Freundin geht es schlecht

  • Hallo, ich bin neu hier und würde mich freuen, wenn ihr einen Rat wüsstet. Mir fällt nämlich nichts mehr ein. ?(?(
    Eine sehr gute Freundin von mir unterrichtet seit einiger Zeit an einer Schule, an der das Klima enorm schlecht ist. Ich selbst bin an einer Grundschule und kann das nicht verstehen, wie ein Kollegium sich so verhalten kann.
    Aber zum eigentlichen Thema. Sie ist an einem Gymnasium und dort scheint es die Schulleitung nur zu interessieren, ob die Leute funktionieren. Kollegen werden in Sitzungen in aller Öffentlichkeit angeprangert, der Chef schützt seine Mitarbeiter nicht vor Schülerbeleidigungen, sondern ignoriert es mehr oder weniger, wenn Mitarbeiter Probleme haben und sie ist seit ein paar Tagen völlig geschockt, dass so mit Menschen umgegangen wird. Unser ganzer Freundeskreis ist extrem entsetzt und sie war noch vor einem Jahr fröhlich und zufrieden, aber jetzt reagiert sie schon allergisch, wenn das Thema Schule aufkommt. Sie ist so enttäuscht von der dortigen Rückgratlosigkeit, dass sie sogar darüber nachdenkt den Beamtenstatus aufzugeben.
    Ich weiß nicht mehr, was ich ihr raten soll und sie meint, dass sie momentan nur noch kotzen könne über soviel "Weicheimentalität". Hinzu kommt, dass es offenbar Probleme mit ein paar dümmlichen Schülern gab und von der Schulleitung nur ein Abwinken kam.
    Ich bin ja der Meinung, dass sie die Schule wechseln sollte, aber offenbar geht das nicht in der Probezeit.
    Ich versteh das nicht, an meiner Schule würde man nie so mit Mitarbeitern umgehen, da wird alles getan, um uns das Leben leichter zu machen, weil alle wissen, dass es heutzutage ein anstrengender Job ist. Aber an anderen Schulen tut man offenbar alles, um Anfängern noch zusätzliche Aufgaben aufzubürden.
    Wie ist das denn bei euch so? Und was kann man ihr raten?
    Ich habe die Befürchtung, dass sie bald zusammenklappt, wenn sie weiter an díeser Schule bleibt.
    Grüße, Anna

  • Hallo,
    das Problem kenne ich, denn mir ging es an meiner ersten Schule (Grundschule) als Vertretungslehrerin genauso wie deiner Freundin.
    Ich bekam direkt nach dem Ref. einen Stundenplan zugeteilt und durfte nur Fächer unterrichten, die ich nicht studiert hatte. Ich hatte alle Klassen, unter anderem auch die 3. Klasse, die Horror-Klasse der Schule, bei der sich alle anderen Lehrer wegen Disziplinproblemen geweigert haben zu unterrichten. Wenn ich Fragen an die jeweilige Klassenlehrin stellte (ich erkundigte mich nach derzeit behandeltetn Themen, um evtl. fächerübergreifend arbeiten zu können oder ä.) oder erzählte, dass mir dieser oder jener Sch als verhaltensauffällig auffiel, wurde ich von einigen Kollegen beschimpft, dass ich inkompetent sei, weil ich zu viel fragte. Zusammenarbeit war also nicht möglich.
    Ich war schon die 4. Vertretungslehrerin innerhalb von 6 Monaten. Die Klassen waren extrem unruhig. Ich durfte die Sch aber nicht anmeckern und auch keine "Strafen" verteilen, denn dass sei in dieser Schule unüblich (Worte der Schulleitung). Ich hatte also auch nicht Konsequenzen für das Fehlverhalten der Sch zur Verfügung.
    Ich hatte in der Zeit daran gezweifelt, den Beruf ausüben zu können (siehe auch Thread hier früher). Ich habe auch nicht gewusst, was ich dagegen tun hätte sollen.
    Mich hat aber scheinbar ein Engel erhört. Seit den Osterferien bin ich hauptsächlich an einer anderen Schule und nur noch noch 6 Stunden an der alten doofen Schule.
    Nach den Sommerferien habe ich eine Festanstellung an einer neuen Schule und schon wieder mächtig Bammel, dass ich mich an der Schule genauso unwohl fühle wie an meiner ersten.
    Ich weiß keinen Rat für deine Freundin. Vielleicht muss man da einfach durch? Vielleicht wird es auch mit der Zeit besser, wenn einen die Kollegen kennen und dann eher akzeptieren?
    An Grundschulen darf man sich jedenfalls erst nach 4 oder 5 Jahren das erste Mal versetzen lassen.
    LG Alema

