Wo liegt hier genau der Unterschied. Es gibt verschiedene Intelligenzen, doch wo ist der Unterschied zu Begabung? Wenn jemand sprachliche intelligent ist, ist er dann auch sprachlich begabt? Wo ist die Grenzen zwischen den Begriffen zu ziehen?
Die Frage kam mir - natürlich - bei der Vorbereitung fürs Kolloquium. Für den Alltag ist sie wahrscheinlich nicht so relevant...
Maiglöckchen
Intelligenz und Begabung
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Intelligenz kann man grob testen. Was aber testet man, wenn man "Begabung" testet? Kann man Begabung überhaupt testen? Ist Begabung eine messbare Größe? Wie kannst du dir sicher sein, dass Dinge noch da sind, wenn keiner es überprüft? Geht das?
Gruß,
Remus -
Wenn man einen Intelligenztest hat durchführen lassen, bekommt man die Ergebnisse in Form eines Begabungsgutachtens.
Grüße Enja
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Zitat
Für den Alltag ist sie wahrscheinlich nicht so relevant...
Oh, ich denke schon. Für einige Kinder ist es sehr relevant ob deren Begabungen erkannt werden.
Tatsächlich nur der IQ messbar. Es gehört aber schon einiges an Wissen und Beobachtungsgabe dazu, um begabte Kinder /Jugendliche erkennen zu können. -
Hallo,
ganz intuitiv und vom Alltagsverständnis her bezieht sich "Begabung" wohl auf spezielle Bereiche (lesen, schreiben, rechnen, schwimmen, Geige spielen, Vogelhäuser basteln, Maschinen bauen), in denen von einem Kind besondere Leistungen zu erwarten sind.
"Intelligenz" scheint mir da eher ein Globalbegriff - und die IQ-Tests werden, soweit ich weiß, ja auch genau dafür immer wieder kritisiert: Niemand weiß so genau, was eigentlich gemessen wird, wenn "Intelligenz" gemessen wird.
Also: Begabung eher konkret, im Sinne von: das kann jemand gut; Intelligenz eher abstrakt?
(Sehe grade, dass Mia eher das Gegenteil meint ?(.)
Grüße
Unter uns -
Auch der IQ ist nicht wirklich messbar. Diese IQ-Angaben werden lediglich immer mal wieder völlig falsch verstanden. Das Ergebnis, das man bei einem IQ-Test heraus bekommt, zeigt lediglich an, dass sich die tatsächliche Intelligenz in etwa in diesem Bereich befindet. Bei jedem IQ-Test ist nämlich der Standardmessfehler einzubeziehen.
Würde man außerdem 5 verschiedene IQ-Tests durchführen, erhielte man in den meisten Fällen 5 verschiedene Ergebnisse. Man kann schon froh sein, wenn diese 5 verschiedenen Ergebnisse annähernd im gleichen Bereich liegen, dann erst könnte man eine Aussage über die tatsächlich zugrunde liegende Intelligenz machen.Ich wüsste von daher jetzt nicht, wie man Intelligenz von Begabung unterscheiden kann. Begabung habe ich bislang lediglich etwas weiter gefasster gesehen und nicht ausschließlich auf den kognitiven Bereich beschränkt, so z.B. ein geistig behindertes Kind, bei dem man sicherlich nicht von hoher Intelligenz sprechen würde, das aber trotzdem eine Begabung im handwerklichen Bereich haben kann und dort sehr geschickt ist.
Bislang habe ich also im Grunde genommen unter beiden Begriffen sehr ähnliche Dinge verstanden, aber ich bin gespannt, was hier noch an Beiträgen raus kommt....LG
Mia -
Ausschnitte aus www.wikipedia.de (Begriff Intelligenz/Begabung eingeben) :
ZitatIntelligenz (lat.: intelligentia = Einsicht, Erkenntnisvermögen) bezeichnet im weitesten Sinne die Fähigkeit zum Erkennen von Zusammenhängen und zum Finden von optimalen Problemlösungen.
Hinsichtlich der unterschiedlichen Bereiche der Problemstellungen werden auch unterschiedliche Arten von Intelligenz unterschieden.
In der Psychologie ist Intelligenz ein Sammelbegriff für die kognitiven Fähigkeiten des Menschen, also die Fähigkeit, zu verstehen, zu abstrahieren und Probleme zu lösen, Wissen anzuwenden und Sprache zu verwenden.
