INPP, KISS, EDU-Kinestetik etcpp..

  • Was natürlich auch den signifikanten Anstieg der Konzentrationsschwächen erklärt (siehe Grafik oben..)


    Wir haben als Schüler aus dem Fenster geschaut und vor uns hin geträumt. War voll korrekt, :O hat kaum jemand gestört.
    Heutzutage würden wir dafür an den Ohren zum Psychologen geschleift und edukinestetisch gekisst.... :D

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

  • Mir ist aufgefallen, dass das sonderbarste an auffälligen Kindern ganz oft die Eltern sind.


    Wenn meine Kinder etwas tun, was mir nicht gefällt, dann kann ich meist die Mama zur Rechenschaft ziehen oder mir gar selbst an die Nase fassen.


    Etwas anderes sind Probleme, die sich tatsächlich biologisch / physisch weit zurückverfolgen lassen. Wenn ein Kind, wie das hier beschrieben wurde, richtige Probleme mit der Kopfhaltung etc. hat, dann spielen vermutlich andere Faktoren eine Rolle. Diese (Fehl?)entwicklungen in der frühsten Entwicklung des Kindes sollen in den letzten 30 Jahren derartig zugenommen haben? Warum?

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

    Einmal editiert, zuletzt von Remus Lupin ()

  • Zitat

    Remus Lupin schrieb am 04.01.2005 17:43:
    Diese (Fehl?)entwicklungen in der frühsten Entwicklung des Kindes sollen in den letzten 30 Jahren derartig zugenommen haben? Warum?


    Ich darf mit Blechs Eingangszitat antworten:

    Zitat


    -Die Diagnose ist eine der häufigsten Krankheiten.-
    Karl Kraus


    :D


    Aber eines möchte ich noch hinzufügen, dass es nicht so aussieht, als haue man nur auf die Eltern ein:
    Selbst eine gute Erziehung mit "passenden" Genen ist keine Garantie dafür, dass Kinder so "funktionieren", wie es von vielerlei Seite gwünscht wird.
    Menschen haben Gott sei Dank ihren eigenen Willen und oft verstehen wir doch selbst unser eigenes Handeln nicht genau....
    ... z.B. warum ich es von heute auf morgen geschafft habe, meine Ernährung umzustellen und damit 25 kg dauerhaft(!) abzunehmen,
    ... z.B. warum manche Menschen schon mehrfach mit Rauchen aufhören wollten und es beim dritten Mal plötzlich schaffen,
    ... z.B. warum der Schüler, der nach einer Scheidung von oben an die Hauptschule durchgereicht wurde, auf einmal beschließt, er möchte an die Uni und das auch durchzieht
    ...
    Natürlich gibt es manchmal Gründe, die man benennen kann, warum der "Schalter umgelegt" wurde. Aber - das ist meine Lebenserfahrung - können in vielen Fällen weder die Betroffenen noch die Umstehenden sagen, warum es sehr schnell zu sehr tief greifenden Verhaltensänderungen gekommen ist (oder eher mystisch Veranlagte schreiben es einer zufälligen Koinzidenz zu).
    Wir können doch realistisch nur eins, einen Rahmen zu schaffen und damit:
    - versuchen durch Motivation oder Sanktionen im "Kleinen" erwünschtes Verhalten herbeizuführen
    - und eine Umgebung schaffen, die es Menschen erlaubt und erleichtert, ihr Verhalten auch grundlegend positiv umzustellen.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

  • Es ist ja auch nicht so, dass alle "verhaltensauffälligen" Kinder ein hausgemachtes Problem mit sich rumschleppen. Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, als würde ich biophysische Fehlentwicklungen komplett leugnen. Ich sehe für deren Zunahme nur keinen triftigen Grund. Für die Zunahme von Erziehungs- und Sozialisationsproblemen hingegen gibt es eine Reihe von triftigen Gründen. Wenn wir also tatsächlich mehr Auffälligkeiten als früher haben (was ich NICHT unterschreiben würde), dann fällt es mir schwer, dies gerade auf die frühe Entwicklung zurückzuführen, ohne dafür stichhaltige Beweise zu haben.

