Hallo und schönen Abend an alle !
Ich möchte hier meine Ausführungen zur Bewertung Klassenarbeiten und ab wann sie wiederholt werden sollten zur Diskussion stellen, da der andere Tread kurz nach dem Eintrag geschlossen wurde.
1) 02.04.2005 02:24
Zur Problematik der Klassenarbeit schildere ich Euch zunächst die hiesige Regelung in Hessen und meine eigene Praxis - und auch meine Einschätzung:
Laut hessischer Verordnung brauchen (nur !) 45 % der erreichbaren Punkte die Untergrenze für "4" zu bilden. Mir ist bei realistischer Aufgabenstellung ein Ergebnis unter der Hälfte zu wenig für noch "ausreichend" - und ich habe immer 50 % angesetzt - auch für die Einschätzung meines Lehrer-Erfolges.
Bei 70 erreichbaren Punkten sind 50 % = 35 Punkte = Note 4-
(45 % nur 31,5 P.)
Dann habe ich mal gelernt und halte es auch für richtig, dass man nicht in gleichmäßigen Schritten von Note zu Note geht. Der Bereich der guten Noten soll kleiner sein als der Bereich der schlechteren Noten.
"Nach oben muss die Luft dünner werden - nach unten aber breiter!"
Ich bin ungefähr so vorgegangen:
00 - 29 % = 30 Prozent-Punkte-Bereich - Note 6
30 - 49 % = 20 Prozent-Punkte-Bereich - Note 5
50 - 67 % = 18 Prozent-Punkte-Bereich - Note 4
68 - 81 % = 14 Prozent-Punkte-Bereich - Note 3
82 - 94 % = o9 Prozent-Punkte-Bereich - Note 2
95 -100 % = o6 Prozent-Punkte-Bereich - Note 1
Ihr seht, die Bereiche werden immer enger zur "1" hin.
Nach dem Verteilungsschlüssel einer bayrischen Kollegin gib es schon bei 57 % und weniger eine "5". Das scheint mir zu hart - genauso wie die "sturen" 7-er Schritte. Ab wann gibt sie denn "6"?
Und dass in Bayern speziell für Fremdsprachen die 50%-Regelung nicht gelten soll, verwundert mich pädagogisch auch sehr !
In der Variante meiner Prozentabschnitte würde ich bei 70 Punkten = 100 % etwa so verteilen:
ab 95 % = 67 Punkte ( über o4 P.) - 1
ab 83 % = 58 Punkte ( über o9 P.) - 2
ab 68 % = 48 Punkte ( über 10 P.) - 3
ab 50 % = 35 Punkte ( über 13 P.) - 4
ab 25 % = 18 Punkte ( über 17 P.) - 5
0-<25 % = 17 Punkte ( über 18 P.) - 6
Grundsätzlich bin ich bereit, ein wenig (!) zu schwanken mit den Grenzen, wenn ich dabei nicht ganz das Prinzip verliere.
Ich weiß natürlich nicht, ob Ihr Obiges im Prinzip vertreten könnt.
Ansonsten gehe ich davon aus, dass irgend etwas von seiten der Schule / des Lehrers bei der Klassenarbeit/Schulaufgabe schief gelaufen ist, wenn von 26 Arbeiten 10 (=38,5 %) mit "5" und "6" bewertet werden und ein arithmetischer Durchschnitt von nur 4,03 herauskommt.
Zeitdruck? Überfrachtung der 3 Teile (Hörverstehen, 3 Grammatikteile, 1 freier Text in dieser bestimmten Zeit (wahrscheinlich 40 Minuten)? Doch nicht genug "gefestigt" vorher? Ich will gar nicht annehmen, dass sie die Schüler bei der Arbeit verängstigt hat ! Aber es muss irgendeinen von Schulseite beeinflußbaren und zu verantwortenden Grund geben, wenn die Schüler es am Vortag können und bei der Arbeit versagen !
Die Lehrerin hat öfters das Argument "Logik" zu einer Französischarbeit in der 6. Klasse gebraucht. Man lernt eine Sprache nicht überwiegend (!) mit Logik, sondern nach der Einsicht durch viel Übung !
