Spiegel: Die Erziehung der Eltern

  • Oh ein Papa
    Kinder mit akademischem Hintergrund haben generell den Vorteil, dass sie das Abitur nicht als seligmachendes Ziel vermittelt bekommen. Wie sie zuhause sehen, fängt der Stress danach erst richtig an...


    Was soll bedeuten als seligmachendes Ziel?Ich habe leider nicht den Vergleich zu Akademikern,leider nur zu den Berufen meiner Eltern welche Früh-Spät-Nacht-Wochenend-Feiertags und Bereitschaftsdienste beinhalten,sowie der Angst weg rationalisiert zu werden aus Spargründen und immer mehr Kürzungen.
    Stelle mir auch die Arbeit z.B. eines Fernfahrers sehr stressig vor ,sowie der Arbeiter welche von morgens bis abends in einer Fabrik stehen.


    Laura 83

    Leider weiss ich nicht,wie es später wird.Du hast sicher mit dem was du schreibst recht.Es würde bedeuten,dass dann nur noch studieren kann,wer es auch bezahlen kann,also vermögende Eltern hat.Schade wenn es so kommt.

    Träume nicht Dein Leben,lebe Deinen Traum

  • Zitat


    Es würde bedeuten,dass dann nur noch studieren kann,wer es auch bezahlen kann,also vermögende Eltern hat.Schade wenn es so kommt.


    Sicher geht es auch anders (viele arbeiten eben relativ viel nebenbei). Es wird aber erheblich schwieriger, wenn die Finanzierung der Studiengebühren bevorsteht. Außerdem kann man eventuell besonders teure Universitäten (manche wollen mehr Studiengebühren verlangen) dann nicht besuchen.


    Sorry, das ging wieder weg vom Thema, das Remus Lupin noch mal ins Gedächtnis gerufen hat. Ich fand den Artikel auch sehr interessant.
    Irgendwo im Artikel steht

    Zitat

    Im Kindergarten kann man den Kindern aus benachteiligten Familien noch am wirksamsten helfen.

    Das wäre ein interessanter Ansatzpunkt. In England gibt es doch z.B. diese Bildungszentren in denen für die Weiterbildung der Eltern gesorgt wird und die Kinder in den Kindergarten gehen können. Sowieso fehlen in Deutschland viele Kindergartenplätze und Krippenplätze etc.

  • Ich freue mich auch sehr auf die Zukunft, ja.
    Da mein Vater seit ca. 20 Jahren dem Gedanken des Unterschicht-Artikels zu folgen scheint ("Wenn ich arbeite, muss ich auch zahlen") und die Stelle meiner Mutter nach 11 Jahren wegrationalisiert wurde, lebe ich von dem Bafög-Höchstsatz.


    Da die Zustände für Lehrämtler in Kiel schon recht schlecht sind, denke ich mal, dass mir noch vor der Zwischenprüfung das Geld gestrichen wird, da ich nicht alle Scheine werde bis zum Ende des 4. Semesters sammeln können..
    Aus den Psycho-/Pädagogik-/Soziologie-Veranstaltungen soll man als Nicht-Diplomer/Hauptfächler angeblich stets rausfliegen..
    Schade auch..
    Von meinen Eltern kann ich keine Hilfe erwarten


    Remus: Wer weiß, ob sich die Gültigkeit dieses Artikels in 10 Jahren immer noch nur auf bestimmte kleine Stadtviertel beschränkt oder der Trend weiter in diese Richtug geht..


    Projekte wie dieser Kindergarten könnten tatsächlich eine erste Lösung sein, vielleicht auch die einzige, allerdings klingt die Finanzierungsarbeit mehr als furchterregend.. Na, wer ist dafür zuständig?


    "Außerdem: Die Mittel- und Oberschicht bekommt immer weniger Kinder. Akademikerinnen bleiben bereits heute zu über 44 Prozent kinderlos. Tendenz steigend. "Das Leben mit Kindern wird mehr und mehr zur Lebensform der Unterschicht", sagt der Soziologe Strohmeier. Die Wiege Deutschlands steht im Meerkamp."


    Dazu muss man wohl nicht mehr viel sagen..
    :rolleyes:

  • Wäre es nach diesem Artikel nicht sinnvoller den Menschen statt Geld z.b. Gutscheine für Nahrung (Zigaretten,Alkohol ausgenommen) und Kleidung zu geben und eben Projekte wie mit dem Kinderkarten zu fördern?

