Mehr Selbstständigkeit für Schulen beim Personal?

  • Weil's im anderen thread gerade über schlechte Lehrer geht, die es ja durchaus gibt: Wie geht man mit ihnen um?
    Schlechte Lehrer können pädagogisch oder fachlich schlecht sein. An erster Stelle sollte man sicher versuchen, die Fehler zu verbessern; die meisten Menschen sind ja lernfähig. Niemand macht absichtlich Sachen falsch. -- Dazu bräuchte man mehr und andere Möglichkeiten, miteinander zu reden, mehr Fortbildung, solche Sachen.


    Eine weitere Möglichkeit ist, Schulen mehr Möglichkeiten zu geben beim Einstellen und Entlassen ihrer Lehrer. In Bayern entscheidet an staatlichen Gymnasien letztlich das Kultusministerium (über 1. und 2. Staatsexamen) darüber, wer einen Job kriegt und wer nicht. Seit ein paar Jahren kann man sich immerhin wenigstens direkt an Schulen bewerben, aber entscheidend ist immer noch der Platz auf der Warteliste.
    Und wer einmal eine Stelle hat, der hat einen sicherenn Job. (Mit dem schnell zitierten Beamtentum hat diese Stellung nicht so viel zu tun, die relative Unkündbarkeit gilt auch für andere Teile des öffentlichen Diensts. Ein langjähriger LAss ist ebenso sicher wie ein OStR, und darf auch die gleichen hoheitlichen Aufgaben wahrnehmen.)


    In anderen Ländern sind die Schulen selbstständiger; da hat die Schule ein Budget und kann Lehrer einstellen aufgrund eines Einstellungsgesprächs und Bewerbungsunterlagen, unabhängig von der Note. Andererseits können Lehrer auch entlassen werden. Lehrer können unterschiedlich bezahlt werden und unterschiedlich viel Gehalt einfordern. Sie können auch streiken.
    Das häufigste Gegenargument gegen diesen Ansatz ist folgendes: Schulen in unpopulären Gegenden haben weniger Auswahl an Lehrern, Schulen in beliebten Gegenden (München) können aus dem vollen schöpfen. Gut, wenn niemand nach Hof möchte, müssen die in Hof halt mehr zahlen.


    Wie sinnvoll ist diese Lösung? Gibt es in anderen Bundesländern/Schularten vergleichbares? Wie frei sind städtische Schulen in Bayern?


    -- Für aktuelle Probleme ist das keine Lösung, aber wäre das langfristig wünschenswert?

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Herr Rau,
    sehr viel fällt mir dazu im Moment nicht ein, nur soviel: Wenn bei uns in der Schule die Sprache auf städtische Schulen kommt, heißt es:
    - Wenn man dahin geht, kommt man nicht mehr weg, schon gar nicht mehr in den Staatsdienst.
    - Da wird man gnadenlos ausgebeutet


    Inwieweit das stimmt, weiß ich leider nicht, nur dass die städtischen Schulen in München bis auf einige Ausnahmen keinen allzu guten Ruf haben.
    Aktuelles Beispiel (mein Freund war auf einer städtischen Schule und hat '95 Abitur gemacht): "Lernzirkel? Kenn ich nicht! Wir haben ja noch nicht mal Gruppenarbeit gemacht- wir hatten keine Referendare oder Praktikanten so wie Ihr!" 8o
    Lg, Hermine

    "Ein Mann, der noch keinen Fehler begangen hat, hat noch nie etwas getan."
    Sir Robert Baden-Powell, Earl of Gilwell

    Einmal editiert, zuletzt von Hermine ()

  • Mit schlechten Lehrern kommt man deshalb nicht voran, weil Kritik sozusagen verboten ist. Und erst, wenn man mal genau gucken würde, was denn da schief läuft, könnte man überlegen, was man dagegen tun könnte.


    Ich finde das schade. Sicher sind doch diese Lehrer, die immer und überall mit faulen Tomaten beworfen werden, auch nicht glücklich mit der Situation.


    Wir sprachen mal beim Elternstammtisch über so einen Katastrophenlehrer, der immer nur so lange in einer Klasse bleibt, bis die Proteste zu laut werden. Machen kann man nichts. Das war uns allen klar.


    Ein Vater fragte nach, ob es denn überhaupt denkbare Lösungsansätze gebe - nicht in Richtung abschieben, sondern den Unterricht tauglich zu machen. Aus der Elternschaft kamen aus dem Stand an die 10 Vorschläge.


    In diesem Fall ging das sogar so aus, dass der Lehrer eines Tages erklärte, er tue doch, was er könne und sei selber todunglücklich. Daraufhin überreichten wir ihm unsere Vorschläge, einigten uns auf drei davon und es zog, wenigstens relativ Friede ein. Die Klasse bekam eine brauchbare Klassenarbeit hin und alle waren irgendwie zufrieden mit sich.


    Allerdings habe ich so etwas in 14 Jahren Schule erst einmal erlebt.


    Grüße Enja

  • Hallo zusammen!


    Ich finde auch, dass das ein schwieriges Problem ist. In NRW gibt es im Sonderschulbereich fast nur noch Bewerbungsgespräche und Personalauswahl durch die Schulen. Aber auch da geht es nach Note. Außerdem haben viele Schule schon einen Wunschkandidaten, etwa den ehemaligen Referendar, und müssen die anderen dann trotzdem noch einladen. Da hat man dann schlechte Chancen reinzukommen. Die Kölner Sonderschulen (wo ich bin) dagegen sind so begehrt, dass ihr Bedarf durch Versetzungen gedeckt ist, da können sie dann nicht mehr aussuchen. Also wird man da natürlich nicht übernommen als Referendarin und kann höchsten über Vertretungsstellen einsteigen. Ihr merkt, ich bin gerade etwas frustriert über das System.


    Wichtig fände ich in dem Zusammenhang aber mehr (verpflichtende) Fortbildung und Beratung für LehrerInnnen, die schon länger im Dienst gibt, aber natürlich auch für AnfängerInnnen.


    Viele Grüße


    Uta

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