Es kann nicht nur an den Schülern liegen, wenn sie plötzlich nach 20 Monaten Unterricht ein so schlechtes Ergebnis bringen !
Ich habe mir niemals eine Arbeit "genehmigen" lassen - das hätte ich als Armutszeugnis für meinen Unterricht gewertet.
Nur einmal bin ich mit einer zu schlecht ausgefallenen Arbeit zurückgekommen und habe den Schülern gleich gesagt, dass da was schief gelaufen sei und wir den Stoff noch ein paar Stunden üben müssten - gezielt die bei der Korrektur erkannten Schwachstellen - und die Arbeit dann neu schreiben würden.
Ich empfände es als "arrogant" , wenn ich die Verantwortung für ein schlechtes Ergebnis nur "auf die lieben Kleinen" abschieben würde. Dabei könnte ich nie ein gutes Gewissen haben. So abgehoben über allen eventuellen Einflüssen schulseits sollte ein Lehrer nicht stehen !
Sie hat 2 gleiche Fehler mit "faire du" ( betreiben) zitiert: da ist doch der Gebrauch von "faire du .." nicht sicher gelernt/eingeübt worden: "Je fais du sport" (ich treibe Sport) anstatt fehlerhaft "je suis du sport" (ich bin Sport).
Zitat aus dem anderen thread:
"... sind sie immer noch genug abgeschreckt "
Das wäre nie mein Ziel.
Zitat aus dem anderen thread:
" ...den Kleinen gehörig mal die Meinung geigen."
Das ist unpädagogisch, u.a. weil es Angst macht. Die Schüler sprechen dann demnächst so wenig Französisch wie die anderen in der 10. Klasse, die den Mund nicht mehr aufbekamen.
Irgerndwo schreibt die Lehrerin, dass sie den Stoff nach Rückgabe der Arbeit wiederholen will. Sie könnte doch zuerst den Stoff wiederholen und erst danach die Arbeit noch mal schreiben lassen .
In der vielen Zeit, die diese Lehrerin zu ihrem Problem gepostet hat, hätte sie auch eine zweite Arbeit konzipieren und korrigieren.
2) 02.04.2004 um o2:55
Die Mutter Enja geht nur auf Schülerseite von eventuell mangeldem Potenzial aus - kann das nicht auch eine Frage auf Lehrerseite sein ?
Vergleichsarbeiten sollen nur "auch" hin und wieder geschrieben werden.
Und ich bin sicher, man wird aufgrund der Vergleichsarbeiten demnächst darüber reden, dass schlechte Resultate auch schulbedingt sind. Und man wird dort ansetzen.
Man wird nicht nur Schülerleistungen in Vergleich setzen, sondern auch Lehrerleistungen unter die Lupe nehmen. Wer da immer "schlechte Klassen" hat, wird als schlechter Lehrer benannt werden.
"Aussieben" allein bringt nichts. Bei PISA wird nicht nach der Schulform untersucht, sondern es wird der ganze Geburtsjahrgang geprüft.
Wenn man alle in die Hauptschule runtersiebt, wird das PISA-Ergebnis nicht besser.
Jeder Klassenarbeitsschritt unter 3,5 ist zu hinterfragen.
Was ist davon zu halten, wenn Leiter von Gymnasien bei der Aufnahmefeier schon sagen "Wenn Sie Eltern nicht regelmäßig mit ihrem Kind arbeiten, ist es hier fehl am Platz!" ? Wenig von ihm.
Was ist davon zu halten, wenn in einer Kleinstadt mit insgesamt 2500 Schülern 7 festetablierte Nachhilfeinstitute plus viele mobile Nachhilfelehrer existieren können ?
Wenig von den Schulen.
Sind das nicht eindeutige Symptome der Unzulänglichkeit der Schulen am Ort ? Ja, ich sehe es so.
gemo = Georg Mohr mit vielen Grußen.
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Glückliche Kinderaugen machen glücklich !
"Lehren" = beim Lernen unterstützen + "Erziehen" ist noch wichtiger als "Stoff" vermitteln