• Hallo!
    Ich brauch mal kurz Hilfe:


    In dem Satz "Der Mann hinkt." ist "hinkt" ein Verb.
    Wenn ich es umforme in "der hinkende Mann" ist "hinkt" ein Attribut, oder?!
    Wie nenne ich diese Umformung? Ist das der attributive Gebrauch des Adjektivs "hinkend"?


    Freue mich über Hilfe!
    Vielen dank! ?(
    Anika

    Das Licht am Ende des Tunnels kann auch ein entgegenkommender Zug sein!

  • Ist das nicht das Partizip I??? Aber vielleicht solltest du dich besser auf die Deutschspezialisten hier verlassen ;)
    sodejo

  • Zitat

    Wie nenne ich diese Umformung? Ist das der attributive Gebrauch des Adjektivs "hinkend"?


    Ich würde sagen, der attributive Gebrauch des Partizips "hinkend". Die Wortart ist immer noch Verb. - Das ist allerdings nicht leicht vermittelbar.
    Der Übergang zwischen Partizip und Adjektiv ist historisch fließend.
    Ist "betrunken" ein Verb/Partizip (historisch sicher) oder schon ein Adjektiv?

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Zitat

    ani1112 schrieb am 17.09.2005 10:29:


    In dem Satz "Der Mann hinkt." ist "hinkt" ein Verb.
    Wenn ich es umforme in "der hinkende Mann" ist "hinkt" ein Attribut, oder?!
    Wie nenne ich diese Umformung? Ist das der attributive Gebrauch des Adjektivs "hinkend"?



    Hallo Anika,


    man darf die Begriffe „Wortart“ und „Satzglied“ nicht durcheinanderwirbeln. Es sind zwei verschiedene Kategorien.
    „Hinken“ ist (als Wortart) ein Verb und bildet in deinem Satz „Der Mann hinkt.“ in konjugierter Form das Satzglied Prädikat.
    „Hinkend“ ist als Wortart ein Partizip 1. Als Satzglied in deinem Beispiel „der hinkende Mann“ ist es ein Attribut. Es handelt sich hier also (wie Herr Rau schon sagte), um den attributiven Gebrauch des Partizips 1.
    Die Irritationen rühren vielleicht daher, dass Partizipien häufig wie Adjektive verwendet werden können – sie
    sind aber keine.


    Gruß


    Animagus

  • OK! Vielen Dank für eure nette Hilfe!


    Anika :)

    Das Licht am Ende des Tunnels kann auch ein entgegenkommender Zug sein!

  • Animagus


    kann man das Partizip I als Wortart klassifizieren? Ist es nicht eher eine Verbform? Ich will hier nicht klugsch***en, es ist nur so, dass ich in der grammatikalischen Terminologie selbst ziemlich unsicher bin. Für nen Germanisten ist das ein wenig peinlich...


    Kann man eventuell auch von einem "adjektivischen Gebrauch" des Partizip I sprechen?


    Gruß,
    Eliah
    (der sich dieses Jahr leider nicht mehr vor Grammatikunterricht drücken kann)

  • Zitat

    Eliah schrieb am 17.09.2005 13:50:
    Animagus


    kann man das Partizip I als Wortart klassifizieren? Ist es nicht eher eine Verbform?
    ...
    Kann man eventuell auch von einem "adjektivischen Gebrauch" des Partizip I sprechen?


    Hallo Eliah,


    das Partizip steht bezüglich seiner Bildung und seines Gebrauchs genau zwischen Verb und Adjektiv und wird deshalb in der deutschen Übersetzung als „Mittelwort“ wiedergegeben.
    Es „partizipiert“ gewissermaßen an beiden Wortarten -> deshalb auch die Bezeichnung „Partizip“.
    Ja, man kann von adjektivischem Gebrauch sprechen. Wenn ein Partizip „adjektivisch gebraucht“ wird, dann ist es als Satzglied meist Attribut. Ich würde eigentlich sogar sagen, dass es dann immer Attribut ist, aber womöglich gibt es da irgendwelche Ausnahmen, die mir im Moment gerade nicht einfallen ...
    Die meisten „Gelehrten“ der deutschen Grammatik rechnen das Partizip zu den infiniten Formen des Verbs, betrachten es also rein formal als so eine Art „Unterform“ des Verbs. Irgendwo muss man’s halt einordnen. Insofern hast du mit deiner Auffassung Recht.


    Gruß


    Animagus

  • Zitat

    Animagus schrieb am 17.09.2005 17:02:
    Ja, man kann von adjektivischem Gebrauch sprechen. Wenn ein Partizip „adjektivisch gebraucht“ wird, dann ist es als Satzglied meist Attribut. Ich würde eigentlich sogar sagen, dass es dann immer Attribut ist, aber womöglich gibt es da irgendwelche Ausnahmen, die mir im Moment gerade nicht einfallen ...


    (Wobei, der Vollständigkeit halber, ein Attribut kein Satzglied ist, sondern nur Teil eines Satzglieds.)


    Von den Ausnahmen, nach denen Animagus sucht, gibt es sicher einige ganz wenige. Adjektive können als Attribut oder prädikativ gebraucht werden, also "das schöne Stück" oder "das Stück ist schön".
    Partizipien in prädikativer Stellung sehen immer gleich nach Passiv aus (und damit nicht mehr nach adjektivischem Gebrauch):


    "Ich bin gefangen" (Zustandspassiv, Partizip als Teil der Passivkonstruktion, eher Verb als Adjketiv)
    "Ich habe gefangen" (Perfekt, Partizip als Teil der Perfektkonstruktion, sicher eher Verb als Adjektiv)


    Aber ist "Ich bin betrunken" jetzt ein Zustandspassiv, mit Partizip als Teil des Passivs, oder kein Passiv, mit dem Partizip in adjektivischer, aber nicht attributiver Funktion?


    Vielleicht gibt's noch bessere Beispiele als "betrunken". Mir fällt nur immer das ein, weil sich das Partizip im Englischen tatsächlich zu zwei verschiedenen Formen entwickelt hat (drunk/drunken).

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Zitat

    Herr Rau schrieb am 17.09.2005 18:04:


    Aber ist "Ich bin betrunken" jetzt ein Zustandspassiv, mit Partizip als Teil des Passivs, oder kein Passiv, mit dem Partizip in adjektivischer, aber nicht attributiver Funktion?


    Ist doch piepegal! Hauptsache, die Umdrehungen stimmen!


    ;)


    Gruß


    Animagus


  • Hallo Herr Rau,
    sind aber die Beispiele die du bringst nicht eher Partizip II? Obwohl, wenn man deiner Argumentation folgt, macht es eigentlich keinen Unterschied, ob man von Part. I oder II spricht. Für beide sind deine Darlegungen überzeugend.


    Was "betrunken" angeht, würde ich definitiv sagen, dass es ein Adjektiv ist. Das Partizip II von trinken müsste doch "getrunken" lauten, oder?Der Infinitiv von "betrunken" wäre ja "sich betrinken" und ich bin mir nicht sicher, ob man rein reflexive Verben prädikativ als Adjektiv verwenden kann. "Ich bin gewaschen" lässt sich ja auch semantisch nicht eindeutig zu "sich waschen" und "jmd. waschen" zuordnen. Und "Ich bin erinnern" geht wohl gar nicht.
    Als Prädikat, dass rein durhc Verben verwirklicht wird, kann ich "betrunken sein" irgendwie nicht sehen. Eher noch ist "betrunken" ein Subjektsprädikativ, und kann damit keine Verbform sein.

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