ADS, Autismus, Legasthenie, Kiss, Lern- und Verhaltensauffälligkeiten

  • Hallo,


    wie die meisten wohl wissen, zeigte mein Sohn (bald 11) Lern- und Verhaltensauffälligkeiten - eigentlich typische ADS-Symptome - verursacht durch ein Kiss-Syndrom (nähere Informationen s. www.kiss-kid.de) und Folgen bzw. durch den Teufelskreis, in dem er sich befand. Durch Kiss (lt. einer Studie sollen 50 % aller Kinder betroffen sein) aber auch aus anderen Gründen bleiben Restreaktionen von frühkindlichen Reflexen bestehen, die enorme Probleme - nicht nur für die motorische Entwicklung - sondern auch große Auswirkungen auf Lernen und Verhalten haben.


    Mehrmals habe ich hier schon die Bücher "Greifen und Begreifen" von Sally Goddard und "Flügel und Wurzeln" von Dorothea Beigel empfohlen. Einige haben sich über mich lustig gemacht, mich als anmaßend empfunden, weil ich schließlich nichts über Pädagogik und Didaktik weiß und trotzdem behaupte, über die Gründe für Lernprobleme und Verhaltensauffälligkeiten besser als viele Lehrer Bescheid zu wissen.


    Seit 4 Jahren beschäftige ich mich mit den Ursachen für Lern- und Verhaltensprobleme. ADS war das erste Thema. Heute ist für mich ADS nur noch ein Sammelbegriff und Ritalin und Verhaltenstherapie keine Lösung.


    Meine empfohlenen Bücher hat sicher kaum jemand gelesen. Beim Surfen im Internet habe ich vor einigen Tagen 90 Seiten kostenlose gute Informationen gefunden. Vielleicht ist der eine oder andere eher interessiert, etwas zu lesen, wenn es nichts kostet.


    IHR WERDET SO GUT WIE ALLE AUFFÄLLIGKEITEN EINIGER SORGENKINDER UND DIE URSACHEN DAFÜR HIER GENAUESTENS BESCHRIEBEN WIEDERFINDEN.


    Da es um insgesamt 90 Seiten geht, kann ich nur den Tipp geben, diese auszudrucken und in Ruhe, gemütlich auf dem Sofa, der Terasse, auf dem Balkon oder im Urlaub zu lesen - am Bildschirm m.E. viel zu anstrengend.


    Die Seite ist von einer ehemaligen Lehrerin, jetzt Lerntherapeutin, Psychotherapeutin, Kinesiologin, INPP-Therapeutin mit noch anderen Weiterbildungen.


    Unter http://www.chucholowski.homepa…praxis/reflextherapie.htm gibt es folgende 4 Berichte:


    1. "Auswirkungen frühkindlicher Reflexe auf Verhalten, Lernen und Gesundheit" (6 Seiten)- Die Auswirkungen der einzelnen Reflexe werden hier sehr ausführlich stichpunktartig aufgezählt.


    2. "Reflexe und ihre Auswirkungen auf Lernen und Verhalten am Beispiel des Asymmetrischen tonischen Nackenreflex ATNR" (12 Seiten)- Hier wird außerdem etwas über die Ursachen des Fortbestehens frühkindlicher Reflexe gesagt. Von Kiss ist leider wie in den Büchern keine Rede, obwohl alle INPPler Kiss vorher abklären lassen (soviel ich weiß). Den Zusammenhang mit Kiss kann man allerdings schon indirekt aus dem Inhalt ableiten.


    3. "Die motorische Entwicklung des Kindes von der Konzeption bis zum 8. Lebensjahr" (33 Seiten) - Hier werden die einzelnen Entwicklungsschritte sehr gut beschrieben und die Bedeutung von Bewegung, das Zusammenspiel mit den Reflexen und dem Zentralen Nervensystem gut erklärt. Unter anderem wird sinngemäß gesagt: Auch das Schulkind hat noch einen recht auffälligen Bewegungsdrang. Das lange Sitzen während des Unterrichts bedeutet deshalb für das jüngere Kind eine starke körperliche Belastung. Fünf- bis Neunjährige können höchstens 15 - 20 Minuten konzentriert zuhören und aufpassen. Deshalb liegt die täglich wirklich nutzbringende Schulzeit für Sechs- bis Siebenjährige alles in allem bei ungefähr 2 Stunden, für Acht- bis Neunjährige bei höchstens 3,5 Stunden. Es ist wichtig, die Arbeitszeiit durch zahlreiche Pausen zu unterbrechen.