    Träume nicht Dein Leben,lebe Deinen Traum

  • Genau den Gedanken hat meine Frau auch ausformuliert: Geld hilft nicht, sondern zementiert den Zustand. Ich hab schon mehrmals darauf hingewiesen, das die Pisa Sieger nicht alle ein Programm zum Abbau frühkindlicher Reflexe haben. Viele haben aber ein wesentlich effektiveres Kindergarten- und Vorschulprogramm. Und das scheint tatsächlich Wirkung zu haben.


    Gruß, Remus

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

  • Hallo,


    Kinder finden das normal, was ihnen in den Familien vorgelebt wird.
    Wenn der Vater jeden Tag von morgens bis abends vor der Glotze sitzt und nicht arbeitet, dann ist das für das Kind Normalität.


    Und das Elternhaus prägt.


    Deswegen denke ich, wird der Staat nicht umhinkommen, die Eltern irgendwie einzubeziehen.
    Das wurde in dem Beitrag auch deutlich, dass den Eltern zumindest die Grundkenntnisse, nahegelegt werden.


    Wenn das nicht geschieht, wird es sicherlich einige, starke Kinder geben, die den Absprung schaffen, aber die Mehrheit wird es nicht schaffen.
    Die Familie ist ein System (Eltern und Kinder) und das ganze System muss in Gang gesetzt werden.


    woman123

    • Offizieller Beitrag


    Man muss hier aber erwähnen, dass Helmke im Grunde nichts wirklich neues sagt. Diese Fakten haben wir vor etwas mehr als einem Jahr in unserem Hauptseminar auch besprochen. Aber man sollte tatsächlich endlich die Möglichkeiten schaffen - sowohl zeitlich, räumlich als auch personell, dass man Unterricht im Nachhinein selbst und in Teams reflektiert, d.h. Supervision.


    Gruß
    Bolzbold

  • Hallo,


    Eltern sind für die Kinder meist "Vorbild" und das was sie tun, ist für Kinder so ok.


    Das merkt man doch schon beim Arbeitsverhalten bzw. auch der Neigung sich krank zu melden.


    Eltern, die fleißig sind, immer ihre Aufgaben erledigen, werden in der Regel auch Kinder haben, für die dies auch selbstverständlich ist.


    Eltern, die selbst oft wegen "Kleinigkeiten" einfach sich krank melden, deren Kinder werden auch sich schneller krank melden.


    In unserem Arbeitsbereich bin ich eine der Kollegen mit den wenigsten Krankheitstagen, trotz Schwerbehinderung. Kollegen ohne Behinderung haben teilweise schon insgesamt 6 Wochen gefehlt, aber immer so 3 Tage, mal 2 Tage, dann mal eine Woche ect....


    So etwas prägt Kinder.


    Aber dagegen können Lehrer leider nichts machen, gerade in Sozialen Brennpunkten kämpft man ja mit vergessenen Aufgaben, Materialien, zu spät kommen, gar nicht kommen ect.... Da ist es einfacher, zu Hause zu bleiben und mit Papi vor der Glotze sitzen.


    Nur gerade solche Eltern gingen gar nicht in die wichtigen Schulungen. Da gehen eh dann diejengen hin, die eh schon Konzepte haben. Außerdem müssen Eltern ja auch in der Lage sein, zu verstehen, was richtig und falsch ist. Sei es von der Sprache her oder sie sind zu ungebildet dazu.


    Das ist ein ziemlicher Teufelskreis.


    Doris

  • Hallo Doris,
    vielleicht kann man es so sagen:
    Es gibt Eltern, die ihre "Hausaufgaben" nicht ernst nehmen. Aber die sind nicht hier.
    Es gibt auch LehrerInnen, die ihre "Hausaufgaben" nicht machen. Aber ich denke, die sind auch nicht hier.
    Wenn also hier manchmal Eltern meinen, auf "die Lehrer" losgehen zu müssen, dann trifft es hier die falschen. Ebenso verhält es sich mit Lehrern, die sich beklagen, dass einige Eltern ihrer Klasse sich falsch verhalten.
    Trotzdem stehe ich dazu, dass die Lehrer hier auch mal "seufzen" dürfen. Das dürfen sie im Lehrerzimmer ja auch. Und aufmunternde Worte kriegen sie hier. Wie hoffentlich in ihrem Lehrerzimmer auch.
    Viele Grüße
    Ferien-venti :)