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

  • Lieber alias, ich verstehe nicht so ganz, warum du so einen harten Ton anschlägst alternativen Methoden gegenüber.


    Ich weiß nicht, ob du selber ein Kind hast, was vielleicht auch anders ist oder lernt oder sich verhält, als du es erwartest. Dann würdest du dich auch einlesen und versuchen, deinem Kind zu helfen. Erlaubt ist, was hilft und nicht schadet, oder????


    Ich selber habe das Gefühl, in der Schule meist an den Symptomen zu doktorn, wenn überhaupt, die Ursachen versuche ich gar nicht erst zu ergründen, kann ich auch meist nicht, mangelnde Zeit oder Ausbildung. Was ich aber kann,ist die Kinder und die Eltern ernst nehmen, wenn etwas anders läuft. Ich finde es ist sehr leicht, es nur auf die Schiene "veränderte Kindheit" "veränderte Eltern" zu bringen.
    Und ich wehre mich auch dagegen, den alleinigen Grund in Erziehungsversagen zu sehen.


    Ich finde es nicht gut, dass Laempel in einem anderen Post schreiben muss "ich oute mich hier" " habe lange still gelesen", oder so ähnlich, die Mühe, die genaue Formulierung herauszusuchen, spare ich mir. Es macht mich genauso wütend, wenn Eltern nicht ernst genommen werden, wie wenn Lehrer beschimpft werden.


    Ich mag dir nur kurz von meinem Sohn berichten. Er kam als Saugglockengeburt auf die Welt, schrie vom ersten Tag an 18 Stunden und mehr - damals gab es noch kein Internet bei mir zu Hause und mich schlau zu machen, fehlte jede Kraft - alle sagten, nach 3 Monaten wird Ruhe sein, Kolliken, halte durch.
    Nach 4 Monaten ging es besser, doch bestimmte Verhaltensmuster blieben. Meine Schuld? Mein Erziehungsversagen? Vom ersten Tag an???????


    Mein Sohn krabbelte nicht, sondern lief zuerst.
    Danach relativ unauffällig, traute sich nur nicht in neuen Situationen, immer anhänglich, Kindergarten, totaler Krampf, Angst vor Neuem, sobald eine Aktivität anders lief als geplant, Angst, Panikattaken. Es wird sich legen, hab Geduld...


    Hatte ich eine Angst vor der Einschulung, bekommt er eine einfühlsame Lehrerin oder eine, die ihn überfordert? Also Vorbereitung: Mit in meine Schule nehmen, Turnverein, wo er 10 Wochen heulend im Geräteraum verbrachte, aber besser so, als in der Schule zu heulen.....


    Einschulung klappte, aber Turnlehrerin, die ihn fertig machte, weil er als einziger Schnürsenkel hatte (ich schlimme Mutter hatte welche gekauft, weil alle anderen schlappten). Kind aufgeregt beim ersten Turnen, bekommt Schleife, die er sonst kann nicht hin, Lehrerin mault ihn vor allen an, hat vor der nächsten Sportstunde wieder Horror. Zu Hause extrem die Schleife geübt, klappte.
    Kind kann z.B. Fernsehfilme nicht anschauen, ich weiß ja nicht, was als nächstes passiert. Muss er auch nicht, aber...

  • Ist ja nicht lebensnotwendig, aber wenn ich ihm nur diese Angst nehmen könnte. Beteiligt sich nur passiv am Unterricht.
    Plötzliches Verdrehen von Zahlen und Buchstaben. Alarmglocken bei mir als Lehrerin, Probleme bei Richtungswechseln in Mathe (Zahlendstrahldarstellungen).


    Kind ist nie gekrabbelt. Fehlende Vernetzung der Gehirnhälften?


    Für mich das letzte Puzzleteil. Frage Krankengymnastin, die auch Psychologin ist, weil ich in vielen sonderpädagogischen Fortbildungen über den Zusammenhang von Motorik und Denken aufgeklärt wurde. Und siehe da: Turnen nach Vojta: Sieht auch einen Zusammenhang zwischen Restreflexen und Verhaltensmustern/Bewegungsproblemen.


