... Ein kurzer Kommentar was den die Fortbildungen bei ihm kosten und wer diese Tragen sollen wär sehr erhellend gewesen.
Ist man schon bei dem Thema, hätten die Macher auch aktuelle Themen wie Fortbildungskonten mit aufnehmen können. Das hätte aber wahrscheinlich die so schön eindeutige Aussage des Films verwässert.
Wenn vergleichen dann richtig: Die bunte Statistik, dass in Deutschland weniger ausgebildet wird als in Mexiko, wurde gezeigt. Wenn ein Vergleich vorgenommen wird, dann sollte dies ernsthaft und redlich geschehen.
Wie sieht das Fortbildungssystem in den anderen Ländern aus? Wer bezahlt die Fortbildungen? Wann werden diese durchgeführt?Die Macher des Films sehen Fortbildungen als Allheilmittel. ich denke, dass muss ebenfalls kritisch gesehen werden. Andere Bereiche der Schule/Schulentwicklung sind fast noch wichtiger, tauchen aber in keiner Statistik auf.
Die Idee der Pränsenzpflicht finde ich gut. Darüber wurde in diesem Forum auch schon disktutiert. Wenn alle Lehrer in der Schule arbeiten könnten und einen geregelten Arbeitstag hätten., würde dies m. E. das Bild bei der Bevölkerung etwas verbessern. Leider geht dies natürlich nicht ohne Zusatzkosten. Außerdem sind häufig die Räume der Schule mehrfach belegt ( Ganztagsschule/Abendschule/VHS).
Viele Grüße
-
In dem Bericht steht ja auch nicht, dass
a) viel zu viele Lehrer fehlen und
b) die so vergötterten Fortbildungen in 99% samt Reisekosten aus der eigenen Tasche bezahlen müssen (in Bayern gibt es dazu extra eine Verzichtserklärung)
c)die Möglichkeiten zur Präsenz auch fehlen, weil eben kein Geld zur Ausstattung da ist!
Lg, Hermine -
Es ist zwar richtig, dass Lehrer 12 Wochen im Jahr Ferien haben, aber ein Teil davon ist kein Urlaub, weil man da Verschiedenes zu erledigen hat: Korrekturen, Vorbereitungen, Stoffverteilungsplan... Wenn man das alles abzieht, sind locker nur noch 6 Wochen Urlaub drin.
Außerdem sollte man nicht vergessen, dass viele Lehrer während der Schulzeit weit mehr Wochenstunden arbeiten als andere Beamte. Ich kann zwar nur von mir sprechen, aber ich arbeite oft bis zum späten Abend und auch am Wochenende...LG
-
Was soll man dazu noch sagen.
Private Fortbildungen gerne auch in den Ferien, unser Programmheft vom Ministerium sieht nur Fortbildungen während der Unterrichtszeit vor.
Ich vermeide dann schon immer Ganztagsveranstaltungen, weil ich die Kollegen nicht unbedingt belasten möchte, auch wenn ich für den Tag extra alles vorbereite.
Aber das wird ja nicht gesagt.
Gruß
Pet -
@juditka
Hast du das mal einem Nichtlehrer erklärt. Die verstehen das gar nicht, die kennen das ja gar nicht.Ich habe mal eben bei diesem Fortbildungsangebot nachtgeschaut, wo der Seminarleiter alleine Stühle verrückt.
Die TErmine wären für mich, die ich nicht aus NRW komme, alle in der Schulzeit. Es sind teilweise dreitätige Veranstaltungen. Von wegen Ferien und Fortbildung!
Pet, die zunehmend immer gereizter wird. -
Hallo,
zunächst einmal, kenne ich viele Lehrer, die arbeiten ganz schön viel und zwar ohne Ausnahme.
Wenn ich da an die armen Deutschlehrer denke, die LK Klausuren korrigieren dürfen. Ich habe es ja schon immer auf mind. 12 Seiten gebracht, andere auf 20!
Es hat keinen Sinn, sich über solche Sendungen aufzuregen.
In anderen Bereichen, die ähnlich diskutiert werden, wie die "faulen Lehrer" gibt es solche Berichte.
Gerade zum Thema ADS da sind wir Eltern zu faul, zu dumm oder zu unfähig, schlimmer noch alles zusammen, um unsere Kinder zu erziehen. Statt dessen stopfen wir die Ärmsten mit Medikamenten voll und stellen sie ruhig.
Ärzte stellen "Ferndiagnosen" oder befinden nach wenigen Minuten über ADS.
Das Medikament würde abhängig machen und später Parkinson hervorrufen.
