Wobei kriegt ihr die Krise?

  • Mal die Reaktion eines Nichtlehrers:
    gesprochen finde ich die "Fehler" nicht so tragisch - wenn man denn weiß, wie es richtig heißt. Aber ehrlich, wenn meine Tochter so redet stelle ich mich auch immer dumm: "Wie bitte, ich verstehe dich nicht?" - sie soll es ja schließlich auch noch lernen.
    Die Eigennamen finde ich manchmal auch ganz schön gewagt - bei uns im Schwäbischen gibt´s da echt tolle Kombinationen.


    Apropos schwäbisch - hier gibt es auch die Sache mit den "anderen" Artikeln - der Butter, das Teller! Ich denke, da haben es die Deutschlehrer ganz schön schwer

  • Hm, als alter Linguist bin ich da immer ein bisschen gespalten... es gibt keine "primitiven Dialekte", jeder Dialekt erfüllt seine Kommunikationsaufgaben innerhalb einer Gesellschaft, deshalb finde ich "naserümpfendes Krisekriegen" nicht angebracht. Wenn die Blagen später am "öffentlichen Diskurs" teilnehmen wollen, müssen sie den Standarddialekt beherrschen, drum wird er an der Schule gelehrt, und gut is. Eingeschränkter Wortschatz macht mich rappelig, wird aber - zumindest nach meiner Beobachtung - besser, wenn man Spaß an ausgefallenen Formulierungen vermittelt. Zwei Dinge, bei denen allerdings auch ich die faulen Eier zum Werfen auspacke:
    - "Ich meine, ich denke", wo es nix zu meinen oder zu denken gibt, etwa auf dem Niveau "Meiner Meinung nach geht morgen die Sonne auf".
    - Nominalstil ("Die Überprüfung der Abdeckung der Güter ist ein wichtiger Aspekt der Aufgaben des Packers" statt "Der Packer muss überprüfen, ob die Güter abgedeckt sind".) Kann man nicht als falsch anstreichen, aber... kommt auf dem BK allerdings nicht so häufig vor wie am Gymnasium :D .
    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

  • also ich krieg bei was anderem die krise.


    vorgeschichte: ich war heute beim friseur. natürlich unterhält man sich da, sie kennt mich ja schon länger und weiß, dass ich als lehrerin arbeite.


    sie meinte dann mal: soll ich dir mal eine bewerbung zeigen?
    dann zaubert sie ein din a4 blatt aus der schublade, das zweimal gefaltet ist und außen auf der seite steht bewerbung mit füller.
    den inhalt hab ich nicht gesehen (geht mich auch nichts an) aber ich war echt schokiert über diese äußere form der bewerbung.
    machen sich denn manche jugendlich nicht mal gedanken darüber oder können nicht mal eltern danach schauen?
    muss glaub ich noch viel lernen als lehrer und immer dran denken: es gibt nichts, was es nicht gibt!
    gruß simsa

  • hallo dudelhuhn,


    wer die bewerbung geschrieben hat, weiß ich nicht.
    aber ich gehe stark davon aus, dass in der schule besprochen wurde, wie man bewerbungen verfasst.
    meine friseuse (an die ja die bewerbung ging) meinte nur, dass man sowas ja wohl nicht als bewerbung akzeptieren könne.


    gruß simsa

  • Tja, der Fred oder auch Thread ;) scheint ja richtigen Spaß zu machen. Ich hatte mich vorsichtshalber schon mal geduckt - war aber gar nicht nötig.
    Mir ist noch etwas eingefallen:
    Das einzigste Mal dass ich .....
    Und BTW die Friseuse möchten jetzt wohl gerne Friseurin genannt werden - hat mir zumindest meine gesagt :P .
    Das Abfassen von Bewerbungen kriegen unsere Schüler von allen Seiten auf dem Silbertablett mit. Mir ist es auch absolut schleierhaft, wie da noch so etwas bei raus kommen kann. Im Deutschunterricht wird alles besprochen, im Englischunterricht dann das gleiche noch mal für den englischen Arbeitsmarkt (über die Sinnhaftigkeit lässt sich streiten ...), in Politik und Sowi auch noch mal und dann kommen noch die Tage der Berufswahlvorbereitung dazu, an denen es sowohl um die schriftliche Bewerbung als auch um das Auswahlgespräch geht. "Eigentlich" (auch so ein überflüssiges Wort ...) müsste danach alles klar sein .....