    Ich stellte meinen Sohn Donnerstag vor: Er hat eine Atlasblockierung und motorische Probleme bei Richtungswechseln.


    Ich habe eine Scheiß - Wut: Natürlich war damals Kiss noch nicht so verbreitet, aber die Schmerzen, die mein Kind gehabt hat, vor denen hätte ich es gerne bewahrt. Nach der Krankengymnastischen Therapie war mein Sohn wie ausgewechselt, sie diktierte Buchstaben und Zahlen, er schrieb sie richtig herum auf, den ganzen Tag war er viel aufgeräumter. Nun müssen wir auf regelmäßige Therapiestunden warten, in denen wir eingewiesen werden und täglich turnen .


    Mir ist egal, in welche Schublade das Ganze gehört. Erlaubt ist, was hilft und nicht schadet. Und ich weiß, dass bei vielen Familien ganz lange Leidensweg vorhanden ist.

  • Zitat

    Remus Lupin schrieb am 04.01.2005 16:48:


    Die Frage ist doch zuerst mal: Was ist überhaupt "Norm"? Wie legen wir fest, was normal ist? Welche Kinder sind normal, welche nicht? Woran machen wir das fest?


    Ja eben. Meine o.g. Frage gehört ja in diesen Fragenkomplex. Die pädagogischen Vorstellungen - und nur um diese 'Normen' geht's mir im Moment - unterliegen natürlich auch historischem Wandel. Und natürlich gibt es Modephänomene (z. B. "Neurodidaktik" o. ä.), gleichwohl macht manches Sinn. Z. B. daß man die Leute mit rechts oder links schreiben läßt. Und vor diesem Hintergrund finde ich es eben sehr voreilig, über alles den Stab zu brechen, was als 'alternativ' daherkommt.

  • elefantenflip
    Nun, wenn wir die persönliche Schiene nicht vermeiden können:
    Ich hatte eine normale Geburt, anschließend eine leichte Gelbsucht. Im Säuglingsalter schliefen meine Eltern kaum mehr als 2 Stunden am Stück, bis zum 3/4. Lebensjahr lief es dann besser.
    Ich war ein aufgewecktes, zutrauliches Kind. Dann ging es wieder bergab. Ich machte jede Erkältung im KiGa mit, jede 2. mit einer Mittelohrentzündung (wer die Schmerzen kennt, weiß, was Sache ist!). Aus dem aufgeweckten Kind wurde ein zurückgezogen, kontaktscheues Kind. Dann kam noch Ende des 5. Lebensjahres Heuschnupfen hinzu, der sich im 10.Lebensjahr auf asthmatische Anfälle steigerte.
    Die Kindergärtnerin meinte, ich hätte motorische Defizite und meine Eltern müssten das Ausschneiden mit mir üben. Außerdem stellte man noch fest, dass ich lispelte.
    Wie haben meine Eltern reagiert:
    - Eine Mandeloperation (das war damals so die Allheilmethode für alle Erkrankungen des HNO-Systems) lehnten sie ab. Schon damals gab es kritische Studien, die den Nutzen hinterfragten.
    - Nach einem erfolglosen Ausflug in die Akupunktur lehnten meine Eltern jegliche weitere Alternativbehandlungen zum Heuschnupfen ab (Und ich war froh, ich wollte lieber mit der laufenden Nase mit anderen spielen, als in der nächsten Praxis zu sitzen).
    - Das Lispeln wurde Zuhause mit Sprachübinen therapiert, der Gang zur Logopädin blieb mir erspart (Reaktion der Lehrerin: Dann müssen sie aber daheim viel leisten)
    - Die Kindergärtnerin wurde informiert, dass es in der Vorschulzeit keine häusliche Nachhilfe gebe.
    Nach Schwierigkeiten in der 1. Klasse waren meine Noten/Beurteilungen im grünen Bereich (Noten 2). Nach dem Wechsel ins Gymnasium verbesserte ich meine Leistungen und bekam von der 7. Klasse bis zum Abi an einen Preis. Die Krankheiten gingen nach der Pubertät auf ein erträgliches Maß zurück (eine Prophezeiung unseres Kinderarztes!) und im Laufe der Zeit wurde ich auch wieder aufgeschlossener.
    So, ging das Ganze nun mit viel Glück trotdem gut, obwohl meine Eltern mich nicht einem Heer von Psychologen, Ärzten, Therapeuen vorstellten?
    Nein, meine ich. Denn meine Eltern haben mir die wichtigsten Faktoren mitgegeben, die Eltern geben können:
    - Geduld
    - Vertrauen
    - Zeit (!!!)
    - Das Gefühl normal zu sein, auch wenn ich an einigen Punkten definitiv längere Zeit anders war
    - und ein gesundes Maß an "Zumutungen", also die Erwartungen Regeln einzuhalten, zu lernen, Neues auszuprobieren (Musik, Sport) ohne den Blick für das Kindswohl zu verlieren.

