Bewertung Klassenarbeiten - Wiederholungen

  • Hallo alle,


    mir als Eröffner dieses Threads ist die Diskussion um die Noten ganz recht. Keine Klassenarbeit ohne Note !


    Mir geht gerade so durch den Kopf: Auch wenn manche die Prozentrechnung nicht beherrschen, könnte eine Gewöhnung an ein Prozentsystem doch viel leichter einsichtig für jeden Schüler sein als 6 bis 1 - ja, rückwärts.
    Jeder kapiert, dass 70 mehr als 40 ist - gerade wenn es halbwegs objektiviert (!) Prozent sind !
    50 % erreicht bedeutet IMMER, die Hälfte richtig gelöst zu haben.


    Bei uns in Hessen, gibt es laut Verordnung nur ganze Noten bei Klassenarbeiten.
    Man darf - muss aber nicht - "eine Tendenz" durch ein in Klammern zu setzendes (+) oder (-) andeuten. Da es kein "gebochenen Noten" à la 3/4 geben darf, sondern man sich für glatte Noten entscheiden muss, dürfte es streng nach der Vorschrift auch in Zeugnissen keine verbalen Bemerkungen wie "teilweise nur befriedigend" geben. Psychologisch empfinde ich das wie Gift in die "2" schütten.


    Viele Grüße, Georg Mohr

    Glückliche Kinderaugen machen glücklich !
    "Lehren" = beim Lernen unterstützen + "Erziehen" ist noch wichtiger als "Stoff" vermitteln.

  • Ich meine, dass in Nordamerika ein Prozentsystem verbreitet ist. Vermutlich nicht in Elementary School, aber ab junior high. Was ist so schwer daran? Sobald man den Zahlenraum bis Hundert verstanden hat, wird man sein Ergebnis einschätzen können. Das System ist zudem kompatibel, jedes Bildungsinstitut sollte aus Prozenten wieder "seine" hauseigene Note machen können - Aber was bitte genau ist ein B?


    Gruß,
    Remus

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

  • Es ist jedem Lehrer unbenommen, neben die Note die Prozentangabe zu schreiben.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • alias, hollo,


    eine gute Kombination Note und Prozentsatz !


    Wie wäre es denn, wenn man überhaupt im Notenspiegel auch die Grenzwerte angibt, z.B. Note 4 von 35 Punkte bis 48 Punkte und/oder 50% - 68%. Mal sehen, ob ich das hier graphisch hinbekommen:


    35P.- 48P.
    50%-68%
    ..... 4
    .....11


    Grüße, Georg Mohr

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  • nachmal @ alias:


    Habe ich Deine Erklärung 50 % = 3/4 = 3,5 als Note richtig verstanden ? Dein Beispiel : bei 30 von 60 Punkten gibt es die Note 3,5.


    Bedeutet das , dass dort, wo so gehandhabt wird, erst unter (!!!) 50 % erreichbare/erwartete Leistung der Bereich der Not "4" liegt ? Z.B. 33 % - 50 % = Note 4 ?


    Das müsste entweder
    1) Superergebnisse im Notenspiegel der Klasse geben
    oder
    2) Ihr stellt die Aufgaben so schwer, dass Ihr noch bei nur 1/3 Lösung "ausreichend" sagen müsst.


    Ist das richtig verstanden ?


    Grüße, Georg Mohr

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  • Ich hoffe, ich darf für alias antworten, da wir an den beruflichen Schulen das gleiche System haben:
    Bei 1/3 der Punkte liegt etwa die Note 4- (4,3). Bei uns in BW sind diese Notentabellen üblicherweise mit einem Dezimalen- oder Viertelnotensystem verbunden.
    Da BW bis jetzt keinen großen "Bildungstourismus" von Haupt- und Berufsschülern erfahren hat, gehe ich in der Tat davon aus, dass unsere Tests anspruchsvoller sind (und damit auch der Unterricht). Wie gesagt, dieser Maßstab stammt aus den verbindlichen Vorgaben des KuMis für Abschlussarbeiten. Im Übrigen orientiere ich mich auch im Schwierigkeitsgrad des Unterrichts und der KAs an den Abschlussprüfungen.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • Sein wir doch mal ehrlich: eigentlich ist das ganze Benotungssystem, wie es sich im Moment darstellt, etwas für die Tonne! Egal, ob Prozent, Punkte, Durschnitt, oder was auch immer.


    Meiner Meinung nach müsste man für jede Arbeit transparente Kriterien festlegen, die zu erfüllen sind. Und dann steht ein Kommentar unter der Arbeit, der die einzelnen Punkte beleuchtet und wertend einschätzt. Und auch Hinweise für den Schüler, wie er sich von seinem jetztigem Stand weiter entwickeln kann.
    Ich sehe es bei meiner lieben Frau, die unter jede Klassenarbeit ausführliche Analysen und Kommentare schreibt und dafür ein vielfaches der Zeit aufwendet als für das Finden der Note (die sich aus solch einem Kommentar wie von selbst ergibt). Der Erfolg gibt ihr Recht: Stück für Stück verbessern sich ihre Kurse.