    4. "Die Bedeutung persistierender primitiver Reflexe und deren Auswirkungen auf die visuelle Wahrnehmung" (39 Seiten) - Besonders dieser Bericht war für mich auch trotz Lesen der Bücher interessant.


    Viel Spaß beim Lesen!


    Viele Grüße
    Erika


    P.S. Eines möchte ich nochmals deutlich sagen: Nicht nur die Eltern sollten für die Förderung ihrer Kinder verantwortlich sein, sondern ebenfalls die Schulen, die einen sehr großen Beitrag leisten könnten s. http://ankewz.bei.t-online.de


    Empfehlen möchte ich außerdem noch: "Das bewegte Klassenzimmer" von Dorothea Beigel. Im Sommer soll noch ein neues Buch von ihr erscheinen mit dem Titel "Schule beweg dich" als Antwort auf den Pisa-Stress - und wie es auch anders gehen kann.


    Wenn bereits mehr Prävention schon bei Schwangeren, bzw. durch Kinderärzte während des 1. Lebensjahres von Kindern stattfinden würde, gäbe es m.E. wesentlich weniger Lern- und Verhaltensgestörte, weniger Erziehungsprobleme, weniger Gewalttäter, weniger psyschich Kranke und weniger Lehrer mit "Burnout-Syndrom".


    Viele Grüße


    Erika

    "Die Lehrer bezeichnen Lesen, Schreiben und Rechnen als Grundlagenfächer. In Wirklichkeit handelt es sich aber bei diesen Lehrstoffen bereits um sehr komplexe Prozesse, die sich nur bei einer einwandfreien geistigen Verarbeitung der durch die Sinnesorgane aufgenommenen Wahrnehmung erlernen lassen." A. Jean Ayres

    Einmal editiert, zuletzt von Erika ()

  • Hallo Erika,


    irgendwie habe ich immer leichte Probleme damit, wenn jemand meint, zu wissen, wie "es" geht und eine Erklärung für Störungen jeder Art gefunden zu haben. Die sich dann - o Wunder - auch noch ruckzuck beheben lassen. Leider nur manchmal auf recht teure Art und Weise.


    Das grassiert im Moment ganz mächtig. Vielleicht hilft manchen das sogar. Aber an eine Lösung für alles glaube ich einfach nicht. Dazu sind diese Störungen einfach zu komplex.


    Ich kann schon verstehen, dass du mächtig von diesen Theorien überzeugt bist, wenn sie deinem Kind geholfen haben. Nur sollte man mit Vereinfachungen etwas vorsichtig sein.


    Wenn Leute mal eben schnell gegen Maximalgebühren in sechs Wochen oder vielleicht sogar durch Lesen eines Buches zum Kinesiologen ausgebildet werden und dann sogar per Fernwirkung Probleme jeder Art lösen können, ist mir das zumindest etwas verdächtig.


    Aber jedem das Seine.


    Grüße Enja

  • Hallo,


    eines ist sicher klar, oft leider sogar viel zu oft, werden von Kinderärzten Sorgen der Mütter als "zu anspruchsvoll" abgetan.


    Aber z.B. eine Vorsorgeuntersuchung sollte nicht in einer kurzen, gerade mal 15-minütigen Untersuchung stattfinden.


    Hätte ich unserem 1.Kinderarzt Glauben geschenkt, wäre ich nicht so früh zum FFZ wegen der Sprachprobleme (und div. anderer) gegangen. Der gute Mann sprach etwas von "übertrieben", "wächst sich raus" ect... Als Kassenpatient hätte ich keine Überweisung erhalten und es wäre wertvolle Zeit verloren gegangen. Als Privatpatient habe ich mich um seine Ansicht nicht gekümmert und bin einfach hingegangen.


    (Dabei ist dieser Kinderarzt, wenn es sich um das Erkennen von ersten Erkrankungen im körperlichen Bereich handelt, ein Ass. Beim Enkelchen eines Kollegen, das am Feiertag zu ihm musste, hatte er den Verdacht eines Herzfehlers und dies hat sich bestätigt. Die Eltern waren aber wegen einer starken Hautreizung zum Arzt gegangen. Er aber hat eine Komplettuntersuchung gemacht, nur den Hautauschlag ansehen, gibt es beim ihm nicht).


