Hallo Tina,
viele Schulen lösen das Problem des Unterrichtsausfalles dadurch, dass auf dem Rückkehrplan dokumentiert wird, an wen in der Klasse sich der/die SchülerIn wendet, um den versäumten Stoff nachzuholen und von wem er/sie sie die Hausaufgaben organisiert
Laempel
Timeout-Maßnahmen
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Zitat
sabi24 schrieb am 05.01.2005 12:58:
ich könnte mir vorstellen, dass viele lehrer ihre "problemkinder" und die probleme mit ihnen lieber verheimlichen..Hm, dazu möchte ich auch noch mal was sagen: bei uns wird nicht bekannt, welcher Lehrer besonders oft Schüler in den Reflexionsraum schickt. Die Lehrer die die Betreuung im Reflexionsraum machen unterliegen der Schweigepflicht.
Trotzdem hatte/habe ich manchmal Probleme, Schüler dorthin zu schicken. Oftmals ist für mich der eine Störer nicht ausfindig zu machen, wenn z. B. eine ganze Ecke immer wieder laut ist. Ich treffe u. U. genau den Falschen und da das für unsere Schüler ja durchaus weiterreichende Konsequenzen hat, überlege ich es mir einmal mehr.
Allerdings erlebe ich auch häufig, dass es vielen meiner Kollegen schwer fällt zuzugeben, dass sie Probleme mit Schülern haben... Insofern ist dieser Einwand wohl doch nicht ganz von der Hand zu weisen...
LG,
ramapas -
Diese Timeout-Maßnahmen gibt es auch beim Pisa-Sieger Finnland. Hat sich dort wohl sehr bewährt. Das machen dort speziell ausgebildete Lehrer. Außerdem gibt es bei denen auch noch Lehrer, die den Schülern, die nicht im Stoff mitkommen, Sonderunterricht zukommen lassen. Dort greifen also verschiedene Maßnahmen ineinander und der Klassenlehrer ist nur für das "normale" Unterrichten zuständig. Neid!!!!
Gela
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Hallo!
Hier mal kurz was aus meinem Seminar zum Thema Auszeitmodelle:
"Die große Lösung
Ein ausgewiesener Raum in der Schule, mit spezieller Ausstattung zum Arbeiten, Beruhigen oder Abreagieren. Ein Betreuer hilft dem Schüler, das Problem selbst zu lösen (Erarbeitung eines Planes zur Rückkehr in den Klassenraum.Die mittlere Lösung
Kooperation mit einem Kollegen dessen Klasse in der Nähe ist (am besten eine höhere Klasse). Der betroffene Schüler kann in der anderen Klasse weiterarbeiten.Die kleine Lösung
Ein abgetrennter Rückzugsbereich im Klassenraum."An meiner Ausbildungsklasse wurde aus einer Kombination der mittleren und kleinen Lösung gearbeitet:
Wir hatten einen großen Klassenraum, deren hintere Teil durch eine Regalwand abgetrennt war, so dass man den Rest der Klasse bzw. der Schüler nicht sehen konnte. Die Schüler wussten, dass sie freiwillig nach hinten gehen und dort arbeiten konnten, wenn ihnen vorne alles zuviel wird - sie konnten also ihre eigene Auszeit festlegen, was auch gerade von auffälligen Schülern genutzt wurde. Manchmal wurden auch Schüler von uns nach hinten geschickt, bei denen wir eine Auszeit für angemessen hielten, was auch (manchmal zwar maulend) meistens akzeptiert wurde.
Wenn diese Auszeitmöglichkeiten nicht reichten, konnten die Schüler in andere Klassen geschickt werden, hier wurden "Partnerklassen" festgelegt und die Schüler wurden dann dort mit einem Zettel und ihrem Arbeitsmaterial hingeschickt. Dort arbeiteten sie meist unauffällig, da ja ihre Konfliktpartner nicht mehr da waren. Nach der Stunde wurde dann ein Gespräch mit dem jeweiligen Schüler geführt (was war aus deiner Sicht los? wie kann das störende Verhalten verändert werden usw.).LG
Dana -
Unterrichtsausfall ist eine Befürchtung, die von meinen Kollegen auch schon thematisiert wurde.
Ich sehe das Problem überhaupt nicht:
1. stört der Schüler ja den Unterricht, was nicht nur zur Folge hat, dass er selbst nichts vom Unterrichtsstoff mitbekommt, sondern auch seine Mitschüler gestört werden.
2. benötigt man bei den meisten Konflikten selten die komplette Stunde (kommt natürlich drauf an, wann der Schüler geschickt wird). Aber in der Regel ist es so, dass nach der Konfliktbesprechung und Erarbeitung eines Rückkehrplans für den Rest der Zeit normaler Unterricht mit mir gemacht wird. Insbesondere bei Schülern, die desöfteren vorbeischauen.
Und da man in einer Kleingruppe deutlich intensiver arbeiten kann, benötigt man für den gleichen Stoff meistens weniger Zeit als in der Gesamtgruppe.
Die Schüler müssen sich in der Regel lediglich die HA besorgen.Es gibt im übrigen auch die Möglichkeit Schüler von vornherein zum Arbeiten in den Time Out Room zu schicken, wenn Konflikte und Unterrichtsstörungen aus irgendeinem Grund vorhersehbar und kurzfristig nicht anders zu lösen sind.
An meiner alten Schule wurden die sogenannte "mittlere bzw. kleinere Lösung" auch praktiziert, allerdings scheitert es an meiner jetzigen Schule oft sowohl an der Kooperation der Kollegen untereinander als auch am fehlenden Platz.