    Noten haben eine kaum wahrnehmbare Aussagekraft und gehören als sehr ineffektives Mittel der Wertung, meiner Meinung nach, abgeschafft.
    Gruß, Forsch


    PS: Jetzt bin aber auf die Antworten gespannt .... (*Geh in Deckung*)

  • Nö, da brauchste nicht in Deckung gehen. :D


    Sehe ich ganz genauso. Nur so lange unser Schulsystem auf Selektion aufgebaut ist, kriegen wir die Noten nicht abgeschafft. Und deswegen vertreiben wir unsere kostbare Zeit mit der Suche nach einem möglichst pseudoobjektiven Wertungssystem.


    Was natürlich nicht ausschließt, dass man sich dennoch die Mühe machen kann, seine Bewertungskriterien von vornherein transparent zu machen und anschließend dem Schüler Lernhinweise zu geben.


    Ich versuche oft, Schüler, die auf dem gleichen Entwicklungsstand sind zu Gruppen zusammen zu fassen und gebe Lernhinweise dann entsprechend zusammengefasst an die Schüler weiter. Das spart mir etwas Arbeit, aber natürlich geht dabei wieder ein Stück weit Individualität verloren.


    Gruß
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

    Einmal editiert, zuletzt von Mia ()

  • Zitat

    Forsch schrieb am 06.04.2005 21:36:
    Meiner Meinung nach müsste man für jede Arbeit transparente Kriterien festlegen, die zu erfüllen sind. Und dann steht ein Kommentar unter der Arbeit, der die einzelnen Punkte beleuchtet und wertend einschätzt. Und auch Hinweise für den Schüler, wie er sich von seinem jetztigem Stand weiter entwickeln kann.


    Meine Schüler besitzen ein Blatt mit den Operatoren, nach der Arbeit bekommen sie den Erwartungshorizont mit der Punkteverteilung und wann immer es geht, wird die Arbeit während einer Stillarbeitsphase persönlich zurückgeben und von mit kommentiert und erläutert. Letzteres halte ich für wenig zeitaufwändig als das Kommentareschreiben; auch ist bei einer solchen Rückgabe meist eine Interaktion möglich, die beim bloßen Kommentareschreiben fehlt.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • Zitat

    Timm schrieb am 06.04.2005 22:29:
    Meine Schüler besitzen ein Blatt mit den Operatoren, nach der Arbeit bekommen sie den Erwartungshorizont mit der Punkteverteilung .


    Das habe ich auch schon mal irgendwo aufgeschnappt, weiß aber leider nicht mehr wo. Ich finde es jedenfalls interessant und habe auch schon mal drüber nachgedacht.
    Verwendest du dann allgemeingültige Operatoren (sowas wie beispielsweise Analyse, Anwendung, ...) oder sind die immer ganz konkret auf die jeweilige Arbeit bezogen?


    Gruß
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Einen Operatorenkatalog findest du unter:


    http://www.juergenkalb.de/operatoren.PDF


    Das ist natürlich Abiniveau und muss ggf. vereinfacht/erklärt werden.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • Ja, und dem Fach angepasst werden. ;)


    Dankeschön für's Raussuchen. :)


    LG
    Mia

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    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Es geht mir immer noch durch den Kopf:


    Wenn Arbeiten so schwer gestellt werden, dass man eine "4" bekommt, wenn man weniger als die Hälfte geschafft hat, dann müüsen die Schüler doch gefrustet werden. Das Bewußtsein "ich hab mehr als die Hälfte nicht gewußt" zu erzeugen, halte ich für "nicht pädagogisch sinnvoll" !


    Grüße, Georg Mohr

    Glückliche Kinderaugen machen glücklich !
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  • Mal "ketzerisch" gefragt:


    Was ist, wenn jemand die Hälfte nicht gewusst hat?
    Darf man ihm das nicht mehr sagen, weil es pädagogisch nicht sinnvoll wäre??
    :rolleyes:

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • @ alias


    ist es taktlos wenn ich dir eine Gegenfrage stelle?


    Womit bist du zufriedener:
    wenn von den 100% deines Unterrichts
    - 40% bei den Schülern ankommen?


    - oder 60% > von den Schülern verwertet werden können?


    Gruß
    VanderWolke

  • Man könnte beim Fußball auch größere Tore aufstellen...
    Ob dadurch die Spieler besser werden?

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

  • Zitat

    gemo schrieb am 11.04.2005 06:28:
    Wenn Arbeiten so schwer gestellt werden, dass man eine "4" bekommt, wenn man weniger als die Hälfte geschafft hat, dann müüsen die Schüler doch gefrustet werden. Das Bewußtsein "ich hab mehr als die Hälfte nicht gewußt" zu erzeugen, halte ich für "nicht pädagogisch sinnvoll" !