    Bezüglich der Vorsorge, gerade in den ersten Jahren müsst etwas anders geregelt werden. Es müsste z.B. die Möglichkeit geben, auch ohne Rezept, ein Mal pro Jahr z.B. die Motorik von einem Fachmann (z.B. Ergo oder KG) überprüfen zu lassen.


    Vielleicht sollte man auch lange vor der Einschulung (z.B. im 3. Lebensjahr) eine verbindlich Untersuchung einführen, wie vor der Schule. Das könnte ja auch auf spielerische Art und Weise im Kiga stattfinden, dass hier regelmäßig Fachkräfte die Kinder beobachten.


    Wenn nämlich kurz vor der Schule die Defizite festgestellt werden, ist es schon zu spät. Außerdem haben dann sowohl Eltern, Ärzte als auch Kräfte in der Kita geschlafen.


    Doris

  • Hallo Doris,


    ich kenne aber auch diverse Mütter, die bei ihren Kindern eine Störung nach der anderen vermuten und auch ununterbrochen an ihnen herumtherapieren. Wir haben uns da nie so angeschlossen. Deshalb sind wir auch störungsfrei.


    Kaum ein Kind bei uns im Stadtteil kommt ohne Ergo- und Logotherapie davon. Bei Zweijährigen soll am besten schon abgeklärt werden, ob sie Autisten sind, ADS haben oder HB sind. Je nachdem, wo man dann hingeht, bekommt man das alles auf Wunsch auch attestiert. Die Leute leben ja von diesen Trends.


    Wie gesagt, wenn es hilft, habe ich nichts dageben. Mag ja in dem einen oder anderen Fall so sein.


    Grüße Enja

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Enja schrieb am 22.05.2005 10:47:
    Kaum ein Kind bei uns im Stadtteil kommt ohne Ergo- und Logotherapie davon. Bei Zweijährigen soll am besten schon abgeklärt werden, ob sie Autisten sind, ADS haben oder HB sind. Je nachdem, wo man dann hingeht, bekommt man das alles auf Wunsch auch attestiert. Die Leute leben ja von diesen Trends.


    Das kommt mir (auch) als Mutter sehr bekannt vor...


    Ich bin auch nach wie vor der Meinung, dass "echte" Störungen oder HB seltener sind, als es zur Zeit modern ist.


    Trotzdem sehe ich auch das ähnlich wie Enja: wenn's hilft und die Kinder nicht sinnlos von Therapie zu Therapie geschleppt werden, ist es gut. Ich werde aber skeptisch, wenn wieder mal jemand eine absolute Heilslehre propagiert.



    LG,
    Melosine

  • Hallo,


    Zitat

    Bezüglich der Vorsorge, gerade in den ersten Jahren müsst etwas anders geregelt werden. Es müsste z.B. die Möglichkeit geben, auch ohne Rezept, ein Mal pro Jahr z.B. die Motorik von einem Fachmann (z.B. Ergo oder KG) überprüfen zu lassen.


    Doris, da gebe ich dir so ziemlich Recht. Allerdings gerade das 1. Lebensjahr ist sehr entscheidend. Leider haben die meisten Kinderärzte nicht das notwendige Wissen, um Umweichungen von der Entwicklung (z.B. Nicht-Krabbeln), die aber gewaltige Auswirkungen haben können, gezielt entgegen zu wirken.


    Enja, dass du dir das alles nicht vorstellen kannst, heißt noch lange nicht, dass ich und andere Mütter Wahnvorstellungen haben. Ich kann mir vieles auch nicht vorstellen, wenn ich mich damit nicht beschäftigt habe.


    Welche Eltern rennen freiwillig von einem Therapeuten zum anderen? Wer gibt denn schon freiwillig sein Geld für unnütze Therapien aus? Es gibt sicher einiges, was nur Geldmacherei ist. Aber es gibt auch Therapien, die sinnvoller als z.B. Ergo sind. Leider brauchen neue Behandlungsmethoden teilweise mehrere Generationen, bis sie anerkannt werden. Da ich nicht mehrere Generationen warten kann, um meinen Kindern zu helfen, muss ich eben dafür bezahlen.


