Freiwillige Zusatzaufgaben für Schüler, die schon fertig sind?

    • Offizieller Beitrag

    Was macht ihr eigentlich, wenn die Schüler etwas von der Tafel abschreiben sollen oder eine Einzel- oder Partnerarbeit machen und vor den anderen fertig sind?
    In den höheren Klassen ist das nicht so extrem, aber bei den Fünfern ist das Arbeitstempo noch sehr unterschiedlich und einige sind schon fertig, wenn die anderen noch nicht mal die Hälfte geschafft haben.
    Habt ihr für diesen Fall zusätzlichen Aufgaben, dürfen sie malen, geht ihr ihnen Mandalas...?


    Ich habe schon überlegt, in der Klasse Rechtschreib- und andere Arbeitsblätter für die Schüler auszulegen, die bereits fertig sind. Allerdings habe ich dann eventuell das Problem, dass die Schüler dann so vertieft in die neue Aufgabe sind, dass sie gar nicht mehr zuhören, wenn wir die Aufgabe besprechen, die alle bearbeitet haben.


    Wie löst ihr das?
    Vielleicht habt ihr ja ein paar Ideen. Über die Suchfunktion habe ich nämlich bislang nichts gefunden.

  • Hallo Referendarin,


    das Problem habe ich und ich versuche immer zusätzliches, vertiefendes Arbeitsmaterial bereit zu haben. Bewährt hat sich neben zusätzlichen Arbeitsblättern auch eine Kartei, in der die Schüler dann weiter arbeiten oder mein Computer im Klassenraum, der einige Lernprogramme anbietet.


    In Mathe gebe ich öfter freiwillige Zusatzaufgaben (Problem der Woche) rein, an denen sie dann knobeln können.


    Silja

  • Hallo Referendarin,
    ich unterrichte zwei Fremdsprachen und ich lasse die SuS von Zeit zu Zeit Vokabeln malen, die ich dann laminiere. So können die Schüler, die schon fertig sind zur Kiste mit den Vokabelbilder gehen und Wortschatzarbeit betreiben oder selber eine neue Vokabel malen.
    Gruß *sodejo*

  • Hallo,


    mein Sohn, 3. Klasse ist in Mathe ziemlich fit und schnell. Er erzählte mir, dass er immer den nächsten Arbeitsbogen bekommt, wenn er fertig ist. Er überlegte ernsthaft, ob er nicht lieber langsamer werden sollte, denn so muss er ja noch mehr diese langweiligen Aufgaben rechnen, die er schon längst kann.


    Er wunderte sich bei den Hausaufgaben darüber, warum er denn massenweise Zahlen schreiben müsse (jeweils Vorgänger/Nachfolger bis 1000) und fragte mich, wo denn da der Sinn darin läge. Ich erklärte ihm dann, dass einige Kinder erst üben müssen, welche Zahlen Vorgänger und Nachfolger sind und er solle froh sein, dass er es schon könne.


    Ich bin der Meinung, dass die schnellen Kinder auf keinen Fall gleichartige zusätzliche Aufgaben bekommen sollten. Meinem Sohn würde z.B. ein interessantes Computerspiel - vielleicht Schach, ev. auch Buch, Puzzle reizen. Auswahlmöglichkeit wäre optimal. Diese Beschäftigung sollte ihn aber nicht noch mehr dazu befähigen, viel weiter als die anderen zu sein.


    Eine derartige "Belohnung" würde auch den einen oder anderen Schüler anspornen, ordentlich ´ranzuklotzen. Mit zusätzlichen Aufgaben kann man kaum die Langsamen anspornen.


    Noch wichtiger finde ich, herauszufinden, warum die Langsamen langsam sind und Hilfe anbieten.


    Viele Grüße
    Erika

    "Die Lehrer bezeichnen Lesen, Schreiben und Rechnen als Grundlagenfächer. In Wirklichkeit handelt es sich aber bei diesen Lehrstoffen bereits um sehr komplexe Prozesse, die sich nur bei einer einwandfreien geistigen Verarbeitung der durch die Sinnesorgane aufgenommenen Wahrnehmung erlernen lassen." A. Jean Ayres

  • Hallo,


    ich wollte zu dem Thema etwas schreiben und stellte fest,
    dass Erika genau die Problematik meines jüngsten Sohnes
    (3.Klasse) beschrieb.
    Auf meiner letzten Fortbildung zum Thema Hochbegabung
    wurde empfohlen das Wort "Zusatzaufgaben" u.ä. nicht zu
    benutzen. Die schnellen Kinder würden diese Aufgaben
    womöglich als "Bestrafung" ansehen.
    Kein "normaler" Erwachsener macht freiwillig zusätzliche Arbeit,warum sollten es unsere Kinder tun.
    Malen finde ich für meinen Sohn auch keine gute Alternative.
    Vielleicht sollte man den Kindern einige Vorschläge machen,
    von denen sie im konkreten Fall auswählen können(Lesen,
    Computer,etc.) ohne den Rest der Klasse damit zu stören.
    LG Dani
    warum soll

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Referendarin,
    wie wäre es denn, wenn du die schnellen Schüler einfach zu "Tutoren" für die Langsamen machst?
    Dann haben die wieder was zu tun und können evtl. Probleme so von Schüler zu Schüler besser erklären, als im Pulk im Unterricht und es fördert den Gemeinschaftsgeist in der Klasse.
    Von fachfremden "Belohnungen" halte ich gar nichts- das hilft dem starken Schüler nicht und da das sehr interessenbezogen ist, denke ich auch nicht, dass es unbedingt die anderen anspornt.