Schuld ist die Pharmaindustrie, die ja doch nur Geld verdienen will und die die Ärzte schmiert, damit die alles verschreiben.
Am schlimmsten sind die Stimmen, die dann behaupten, dass dies auch so eine Art "Verschwörung sei.
Ich gehe davon aus, dass jeder von Euch auch schon solche Berichte gesehen habt.
Da ich Euch für klug genug halte, dies alles nicht so zu glauben, muss ich nicht erklären wie es wirklich ist.
Nur auch sehr viele Lehrer sind schon diesen Ansichten über ADS erlegen und halten uns Eltern verantwortungslos.
Dieses Bild ist genau so wenig aus den Köpfen zu entfernen, wie das über Lehrer.
Mit Mails überschütten ist aber schon gut. Besser wäre es, wenn ein Lehrerverband einen Gegendarstellung verlangen würde.
Doris
-
Öhm, sollte nur einmal hin.
-
Schreibt ihr da jetzt hin?
Ich mein das ist der Sender für Berlin und Brandenburg und die schauen nichtmal die aktuelle Situation in der Region an, sondern fragen Leute aus NRW. Das kann echt nicht wahr sein. -
Es ist wie so oft: es wird ein Mosaiksteinchen rausgegriffen und damit versucht zu erklären, warum D bei Pisa so mies abgeschnitten hat.
Idealerweise sind hier die Lehrer diejenigen, denen man den schwarzen Peter zuschieben kann.
Die Leute wollen sowas sehen und lesen.
Bildzeitungsniveau. Mehr nicht.Selbst über die nette Rechung, wie viel freie Arbeitszeit zur Verfügung steht, konnte ich nur müde lächeln.
Es interessiert halt niemanden (und macht sich zudem in so einem polomischen Beitrag schlecht),
dass ich für den Unterricht Bücher zusammensuche, wenn ich am Nachmittag durch die Bücherei laufe,
dass ich für den Unterricht Material sammel, wenn ich um 15 Uhr suchend durch den Wald streife,
dass ich mich für den Unterricht vorbereite, wenn ich in der Sonne im Garten sitze - ja zugegeben, ein angenehmer Arbeitsplatz, aber ein Arbeitsplatz!!!edit: und dass wir uns alle hier fortbilden und das am Samstagvormittag um 10 Uhr irgendwas und auch mal gerne nach 24 Uhr - auf jeden Fall garantiert außerhalb der Schulzeit.
Aber aufregen lohnt sich einfach nicht.
Petra
-
Ich habe eine mail hingeschrieben und u.a. auf diesen thread verwiesen - und darauf, dass aus lückenhafter Berichterstattung (wie absichtlich waren die Lücken eigentlich?) Fehlschlüsse gezogen werden müssen: z.B. was die meisten Fortbildungstermine angeht.
Nicht, dass ich Hoffnung hätte, dass da was passiert, aber immerhin habe ich der GEW den Link auch mal geschickt.
Liebe Grüße und virtuelle Beruhigungstabletten,
Heike -
Hast du gut gemacht, Heike!
Ich hab auch eine Mail geschrieben, aber die Idee, das Ding an die GEW zu schicken, ist super! -
Heike
Ich hab den Link auch grad an meinen GEW-Landesverband geschickt. Da hatten wir wohl die gleiche Idee.Danke für die Beruhigungstabletten. Hab gestern schon einen gehörigen Schuss davon gebraucht, als die Schulpsychologin sagte, ich würde die armen Kinder ja überfordern, wenn ich von ihnen erwarte, im Unterricht an ihrem Platz zu sitzen. Ja fein.
Conni
-
Zitat
Animagus schrieb am 23.09.2005 23:47:
– dass in Umfragen etwa 80% bis 90 % der Befragten die Meinung vertreten, Lehrer sollten generell 8 Stunden in der Schule anwesend seinJa, die Meinung habe ich "im Prinzip" auch.
Aber, wie soll man das umsetzen??