Gruß,
Mia -
Was geschieht eigentlich in der Zeit, in der der Schüler im Trainigsraum ist?
Wir haben jetzt seit kurzer Zeit einen Trainingsraum, der auch häufig frequentiert wird und fast dauerhaft besetzt ist.
Allerdings hatte ich das Problem, das die Schüler mit sehr unterschiedlichen Rückkehrplänen aus dem Raum wiedergekehrt sind. Ein Schüler hatte immerhin ein paar Sätze zu seinem Fehlverhalten geschrieben und sich eine Lösung überlegt, während ein anderer Schüler schon nach wenigen Minuten (allerdings bei einem anderen aufsichtführenden Lehrer im Trainingsraum) mit zwei Sätzen auf seinem Rückkehrplan zurückkam: "Ich habe gestört" Plan für die Zukunft "Ich störe weniger". Hm. Im Gespräch mit ihm stellte sich raus, dass er überhaupt nicht einsah, warum er rausgeschickt worden war und dass er diesen "Rückkehrplan" alleine geschrieben hatte.
Ich war noch nicht an der Schule, als das Konzept für diesen Raum erarbeitet wurde, deshalb weiß ich auch nicht, was genau in der Zeit in diesem Raum vor sich geht.
Wie läuft das bei euch ab: Unterhaltet ihr euch mit dem Schüler über sein Verhalten und seinen Rückkehrplan oder schreibt er einfach ein paar Sätze auf und kommt dann wieder? Was müssen die Schüler bei euch als Wiedergutmachung machen? -
Ja, bei uns folgt zuallererst ein Gespräch über den Konflikt. In aller Regel ist es tatsächlich so, dass die Schüler nicht verstehen (oder vorgeben, nicht zu verstehen), warum sie raus geschickt wurden. Das muss natürlich erst einmal geklärt werden. Dann wird gemeinsam überlegt, was passieren müsste, damit es in Zukunft nicht mehr zu einem Konflikt kommt. In aller Regel beinhaltet das eine Verhaltensänderung seitens des Schülers. Unter Umständen wird ein Verhaltensvertrag aufgesetzt, vor allem bei Schülern, bei denen das keine einmaliger Besuch ist.
Ich schicke die Schüler übrigens nie allein mit ihrem Rückkehrplan zurück in ihre Klasse, sondern versuche so weit es geht, immer erst noch einmal mit dem Kollegen Kontakt aufzunehmen, um mit ihm den Rückkehrplan durchzusprechen.
Ich muss allerdings mittlerweile auch leider sagen, dass unser Time-Out-Room von manchen Kollegen falsch verstanden und deswegen falsch eingesetzt wird. Da werden Schüler sofort wegen irgendwelcher Lappalien hingeschickt, nur weil der Kollege keine Lust hat, seine "kostbare Unterrichtszeit" für die Klärung von kleineren Konflikten zu verwenden. Diese Minikonflikte sind in der Regel in 5-10 Minuten geklärt, vor allem, wenn zwei Schüler, die einen Konflikt miteinander haben, vor mir sitzen. Die schicke ich dann auch ruckzuck ohne Rückkehrplan wieder in den Unterricht zurück.Hm, eine Wiedergutmachung in diesem Sinne halte ich für kein gutes Mittel, es sei denn, ein Schüler hat einen anderen direkt geschädigt. Das impliziert ja, dass der Time-Out-Room eine Strafe ist. Leider wird er zwar von vielen Kollegen so eingesetzt, aber eigentlich kann das Konzept darauf nicht aufbauen.
Es geht ja darum, dem Schüler Hilfen für eine Verhaltensänderung an die Hand zu geben. Und genau die werden erarbeitet.
Als Bsp.: Wenn jemand unruhig ist, klären, wie es zu der Unruhe kommt. Die Ursache benennen und versuchen, sie beseitigen. (Das kann z.B. ganz banal ein Sitzplatzwechsel sein. Ist sogar recht häufig der Fall.) Die Beseitung der Störungsursache wird dann im Rückkehrplan beschrieben. Den guten Vorsatz in Zukunft nicht mehr zu stören, wird dann schon fast zwanghaft sowieso von jedem Schüler drunter geschrieben.Wenn es nicht gerade ein Konflikt zwischen zwei oder mehreren Schülern ist, der direkt geklärt werden kann, schicke ich den Schüler übrigens nicht mitten in der Stunde in den Unterricht zurück. Meistens braucht sowohl der Schüler als auch der Lehrer Zeit, um die Wut über den anderen etwas zu verdauen. Da würde eine erneute Unterbrechung des Unterrichts wohl mehr stören als helfen.
Gruß
Mia -
@ Referendarin
Bei uns ist es so, dass der Schüler sich entscheiden kann, den Rückkehrplan alleine auszufüllen. Er muss ihn aber beim Betreuungslehrer vorlegen und wenn da sowas drauf stände, wie in deinem Beispiel wäre ein Gespräch fällig und der Schüler würde so nicht gehen dürfen.
Akzeptiert der entsprechende Lehrer den Rückkehrplan nicht, schickt er den Schüler zurück. Eine Wiedergutmachung in dem Sinne gibt es nicht.
Uneinsichtige Schüler gibt es auch, ich spreche da aus eigener Erfahrung Hier hilft wohl nur eine Konferenz im größeren Rahmen (Klassen- Teillehrerkonferenz)
LG
ramapas
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