Rechtschreibfehler werten bei Arbeiten außer D?

  • Hallo ihr LIeben,


    ich unterrichte in einer 7. Hs Klasse, deren Rechtschreibniveau katastrophal ist. Irgendwie möchte ich dennoch, dass die Schüler sich Mühe geben und auch bei fachfremden Arbeiten daran denken, dass Substantive groß geschrieben werden. Dies ist jedoch nicht der Fall.


    Bisher habe ich keine Punkte/Noten abgezogen. Wie handhabt ihr das?


    Unsere GLK hatte vor 4 MOnaten abgestimmt, dass Rechtschreibung wiedder in den Mittelpunkt gerückt werden sollte.


    Konsequemz. Nur noch schlechte Noten????


    Was würdet ihr tun?


    Ratlose dani

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Dani,
    nunja, es ist ja nicht so, dass du bei der nächsten Arbeit dann einfach so Punkte für Rechtschreibung abziehst, oder?
    Ich nehme an, du wirst es den Schülern vorher ankündigen?
    Hast du schon einmal nachgeforscht, warum die Schüler so schlecht rechtschreiben? Kein Interesse ihrerseits (dann wären die benoteten Arbeiten vielleicht tatsächlich ein Motivationsschub) oder wirklich Probleme (dann sind sie doch nur frustriert, wenn sie zusätzlich noch bestraft werden)
    Mach es doch wirklich so, dass du die neue Vorgehensweise ankündigst, die Rechtschreibung aber nicht zu stark wichtest z.B. eine halbe Note.
    Lg, Hermine

  • Eine halbe Note finde ich angemessen.
    Du könntest ja unten auf dem Arbeitszettel vermerken,
    dass sich jeder seine Arbeit noch mal durchlesen und auf Groß- und Kleinschreibung achten soll. Oder 5 Minuten vor Schluss darauf hinweisen, obwohl das vielleicht zusätzlichen Stress bedeuten könnte ?(

  • Schließ dich mal mit dem Deutschlehrer kurz, welche Rechtschreibbereiche schon behandelt bzw. wiederholt worden sind. Die beziehst du in die Wertung mit ein, was auch auf dem Arbeitsblatt angekündigt wird. Dadurch merken die SuS, dass die Fächer eben nicht unzusammenhängend nebeneinander her laufen, sondern tatsächlich was miteinander zu tun haben (und ich als geplagter Deutschlehrer muss mich nicht mehr über Kollegen aufregen, die entweder Rechtschreibung selbst auf den eigenen Arbeitsblättern vernachlässigen oder alles in Grund und Boden korrigieren). Geht das?


    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

  • Die gültige Rechtschreibverordnung habe ich hier
    zitiert. Im Verlauf dazu auch etwas über die Bewertung der Rechtschreibung.
    Der Abzug kann bis zu einer Note betragen.


    Gruß


    Timm

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.


  • Hallo Hermine,


    nein, natürlich würde ich den Punkteabzug vorher ankündigen. Wie gesagt, am Anfang des Schuljahres hatte die GLK beshclossen, Rechtschreibung in allen Fächern zu wertden und somit wieder aufzuwerten. Ich sah davon ab, weil meine Schüler eben sehr schlecht sind.


    An was es liegt, ich weiß es nicht. Die fleißigen Schüler haben heute bei einem Diktat, dessen Text wortwörtlich bekannt war, bei 140 wörtern ca 6 Fehler gemacht und der Rest 20-35.


    Der Text wurde nicht mal geändert. NIX.


    Faulheit? Ich weiß es nicht, aber wenn ich wirklich anfangen würde, dann bei Fächern zu benoten, ich glaube es gäbe nur noch 5-6.


    Aber mich stört das magelnde Bewusstsein. Substantive werden klein geschrieben, Adjektive groß ....


    • Offizieller Beitrag

    Arme Dani!


