Lernen ohne Lehrer

  • Hallo allerseits,
    in folgendem Artikel wird ein Modellversuch in der Schweiz beschrieben, in dem Lehrer quasi abgeschafft wurden und die Schüler/Innen selbstbestimmt und selbstorganisiert lernten.
    Lehrer standen per Mail als Ansprechpartner zur Verfügung. Ansonsten hatten die Schüler alle Material und Ausstattungsmöglichkeiten zur Verfügung.
    Das Ergebnis war, dass es keinen Wissensunterschied zu einer Kontrollgruppe am Ende des Versuches gibt. - Sind Lehrer also überflüssig? Oder ist unser gesteuerter und gelenkter Unterricht falsch?


    [URL=http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,359073,00.html]http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,359073,00.html[/URL]


    Comments welcome!
    Gruß, Forsch


    PS: robischon wird diesen Artikel lieben :D

  • Mit guten Materialien und motivierten Schülern stören Lehrer eher als das sie nutzen. Meine besten Stunden sind die, wo die Schüler eifrig die ganze Stunde bis zum Klingeln arbeiten und mich aber auch gar nichts fragen. Das sind die Stunden, wo sie wirklich was gelernt haben!


    Gruß,
    Remus

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

  • Dass die Schüler selbständig lernen und arbeiten gefällt mir!
    An meiner jetzigen Schule versuchen wir das auch, und soweit die Kleinen (1/2 Klasse) das leisten können, klappt es auch ganz gut :)


    Aber dass der Versuch aus der Idee geboren wurde, Lehrer und somit Geld zu sparen gefällt mir nicht! Wo soll uns das denn hinführen?


    Nicht überzeugt, Sabi

  • Ich halte das eigentlich für einen coolen Gedanken. Ich glaube, Lehrer "abschaffen" wird garnicht gehen; man kann sie schließlich nicht einfach entlassen. Aber man kann das Lernen anders organisieren, um Lehrer anders (und vielleicht besser) einsetzen zu können.


    Gruß, Forsch

  • Ich verstehe darunter eher "weniger Lehrer einstellen müssen"..
    Ich lese das zum Beispiel hier:


    Zitat

    Die Schule hatte den lehrerlosen Unterricht ursprünglich eingeführt, um die strengen Sparvorgaben des Kantons erfüllen zu können - das ist bisher allerdings nicht gelungen. Erst im nächsten Schuljahr, wenn noch mehr Schüler lehrerlos lernen, wird auch der Spareffekt einsetzen.


    Aber evtl. bin ich zur zeit auch zu dünnhäutig was das angeht.. meine Stelle wird nach den Ferien wegfallen, ich muss meine erste eigene Klasse verlassen und bin dann wieder arbeitslos..


    Sabi

  • Oh, das tut mir leid ... 8o
    Ich wollte wirklich nicht noch in einer offenen Wunde rumprockeln ... Sorry ....


    Gruß, Forsch

  • Kein Problem, konntest du ja nicht wissen :D


    Bin trotzdem gespannt, was die Anderen zu dem Artikel sagen ;)


    Gruß, Sabi

  • Naja, meines Wissens haben wir ja einen Bildungs- UND Erziehungsauftrag... Wie letzteres ohne Lehrer umgesetzt werden kann, soll mir erst einmal jemand genau erklären...

    Man kann im Leben auf vieles verzichten, aber nicht auf Katzen und Literatur! <img src="http://www.lehrerforen.de/smilies/smile5.gif" border="0">

  • Hallo zusammen!


    Um Lehrer schlichtweg wegzusparen ist dieses Modell sicher nicht zu empfehlen - zumindest nicht für Lehrer :P


    Der Artikel gibt nicht sonderlich viel her, doch das Prinzip ist in der Schweiz nicht einzigartig:
    www.institut-beatenberg.ch


    Es geht dort im Internat um selbstgesteuertes Lernen mit Unterstützung von Lernpartnern (Mitschülern) und Coaches (Lehrern). Vom Lernen und Leben in diesem Internat existiert auch ein beeindruckender Film, doch wo man sich den besorgen kann, weiß ich nicht.