  • Ich denke schon, dass man diesen Teufelskreis durchbrechen kann: Durch frühere Einbindung dieser Kinder in eine geregeltere Welt. Die unterschiedlichen Chanchen der Migrantenkinder mit und ohne Kindergarten sprechen doch eine überaus deutliche Sprache:


    Zitat

    Die gute Nachricht ist: Bildung hilft tatsächlich. Im Kindergarten kann man den Kindern aus benachteiligten Familien noch am wirksamsten helfen. Das beweist eine neue Studie des Kriminologen Christian Pfeiffer: 39 Prozent aller Kinder in Deutschland gehen aufs Gymnasium, Ausländerkinder jedoch nur zu neun Prozent. Und was ist mit den Ausländerkindern, die in einen deutschen Ganztagskindergarten gehen? Auch von denen schaffen es 39 Prozent aufs Gymnasium, genauso viele wie im Durchschnitt.


    Bleibt nur noch zu klären, ob dies ein kausaler Zusammenhang ist, oder Kindergarten und Gym beide vom Bildungsstand der Eltern abhängen. Die Erfahrungen in anderen Ländern zeigen jedoch, dass hier die Chance besteht, den Schichtzusammenhang zu knacken. Diese Kinder müssten dringend in einen Kindergarten. In der Schule ist es schon zu spät...


    Gruß,
    Remus

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

    Einmal editiert, zuletzt von Remus Lupin ()


  • So ganz kann ich da nicht zustimmen. Ich habe Eltern, die eigentlich nie krank "gefeiert" haben (meine Mutter hatte ein tierisch schlechtes Gewissen, als sie mal wegen gerissener Achillessehne bzw. weil sie ein paar Tage ins Krankenhaus musste, nicht zur Schule konnte; mein Vater geht eigentlich auch nur dann nicht zur Arbeit, wenn er wortwörtlich nicht gehen kann, weil ihn ein Hexenschuss o.ä. außer Gefecht gesetzt hat).
    Dennoch habe ich (zwar hauptsächlich in Grundschule und Unterstufe) mal Bauchschmerzen oder Ohrenschmerzen.. na ja, zumindest aufgebauscht... :D


    Zugegeben, dass Verhalten hat sich im Laufe der Jahre gelegt, aber ich glaube, ganz so einfach ist es nicht.


    LG
    Katta

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Zitat

    Remus Lupin schrieb am 23.07.2005 16:36:
    Geld hilft nicht, sondern zementiert den Zustand. Ich hab schon mehrmals darauf hingewiesen, das die Pisa Sieger nicht alle ein Programm zum Abbau frühkindlicher Reflexe haben. Viele haben aber ein wesentlich effektiveres Kindergarten- und Vorschulprogramm.


    Leider ist bei derartigen Postings nicht immer erkennbar, ob vielleicht ein ironischer Unterton vorhanden sein soll.


    Ich möchte jedenfalls nicht in der Rolle meines Sohnes stecken, der sein Leben lang immer wieder für sein Verhalten gerügt wurde und ständig negative Reaktionen der Umwelt einstecken musste, im Kindergarten ständig zur Strafe oder Verhütung weiteren Unheils an der Hand der Erzieherin stehen musste und damit quasi gebrandmarkt wurde usw.
    Sein Selbstbildnis ist am Boden zerstört, er ist total unglücklich über seinen Körper und seinen Kopf, weil er bemerkt, dass er vieles nicht kann, was bei anderen problemlos möglich scheint und der schon mit 7 mehrmals von Selbstmord gesprochen hat.
    Und das soll nur eine Folge der Erziehung sein?


    Ich gratuliere allen Eltern, deren Kinder dies nicht erleben müssen.


    Er ist jetzt, während unseres Urlaubs (nach 6 Monaten INPP) zum ersten Mal in seinem Leben von Fremden wegen seines Sozialverhaltens gelobt worden.

  • Hallo Ute,


    den ironischen Ton in Remus' Posting habe ich nicht gefunden, er meinte mit seiner Bezeichnung des effektiven Kindergarten- und Vorschulprogramms auch mit Sicherheit nicht Sachen, die in eurem Kindergarten scheinbar vorgefallen sind.


    VG, das_kaddl.