    Zitat

    ich kenne aber auch diverse Mütter, die bei ihren Kindern eine Störung nach der anderen vermuten und auch ununterbrochen an ihnen herumtherapieren. Wir haben uns da nie so angeschlossen. Deshalb sind wir auch störungsfrei.


    Du solltest dich m.E. erst einmal etwas genauer informieren, bevor du solche Äußerungen tätigst. Das gleiche gilt auch für Melosine.


    Gruß Erika

    "Die Lehrer bezeichnen Lesen, Schreiben und Rechnen als Grundlagenfächer. In Wirklichkeit handelt es sich aber bei diesen Lehrstoffen bereits um sehr komplexe Prozesse, die sich nur bei einer einwandfreien geistigen Verarbeitung der durch die Sinnesorgane aufgenommenen Wahrnehmung erlernen lassen." A. Jean Ayres

  • Zitat

    Wer gibt denn schon freiwillig sein Geld für unnütze Therapien aus?


    Frauen... Schau mal ins Badezimmer :D

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

  • Hallo,


    Zitat

    Wer gibt denn schon freiwillig sein Geld für unnütze Therapien aus?


    Na ja, nicht jede Therapie, die nicht von der Krankenkasse anerkannt ist, ist auch unnütz. Meine Dorntherapie zum Wirbeleinrenken z.B. zahle ich auch selbst und sie wirkt Wunder. :D


    Aber: Erika, was genau willst du denn jetzt eigentlich? Das gehört meines Erachtens doch mehr in den medizinischen Bereich und ist damit Aufgabe eines Arztes, nicht des Lehrers.


    LG
    Tina

    Ein Hund denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, sie müssen Götter sein!" Eine Katze denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, ich muss ein Gott sein!"

  • Hallo,


    "Allerdings gerade das 1. Lebensjahr ist sehr entscheidend. Leider haben die meisten Kinderärzte nicht das notwendige Wissen, um Umweichungen von der Entwicklung (z.B. Nicht-Krabbeln), die aber gewaltige Auswirkungen haben können, gezielt entgegen zu wirken."


    Eine so frühe Betreuung der Familien durch die Schule halte ich nicht für machbar. Eine Beeinflussung der Vorgehensweise der Kinderärzte eher auch nicht.


    Die Forderung, dass die Schule auch gesundheitliche Störungen der Kinder diagnostizieren soll, halte ich für unrealistisch. Wie sollte das gehen?


    Und ja: Ich glaube nicht, dass heute praktisch jedes Kind eine Ergo-, Logo- und was weiß ich-Therapie braucht. Das ist inflationär. Und gerade für die Kinder, die wirklich Hilfe brauchen gar nicht gut.


    Grüße Enja

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Enja schrieb am 23.05.2005 06:27:
    Die Forderung, dass die Schule auch gesundheitliche Störungen der Kinder diagnostizieren soll, halte ich für unrealistisch. Wie sollte das gehen?


    Indem wir alle erst noch Medizin studieren, bevor wir auf die Schüler losgelassen werden. :D


    Ernsthaft muß ich leider sagen, daß ich als Lehrer vielleicht feststelle, daß ein Kind sich anders verhält als andere. Aber daher weiß ich noch lange nicht, was es ist, woran es liegt und wie man entgegenwirken könnte. Dafür sind dann wohl doch eher die Mediziner da. Ich als Lehrer kann höchstens versuchen mit den Eltern im Gespräch über meine Beobachtungen zu reden und zu versuchen, daß dem jeweiligen Kind geholfen werden kann.


    Liebe Grüße,


    Dalyna

  • Hallo,


    Zitat

    Aber: Erika, was genau willst du denn jetzt eigentlich? Das gehört meines Erachtens doch mehr in den medizinischen Bereich und ist damit Aufgabe eines Arztes, nicht des Lehrers.


    Tina, das Thema sollte sehr wohl Lehrer interessieren, denn oft werden Kinder von Lehrern und natürlich auch Eltern nicht verstanden, falsch beurteilt. Das kann für diese Kinder die Hölle sein. In den von mir empfohlenen Büchern gibt es darüber hinaus zahlreiche Tipps für Eltern, Erzieher und Lehrer, wie die Kinder mit kleinen Hilfen sinnvoll unterstützt und ihre Entwicklung gefördert werden kann.