    Auf welche Ideen man so am Schreibtisch kommen kann ?(
    Ich unterrichte über 250 Schüler in mehr als 10 Klassen. Natürlich ist das Verhältnis nicht zu allen Klassen gleich, aber mit dem Großteil der Schüler habe ich ein denkbar offenes Verhältnis. Auch evaluiere ich meinen Unterricht regelmäßig mit Fragebögen. Noch nie hat sich ein Schüler beschwert, er komme sich dumm vor, weil er in meinem Unterricht mehr als die Hälfte nicht verstanden habe.
    Ganz im Gegenteil wurde das Lernklima in meinen Klassen sowohl von den Schülern als auch in den Gutachten der Schulleitung immer als produktiv bezeichnet.
    Ich vertrete auch offensiv den Gedanken der "leichten pädagogischen Überforderung". D.h. in einer positiven Umgebung darf der Schwierigkeitsgrad des Unterrichts leicht über der idealen Passung liegen. Längerfristig - so habe ich auch im Ref gelernt - verbessern sich die Schüler mehr, als wenn die Aufgaben so passend sind, dass sie immer für die Schüler lösbar sind.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Das Bewußtsein "ich hab mehr als die Hälfte nicht gewußt" zu erzeugen, halte ich für "nicht pädagogisch sinnvoll" !


    Aber verkaufst du die Schüler damit nicht für dumm? Oder streichst du dann weniger an, damit du die Schüler nicht frustest? Die Schüler sehen doch genau, ob sie die Hälfte nicht gewußt haben, da ist das doch Augenwischerei, wenn oben drüber eine bessere Note steht. Übrigens heißt vier ja "ausreichend"- und wenn jemand weniger als die Hälfte nicht weiß, dann ist das doch nicht mehr ausreichend.
    Natürlich passe ich meine Arbeiten dem Niveau der Schüler an, aber wenn jemand mehr als die Hälfte falsch hat, dann ist das eben so! Dann kann ich mit ihm reden, ihn motivieren, ihm evtl. wenn gewünscht Zusatzaufgaben geben- aber betrügen oder belügen werd ich ihn ganz sicher nicht!
    Lg, Hermine

  • @ Remus,


    ...........das nicht wirklich!


    ..........aber die Trainer sind ratz-fatz weg!


    Ist es nun gut, dass wir nicht auf dem Fußballplatz sind?


    Bitte nicht gleich schießen, aber es war so ne schöne "Vorlage"! ;)


    Lieben Gruß


    VanderWolke

  • Hö? Steh ich jetzt auf'm Schlauch?


    Wieso dankst du für die Vorlage, wenn du Remus' und Alias' Aussage bestätigst?


    Wie auch immer: Ich sehe es jedenfalls genauso. Nur weil ich Arbeiten "passender" mache, haben die Schüler nicht mehr gelernt.
    Und ich kann eigentlich nicht behaupten, dass die Schüler allein wegen Noten gefrustet sind. Gefrustet sind sie eher dann, wenn sie im Vergleich mit anderen schlechter abschneiden. Aber wenn die gesamte Arbeit schlecht ausfällt, ist meiner Erfahrung nach die Reaktion weniger negativ als bei Schülern, die als einzige schlechte Noten bekommen haben. Natürlich ist das schwieriger zu bemerken, weil diese vereinzelten Schüler dann zurückhaltender sind als eine gesamte Klasse, die gestützt von der Masse anfängt rumzunölen.
    Und natürlich kommt es immer auch darauf an, wie ich als Lehrkraft der Klasse nach solch einer misslungenen Arbeit gegenüber trete. Das ist bei mir davon abhängig, was es für eine Arbeit war: War es eine Fleißarbeit, für die man sich einfach mal nachmittags hätte auf den Hosenboden setzen müssen, werde ich grantig, weil zu viele Schüler faul waren. Das kriegen sie dann auch knallhart an den Kopf geschmissen. Unter Umständen lasse ich solche Arbeiten auch genehmigen. Faulheit wird durch Kollektivität ja schließlich nicht legitimiert. Und dann ziehe ich mir als Lehrer auch keineswegs den Schuh an, dass ich die Leistungen meiner Schüler falsch einschätze.
    War es keine reine Fleißarbeit und sehe ich, dass grundlegende Dinge nicht verstanden wurden, sage ich, dass wir einfach noch etwas länger üben müssen und die Arbeit wiederholt wird. Wenn so etwas passiert, habe ich selbstverständlich auch kein Problem damit zuzugeben, dass ich die Schüler in ihren Leistungen zum derzeitigen Zeitpunkt offenbar überschätzt habe.
    Aber generell denke ich, das solche Erfahrungen zu den Frusterlebnissen gehören, mit denen Schüler auch einfach lernen müssen umzugehen. Gerade Sonderschüler mit ihren zahlreichen Defiziten werden damit ständig konfrontiert. Ich bin nicht dazu da, sie in Watte einzupacken und vor dem gemeinen Leben da draußen zu schützen. Was würde ich ihnen dabei denn vermitteln?


    Gruß,
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

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