    Zitat


    Erlaubt ist, was hilft und nicht schadet.


    Woher weißt du, was dem Kind schadet? Hast du bedacht, wie sich ein Kind fühlt, das von der einen zur anderen Therapie gezogen wird; dessen kleinste Abweichung von der Norm als krankhaft oder defizitär bewertet wird?
    Kinder wollen in aller Regeln ihren Eltern gefallen. Wie fühlt sich denn das Kind, wenn es merkt, dass die 3. Therapie wieder nicht anspricht? Kann es trennen, dass es selbst keine Schuld hat, sondern die Therapie oder sogar die Therapiewahl der Eltern?!
    Und warum werden selbst obskure Therapien oft erstmal ansprechen: Weil die Kinder ihre Eltern nicht enttäuschen wollen und sich deswegen mehr ins Zeugs legen. Wenn sie es aber auf Dauer einfach nicht können, endet das Ganze im Fiasko für das Kind.
    Alias und ich wollen keine Eltern schlecht machen. Wir wollen nur zeigen, dass es gewisse Therapien gibt, deren Wirksamkeit wissenschaftlich höchst fragsam sind. Damit können Kinder und Eltern Enttäuschungen vermeiden. Und das mag oft wichtiger sein, als kleinste Behandlungserfolge im Umfeld mit großen Enttäuschungen und Zumutunen ("Du bist anders als wir, du musst zur Therapie= zu erleben.
    Außerdem liegt es mir am Herzen, den unseligen "Gesundheitsmarkt" eben als solchen zu outen: Als Markt, auf dem man auch die Nachfrage künstlich erzeugt, um seinen Gewinn vermehren zu können.
    Wenn mir hier einer kommt, ich ignoriere Leidensgeschichten, dann verstehe ich die Welt nicht mehr.
    Glaubt mehr an eure Kinder, lasst sie auch etwas verschiedenen von der Norm sein und seht nicht in jeder Abweichung den unaufhaltsamen Abstieg in der kindlichen Biografie!


    edit: Noch einmal: Es gibt auch Fälle, in denen Therapie nötig ist. Aber ein therapeutisches Wanderzirkus bei jeder Abweichung ist dem Kind eine Hölle.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Kinder wollen in aller Regeln ihren Eltern gefallen. Wie fühlt sich denn das Kind, wenn es merkt, dass die 3. Therapie wieder nicht anspricht? Kann es trennen, dass es selbst keine Schuld hat, sondern die Therapie oder sogar die Therapiewahl der Eltern?!
    Und warum werden selbst obskure Therapien oft erstmal ansprechen: Weil die Kinder ihre Eltern nicht enttäuschen wollen und sich deswegen mehr ins Zeugs legen. Wenn sie es aber auf Dauer einfach nicht können, endet das Ganze im Fiasko für das Kind.


    Dahinter würde ich gerne mindestens drei Ausrufezeichen setzen!!!
    Diesen Aspekt sollte man sich immer vor Augen halten.