    Im Schulamtsbezirk Wetzlar gibt es sogar seit 1997 die Abteilung ANKe -Link s. oben-, die darüber hinaus noch mehr Förderung für Schüler anbietet und in diesem Zusammenhang auch Lehrer informiert und mit ihnen zusammenarbeitet.


    Zitat

    Eine so frühe Betreuung der Familien durch die Schule halte ich nicht für machbar.


    Schule kann Kinder natürlich erst ab Schulbeginn betreuen. Habe ich mich so undeutlich ausgedrückt?


    Zitat

    Die Forderung, dass die Schule auch gesundheitliche Störungen der Kinder diagnostizieren soll, halte ich für unrealistisch. Wie sollte das gehen?


    Das geht sehr wohl. Mit entsprechendem Grundwissen (nur ein bisschen lesen) können Lehrer schon einige Auffälligkeiten bei den Kindern erkennen und Hilfestellungen anbieten. Das wichtigste für die betroffenen Kinder wäre, dass sie nicht fälschlich für faul, dumm, schlecht erzogen usw. gehalten würden.


    Außerdem gibt es Lehrerfortbildungen, so dass auch Schulen in der Lage wären, ähnliche Förderungen wie im Schulamtsbezirk in Wetzlar anzubieten.


    Zitat

    Eine Beeinflussung der Vorgehensweise der Kinderärzte eher auch nicht


    Es läuft einiges an Aktionen mit dem Ziel, die U-Untersuchungen bei den Kinderärzten entsprechend zu erweitern. Es wird aber wohl noch ein längerer Weg sein. Inzwischen gibt es allerdings immer mehr Kinderärzte, die sich überzeugen lassen, aber immer noch viel zu wenige.


    Leider gibt es überall mehr Menschen, die lieber an das glauben, was es schon immer gab.


    Enja, übrigens habe ich nie gesagt, dass mein Thema auf alle Problemkinder zutrifft. Das wird mir zwar ständig nachgesagt, habe ich aber nie behauptet. Ich bin lediglich davon überzeugt, dass es keine seltenen Einzelfälle sind, sondern schon einige mehr betrifft. Und es werden noch mehr werden, wenn nicht endlich etwas passiert.


    Gruß Erika
    Viele Grüße
    Erika

    "Die Lehrer bezeichnen Lesen, Schreiben und Rechnen als Grundlagenfächer. In Wirklichkeit handelt es sich aber bei diesen Lehrstoffen bereits um sehr komplexe Prozesse, die sich nur bei einer einwandfreien geistigen Verarbeitung der durch die Sinnesorgane aufgenommenen Wahrnehmung erlernen lassen." A. Jean Ayres

  • Hallo,


    ich glaube, es geht doch gar nicht darum, dass Lehrer hier groß eigenständige Diagnosen stellen, das ist nicht deren Job.


    Aber es kann sehr wohl von Vorteil sein, wenn einem Lehrer nur auffällt, dass ein Kind Schwierigkeiten beim Schreiben hat, Basteln ect.... Es ist gut, wenn ein Lehrer sich Gedanken über das auffällige Verhalten eines Kindes macht.


    Dann sollte dieser Lehrer die Eltern ansprechen, mitteilen, was er festgestellt hat und empfehlen, dies abklären zu lassen. Schön wäre es, wenn außer in Grundschulen auch in anderen Schulen bekannt wäre, welches sinnvolle Anlaufstellen sind.


    Besser wäre es allerdings, wenn Auffälligkeiten schon viel früher z.B. noch vor dem Kiga festgestellt werden, aber da fehlt es leider wirklich oft an Fachwissen beim Kinderarzt, der wirklich auffällige Entwicklungsrückschritte nicht feststellt oder "warten" will.


    Im Kiga können viele Auffälligkeiten auch festgestellt werden (Basteln, Turnen ect...).


    Ich kann z.b. nicht verstehen, dass jetzt erst in Klasse 6 (!) von einer Sportlehrerin festgestellt wird, dass mein Kind so massive motorische Störungen hat, dass es nie eine gute Sportnote haben kann.


    Weder bei den Untersuchungen vor der Schule, im Kiga oder im Sportunterricht von Klasse 1-5 ist dies bisher aufgefallen.


    Hat man in der Schule eine Gnadendrei gegeben? Waren die Sportlehrer bisher nicht genügend ausgebildet oder liegt es daran, dass die Sportlehrerin unserer Tochter eine Sonderausbildung für Fördersportunterricht hat?