  • Hallo Ute,


    ich habe aus Remus Lupins Äußerung auch herausgehört, dass er scheinbar nichts über die Auswirkungen von frühkindlichen Reflexen weiß bzw. wissen will. Wahrscheinlich muss man erst selbst betroffen sein und positive Veränderungen festgestellt haben, so wie wir, um überzeugt zu sein.


    In den skandinawischen Ländern gibt es ein effizienteres Kindergarten- und Vorschluprogramm, das ist wohl richtig. Diese Fachleute dort verfügen über umfangreiches Wissen, auch auf dem Gebiet der neurophysiologischen Kindesentwicklung.


    Neurophysiologische Entwicklungsförderung sollte m.E. bereits im Säuglingsalter beginnen, um spätere Sprach-/Lern-/Verhaltensauffälligkeiten zu verringern.


    In den skandinavischen Ländern gibt es sehr wohl Schulen, ebenso wie bei uns im Schulamtsbezirk Wetzlar, die Reflexhemmungsprogramme anbieten, natürlich nicht überall und in allen Schulen.


    Kinder mit noch vorhandenen Restreaktionen von frühkindlichen Reflexen werden übrigens im PISA-Siegerland Finnland, nicht wie in Deutschland weit verbreitet, aussortiert und ohne Förderung nach unten abgeschoben, sondern als Individuum gesehen und gefördert. Dort weiß man, dass Kinder, die z.B. zappeln und nicht still sitzen können, nicht absichtlich den Unterricht stören und deshalb vor die Tür geschickt werden sollten, sondern dass viele von ihnen Gleichgewichtsprobleme haben und besonderer Förderung bedürfen. Die Finnen wissen auch, dass vielfach nicht die Eltern Schuld sind, weil sie ihre Kinder vor dem Fernseher oder Computer verwahrlosen lassen. Sie haben eine bessere, umfangreichere Ausbildung bzw. Speziallehrer mit einer entsprechenden Ausbildung. Dort wird kein Kind fallengelassen, jedes muss mit. Wenn es Probleme hat, wird es gefördert. Dafür ist viel Wissen erforderlich, was die meisten Lehrer in Deutschland nicht haben.


    Werden Kinder als Individuum gesehen und gefördert, jedes Kind nach seinen Fähigkeiten, seinem Tempo usw. dann wird auch aus Kindern etwas, ohne dass frühkindliche Reflexe gehemmt bzw. integriert werden. Davon ist Deutschland aber weit entfernt. Mit Reflexhemmungs-/Integrationstherapie (teilweise nach notwendiger Kiss-Behandlung u.a.) kann man vielen Kindern das Leben sehr erleichtern - nicht wahr Ute?


    Gruß Erika

    "Die Lehrer bezeichnen Lesen, Schreiben und Rechnen als Grundlagenfächer. In Wirklichkeit handelt es sich aber bei diesen Lehrstoffen bereits um sehr komplexe Prozesse, die sich nur bei einer einwandfreien geistigen Verarbeitung der durch die Sinnesorgane aufgenommenen Wahrnehmung erlernen lassen." A. Jean Ayres

  • Hallo Erika,


    das Fernsehen wird oft als Schuldiger, der sich nicht wehren kann, herangezogen. Meine Kinder sehen selten fern und sitzen auch nicht ständig vor dem PC.
    Aber wer es mal versucht hat, sich mit ADHS-Kindern ruhig zu beschäftigen, kann nachvollziehen wie schwierig das ist und dass man sich einfach auf diesem Weg mal Ruhe verschaffen möchte.
    Ebenso verstehe ich den Satz, "ich habe genug von dir", der in diesem Posting erwähnt wird. Man muss so ein Kind mal Tag für Tag miterlebt haben. Dazu kommt, dass die Eltern dieses Kind jeden Tag um sich haben und nicht nach einer Stunde wieder gehen dürfen und dass sie genau wissen, dass das Chaos kein Ende hat, egal was man tut.
    Der Horror für mich war ein Kindergeburtstag, zu dem mein ADHS-Kind noch 4 gleichartige eingeladen hatte.
    Dazu ist man permanent dem Druck der Umwelt ausgesetzt, sein Kind doch mal besser zu erziehen. Die Energie, die ich bisher zur Verteidigung einsetzen musste, hätte ich gern in mein Kind investiert. Leider bekommt man aber nur selten, insbesondere von Fachleuten, hilfreiche Hinweise oder Unterstützung.
    Mein Antrag auf Kostenübernahme für INPP wurde gerade von der Kasse mit der Begründung abgelehnt, dass dies gesetzlich nicht vorgesehen sei. Leider wohnen wir nicht in Wetzlar!