    LG, Melosine


    P.S.: Um nicht missverstanden zu werden: damit ist nicht gemeint, dass alternative Therapien nie gut seien oder helfen könnten!

  • Ich stimme dir weitestgehend zu und wenn es bei dir, lieber Timm, gut gegangen ist, dann war es im nachhinein der richtige Weg.
    Wenn du aber über einen längeren Zeitraum über 6 Jahre merkst, dass dein Kind leidet, ist es nötig, etwas zu tun. Vielleicht habe ich - durch die Verbindung mit den anderen Threat auch zuviel in den jetzt aktuellen hinein interpretiert - mir geht es nur darum, dass alles zwei Seiten hat. Auch ich würde mich immer umhören, nach unbekannteren Methoden und vorher versuchen, die Hintergründe zu verstehen. Mich stört diese allgemeine Verurteilung, die ich besonders in Alias Threat heraushöre und die Meinung, dass alles nur Geschäftemacherei ist. Kennst du Frau Biegel persönlich? Ansonsten finde ich es schon ziemlich bedenklich, nur aus Internetseiten herausfiltern, dass es sich um schlaue Geschäftspraktiken handelt. Wenn ich das an ihrer Stelle lesen würde, würde ich dich des Rufmords bezichtigen, wenn du nur die von dir vorgetragenen Argumente anbringen könntest.


    Letztendlich ist jedes Elternteil für sein eigenes Kind verantwortlich. Jeder kennt den Leidensdruck seines eigenen Kindes und der Familie und muss letztendlich auch mit den Konsequenzen leben.
    Mehr mag ich dazu nicht sagen.
    flip

  • elefantenflip: Ich hab mal in "eurem" Thread mitgelesen, möchte mich dort aber nicht äussern, weil das da eigentlich nicht hingehört.


    Diese Atlaswirbelfehlstellung, wie wird die festgestellt? Durch Röntgenbild, Ultraschall oder eine andere Form der Lagebestimmung?

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

  • Zitat

    elefantenflip schrieb am 05.01.2005 15:59:
    Letztendlich ist jedes Elternteil für sein eigenes Kind verantwortlich. Jeder kennt den Leidensdruck seines eigenen Kindes und der Familie und muss letztendlich auch mit den Konsequenzen leben.
    Mehr mag ich dazu nicht sagen.


    Sorry, das finde ich eben den Hammer! Wenn wir unter Kollegen schon sagen: Das ist meine Erziehung, redet mir da nicht rein. Wie können wir dann von "normalen" Eltern ernsthaft erwarten, dass sie Ratschläge von uns annehmen? Natürlich bleibt es dir überlassen alles zu filtern, aber kategorisch das eigene Gefühl gegen Argumente zu setzen, finde ich nicht hilfreich.
    Obwohl ich in meinen Augen eine sehr gute Erziehung genossen habe, haben meine Eltern auch deutliche Fehler gemacht, die sie heute klar sehen. Warum gilt es denn heute immer noch fast als Schande, wenn man sich in die Erziehung reinreden lässt. Und ich meine mit Erziehung das Ändern der eigenen Verhaltensweise, um dem Kind zu helfen, nicht die Tatsache, dass man Kinder zu Therapeuten schickt.


    Bem.: Angenommen der Leiter für Fördermaßnahmen im Fach Deutsch des Schulamtes X bietet neben Förderkursen an Schulen nach seiner Methode Y noch reihenweise kostenpflichtige Weiterbildungen nach Methode Y innerhalb seiner Firma Z an.
    Sorry, wenn einem das nicht schon so übel aufstößt, dann ist es eben schon dienstrechtlich nicht machbar. Jeder vernünftige Arbeitsvertrag hat ein Tätigkeitsverbot für die gleiche Branche; bei uns findest du so etwas im Beamtengesetz
    Bei Frau Beigel sieht es nicht anders aus, nur dass man dem ganzen ein wissenschaftliches Mäntelchen gibt. Jeder der weiß, dass der Begriff "Institut" in Deutschland keine rechtlich relevante Definition hat, sieht schon etwas klarer (das "Institut für ganzheitliches Lernen" der Beigels ist nichts anderes als ein im Handelregister eingetragenes Einzelunternehmen, wobei e.k. für eingetragenen Kaufmann/frau steht!!!). Und das hat bei meinen Bedanken erst einmal gar nichts mit der Begründbarkeit des Ansatzes zu tun, was du ja alias vorwirfst.