    Erst auf diese Hinweise hin hat unsere Kinderärztin eine besondere Untersuchung veranlasst und gab der Lehrerin recht, ein Orthopäde, der parallel untersuchte stellt nichts fest.


    Hier sieht man, wie das gleiche Kind unterschiedlich gesehen wird.


    Wenn Eltern und Lehrer sich aber verstehen, dürften Hinweise kein Problem darstellen.


    Doris

  • Hallo,


    ja Doris, du hast scheinbar ähnliches erlebt mit Kinderärzten. Ich habe ihnen immer vertraut. Mein Sohn hat einige Entwicklungsschritte später durchlaufen und scheinbar auch nicht so intensiv, wie es sein sollte. Nie hatte ich mir Sorgen gemacht, war nie therapiegeil. Ich habe Vertrauen zu den Kinderärzten gehabt (3 verschiedene). Im Nachhinein muss ich wirklich sagen - leider! Warum habe ich mich nicht früher selber schlau gemacht. Mit dem Wissen von heute, gab es bei meinem Sohn schon von Geburt an ständig deutliche Anzeichen für eine Entwicklungsstörung, wo etwas hätte getan werden müssen, um spätere Lern- und Verhaltensstörungen zu vermeiden. Den beliebten Satz von einigen Kinderärzten "Das wächst sich aus" bekommen viele Eltern zu hören. Leider wächst sich nur nichts aus.


    Wie gesagt, es gibt die Kinder, bei denen einiges nicht ausgewachsen ist. Deshalb ist es wichtig, dass auch Lehrer wissen, warum einige Kinder nur anders als die anderen lernen können und sich anders als erwünscht benehmen.


    Lehrer könnten ihnen eine große Hilfe sein.


    Zu HB möchte ich noch einmal etwas sagen und Melosine ausnahmsweise Recht geben: Mir kommt es auch so vor, dass im Augenblick sehr viele Kinder HB sein sollen (die Lehrerin meines Sohnes hat ja auch so eine Vermutung).
    Bei einigen Kindern mit Entwicklungsstörungen arbeiten die Gehirnhälften, die normalerweise jeweils für bestimmte Aufgaben zuständig sind, nicht richtig zusammen (z.B. bei vielen Kindern, die nicht gekrabbelt sind). Einige haben Probleme beim Lesen und/oder Schreiben, denn sicher gelernte Buchstaben und Wortbilder stehen nicht zur Verfügung. Das Kind lernt linkshirnig und muss sich immer wieder alles neu erarbeiten. Andererseits entwickeln diese Kinder aber besondere Begabungen, z. B. sprachliche Begabung, und/oder sie können im besonderen Maße logisch denken. Da sehe ich irgendwie einen Zusammenhang.


    Kennt jemand das Buch "Legasthenie - ein Talentsignal" von Ron Davis? Ich habe viel davon gehört, es aber noch nicht gelesen. Jedenfalls geht es darum, dass Legastheniker zwar nicht richtig schreiben können und andere Auffälligkeiten - auch motorische zeigen, aber andere besondere Talente besitzen, die man fördern sollte. Einstein war doch auch so einer.


    Viele Grüße
    Erika

    "Die Lehrer bezeichnen Lesen, Schreiben und Rechnen als Grundlagenfächer. In Wirklichkeit handelt es sich aber bei diesen Lehrstoffen bereits um sehr komplexe Prozesse, die sich nur bei einer einwandfreien geistigen Verarbeitung der durch die Sinnesorgane aufgenommenen Wahrnehmung erlernen lassen." A. Jean Ayres

  • Hallo Erika,


    grundsätzlich finde ich es prima, aus Sicht des Betroffenen den Versuch zu unternehmen, den anwesenden Lehrern eine Thematik nahezubringen, die in der aktuellen Berichterstattung hauptsächlich durch emotionsgeladene und schlecht bzw. schlampig recherchierte Panikmache präsentiert wird.


    Soweit ich mitbekommen habe, sind zwar an vielen Unis und PHs diese Themen sehr präsent, aber der Forschungsstand, z.B. bei ADS hat ja gerade auch eine sehr rasante Entwicklung (tomographische Darstellung der Hirntätigkeit bei ADSlern - komplett andere Bereiche übernehmen die "Aufgaben" als bei "nicht-ADSlern" ) und aktuelle Erfahrungen Betroffener, die sich intensiv damit befasst haben, können da sehr hilfreich sein.