    • Offizieller Beitrag

    Liebe(r?) Alema
    Aus Berichten von Freunden kenne ich Ähnliches und kann vielleicht ein paar Tipps geben. Es scheint auch ein eher gymnasiumspezifisches Problem zu sein, da hier der 'Standesdünkel' doch manchmal zu einer Vernachlässigung von Team- und allgemeinpädagogischer Arbeit führt, die an Gesamt- und anderen Schulen eher Standard zu sein scheint.


    Funktionieren können folgende Strategien:
    - sich im Kollgium einen kleinen Kreis schaffen, dem man vertraut und mit dem man gut zusammenarbeiten kann. Das kann dadurch geschehen, dass man das Einzelkämpfertum aufbricht, indem man von sich aus Angebote macht: Material teilen und vor allem von sich aus anbieten, Kollegen darum bitten, sich bei bestimmten Themen zu koordinieren (und dabei gleich Vorschläge und Ideen parat haben - wird oft gerne angenommen, nur will keiner der erste sein, der es erarbeitet), mal nachmittags zum Kaffee einladen und einfach Gesprächs- und Teambereitschaft signalisieren. Das schützt, stützt und gibt auch gegenüber der Schulleitung ein gutes "standing" - man fordert dann eben als Arbeitsgruppe oder Team und nicht mehr nur allein, womit man viel ausgesetzter ist.


    - gute Kontakte zum Personalrat halten oder noch besser sich selber zur Wahl stellen - vor diesem haben Schulleitungen großen Respekt, man bekommt all die interessanten Interna mit, die man braucht um das Kollegium zu 'handhaben', ist gleichzeitig Ansprechpartner für alle


    - interne Fortbildungen anbieten und dabei versuchen, Teams zu bestimten Themen zusammen zu bekommen (ich habe z.B. die Methodenschulung für die 11er mit ins Leben gerufen und wir sind jetzt ein wirklicher Freundeskreis geworden, die auch auf anderen Gebieten gut zusammen arbeiten (auch fachübergreifend) und die oft und gerne von allen Kollegen sowie der Schulleitung zu bestimmten Techniken gefragt werden) - das hat auch einen Effekt auf den Status, den man im Kollegium hat (und bei der Schulleitung)


    - sich bei Konferenzen, wenn es hoch her geht, vermittelnd betätigen (oft kann man sich durch Verständnisbezeugungen für beide Seiten und durch "friedensstiftende Äußerungen" schon einen Ruf erwerben)


    - der Schulleitung auch Grenzen setzen, indem man deutlich macht, dass man zu viel Engagement (das man natürlich bereits irgendwie gezeigt haben muss) bereit ist, sofern das Arbeitsklima stimmt.


    Insgesamt sollte man sich - was die Einstellung zur Arbeit angeht - auch nicht allzu abhängig von der Schulleitung machen. Das Allerwichtigste findet im Klassenraum statt und dort sollte man seine Bestätigung suchen und finden. Konferenzen sind immer Narrenschiffe, wenn man das als Anhaltspunkt nimmt, wird man wahnsinnig. Die Schulleitung - wenn sie denn nicht konstruktiv ist, wie meine (große Dankbarkeit) - ist im Allgemeinen handhabbar, wenn man sich
    a) möglichst unentbehrlich macht
    b) seine Wünsche und Sorgen klar äußert, aber nicht wegen jedem Kleinscheiß kommt
    c) Willen zur Kompromissbereitschaft zeigt aber gleichzeitig
    d) Kritik und Grenzen klar und mit der nötigen Kompetenz (Personalrat fragen, genug (auch rechtliches und internes) Wissen mitbringen) deutlich macht.


    Einge Bekannte haben einen sehr holprigen Start in ihrer Schule gehabt und so einige Kämpfe mit den Bossen gefochten, sind jetzt aber sehr zufrieden - also braucht es eben auch Geduld. Deine Freundin wird sich ihre Position in der Schule erst einmal schaffen müssen, auch die Schulleitung muss sie erst einmal "einsortieren" - da ist es hilfreich, zuerst über Kompetenz zu bestechen, und dann erst mit Forderungen und/ oder (Änderungs-)wünschen zu kommen.



    Vielleicht hilft das schonmal ein bisschen...


    Gruß
    Heike

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

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