    Grüße
    Ute

  • Hallo Ute,


    die IKK hingegen (von den anderen weiß ich nichts) soll doch bereits in Einzelfällen zahlen. INPP wäre zur Zeit zwar keine Kassenleistung, jedoch in der "Überprüfung", hieß es dort.


    Viele Grüße
    Erika

    "Die Lehrer bezeichnen Lesen, Schreiben und Rechnen als Grundlagenfächer. In Wirklichkeit handelt es sich aber bei diesen Lehrstoffen bereits um sehr komplexe Prozesse, die sich nur bei einer einwandfreien geistigen Verarbeitung der durch die Sinnesorgane aufgenommenen Wahrnehmung erlernen lassen." A. Jean Ayres

  • Zitat

    Erika schrieb am 09.08.2005 22:45:


    Dort weiß man, dass Kinder, die z.B. zappeln und nicht still sitzen können, nicht absichtlich den Unterricht stören und deshalb vor die Tür geschickt werden sollten, sondern dass viele von ihnen Gleichgewichtsprobleme haben und besonderer Förderung bedürfen. Die Finnen wissen auch, dass vielfach nicht die Eltern Schuld sind, weil sie ihre Kinder vor dem Fernseher oder Computer verwahrlosen lassen.



    Ich denke mal, deutschen Lehrern ist sehr wohl bewusst, dass Zappeln und die mangelnde Fähigkeit stillzusitzen keine Strategie zur Störung des Unterrichts darstellen.
    Es gibt eine Vielzahl von medizinischen Studien, die belegen, dass sich ein großer Teil der deutschen Kinder und Jugendlichen in einem miserablen körperlichen bzw. gesundheitlichen und folglich auch geistigen Zustand befindet.
    Auch Schuleingangsuntersuchungen bestätigen dies jedes Jahr.
    Zitat:
    „Im Jahr 2002 stellte man bei Schuleingangsuntersuchungen in Niedersachsen fest, dass mehr als ein Drittel aller einzuschulenden Kinder Entwicklungsdefizite und/oder gesundheitliche Störungen aufwies.“ (Dorothea Beigel, Flügel und Wurzeln ;) , S. 12 – die Autorin bezieht sich hier auf einen Artikel aus einer Zeitung). Auch Sprach-, Sprech- und Stimmstörungen werden erwähnt.
    In den anderen Bundesländern sieht es ähnlich aus. Bei den meisten der betroffenen Kinder haben die genannten Defizite aber keineswegs etwas mit frühkindlichen Reflexen zu tun, sondern mit einem eklatanten Bewegungsmangel, so jedenfalls sehen das laut Dorothea Beigel die Experten.
    Es ist also eine Tatsache, dass diese Probleme, die sich zwangsläufig auf die schulische Entwicklung der Kinder auswirken müssen, schon vor dem Schuleintritt bestehen, so dass die Schule ja unmöglich die Ursache sein kann. Bei einigermaßen wissenschaftlichem Herangehen müsste also eine gründliche Ursachenforschung betrieben werden (was bisher nicht erfolgt ist), und danach müsste an der Beseitigung bzw. Eindämmung der Ursachen gearbeitet werden. Anders kann man Probleme nicht lösen.
    Interessant ist für mich in diesem Zusammenhang die Schlussfolgerung, die im o.g. Buch gezogen wird:
    „Deshalb fordert sie [eine Professorin der FU Berlin] die enge Verknüpfung von Sprachförderung und Bewegungserziehung und empfiehlt eine diesbezügliche Verbesserung der Lehrerbildung (ebenda, S.12).
    Die Logik dieser Schlussfolgerung will sich mir nicht erschließen.
    Aber genau so diskutiert fast die gesamte deutsche Öffentlichkeit.


    Gruß


    Animagus

  • Da stelle ich doch eine einfache, ketzerische Frage:
    Wer ist dafür verantwortlich, dass die Kinder im frühkindlichen und Kindergarten- Alter, sowie am Nachmittag genügend Bewegung haben (und die sich nicht auf Fingerübungen an der Fernbedienung beschränkt....) ? Womit wir wieder beim Eingangsthema wären.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

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