    Wie Enja habe aber auch ich meine Probleme damit, Deine Sicht von ADS und Co auf Grundlage Deiner Erfahrungen (die Dir hier sicherlich niemand absprechen möchte!) derartig pauschal von Einzelfall/Einzelfällen auf alle zu beziehen bzw. die Sicht einer Therapeutin oder die Sichtweisen und Theorien eines Fachbuches als unumstössliche Wahrheiten zu akzeptieren.


    Sie haben sich für Dich als wahr und hilfreich erwiesen - prima, wenn Du damit Deine Situation verbessern konntest.


    Aber nur ein Detail als Beispiel: wenn sich bei Dir bzw. Deinem Kind beispielsweise eine medikamentös gestützte Verhaltenstherapie bei ADS als nicht hilfreich erwiesen hat, so ist es doch sehr vermessen, daraus zu folgern, sie sei grundsätzlich keine Lösung oder insgesamt nicht hilfreich.


    Ich habe schon einige fachlich fundierte Beiträge und Studien gelesen, die Einigem, das Du hier erwähnst, komplett widersprechen.
    Zu jeder These gibt es eine Gegenthese, bei jeder Studie sollte meines Erachtens genau hingeschaut werden, wer wann warum und bei wem wonach getestet hat und unter welchen Bedingungen. Ebenso Theorien zu Entwicklung und Erziehung.


    Eine "Daseinsberechtigung" haben sie alle (die Gedanken sind ja bekanntlich frei ;) ).


    Sicherlich kann jeder bei der Lektüre von Erfahrungsberichten, Studien und Fachbüchern, die sich mit der Thematik befassen, wichtige Anregungen für den Erziehungs- bzw. Schulalltag mitnehmen.


    Mit kritischem Hinterfragen kann dann jeder selbst entscheiden, was er für sich und seine individuelle Situation annimmt und was nicht und welcher Folgerungen er daraus zieht.


    Die Erfahrungswelt des Einzelnen hat auch einen Wahrheitswert (ist eben relativ ;) ) - genau wie sie Dir keiner absprechen kann, solltest Du sie den hier Anwesenden ebenfalls zugestehen.


    Freundliche Grüsse,
    Steffi

  • Hallo, Steffi,


    ich stimme dir aus vollem Herzen zu!
    Bablin

    Wer hohe Türme bauen will,
    muss lange beim Fundament verweilen.
    Anton Bruckner

  • Hallo,


    Steffi schrieb:

    Zitat

    Wie Enja habe aber auch ich meine Probleme damit, Deine Sicht von ADS und Co auf Grundlage Deiner Erfahrungen (die Dir hier sicherlich niemand absprechen möchte!) derartig pauschal von Einzelfall/Einzelfällen auf alle zu beziehen bzw. die Sicht einer Therapeutin oder die Sichtweisen und Theorien eines Fachbuches als unumstössliche Wahrheiten zu akzeptieren.


    Einiges möchte ich erst einmal richtig stellen.


    Meine Sicht bezüglich ADS beruht nicht NUR auf eigene Erfahrungen, denn ich kenne viele andere Betroffene und Fachleute - persönlich und per Internet -, die die gleiche oder ähnliche Sichtweisen haben.


    Hier mal nur einige davon: http://www.inpp.de/modules.php…dex&topic_id=0&page_id=17 und http://www.paepki.de/adressen.htm und es werden immer mehr. Noch überwiegen sicher die Ritalin- und- Verhaltenstherapie-Überzeugten, und die Pharmaindustrie steht dahinter. Mal sehen, wie es weitergeht!


    Außerdem habe ich nicht nur EIN Fachbuch gelesen, sondern inzwischen sehr viele und noch mehr Berichte im Net.


    Mein Kind hat weder Ritalin noch Verhaltenstherapie bekommen, obwohl ich schon einmal kurz davor war. Ritalin heilt NICHTS. Ich habe nicht abgestritten, dass Ritalin z.B. die Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeit steigert, aber zu welchem Preis. Außerdem kenne ich einige, die trotzdem noch reichlich Probleme haben. Es wird übrigens immer mehr über Langzeitschäden diskutiert. Siehe auch


    http://www.manmed.de/seiten/th…al/kinder/ads/ads_de.html


    Das, was Frau Dr. Halfmann hier vorgetragen hat, ist NICHT NUR DIE MEINUNG EINER PERSON.