    Aber wenn du die Schüler damit nur bestrafen, aber nach eigenem Ermessen nichts ändern würdest, dann kann es das doch wohl auch nicht sein, oder?
    Meine kleinen Sechstklässler in Deutsch machen teilweise auch viele Fehler, die wohl vor allem von "Boah, bin ich froh, dass ich fertig bin, das lese ich jetzt nicht noch mal durch" kommen.
    Meine Methode: Fehler anstreichen (nicht positiv! also nicht die Lösung drüber schreiben, die sollen sie selbst nachschauen) Arbeiten zu Hause korrigieren lassen- sind noch mehr als eine bestimmte Fehleranzahl drin, nochmal schreiben lassen. Und das ganze solange, bis keine Fehler mehr drin sind.
    Spätestens beim zweiten Mal hatten bei mir ganz viele keine Lust mehr und haben sich wirklich angestrengt.
    Ist nur eine Anregung, ich weiß nicht, ob das bei dir auch was bringt- achja, sprich mit den SuS drüber! Vielleicht können sie ja wirklich erklären, warum das mit der Rechtschreibung nicht klappt?
    Aufmunternde Grüße,
    Hermine

  • sicher hast du recht, eine bestrafung soll es auch nicht sein.


    leider sind einige meiner jungen sehr faul und es ist ihnen egal.


    ich streiche rechtschreibfehler bei anderen arbeiten an, aber die korrekturen werden von den oben genannten jungen gar nicht gemacht.


    vielleicht ist es nur die tatsache, dass ich hilflos bin, ihnen nicht helfen kann, ihre haltung zu verbessern. selbst meine lobzettel wirken nicht.


    bin eben etwas down, dass sich von 13 jungen 10 in ener 0000 bock phase befinden, sie in den zusatzunterricht wollen aber überhaupt keine anstrengung unternehmen, ihre noten von 4 und 5 zu verbessern.





    • Offizieller Beitrag

    Hi dani,
    Uiuiui, das hört sich übel an! Hast du schon mal mit ihnen geredet, dass es keinen Sinn macht, wenn sie in den Zusatzunterricht wollen, aber selbst nichts tun?
    Frag sie doch mal, was sie motivieren würde- bzw. sag ihnen doch freundlich, dass sie, wenn sie sich in zwei Jahren bewerben mit einer katastrophalen Rechtschreibung keine Chance auf ein Vorstellungsgespräch haben. (je nachdem, ob du das Gefühl hast, es zieht eher die sanfte oder eher die raue Schiene)
    Mögliche Alternativen (allerdings von mir selbst noch nicht eingeschlagen) wären:
    -Hinweis an die Eltern (die Korrektur ist ja dann schließlich Hausaufgabe!)
    -wer die Korrektur nicht macht, muss sie am Nachmittag nacharbeiten (weiß nicht, wie das in B-W ist, in Bayern ist das kein Problem)
    - vielleicht geht es ja, dass du für besonders gute Rechtschreibung Bonuspunkte verteilst und so die, die sich Mühe geben, bessere Noten bekommen?
    Lg, Hermine

  • So, nach den Korrekturen sitze ich hier übefrustriert und zweifel an meinem Job.


    Durchschnitt 4,5


    Bei meíner KOllegin in meiner KLasse in Mathe. Schnitt 4,0


  • Hallo,


    Punkteabzug für schlechte Rechtschreibung haben meiner Meinung nach in Nicht-Deutsch-Fächern nichts zu suchen, auch wenn diese Art der Bestrafung scheinbar legal ist.


    Wie Ihr wisst, beschäftige ich mich seit einigen Jahren sehr intensiv mit Lern- und Verhaltensauffälligkeiten und den möglichen Ursachen.


    Lange habe ich auch gedacht, dass mein Sohn sich einfach zu wenig Mühe gibt bei der Rechtschreibung, besonders in den anderen Fächern, denn ich stellte fest, dass er die richtige Schreibweise kennt und trotzdem besonders bei Groß- und Kleinschreibung Fehler machte und Wörter im gleichen Text unterschiedlich schrieb. Er konnte diese Wörter fast immer vorwärts wie rückwärts richtig buchstabieren.