  • Zitat

    Hermine schrieb am 18.09.2005 08:21:
    Hallo Referendarin,
    wie wäre es denn, wenn du die schnellen Schüler einfach zu "Tutoren" für die Langsamen machst?
    Dann haben die wieder was zu tun und können evtl. Probleme so von Schüler zu Schüler besser erklären, als im Pulk im Unterricht und es fördert den Gemeinschaftsgeist in der Klasse.
    Von fachfremden "Belohnungen" halte ich gar nichts- das hilft dem starken Schüler nicht und da das sehr interessenbezogen ist, denke ich auch nicht, dass es unbedingt die anderen anspornt.


    Grundsätzlich sicherlich ne Option, wenn ich aber jetzt schon mitbekomme, dass der eine Junge, der sehr schnell ist, unbedingt einem bestimmten anderen Jungen helfen will, dann denke ich mir schon, dass es weniger um das eigentliche Thema als um andere geht!


    Zitat

    leppy schrieb am 18.09.2005 12:14:
    Gut fände ich aber auch mathematische Knobelaufgaben auf freiwilliger Basis. Das Tutorensystem ist - wenn die schnell fertigen Schüler dazu geeignet sind (geduldig erklären statt vorsagen) - auch eine gute Idee.


    Gruß leppy


    Ich sehe es auch als sinnvoller an, dass man die Kinder fordert mit durchaus schwierigen Knobelaufgaben (z.b. 1 4 9 16... wie geht es weiter, also Zahlenreihen). 1. Sind sie dann mal wirklich gefordert und 2. enteilen sie den schwächeren Kindern nicht noch weiter

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Grundsätzlich sicherlich ne Option, wenn ich aber jetzt schon mitbekomme, dass der eine Junge, der sehr schnell ist, unbedingt einem bestimmten anderen Jungen helfen will, dann denke ich mir schon, dass es weniger um das eigentliche Thema als um andere geht!


    Aber da kann man doch als Lehrer einsetzen, oder?
    Mal durchwechseln etc. pp.
    Lg, Hermine

  • Zitat

    Hermine schrieb am 18.09.2005 16:06:


    Aber da kann man doch als Lehrer einsetzen, oder?
    Mal durchwechseln etc. pp.
    Lg, Hermine


    Sicherlich ne Option, nur führt das "Durch die Klasse gehen" nicht zu ziemlichen Chaos in der Klasse? Ich meine: "Ich helfe dem XX...oh Moment, ich hol mal grad mein Heft usw."

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Tristan,
    da hast du sicher Recht, das muss vorher mit der Klasse besprochen bzw. Regeln eingeübt werden.
    Außerdem dachte ich egozentrisches Wesen jetzt hauptsächlich an die weiterführenden Schulen- und da dürfte es durchaus zu machen sein.
    Abgesehen davon ,dass ich dem "Helfer" vorgeben würde, nichts mitzunehmen, er soll ja wirklich helfen und nicht vorsagen oder abschreiben lassen.
    Lg, Hermine

  • Meine Kinder haben auf diese Weise gelernt, dass man gut aufpassen muss, nicht vor den anderen fertig zu werden. Entweder bekommt man sonst zusätzliche Aufgaben oder muss den anderen helfen, was die dann wieder auf die Dauer übelnehmen.


    Eine Lösung habe ich auch nicht. Freieres Arbeiten vielleicht? Zusätzliche Arbeiten müssten sowohl wirklich locken und nicht als zusätzliche Fron empfunden werden als auch so unauffällig sein, dass die anderen nicht auf die Barrikaden gehen.


    Grüße Enja

  • Ich lasse die schnellen Schüler entweder auch den langsameren helfen, schicke die Schüler dabei aber selbst zu bestimmten Schülern, damit Privatgespräche vermieden werden.
    Weiterhin habe ich viele Lese- und Sachbücher im Klassenraum stehen, Lernkarteien und Rechtschreibspiele sowie Rechenmandalas ausliegen.
    Gelegentlich schreibe ich aber auch bei Planarbeit schon mal Zusatzaufgaben an, die die Kinder auch bereitwillig machen, weil es dann eben besondere Aufgaben sind.

  • Bei mir gibt es einen Kasten mit Hängeordnern für jeden Schüler, der SB-Laden heißt. Den bestücke ich regelmäßig (und markiere mit kleinen bunten Klammern, was und wieviel drin ist). Dort findet jedes Kind vornean unbeendete Aufgaben, weiter hinten neue Aufgaben, die es ohne Erklärung bewältigen kann.


    Davon abgesehen, gibt es bei mir viel Freiarbeits- und Beschäftigungsmaterial.