    Einen etwas greifbareren und für unsere Rahmenbedingungen in "Halbtagsschulen" passenderen Ansatz hat Frau Schiller entwickelt, die zu diesem Thema im Raum Hamburg auch sehr anregende Fortbildungen anbietet:
    www.schillerverlag.de


    Grüße an alle

  • Als Sparmaßnahme? Da fehlen mir ja wirklich die Worte! 8o


    Wobei ich grundsätzlich gar nichts gegen das Prinzip des eigenverantwortlichen Lernens habe, aber den Lehrer als Lernbegleiter und als "Coach" halte ich für unverzichtbar. Sicherlich werden bei diesem Modell die Schüler keine Probleme haben, die bereits selbstverantwortlich lernen können und die dafür notwendige Selbstdisziplin aufweisen, aber was ist mit denen, die das noch nicht erlangt haben? Pech gehabt? Jegliche Förderung ist ersatzlos gestrichen?


    Zudem sehe ich in der Institution Schule etwas mehr als nur eine große Bibliothek, in der vorgefertigtes Wissen in Schülerköpfe abgespeichert werden soll.
    Wichtig in Schule und Unterricht ist doch das Miteinander lernen und leben, das Diskutieren und sich gegenseitig anregen, Ideen wecken, Lebensentwürfe machen. Und um diesen Prozess anzureichern und zu lenken, bedarf es einer Begleitung. Das kann ein Lehrer mit einer wöchentlichen Sprechstunde oder per Email doch überhaupt nicht leisten.


    So ein Konzept wie das Institut Beatenberg dagegen wirkt schon etwas ausgefeilter (wobei ich zugegebenermaßen nur mal quer drüber gelesen habe) und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Schüler so erfolgreich lernen können. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass dieses Konzept an Lehrerstellen einspart, schließlich wird der Begleitung und Unterstützung durch einen "Coach" viel Bedeutung beigemessen und diese Arbeit kostet genausoviel, wenn nicht sogar mehr Lehrerzeit, als die herkömmliche frontale Wissensabspeisung einer 30köpfigen Schulklasse.


    Gruß
    Mia


    Edit: Habe beim weiteren Rumsurfen auf der Beatenberg-Seite folgendes entdeckt:

    Zitat

    65 Jugendliche/
    25 Erwachsene


    Zwar sind da auch Reinungskräfte und Sekretärinnen mit eingerechnet, aber von Sparmaßnahme kann dennoch wohl kaum die Rede sein....

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

    Einmal editiert, zuletzt von Mia ()

  • Grundsätzlich baue ich immer wieder größere Selbstlernphasen in meinen Unterricht ein, allerdings ist der Erfolg schon von Klasse zu Klasse etwas unterschiedlich. Allemal profitieren davon die Schüler, die lernen wollen, die engagiert sind, die unterschiedliche Aufnahmekanäle nutzen wollen und ihr Lernen auch schon selbst gestalten können. Schwache, unmotivierte Schüler stürzen aber schneller ab, weil sie sich gerne ablenken lassen oder auch methodische Defizite haben.


    Da ich jedoch in allen neuen Klassen recht bald solche freieren Methoden einführe, funktioniert es im Großen und Ganzen gut. Meine E-Mail-Adresse haben die Schüler sowieso und mit Ausbau des Intranets kann ich die Aufgaben demnächst auch im entsprechenden Raum der Klasse ablegen. Das gibt mir wiederum die Freiheit, mich mit schwachen Schülern intensiver zu beschäftigen.


    Ich kenne auch Versuche, in bestimmten Klassen eine Online-Betreuung der Aufgaben durchzuführen, mit verbindlichen Chat-Terminen und regelmäßigen Präsenzphasen. Als Sparmaßnahme sollte dies nicht dienen, die Gefahr, sich irgendwann überflüssig zu machen, sehe ich aber auch (dies wird vermutlich besonders gern von der Politik im Auge behalten...).


    Grüße


    Birgit

    Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

    Elie Wiesel

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