    Jetzt weiß ich, dass es organische Gründe dafür gibt, die aber fast kein Schulmediziner feststellt - leider.


    Kinder mit entsprechenden organischen Störungen, die ein Laie nicht sieht, müssen ein vielfaches an Anstrengung aufbringen. Die Gehirne können sich nicht auf den Schreibprozess, den Inhalt und Rechtschreibung gleichzeitig konzentrieren. Ich nehme an, dass viele (nicht alle) eurer schlechten Rechtschreiber auch eine schlechte Schrift und/oder schlampige Heftführung sowie eine unübliche und/oder verkrampfte Stifthaltung und/oder Sitzhaltung haben und einige auch verhaltensauffälig sind.


    Ich kann mir vorstellen, dass Bestrafung teilweise bewirkt, dass weniger Fehler gemacht werden, aber ist der Inhalt und die Schrift dann trotzdem genau so gut?


    Ohne Wissen über diese organischen Störungen, über die ich hier seit einigen Monaten berichte und jetzt nicht wieder vertiefen möchte, ist es unmöglich zu beurteilen, ob ein Kind sich einfach nur zu wenig Mühe gibt oder nicht anders kann. Auch mit diesem Wissen ist die Beurteilungsfähigkeit nicht immer eindeutig, aber wesentlich einfacher.


    Nicht unerwähnt lassen möchte ich, dass die "gängigen" Lehrmethoden (30 Kinder einer Klasse lernen zur gleichen Zeit das Gleiche) und der Umgang mit diesen "schlechten" Rechtschreibern und Null-Bock-Kindern m.E. alles andere als dazu dient, den Kindern das Lesen und Schreiben sowie gutes Sozialverhalten beizubringen.


    Stellt euch doch einmal vor, Ihr würdet versuchen, ein guter Rechtschreiber zu sein, aber es würde euch trotz Anstrengung nicht gelingen. Eure Mühe und Anstrengung würde ständig bezweifelt, Ihr würdet quasi als Lügner dastehen und für Rechtschreibfehler bestraft. Wie lange würdet Ihr euch noch anstrengen? Wie lange würde es dauern, bis Ihr 0 Bock mehr auf Schule hättet?


    Kinder wollen von Natur aus lernen! Wenn sie es nicht wollen, dann gibt es unterschiedliche Gründe dafür. Wer will denn freiwillig schlecht sein und sich ständigen Ärger einhandeln? Die Gründe für das nicht normgerechte Funktionieren werden ziemlich oft unberechtigt bei den Eltern gesucht, die sich angeblich zu wenig oder zu viel um die Kinder kümmern.


    Gruß Erika

    "Die Lehrer bezeichnen Lesen, Schreiben und Rechnen als Grundlagenfächer. In Wirklichkeit handelt es sich aber bei diesen Lehrstoffen bereits um sehr komplexe Prozesse, die sich nur bei einer einwandfreien geistigen Verarbeitung der durch die Sinnesorgane aufgenommenen Wahrnehmung erlernen lassen." A. Jean Ayres

  • Zitat

    Jetzt weiß ich, dass es organische Gründe dafür gibt, die aber fast kein Schulmediziner feststellt - leider.


    Wobei wir an der Schule uns als Laien an die Schulmedizin halten müssen. (Wortspiel unbeabsichtigt.) Wie denn auch sonst? Wir könnten allerdings als Laien Lobbyarbeit leisten, damit neue Erkenntnisse in die Schulmedizin vordringen. Insofern ist dein Einsatz sinnvoll. Aber bis die Schulmedizin, der ich selber sehr vertraue, grünes Licht gibt, dürfen schulmedizinisch nicht gesicherte Erkenntnisse keine große Rolle spielen, finde ich.


    Zitat

    Ich kann mir vorstellen, dass Bestrafung teilweise bewirkt, dass weniger Fehler gemacht werden, aber ist der Inhalt und die Schrift dann trotzdem genau so gut?