    Steffi schrieb:

    Zitat

    z.B. bei ADS hat ja gerade auch eine sehr rasante Entwicklung (tomographische Darstellung der Hirntätigkeit bei ADSlern - komplett andere Bereiche übernehmen die "Aufgaben" als bei "nicht-ADSlern" ) z.B. bei ADS hat ja gerade auch eine sehr rasante Entwicklung (tomographische Darstellung der Hirntätigkeit bei ADSlern - komplett andere Bereiche übernehmen die "Aufgaben" als bei "nicht-ADSlern" )


    Ich streite nicht ab, dass einige Menschen andere Hirnbereiche zur Aufgabenlösung benutzen. Das kannst du auch z.B. in "Flügel und Wurzeln" nachlesen. Ebenso habe ich nicht behauptet, dass Erziehung oder psychische Probleme keinen Einfluss auf die Entwicklung nehmen.


    Bei ADS wird immer von Ausschlussdiagnose geredet. Was wird denn ausgeschlossen? Kiss und frühkindliche Reflexe z.B. werden in der Regel doch gar nicht abgeklärt.


    Zitat

    Ich habe schon einige fachlich fundierte Beiträge und Studien gelesen, die Einigem, das Du hier erwähnst, komplett widersprechen.


    Kannst du hierfür Beispiele nennen?


    Ich weiß, dass ich und immer mehr andere gegen den Strom schwimmen, aber das ist wohl normal so, bevor Neuerungen von der Allgemeinheit akzeptiert werden. Erst werden sie belächelt, dann bekämpft, bis sie dann manchmal erst nach 20 - 30 Jahren anerkannt werden.


    Viele Grüße
    Erika

    "Die Lehrer bezeichnen Lesen, Schreiben und Rechnen als Grundlagenfächer. In Wirklichkeit handelt es sich aber bei diesen Lehrstoffen bereits um sehr komplexe Prozesse, die sich nur bei einer einwandfreien geistigen Verarbeitung der durch die Sinnesorgane aufgenommenen Wahrnehmung erlernen lassen." A. Jean Ayres

  • Hallo Erika,


    hier an dieser Stelle die übliche heiße Diskussion zwischen Ritalin-Anhängern und Ritalin-Gegnern zu führen, wird vermutlich nicht klappen, weil dazu die entsprechenden Betroffenen fehlen.


    Grüße Enja

  • Hallo Erika,


    ich hatte die Details zur Veranschaulichung möglicher anderer Anschauungen als der Deinen (die Du aus einem oder einhundert Fachbüchern gewonnen haben magst) gewählt, und nicht, um hier in einem Lehrerforum eine Diskussion ausfühlichst auszubreiten, die diesen Rahmen deutlich sprengt.


    Audiatur et altera pars.


    Was ich persönlich belächle oder bekämpfe oder inwieweit ich mit oder gegen den Strom schwimme, gemeinhin auch, welche Positionen ich „en detail“ als Mensch dabei beziehe, dürfte und sollte meinem Beitrag kaum zu entnehmen sein.


    Freundliche Grüsse,
    Steffi

  • Hallo,


    Steffi schrieb

    Zitat

    Was ich persönlich belächle oder bekämpfe oder inwieweit ich mit oder gegen den Strom schwimme, gemeinhin auch, welche Positionen ich „en detail“ als Mensch dabei beziehe, dürfte und sollte meinem Beitrag kaum zu entnehmen sein.


    Das habe ich auch nicht gesagt.


    Was heißt das: "Audiatur et altera pars." Ich kann kein Latein.


    "En detail" habe ich verstanden. Trotzdem frage ich mich, warum du nicht unsere deutsche Sprache benutzt.


    Gruß Erika

    "Die Lehrer bezeichnen Lesen, Schreiben und Rechnen als Grundlagenfächer. In Wirklichkeit handelt es sich aber bei diesen Lehrstoffen bereits um sehr komplexe Prozesse, die sich nur bei einer einwandfreien geistigen Verarbeitung der durch die Sinnesorgane aufgenommenen Wahrnehmung erlernen lassen." A. Jean Ayres

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