    Jedes Kind hat drei Exemplare von zwei gelben laminierten Karten, die durch ein Band verbunden und mit dem Namen des Kindes versehen sind. Wer sich etwas nimmt, hängt dort so eine Karte hin, sei es nun bei Knete, Büchern, Logico-Tafeln oder Puzzlen oder was auch immer.


    So behalten wir die Übersicht, wer was hat und wo es hingehört.


    Bablin

    Wer hohe Türme bauen will,
    muss lange beim Fundament verweilen.
    Anton Bruckner

  • Zitat

    Enja schrieb am 18.09.2005 20:05:
    oder muss den anderen helfen, was die dann wieder auf die Dauer übelnehmen.


    Meine Erfahrungen (nicht nur mit einer Klasse) sind da ganz anders. Die Kinder helfen sich gerne gegenseitig und sind durchaus in der Lage, diese Hilfe auch anzunehmen. Oftmals verstehen sie es gar schneller, wenn ihnen Mitschüler etwas erklären.


    Und auf die Barrikaden ist bei mir auch noch nie jemand gegangen, wenn ich Zusatzaufgaben angeboten haben.
    Aber ich geben dir in sofern Recht, dass es i.d.R. die Knobelform der derzeitigen Aufgaben sind. Die locken die Kinder sehr.
    Oder Logical-Aufgaben (Hagemann).


    Es kommt wohl darauf an, wie man das Ganze den Kinder rüberbringt.


    Petra

  • Man muss das ein bißchen differenzieren. An der Grundschule war es noch kein Problem. Zusatzaufgaben, Leseecke, Computerzeit, andere Aufgaben in der Freiarbeit, Schülerzeitung, anderen helfen. Die Kinder waren mit Spaß bei der Sache.


    Am Gymnasium war das dann vorbei. In einem Unterricht, der absolut frontal war, galten andere Gesetze. Ich denke, dass das auch eine Altersfrage ist. Irgendwann begeistern die Kinder sich nicht mehr für zusätzliche Arbeit. Sie haben dann gelernt, dass das meist nur mehr aber nicht interessanter ist. Sie haben gemerkt, dass die anderen das übel aufnehmen. Da kann ein Lehrer ruhig mit den besten Absichten kommen. Wenn die Kinder erst einmal ein paar einschlägige Erfahrungen haben, springen sie nicht mehr drauf an.


    Grüße Enja

  • Zitat

    Am Gymnasium war das dann vorbei.


    Eine negative Einzelerfahrung?


    Referendarin fragte für eine fünfte Realschulklasse.


    Bablin

    Wer hohe Türme bauen will,
    muss lange beim Fundament verweilen.
    Anton Bruckner


  • Enja hat doch nachvollziehbar argumentiert:
    Die Umgebungsbedingungen sind anders, die Sozialform im Unterricht einem eigenverantwortlichen, schülerzentrierten Arbeiten eher entgegengesetzt. Dass da so etwas nicht mehr funktioniert, ist klar.
    Das zu bedenken zu geben, ist m.E. in Ordnung, denn diese Umgebungsvariablen sind zwar nicht der Regelfall, aber auch keineswegs die Ausnahme in Sekundarstufe I.


    Im Übrigen, aber das ist eine Erweiterung der Ausgangsfrage, glaube ich auch, das das Spielerische am Lernen/Üben bis zur Mittelstufe stark nachlässt und Schüler eher nutzenmaximierend denken - im Sinne des Freizeitgewinns und der Arbeitsvermeidung (was wir doch als Erwachsene ähnlich machen ;) )

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • Zitat

    Enja hat doch nachvollziehbar argumentiert


    Auch bei einer nachziehbaren Argumentation (du meinst wohl eine Erklärung, die nchzuvollziehen ist) halte ich es für legitim, nach konkreten Erfahrungen anderer zu fragen, und das habe ich getan.


    Bablin

    Wer hohe Türme bauen will,
    muss lange beim Fundament verweilen.
    Anton Bruckner

  • Zitat

    Bablin schrieb am 19.09.2005 19:25:


    Auch bei einer nachziehbaren Argumentation (du meinst wohl eine Erklärung, die nchzuvollziehen ist) halte ich es für legitim, nach konkreten Erfahrungen anderer zu fragen, und das habe ich getan.


    Bablin


    Weiß nicht, was du genau willst.


    Ichn hatte den Eindruck, dass du mit der Frage "Eine negative Einzelerfahrung?" die Erwartung ausgedrückt hast, dass in der Summe Enjas Erfahrung ein Einzelfall sei.
    Wie sie ihre Beiträge geschrieben hat, scheint mir aber den Eindruck zu erwecken, es gehe ihr nicht um den Einzelfall. Schließlich hat sie eine interessante Analyse angeboten, warum das so - über ihre Erfahrung hinausweisend - sein könnte.
    Und sobald ich analysiere, argumentiere ich, weil ich sachlogische Zusammenhänge aufzeigen will. Aber ehrlich gesagt, ist mir diese Wortklauberei nebensächlich.


    Aber vielleicht verstehen wir uns nur miss. Natürlich ist es sinnvoll, nach anderen Erfahrungen zu fragen.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

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