Beispiel: Unser Klassenlehrer in der 3. und 4. Klasse war oft "in der Schule anwesend" (ich weiß nicht, ob es 8 Stunden waren). Er arbeitete in seinem Klassenzimmer, großes Zimmer, PC stand drin, den er auch benutzen konnte, korrigierte dort Hefte, bereitete den Unterricht vor. Er konnte mit den Lehrern der Parallelklassen, die auch oft dort waren, kommunizieren. Die Kinder konnten vergessene Schulbücher, die sie für die Hausaufgaben brauchten, holen. Eltern konnten mal kurz, auf dem "kleinen Dienstweg", ein paar Worte mit ihm reden. Er musste Hefte und Unterrichtsmaterial nicht erst nach Hause und dann wieder in die Schule schleppen. Wirklich tolle Sache.Letzte Woche habe ich das Klassenzimmer meiner Tochter auf dem Gymnasium gesehen. Vielleicht halb so groß bei mehr Schülern. Wie sollte ein Lehrer da arbeiten? Und die Fachlehrer, die gar kein "eigenes" Klassenzimmer haben? Lehrerzimmer? Da stimme ich Animagus zu. Da sind auch keine optimalen Arbeitsbedingungen. Also müsste jeder Lehrer an seiner Schule auch ein Arbeitszimmer gestellt bekommen. Dann wäre das vielleicht machbar.
-
Hmmm, also ich frage mich gerade, ob dieser Bericht wirklich SO populistisch war. OK, der Sprecher hatte einen leicht ironischen Unterton, aber alles in allem fand ich den Bericht gar nicht SO krass.
Was ich jedoch viel krasser finde, ist der Kausalzusammenhang zwischen Fortbildung und moderner Schule. Man müsste darüber hinaus auch erst einmal nachweisen, dass Fortbildung sich automatisch positiv auf den Unterricht niederschlägt.
Gehen wir also mal davon aus, unser jeweiliger Dezernet gäbe uns die Dienstanweisung, Fortbildungen zu machen. Dann säßen auf zig Seminaren zig unmotivierte KollegInnen, die dort nur deswegen sind, weil sie dort sein müssen. Die Fortbildung stünde dann zwar auf dem Papier, würde sich aber auf die Qualität des Unterrichts nicht niederschlagen.
Setzt man jedoch Fortbildungswille in Kausalzusammenhang mit Engagement, dann müssten wir uns alle einmal überlegen, was wir mit den "weniger engagierten" KollegInnen anfangen...
Gruß
Bolzbold -
Nun ja,
ZitatSechs Wochen Urlaub hat jeder Lehrer, aber zwölf Wochen Schulferien. Was tut er in der freien Zeit? Eigentlich soll er den Unterricht vorbereiten oder sich fortbilden. ..Damit unsere Kinder endlich fitter werden, müssten sich auch unsere Lehrer fitter machen. Lehrer haben zwölf Wochen frei – aber nur sechs Wochen Urlaub! Was machen sie mit den restlichen sechs? Die Zukunft unserer Kinder wird an den Traumstränden von Kreta verbummelt... ... Das Schulsystem wird nur moderner, wenn Lehrer mehr Fortbildungen machen – auch in der Ferienzeit!
ich finde das schon extrem populistisch und auf Stammtischniveau. Als "Kommentar" oder "Kolumne" mit persönlicher Note wäre das ja gerade noch zu vertreten, aber als Bericht in einem politischen Magazin - das ist m.E. schon mieseste Meinungsmache und sonst nichts. Ich habe auch eine Mail geschrieben, aber bringen wird's wohl nichts.
Gruß,
Peter -
Eine besonders ärgerliche Sache finde ich die Forderung nach einer Präsenzpflicht für Lehrer, die man dauernd zu hören kriegt. Ich mein wenn man mir einen vernünftigen Arbeitsplatz zur Verfügung stellt hab ich keinerlei Probleme damit jeden Tag bis um 5 in der Schule zu bleiben (kommt auch jetzt schon ständig vor, teilweise auch bis deutlich später). Dann geh ich aber danach nach Hause ohne noch jede Menge Arbeit mitzunehmen. Nur kostet das halt viel Geld, deshalb werden wir darauf wohl lange warten.
Was dagegen trotz gegenteiliger Behauptungen normalerweise kein Geld kostet sind Vertretungsstunden, weil die nämlich Lehrer machen müssen, die da gerade Freistunden haben. In BaWü kann man erst bei mehr als 4 Vertretungsstunden pro Monat was abrechnen, und auch nur dann, wenn das richtige Unterrichts- und nicht nur Aufsichtsstunden waren. Kommt an unserer Schule jedenfalls so gut wie nie vor.
Viele Grüße,
Peter Pan -
Hallo,
mit einem angemessenem Arbeitsplatz hätte ich gegen eine Präsenzpflicht an der Schule überhaupt nichts einzuwenden. Schließlich nutze ich von den 65 qm meiner Wohnung ganze 18 qm nur als Arbeitszimmer. Mit festem Arbeitsplatz an der Schule und ausreichend Stauraum würde ich eine Menge an Miete, Strom und Heizkosten sparen.
LG
Tina
Werbung