    Ein Problem gibt es mit den Noten, das dringend angegangen werden müsste: Sie dienen eben nicht nur als pädagogisches Mittel, sondern auch (zumindest am Gymnasium) als Bewertung der Leistung. Bestrafung, damit weniger Fehler gemacht werden: Unabhängig davon, ob das funktioniert oder nicht, es ist ein lerntheoretischer Ansatz. Noten sollen (gegenwärtig) aber auch Leistung bewerten (und nicht nur Mittel zur Lernmotivation sein), und da kommt man nicht an der Rechtschreibung vorbei, finde ich.


    Eine sehr große Rolle spielt sie ohnehin nicht, zumindest am Gymnasium. Andere fächerübergreifende Fähigkeiten, die vor allem mit dem Fach Deutsch assoziiert werden, sind zum Beispiel das Präsentieren und Referieren, das freie und zusammenhängende Reden. Soll das dann auch nur in Deutsch in die Bewertung einfließen, oder in den anderen Fächern auch? (Natürlich bin ich für Letzteres, kann mir aber auch Argumente für den ersten Fall vorstellen.)


    Zitat

    Kinder wollen von Natur aus lernen! Wenn sie es nicht wollen, dann gibt es unterschiedliche Gründe dafür. [...] Die Gründe für das nicht normgerechte Funktionieren werden ziemlich oft unberechtigt bei den Eltern gesucht, die sich angeblich zu wenig oder zu viel um die Kinder kümmern.


    An unserer Schule wird selten den Eltern die Schuld gegeben. Die Schüler sollen ja ohnehin selbstständig arbeiten. Ich denke, es ist meist die falsche Schulart, die Probleme macht.
    Dass Kinder von Natur aus lernen wollen, glaube ich auch, obwohl ich mir nicht sicher bin. Sie wollen vor allem Erfolgserlebnisse dabei haben. Und nicht jedes Kind kann alles lernen - nicht gleich schnell und gleich leicht jedenfalls. Und bei den gegenwärtigen Bedingungen kann man nicht jedes Kind mit dem tatsächlich möglichen Aufwand mitbringen. Das führt dann zu Lernunlust, die Freude am Lernen wird vergällt.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

    Einmal editiert, zuletzt von Herr Rau ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,
    das ist ein schwieriges Feld- zunächst die einfachere Antwort:
    In meiner "bestraften" sechsten Klasse hat sich an Schriftbild und Inhalt nichts verändert bzw. es wurde korrigiert- ich wollte ja eine Ideal-Verbesserung- die Schüler empfinden das übrigens auch nicht als Bestrafung, sondern als das, was es ist, nämlich eine Chance zur Verbesserung. Klar ist es lästig, aber wer gut arbeitet, muss es ja auch nur einmal machen.


    Zitat

    Punkteabzug für schlechte Rechtschreibung haben meiner Meinung nach in Nicht-Deutsch-Fächern nichts zu suchen