Die Wissenschaft streitet noch darüber, in welchem Maße Intelligenz vererbt wird bzw. durch soziale Einflüsse, z.B. die Erziehung, beeinflusst ist. Entsprechende Studien widersprechen sich z.T. Einigkeit unter seriösen Forschern besteht weitgehend nur darüber, dass beides eine Rolle spielt.Von Begabung oder Talent wird gesprochen, wenn eine Person über eine besondere Leistungsvoraussetzung verfügt. Meist ist das eine oder mehrere überdurchschnittliche Fähigkeit/en. Wenn man auch davon ausgehen kann, dass fast alle Menschen mehr oder minder begabt sind, so ist die Verwendung des Begriffs Begabung doch meist auf überdurchschnittliche Leistungsvoraussetzungen bezogen. Nicht selten spricht man auch von Hochbegabung oder Spitzentalent, um das Außerordentliche noch zu betonen.
Eine Begabung ist angeboren. Um auf einem Gebiet herausragende Leistungen zu erzielen, sind außer und zusätzlich zur Begabung aber auch Lernen und Training unumgänglich, ehe eine Begabung in entsprechende Fertigkeiten umgesetzt werden kann.
Es gibt Begabungen in den verschiedensten Wissens- und Könnensbereichen, die sich aber im allgemeinen der intellektuellen, künstlerischen oder sportlichen Sphäre zuordnen lassen.
Begabung äußert sich durch eine relativ frühe spezifische Ansprechbarkeit, für ein bestimmtes Material, eine bestimmte Aufgabe, für eine bestimmte Sache. Der Begabte verspürt zudem eine Neigung, für dieses Material usw. interessiert zu werden. Im Falle einer Begabung zeigt sich auch eine lustbetonte Leichtigkeit im Umgang mit der Bemeisterung dieses Materials etc. Ein Begabter kann sich durchaus für seinen Stoff aufopfern, da dieser ein gesteigertes Bedürfnis hat, auf seinem Gebiet mehr zu erleben. Außerdem ist die begabte Person ständig unzufrieden mit den bereits erlangten Leistungsstufen, was die Anstrengungsbereitschaft in diesem Bereich erhöht. Wissenschaftler bezeichnen es als ,, produktive Unzufriedenheit".
Das hieße, dass Intelligenz nur zum Teil vererbt wird (umstritten) und Begabung einfach angeboren ist. Außerdem kann man etwas gut können ohne es zwangsläufig besonders zu mögen. Bei einer Begabung würde da dann noch das Interesse/ der Eifer eine Rolle spielen. -
Zitat
Das hieße, dass Intelligenz nur zum Teil vererbt wird (umstritten) und Begabung einfach angeboren ist
Nein, das steht da nicht.
Da steht, daß man nicht weiß ob Intelligenz vererbt wird. Aber sie ist angeboren.
Interesse und Eifer müssen auch oft erst geweckt werden.
Viele schalten gerade in den ersten Schuljahren ihren Eifer komplett aus, da eh alles zu langweilig ist. Danach fangen dann die Probleme an, weil ja nichts mehr aufgenommen wird. -
unter uns: Nein, eigentlich meinen wir schon das Gleiche. Ich hatte auch kurz überlegt, ob ich denke, dass Begabung weiter oder enger gefasst ist. Ich hab mich dann für weiter gefasst entschieden, weil sich Intelligenz i.A. ja nur auf kognitive Bereiche bezieht im Gegensatz zu Begabung. Aber in der Regel meint man mit Begabung etwas Konkretes. So gesehen passt auch enger gefasst. Definitionssache also.
Ich denke aber Eifer reicht nicht aus, um die beiden Begriffe genauer zu definieren. Man kann sowohl intelligent als auch begabt sein, ohne größeren Eifer zu entwickeln. Vielleicht spricht man dann im Volksmund nicht mehr von Begabung, weil man's nicht mitkriegt, dennoch kann sowohl Begabung als auch Intelligenz vorhanden sein.
Angeboren ist wohl beides, aber Intelligenz kann sich durch Erziehung und Bildung weiterentwickeln. Ist das bei Begabung auch so? Normalerweise spricht man ja von Begabung eher als von etwas Grundlegendem und das, was weiter entwickelt wird, ist das Können/Wissen und nicht die Begabung....LG
Mia -
Abgesehen von der Diskussion, was nun die Begabung von der Intelligenz unterscheidet, die man ja theoretisch endlos führen kann, spielt leider im alltäglichen Leben die meist unvermeidbare bzw. unbewusste Subjektivität desjenigen, der über Begabung und Intelligenz eines Menschen urteilt bzw. urteilen darf gewaltig mit. Auf den Punkt gebracht, man sieht das, was man sehen will.
Wer die Macht hat, gibt die Meinung vor, so ist das.
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Zitat
Das hieße, dass Intelligenz nur zum Teil vererbt wird
Obenstehendes meinte ich im Sinne von MiaZitatIntelligenz kann sich durch Erziehung und Bildung weiterentwickeln
Ich stimme zu, dass Interesse oft erst geweckt werden muss. -
Vielen Dank für die Hilfsversuche. Mir scheint der Artikel von Wikipedia doch recht hilfreich zu sein. Danke!