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    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

  • Leute, wir sollten bei der ganzen Diskussion drei Dinge nicht vergessen oder aus dem Blick verlieren:


    1. Es gibt derzeit keine theoretisch aufbauende Behandlung von "Entwicklungsproblemen". Denn niemand hat bislang wirklich herausgefunden, wie "Kindesentwicklung" funktioniert, wie sie ablaufen soll und wie nicht. Wenn wir nur solch fundierte Behandlungen akzeptieren wollen, dann werden wir wohl noch für viele Jahrhunderte auf jede Form der Behandlung verzichten müssen. Alles was wir heute haben, sind Rezepte, die wiederum auf Vermutungen, Annahmen und Beobachtungen beruhen. Fast immer ist die Stichprobengröße weit unter der statistisch erforderlichen Anzahl, um überhaupt Schlüsse ziehen zu dürfen. Machen wir uns nichts vor: Alle, die auf diesem Gebiet arbeiten, sind im abstrakten Sinne Schamanen. Einige mögen "schamaniger" als andere sein, aber echte Nachweise sind beim jetzigen Stand kaum zu schaffen.


    2. Es gibt mit Sicherheit Kinder, bei denen die Methode "Geduld, Vertrauen und Zeit" aus biologischen Gründen versagen wird. Ein ernsthaftes Hörproblem wäre nur ein Beispiel. Leider kann ich mir durchaus noch andere solche Probleme vorstellen, die weniger leicht feststellbar sind. Und wenn es keine verbindliche Regelung gibt, wie mit solchen Fällen erfolgsträchtig umzugehen ist (wie z.B. bei einer eitrigen Blinddarmentzündung), muss ja irgendjemand entscheiden, was zu tun ist. Wenn die Schamanen sich nicht einig sind, dann bleibt diese Last bei den Eltern hängen. Die werden es nie allen Schamanen recht machen können.


    3. Die Wirksamkeit des schamanischen Rituals kann nicht leicht festgestellt werden. Dafür sorgt zunächst die immense emotionale Beteiligung aller direkt Betroffenen. Aber auch die von alias und timm genannten Faktoren spielen eine große Rolle. Und jedes Ritual wird durch den Faktor Zeit flankiert.

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  • Zitat

    elefantenflip schrieb am 05.01.2005 15:59:
    Ansonsten finde ich es schon ziemlich bedenklich, nur aus Internetseiten herausfiltern, dass es sich um schlaue Geschäftspraktiken handelt. Wenn ich das an ihrer Stelle lesen würde, würde ich dich des Rufmords bezichtigen, wenn du nur die von dir vorgetragenen Argumente anbringen könntest.


    Nun aber halblang......


    Der Haken an der Internetseite www.inpp.de ist nunmal, dass man nicht mehr "herausfiltern" kann, als dass es sich num eine Werbeseite für ein Kursangebot handelt.


    Und zu deiner unterschwellig anmaßenden Bemerkung, ich könne da nicht mitreden, weil ich keine Kinder hätte:


    Ich mag dir nur kurz von meiner Tochter berichten. Sie kam als Saugglockengeburt auf die Welt, schrie vom ersten Tag an .... Sie hatte Sichelbeine, abstehende Ohren wie Bahnwärterstäfelchen und war bis in den Kindergarten immer unbeholfen. Wir haben sie in den Kindergarten gegeben, dort wurde sie gehänselt, die Kindergartendamen meinten, sie hätte große Probleme Freunde zu finden, in der Grundschule hatte sie eine Heftführung, "dass es der Sau graust" ...
    Sie kam immer mal wieder weinend nach Hause, weil der was blödes gesagt hatte oder der Lehrer ihr eine Rüge gegeben hatte. Wir haben sie getröstet - und das war's.