    Ehrlich, ich hab Angst, dass mit dieser Einstellung die Rechtschreibung wirklich den Bach runter geht-
    soviel ich weiß, gucken aber auch Schreiner und andere Handwerker auf fehlerfreie oder zumindest gute Rechtschreibung bei der Bewerbung- sagen da dann die Schüler: Das wurde bei uns aber nur in Deutsch benotet und Deutsch hab ich doch bei Ihnen nicht? Und wenn mir ein Handwerker eine Rechnung, die vor Rechtschreibfehlern nur so strotzt, stellt, denk ich mir meinen Teil... bzw. bei einem Kostenvoranschlag werd ich den Auftrag sicher anderweitig vergeben. Ich bekomme durch die Rechtschreibung ein gewisses Bild von jemandem- und wenn der nun seine Arbeit genuso vermurkst wie seine Rechtschreibung?
    Und ich sitz immer zwischen zwei Stühlen- Schüler (LRS und Legastheniker), die ein echtes Problem haben, denen will ich natürlich nicht zu nahe treten (aber ich find es schon komisch, dass genau die sich immer noch wirklich anstrengen und gut rechtschreiben w o l l e n-) -und ich will auch niemandem irgendwas unterstellen- aber ich habs auch schon oft erlebt, dass jemand, der einfach nicht rechtschreiben wollte/konnte, ("Nein, Frau X, ich lese nichts anderes als Comics") ganz schnell von seinen Eltern zum Krankheitsfall gemacht wurde- natürlich erkennen da Schulmediziner nix!
    Akute Schlampigkeit gibt es nämlich als Krankheitsbild noch nicht. Wenn jemand sich zurücklehnt und sagt: Das muss ich nicht können, dann mach ich es auch nicht! Hab ja ein Attest-
    dann werde ich ziemlich sauer, denn nirgendwo auf einem Attest steht: XY hat dies und jenes und darf sich deswegen nicht anstrengen!
    Und doch, es gibt tatsächlich faule Kinder! Ich war auch so eines... Únd ich gebe meinen Eltern nicht die Schuld dafür, ebensowenig wie ich Eltern angreife, die ihr Kind nicht fördern können (egal ob wegen mangelndem Können oder mangelnder Zeit), nur die, die sich hinter modernen Krankheiten verstecken, die finde ich furchtbar!
    (Damit ist aber hier keiner persönlich gemeint, ich denke eher an Fälle aus meiner Schule
    :rolleyes: )
    Lg, Hermine

  • Zitat

    Erika schrieb am 22.04.2005 22:58:


    Kinder wollen von Natur aus lernen! Wenn sie es nicht wollen, dann gibt es unterschiedliche Gründe dafür.


    Wenn man Lernen als Erfahrungen sammeln und einordnen bezeichnet, dann will in der Tat jedes Kind/ jeder Jugendliche lernen. Nur stimmt das persönliche Curriculum eben nicht immer mit dem schulischen und gesellschaftlich erwünschten überein.
    Wahrscheinlich stehen bei einem durchschnittlichen 14jährigen z.B. auf dem eigenen Curriculum das "Erobern" des anderen Geschlechts ganz oben; die quadratischen Gleichungen aber recht weit unten ;)

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

  • Erika schreibt woanders



    Besser nix!

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

  • Hallo,


    dieses andere Forum ist [URL=http://www.emgs.de,]http://www.emgs.de,[/URL] ein Forum, dass entstanden ist, weil Mobbing leider keine Seltenheit mehr in den Schulen ist. Hier wird betroffenen Eltern die Möglichkeit gegeben, sich auszutauschen und Hilfestellung zu erhalten. Ein Ziel von EMGS ist u.a., die Mängel in deutschen Schulen aufzudecken, an die Öffentlichkeit zu bringen und mitzuhelfen, Veränderungen herbeizuführen.


    Auch veränderungswillige Lehrer, die nicht die Schuld für die Misere in den Schulen bei den Eltern suchen, sind gern willkommen!


    Mir fehlt die Zeit, auf alle Kommentare hier einzugehen.


    Für die, die sich doch über mögliche Ursachen für Rechtschreibstörungen und sonstige Lern- und Verhaltensprobleme informieren wollen (ja, auch Schlampigkeit gehört dazu) fragen doch bitte:


    außer Frau Beigel, die ich euch schon soooo oft empfohlen habe, Frau Gerda Marie Knagge, ebenfalls ehemalige Lehrerin und Legasthenietrainerin


    http://nibis.ni.schule.de/~lfb-w015/di4.htm


    Tel. 04447/8462 Ringstr. 2b, 49685 Schneiderkrug


    oder fragen einen dieser Fachleute. Das sind in erster Linie Ergotherapeuten, Krankengymnasten, Logopäden, auch einzelne Ärzte, Sozialpädagogen, Psychologen usw.


    http://www.inpp.de/modules.php…dex&topic_id=0&page_id=17


    http://www.paepki.de/ (siehe Therapeuten vor Ort)


    http://www.kiss-kinder.de/index.php?mp=90


    Das sind alles Menschen aus anerkannten Berufen, keine Wunderheiler, die über ihren Tellerrand hinausschauen.