  • Zitat

    snoopy64 schrieb am 24.03.2005 17:06:


    Und BTW die Friseuse möchten jetzt wohl gerne Friseurin genannt werden - hat mir zumindest meine gesagt :P .


    In letzter Konsequenz dann aber wohl Frisörin - obwohl ich das auch nicht mag...

  • "Immer frägen, alles anfässen aber nie was käufen. Das tun wir öfters in Horst sein Laden!"


    --> sowas bringt mich auf die Palme!
    oder:


    "Ich zahle per Nachname!"


    Ostergrüsse (das war jetzt Absicht!) von
    Anika ;)

    Das Licht am Ende des Tunnels kann auch ein entgegenkommender Zug sein!

  • Oder das hier! Das war neulich eine Überschrift (!!!) in unserer Zeitung:


    "Kommt "famila"-Markt in Stade?"


    Find ich echt wahnsinnig. Ich hab mir das ausgeschnitten und an meinen PC geklebt. Neulich hatte ich Besuch von jemandem, der leider nicht so ganz helle ist. Und derjenige hat dann gesagt: "So ein Quatsch, das muss doch "bei Stade" heißen!"


    Oh, Mann! Das tat mir leid!


    Anika

    Das Licht am Ende des Tunnels kann auch ein entgegenkommender Zug sein!

  • Zitat

    wolkenstein schrieb am 24.03.2005 16:07:
    Nominalstil ("Die Überprüfung der Abdeckung der Güter ist ein wichtiger Aspekt der Aufgaben des Packers" statt "Der Packer muss überprüfen, ob die Güter abgedeckt sind".) Kann man nicht als falsch anstreichen, aber...


    Ironischerweise findet sich in Standops Die Form der wissenschaftlichen Arbeit (Heidelberg/Wiesbaden: Quelle & Meyer [UTB], 14. Auflage 1994) ein Lob des Nominalstils, der für Fachsprachen ja durchaus charakteristisch ist; der Duden ächtet ihn hingegen als Wegbereiter der 'Streckformen': überflüssiges "In Auftrag geben" statt "beauftragen.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    ani1112 schrieb am 24.03.2005 17:44:
    "Immer frägen, alles anfässen aber nie was käufen. Das tun wir öfters in Horst sein Laden!"


    --> sowas bringt mich auf die Palme!


    :D Das finde ich wieder lustig. Erinnert mich an Super-Richie...

    • Offizieller Beitrag

    Hallo wolkenstein,


    Zitat

    wolkenstein schrieb am 24.03.2005 16:07:
    "Die Überprüfung der Abdeckung der Güter ist ein wichtiger Aspekt der Aufgaben des Packers"


    wie kommst du denn an meine Hausarbeiten in Erziehungswissenschaften und Psychologie aus dem Studium?


    Beispiel aus dem gymnasialen Deutschunterricht des Sohnes meiner Kollegin - äh Entschuldigung.... :D Beispiel: Der Sohn einer Kollegin geht zum Gymnasium. Dort hat er Deutschunterricht. Da lernte er:


    parallel - paralleler - am parallelsten

  • Zitat

    simsalabim schrieb am 24.03.2005 16:08:
    aber ich war echt schokiert über diese äußere form der bewerbung.
    machen sich denn manche jugendlich nicht mal gedanken darüber oder können nicht mal eltern danach schauen?
    muss glaub ich noch viel lernen als lehrer und immer dran denken: es gibt nichts, was es nicht gibt!
    gruß simsa