Natürlich ist es relevant, dass man begabte Kinder erkennt, jedoch ist die definitorische Unterscheidung der beiden Begriffe dafür nicht unbedingt notwendig.
Ich bin mir auch nicht so sicher, ob die Unterscheidung kognitiv - praktisch (Mia) oder konkret - abstrakt (unter uns) so eindeutig ist. So spricht man auch von personaler Intelligenz oder musischer Intelligenz. Das ist doch eher praxisbezogen, oder? Ist jemand der mathematisch- logisch intelligent ist, besonders gut in der Lage, mathematische Einsichten zu erkennen? Und wenn er/sie mathematisch-logisch begabt ist, vor allem im Lösen mathmatisch-logischer Probleme? Sind dafür nicht beide Faktoren notwendig???
Um die ganze Sache noch ein bisschen komplizierter zu gestalten: Interesse ist ja auch so ein Terminus, der scheinbar allen klar ist, da er auch in der Alltagssprache benutzt wird. Im pädagogisch-didaktischen Sinne wird es aber hier auch wieder kritisch. Begabung und Interesse - bedingen die sich gegenseitig?? Und wenn es so ist - ist das zwangsläufig so?
Ich wage mal eine Definition, die von der Wortebene ausgeht
Intelligenz von interlleggere - dazwischen lesen, weiter gefasst: mit Sinn und Verstand wahrnehmen
Interesse von inter-esse - dazwischen sein, dabei sein teilnehmen
Begabung von geben/Gabe im Sinne von Geschenk
Bei allen drei sehe ich eine Wechselwirkung zwischen Anlage und Umwelt. Ich glaube das ist Konsens.
Also, die genaue Abgrenzung ist mir immer noch nicht 100%ig klar. Die Sache ist doch recht vertrackt.
In diesem Sinne hoffe ich auf weitere kluge Beiträge!
maiglöckchen
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Ich zitiere mal das Standardwerk, das ich für meine Psychologie-Prüfung lesen musste.
Zitat
...Einen Konsens gibt es nur über bestimmte Aspekte der Intelligenz. ... Die Experten zeigen sich hochgradig einig bei drei Fähigkeiten:
- Die Fähigkeit, mit Abstraktionen umzugehen (Ideen, Symbolen, Beziehungen, Konzepten, Prinzipien) und zwar besser als mit konkreten Dingen (mechanischen Werkzeugen, sensorischen Aktivitäten).
- Die Fähigkeit, Probleme zu lösen - neue Situationen bewältigen, dh, mehr als nur gut einstudierte Antworten auf vertraute Situationen geben.
- Die Fähigkeit zu lernen, insbesondere sich verbale und symbolhafte Abstraktionen aneignen und sie anwenden.Diese konstitutiven Fähigkeiten sind von Estes (1982) auf eine kurze Definition gebracht worden: Intelligenz ist "das adaptive Verhalten des einzelnen, gewöhnlich charakterisiert durch ein bestimmtes Problemlösungselement und gesteuert von kognitiven Prozessen und Operationen".
... Wir wollen dabei aber nicht vergessen, dass diese Definition nicht allumfassend ist; sie lässt viele wichtige Fähigkeiten und Fertigkeiten ausser Acht.
Aus: Gage/Berliner: Pädagogische Psychologie.
Der Terminus "Begabung" wird in dem Buch jedoch eher unter "wie erkenne ich hochbegabte Schüler" betrachtet, eine klare Definition von "Begabung" findet sich nicht. Überhaupt interessant, ich habe hier drei psychologische Standardwerke (Gage/Berliner, Kretch/Crutchfield, Zimbardo) - jedes führt im Stichwortverzeichnis die Intelligenz, aber die Begabung nur der Gage/Berliner...
LG, das_kaddl.
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Ich weise zur Sicherheit mal darauf hin, das Begabung oft eine "hidden variable" ist, die man ohne ihre Manifestationen nicht sicher nachweisen kann. Sie ist im Wesentlichen eine zur "Erklärung" einer Fähigkeit herangezogene Vorraussetzung, die sich pikanterweise meist erst durch die Fähigkeit nachweisen lässt, für die sie als Voraussetzung gilt. Wissenschaftlich gesehen kommt ihr damit keine echte eigene Bedeutung zu, solange es keinen von der Ausübung der Fähigkeit unabhängigen Nachweis gibt.
Gruß,
Remus -
noch weitere Anregungen:
ZitatIntelligenz vs. Begabung- In der Literatur werden unterschiedliche Standpunkte zum Verhältnis von Begabung und Intelligenz vertreten: Begabung wird mit Intelligenz gleichgesetzt; Begabung bezieht sich auf allgemeinere und umfassendere Fähigkeiten; Intelligenz erscheint als Überbegriff.
Literaturverweise:
Link
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