    Es ist längst überfällig, dass sich Schulen auf die "veränderten" Kinder einstellen. Jeder Lehrer kann dazu beitragen, dass den Kindern geholfen wird.


    Legastheniker/ Lese-/Rechtschreibgestörte und andere Lerngestörte werden immer mehr. Wer das nicht sehen will, muss blind sein.


    Abwarten und auf Eintrichterung von Wissen darüber von oben zu warten, halte ich nicht für den richtigen Weg. Viele Kinder gehen dabei weiter vor die Hunde.


    Jeder kann mithelfen, dass sich etwas ändert.


    Gruß Erika

    "Die Lehrer bezeichnen Lesen, Schreiben und Rechnen als Grundlagenfächer. In Wirklichkeit handelt es sich aber bei diesen Lehrstoffen bereits um sehr komplexe Prozesse, die sich nur bei einer einwandfreien geistigen Verarbeitung der durch die Sinnesorgane aufgenommenen Wahrnehmung erlernen lassen." A. Jean Ayres

    • Offizieller Beitrag

    Nur mal so zur Info, weil es mich ehrlich entsetzt: 8o
    Erika, bist du wirklich der Meinung, dass jedes Fehlverhalten eines Kindes entweder einer Krankheit oder den Lehrern angelastet werden kann?
    Lg, Hermine
    PS: nach dem Thread von Referendarin: Erika, es ist legal, nicht nur scheinbar! (zumindest in Bayern)
    Wenn das Mobbing ist, dann ist meine Strategie zur Verbesserung der Rechtschreibung doch noch viel mehr Mobbing, oder?
    X(
    Komisch nur, dass es die Kinder nicht so sehen!

    • Offizieller Beitrag

    Erika schrieb im anderen Forum:

    Zitat

    ich meine, dass es Mobbing ist, wenn schlechte Rechtschreiber durch Punkteabzug in Nicht-Deutsch-Fächern bestraft werden - und das scheinbar auch noch legal.


    Erika, warum ist das Mobbing?
    ?(?(


    Zitat

    Mobbing
    aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie


    Das Wort Mobbing wird umgangssprachlich häufig statt Schikane verwendet und kommt aus dem Englischen. Mob bedeutet Meute, to mob anpöbeln, über jemanden herfallen.


    Glaubst du wirklich, wir wollten Kinder schikanieren, wenn wir Rechtschreibfehler anstreichen? ?( Das entsetzt mich wirklich. Bei Kindern, die LRS oder ähnliche Erkrankungen haben, wird die Rechtschreibung doch sowieso nicht bewertet, ebenso (in NRW) nicht in Aufsätzen bis zur 7. Klasse.
    Kannst du dir nicht vorstellen, dass es auch (nicht rechtschreibschwache) Kinder gibt, die sich nicht anstrengen richtig zu schreiben, wenn die Rechtschreibung nicht mitbewertet wird, obwohl sie es eigentlich könnten?
    Ist es wirklich Schikane, dies in GERINGEM Maße mitzubewerten? Dann müsste es ja genauso Schikane sein, wenn meine Kollegen in Deutsch- und Englischarbeiten Ordnungspunkte für eine gute Schrift und gute Form geben.
    Kannst du dir vorstellen, dass Lehrer, die ihr Bestes versuchen, sich angegriffen fühlen, wenn sie gleich des Mobbings bezichtigt werden?


    Traurige Grüße,
    Referendarin :(

  • Hallo,


    Zitat

    Und wenn mir ein Handwerker eine Rechnung, die vor Rechtschreibfehlern nur so strotzt, stellt, denk ich mir meinen Teil... bzw. bei einem Kostenvoranschlag werd ich den Auftrag sicher anderweitig vergeben. Ich bekomme durch die Rechtschreibung ein gewisses Bild von jemandem- und wenn der nun seine Arbeit genuso vermurkst wie seine Rechtschreibung?


