Hallo,
dies soll kein Meckerthread werden, doch beim Lesen des folgenden Artikels bin ich ins Grübeln gekommen und würde dazu gerne Meinungen hören:
http://www.zeit.de/2004/27/B-Schulausflug
Ein kleiner Ausschnitt weiter unten!
ok, ich bin ferienreif, und mit den Jahren wird es wohl auch besser werden, aber wenn ich so auf meine 2 Jahre Ref und 1,5 Jahre Lehrerdasein zurückblicke, dann macht mir der Job zwar auch viel Spaß, frage ich mich aber desöfteren, ob ich ihn wirklich mein ganzes Leben machen will, bzw. überhaupt machen kann.
Er zehrt an den Nerven, man kann selten abschalten, es gibt wenig Lob von oben, und eben: obwohl man ständig mit vielen vielen Menschen zu tun hat, ist man ein Einzelkämpfer. Für richtige Gespräche fehlt meist allen die Zeit. Außerdem hat man nur wenig mit Erwachsenen zu tun, was auf Dauer glaube ich nicht gut tut (wohin entwickelt man sich, wenn man den Großteil des Tages nur von Pubertierenden umgeben ist?). Einem selbst stellen sich vergleichsweise wenige Herausforderungen, man entwickelt sich nur wenig weiter, lernt kaum was wirklich Neues dazu...
So, vielen Dank fürs Lesen soweit. Vielleicht seht ihr das ja alles anders, könnt mir Perspektiven aufzeigen o.ä. Ich mache den Job wirklich gerne, überlege mir aber, nach vielleicht 1-2 Jahren weiterer Erfahrung auch Alternativen. Im Kollegenkreis siehts ähnlich aus, doch die meisten sind zu alt und sagen nur: ich würds nicht nochmal machen!
Schreibt mir eure Meinungen, Santiaguino
17. Tag
Die Euphorie der ersten beiden Wochen ist verflogen, ich bin erkältet und erschöpft wie schon lange nicht mehr. Ein Burn-out schon nach zwei Wochen? Was macht diesen Job so aufreibend? Die Kinder sind lustig, die Jugendlichen diskursfähig, zum Teil freue ich mich richtig auf sie. Die Stimmung im Lehrerzimmer – und bei den netten Müttern in der Cafeteria – ist freundlich. Was mir als das Anstrengendste erscheint: Lehrer sind ständig umgeben von anderen Leuten, aber obwohl sie permanent kommunizieren, sind sie allein. Eine Aura von Einsamkeit umgibt sie, wenn sie auf den Schulfluren aneinander vorbeilaufen. Kaum reicht die Zeit für mehr als ein Kopfnicken, ein schnelles Hallo.
18. Tag
Während ich so viel Rotstift verbrauche, wie ich in meiner gesamten eigenen Schulzeit nicht zu Gesicht gekriegt habe, frage ich mich, ob Lehrer wirklich Sadisten sind. Oder nicht doch eher Masochisten? So viel Hingabe an die Unwissenheit anderer Leute! Diese Sisyphusarbeit! „An deiner Ausdrucksschwäche müssen wir noch arbeiten“, hat Frau Z., die ich vertrete, unter einige frühere Deutschaufsätze geschrieben. Soweit ich erkennen kann, hat sich an diesen Schwächen bislang nur einer abgearbeitet: sie selbst.