    Wir sind mit ihr zum Arzt gerannt - allerdings nur, um ihre Ohren anlegen zu lassen - sonst hätte sie heute wohl keinen Freund


    Meine Frau und ich haben sie so akzeptiert, wie sie ist.
    Sie hat unsere Liebe, Zuneigung und Förderung erhalten.
    Wir sind nicht von Pontius zu Pilatus gerannt.
    Wenn sie mal wieder lieber ferngesehen als ihre Hausaufgaben gemacht hat, ist es mehrfach passiert, dass ich das Stromkabel am Fernseher abgeschnitten habe. (Meine Frau und ich waren beide berufstätig und die Kinder mussten sich am Nachmittag selbst behelfen).
    Als "Schnuckelersatz" haben wir zuerst eine Katze - und als die verschwunden war, einen Hund angeschafft.
    (By the way: Es gibt nix besseres für's Familienleben als so ein Vieh! Tröster und Fitmacher zugleich.)
    Wir haben nicht akzeptiert, dass sie kein Instrument mehr spielen wollte, sondern sie - unter Geschrei - in die Musikschule gefahren.


    Heute hat sie ihren 16. Geburtstag.
    Sie geht in die 10.Klasse Gymnasium, hat letztes Jahr eine Belobigung erhalten und trifft sich heute abend mit ihren Freunden und Freundinnen zum Feiern.
    Sie spielt mit Freude Klavier und Klarinette.


    Ohne Wirbeleinrenkung.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()


  • @ Remus Lupin:
    Eigentlich sind wir jetzt da, wo wir im alten Thread aufgehört habe. Trotzdem meine Bemerkungen dazu:
    1. Es gibt kein Modell der menschlichen Entwicklung, das mit statistisch relevanten Methoden vailidiert werden konnte, da stimme ich zu. Aber: Die Umkehrung gilt nicht! D.h. meine Behandlungensmethoden dürfen deshalb noch lange nicht auf schlampigen Modellen beruhen.
    2. Nochmal: Diese "Entwicklungstheorien" sind in Wirklichkeit Modelle. Sie beschreiben keine Wirklichkeit wie eine Theorie, nach dem Satz wenn x, dann y (in den Sozialwissenschaften: mit der Wahrscheinlichkeit z), sondern sie deduzieren aus Axiomen mit dem Mittel der Logik. Ein Modell gilt dann als bewährt, wenn seine Axiome plausibel gefasst sind, richtig deduziert wurde und es einen statistisch relevanten Aussagewert liefert.
    Letzteres meinst du mit der Aussage, dass keine relevanten empirischen Untersuchungen vorliegen. Lässt man mal das Problem beseite, dass wir in den Sozialwissenschaften keine Laborbedingungen schaffen können, ließen sich aber gängige Entwicklungsmodelle durchaus empirisch validieren. Die Operationalisierung zu Kohlberg und Piaget liegt vor, nur fehlt es an statistisch relevanten Stichproben (n=1000). Leider eine Geldfrage!!!
    Zurück zu den Theorien, die uns hier im Thread beschäftigen. In der Gefahr, dass ich mich wiederhole, aber wenn Modelle immanent nicht stimmig sind (Wahl unplausibler Prämissen wie des Gehirnmodells, Fehler in der Deduktion) und auch nicht angepasst werden, gehören sie auf den Müllhaufen der Wissenschaftsgeschichte! Da ist die empirische Validierung zweitrangig.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • Hallo,


    nur `mal so zur Info, für die, die es vielleicht interessiert:


    http://f3.webmart.de/f.cfm?id=…=threadview&a=1&t=2455691


    Ein sonniges Wochenende wünscht
    Erika

    "Die Lehrer bezeichnen Lesen, Schreiben und Rechnen als Grundlagenfächer. In Wirklichkeit handelt es sich aber bei diesen Lehrstoffen bereits um sehr komplexe Prozesse, die sich nur bei einer einwandfreien geistigen Verarbeitung der durch die Sinnesorgane aufgenommenen Wahrnehmung erlernen lassen." A. Jean Ayres

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