    Hermine, glaubst du wirklich, einen qualifizierten Handwerker an einer guten Rechtschreibung erkennen zu können? Diese Argumentationsweise lässt m.E. erkennen: " Wer nicht gut rechtschreibt, bemüht sich nicht genug darum, wird wohl auch sonst zu nichts zu gebrauchen sein und schlampig arbeiten. Solche Menschen sollten ins Abseits gestellt werden, keine Aufträge mehr bekommen, die Existenz verlieren." Echt gruselig! Ist das kein Mobbing?


    Ich bin nicht der Meinung, dass jedes Fehlverhalten eine Krankheit ist. Erst einmal geht es um Störungen , nicht um Krankheiten, die behoben oder erheblich gemindert werden können, je nachdem, wann sie erkannt werden. Diese Störungen werden oft erst im Schulalter deutlich, obwohl häufig schon im Säuglings- und Kleinkindalter einiges erkennbar ist - leider, weil die meisten Schulmediziner nicht dafür ausgebildet sind, diese Störungen bzw. die späteren Auswirkungen zu erkennen. In der Schule, wo die Auffälligkeiten der Kinder dann deutlich zu erkennen sind, wenn ein kleines bisschen Wissen vorhanden ist, sagt man "Wir sind doch keine Therapeuten, was sollen wir denn noch alles leisten". DAS KANN DOCH NICHT SO BLEIBEN! Die Abteilung ANKe im Schulamtsbezirk Wetzlar beweist doch, dass Schulen eine Menge leisten können. Ganz nebenbei würden sich die Lehrer das Unterrichten dann auch noch erleichtern können, wenn es weniger problematische und rechtschreibschwache oder sonstige lerngestörte Kinder gäbe.


    Es gibt vielfältige Gründe für Lern- und Verhaltensstörungen. Ich sehe das nicht undifferenziert. Nur sehe ich keine Veranlassung, auf das aufmerksam zu machen, was allseits bekannt ist.


    Eines steht für mich jedenfalls fest. Viele Kinder, die von Lehrern für faul, dumm, von den Eltern vernachlässigt oder überbehütet gehalten werden, sind es nicht. Ich kenne ganz, ganz viele solcher Kinder. Mit einem kleinen bisschen Wissen erkennt man bei diesen Kindern typische körperliche Auffälligkeiten - in höheren Klassen wird es schwieriger für Laien, die körperlichen Defizite zu erkennen, da die Kinder schon lange versuchen zu kompensieren. Macht doch mal in euren Klassen eine Umfrage, wer von den Rechtschreibschwachen z.B. nicht gekrabbelt oder nur kurz (weniger als 6 Monate) gekrabbelt ist.


    Referendarin, ich glaube nicht, dass viele Lehrer Kinder absichtlich schikanieren, aber unabsichtlich. Es ist unmöglich zu erkennen, warum ein Kind schlecht rechtschreibt, wenn man kaum etwas darüber weiß. Die Kinder erscheinen oft faul, lustlos, dumm usw. Sie sind teilweise auch faul und lustlos geworden, weil sie doch nur Unverständnis und Bestrafung kennen.


    Zitat

    Ist es wirklich Schikane, dies in GERINGEM Maße mitzubewerten? Dann müsste es ja genauso Schikane sein, wenn meine Kollegen in Deutsch- und Englischarbeiten Ordnungspunkte für eine gute Schrift und gute Form geben.


    Ja, das sehe ich auch als Schikane. Gerade die rechtschreibschwachen Schüler haben oft eine schlechte Handschrift und unordentliche Heftführung. Wer sich mit dem Thema Entwicklungsstörungen auskennt, weiß es und weiß auch, wie das alles zusammenhängt. Sollen diese Menschen denn keine Erfolgserlebnisse haben, sondern immer nur Unverständnis, Vorhaltungen, Punkteabzug usw. erleben?


    Ich bin überzeugt, dass die meisten von euch nur das Beste für die Schüler wollen, aber diese gute Absicht reicht nicht.