    das gibt mir Gelegenheit mal über meine Ex-Freundin abzulästern :P , die - vor ca. zehn Jahren - Bewerbungen für eine Ausbildungsstelle als Altenpflegerin geschrieben hatte...
    die Bewerbung an sich war noch halbwegs akzeptabel, sie ließ sich allerdings auch nicht reinreden, als ich ihr sagte, Anschreiben maschinell, Lebenslauf eventuell handgeschrieben, nein, sie hat es anders herum gemacht, das hatte ihr ihr Lehrer in der zehnten Hauptschulklasse (was auch schon ein paar Jahre zurück lag) angeblich so geraten (naja... ;) )


    dann haben sie sie tatsächlich zum Vorstellungsgespräch eingeladen, und sie musste das Originalzeugnis der Hauptschule vorlegen... es handelte sich um einen Bogen, der
    mit Kaffeeflecken übersät war und in der Mitte (Falz?) sprichwörtlich nur noch am seidenen Faden hing und fast in zwei Din-A-Blätter aufgespalten war...


    mein Bitten und Flehen, zur Schule zu gehen und sich ein neues Zeugnis ausstellen zu lassen, ignorierte sie und nahm den Putzlappen mit zum Gespräch - natürlich wurde sie nicht genommen


    mfg
    der unbekannte Lehrer

    "Get thee back into the tempest and the Night´s Plutonian shore!...
    Take thy beak from out my heart, and take thy form from off my door!"
    Quoth the raven: "Nevermore." (E.A.Poe,The Raven)

    • Offizieller Beitrag

    Mein Erdkundelehrer damals hatte ein kleines Problem mit dem Wort "anfangen":
    Wenn das dann an zu brennen fängt...
    Wenn der dann an zu laufen fängt...
    *schauder*


    Und meiner Mutter rutscht, wenn sie aufgeregt ist, ein "hömma!" raus, obwohl wir schon vor 12 Jahren da weggezogen sind. Und in ganz schlimmen Fällen (aber sehr selten zum Glück) wird an den Satz ein "woll?" rangehangen *g*
    *gruß an Forsch*

    • Offizieller Beitrag

    Nicht aufgeregt, aber in Verlegenheit gebracht hat mich vor Jahren das norddeutsche/friesische "Ne", das an jeden Satz hinten angehängt wird. Bei einem Pfadiausflug lernten wir einen sehr netten Mann kennen, der mich gleich in Beschlag nahm. Und weil ich ein nettes süddeutsches Mädchen bin, nickte ich jedes Mal artig und antwortete auf jedes "Ne" ganz brav mit "Ja". Meine damaligen Gruppenkinder haben sich gebogen vor Lachen :D


    Aber richtig, richtig, richtig schlimm finde ich Satzkonstruktionen ohne richtiges Verb, nur mit Modalverb (und das findet man gerade bei den 6-14jährigen im Moment sehr häufig in unserer Gegend) und evtl. noch ohne Artikel
    Kind: "Kann ich Cola?"
    Ich: "Kann ich Cola- was?"
    Kind: Kann ich Cola, bitte!" :D:D

  • Sätze die diesem ähneln: "Ich bin größer wie du" sind auch nicht schlecht.... ahhhhhhhhh!


    Leila

    • Offizieller Beitrag

    Neulich wollte eine Viertklässlerin, dass ich das Wort "ergesagt" anschreibe, damit sie weiß, wie es geschrieben wird. Sie konnte mir die Bedeutung auch nicht erklären, was zu einer längeren Phase der Wortfindung führte, bis dann "ergesagt" erstmal an der Tafel stand. Ich sagte ihr dann, ich kenne das Wort nicht und weiß nicht, was es bedeuten soll und riet ihr, es durch etwas anderes zu ersetzen. Irgendwann machte es "klick" bei mir: eher gesagt.
    Aber das passt schon fast unter Stilblüten, oder? :D


    Conni

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