    Wem von euch darf ich auf diesem Kongress versöhnlich die Hand schütteln?


    http://www.inpp.de/dla1/e2/InterdiszipliSaererKongress.pdf


    Schöne Grüße
    Erika

    "Die Lehrer bezeichnen Lesen, Schreiben und Rechnen als Grundlagenfächer. In Wirklichkeit handelt es sich aber bei diesen Lehrstoffen bereits um sehr komplexe Prozesse, die sich nur bei einer einwandfreien geistigen Verarbeitung der durch die Sinnesorgane aufgenommenen Wahrnehmung erlernen lassen." A. Jean Ayres

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Erika schrieb am 24.04.2005 22:11:
    Hermine, glaubst du wirklich, einen qualifizierten Handwerker an einer guten Rechtschreibung erkennen zu können? Diese Argumentationsweise lässt m.E. erkennen: " Wer nicht gut rechtschreibt, bemüht sich nicht genug darum, wird wohl auch sonst zu nichts zu gebrauchen sein und schlampig arbeiten.


    Mal abgesehen davon, wie Lehrer es sehen: die Ausbildungsbetriebe sehen es jedenfalls so!


    Ich würde es deshalb als grob fahrlässig ansehen, wenn Lehrer nicht versuchen würden, die Rechtschreibung der Schüler zu verbessern!


    Rechtschreibung ist in allen Bereichen wichtig und es interessiert später niemanden, ob das Kind vielleicht Probleme mit der Halswirbelsäule oder der Verschaltung seiner Gehirnhälften hatte und deshalb im Rechtschreibunterricht "geschont" wurde.


    Es kommt mir außerdem so vor, als würden hier Kinder krank geredet!
    Alle Kinder, die Probleme mit dem Lernen haben sind nach Erikas Definition gestört, krank, behandlungsbedürftig - arme Kinder!


    Die allermeisten Lehrer werden sich bemühen, jedes Kind nach seinen Fähigkeiten zu fördern. Dabei werden aber auch immer wieder Anforderungen an das Kind gestellt, die ihm möglicherweise zunächst Schwierigkeiten bereiten. Kann es diese selber überwinden, wächst es daran. Wenn dann immer die Eltern kommen und ihm alles abnehmen, weil das arme Kind es ja nicht kann, was bedeutet das für die Selbstwahrnehmung des Kindes?
    Wenn ihm gesagt wird, es habe irgendwelche Krankheiten, Störungen, die es am Lernen hindern?


    Ich finde das fatal und glaube nicht an halb so viele gestörte Kinder, wie du uns hier nahelegen möchtest!


    Jedes Kind ist einzigartig und hat eine andere Art zu lernen, ein eigenes Tempo. Ich versuche darauf im Unterricht Rücksicht zu nehmen und weiß, dass es die meisten meiner Grundschulkolleginnen auch tun - Wochenplan, individuelles, offenes Arbeiten, gezielte Förderung, etc.
    In der ersten Klasse hatte ich ein Kind, dass hatte große Schwierigkeiten mit dem Lesen. Wir haben daraus kein großes Drama gemacht - auch die Mutter blieb ruhig - ihm Zeit gelassen, gefördert, auch mal zusätzliche Übungsaufgaben mitgegeben und siehe da: in der 2. Klasse ist jetzt irgendwann der Knoten geplatzt und das Kind liest flüssig und sinnentnehmend.
    Das klappt natürlich nicht immer so, hätte aber auch ganz anders laufen können... mit viel Drama... gegenseitigen Anschuldigungen... Untersuchungen ...Tests...Attesten...bösen Briefen...Mobbingvorwürfen...
    Ich will damit überhaupt nicht in Abrede stellen, dass es klinische Verhaltensauffälligkeiten, Lernstörungen u.a. gibt! Nur eben nicht in diesem Ausmaß und hinter allen Problemen verborgen!


    Und eins noch: könnten wir das Wort "Mobbing" mal ne Weile ruhen lassen?


    VG,
    Melosine

Werbung