Personennamen bei Arbeitsblättern

  • Hallo zusammen,


    vielleicht eine eigentümliche Frage, aber wie nennt Ihr Eure Beispiel-Personen? Angenommen Ihr rechnet z.B. aus, wie schnell irgendjemand mit dem Rad fährt etc. Bekommt der Radfahrer/die Radfahrerin einen deutschen Namen oder geht Ihr auch auf den Ausländeranteil in Euren Klassen ein.


    Bislang hatte ich bei meinen Fällen immer "deutsche" Namen (Frank, Maike, Anne,.....), was mir gerade so einfiel, und ein Schüler nervt mich ständig, er ist Palästinenser, dass er auch einmal Beispiele mit ausländischen Namen möchte.


    Weiß nicht so recht, wie ich reagieren soll. Gebe ich ihm recht und soll ich teilweise ausländische Vornamen nehmen? Oder würdet ihr darauf gar nicht reagieren?


    Vielleicht muss man dazusagen, und das ist wirklich so, dass er meist nur mit blöden Kommentaren zum Unterricht beiträgt.
    Nicht nur bei mir, sondern bei allen Lehrern, inzwischen hat er auch Attestzwang und steht unter ständiger Beobachtung, lässt also auf sein bisheriges Verhalten schließen.


    Aber wie handelt man hier am besten?


    Gruß
    Super-Lion

  • Mmh,
    ich habe bisher immer nur darauf geachtet, dass ich keine Namen von Schülern aus der Klasse genommen habe (Meine Cousine hatte das mal im ersten Schuljahr und nachher drei heulende Kinder da sitzen: 'Ich fahre aber nie mit Steffie Schlittschuh!')


    Ansonten habe ich auch deutsche Namen, bzw. typische Landesnamen genommen (als ich den Islam behandelt habe, hatte ich dann einen Ibrahim)
    Wie viele Nationen hast du denn? Wäre es denn schlimm, mal einen Ali oder ähnliches laufen zu lassen?


    Viele Grüße,
    Eresa

    Zukunft ist für alle gut. (Harald Schmidt)

    Einmal editiert, zuletzt von Eresa ()

  • In dieser speziellen Klasse sind's schon einige Nationen. Gebürtig sind fast alle deutsch, aber ich habe theoretisch Griechen, Italiener, Palästinenser, .....


    Vielleicht hast Du recht, ich nehme einfach 'mal ein paar ausländische Namen auf. Was soll's.


    Gruß
    Super-Lion

  • Hallo Super-Lion,


    ich habe das bisher immer von der Zusammensetzung der Klasse abhängig gemacht. Zum Teil habe ich Klassen, in denen bis zu 50% der Schüler einen aktuellen (oder vergangenen) Migrationshintergrund haben. Dann gestalte ich auch die Namen der "Arbeitsblatt-Personen" in dieser Zusammensetzung international.
    Vielleicht kannst du ja auch mal einen ausländischen Vornamen einstreuen, auch, um dem Jungen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Möglicherweise fühlt er sich tatsächlich ausgegrenzt.


    Viele Grüße
    volare

    Eine Lösung kommt fast immer aus der Richtung, aus der man sie am wenigsten erwartet, was bedeutet, dass es keinen Sinn hat, in diese Richtung zu gucken, weil sie nicht von dort kommen wird.


    (Douglas Adams)

  • Also ausgegrenzt fühlt er sich sicher nicht. Er strotzt vor Selbstbewusstsein und das ist nicht gespielt.


    Zudem sitzt sein älterer Bruder in der gleichen Klasse. Ihm ist es manchmal peinlich, welche Bemerkungen er loslässt.


    Könnt Ihr mir aber noch helfen, ein paar Vornamen zu finden?
    Die von meinen Schülern möchte ich nämlich nicht nehmen, das finde ich nicht so gut. Und mir fällt gerade nichts ein.

  • Schau doch mal hier:
    http://de.wikipedia.org/wiki/L…r%C3%A4uchlicher_Vornamen


    Das sollte für die nächsten Jahre ausreichend sein
    Ich nehme (wenn's irgendwie geht) immer veränderte Vor- und Nachnamen von Kollegen, Firmen, Geschäften, o.ä., die irgendwas mit der Aufgabe zu tun haben. So haben wir einen Traktor-sammelnden Lehrer, der zumeist bei Landwirtschafts-Aufgaben als Herr Heinradt auftaucht - sind nur fast zwei Buchstaben vertauscht...


    Gruß,
    Holger

  • Zitat

    Super-Lion schrieb am 11.04.2005 16:28:
    Also ausgegrenzt fühlt er sich sicher nicht. Er strotzt vor Selbstbewusstsein und das ist nicht gespielt.


    Von einem aggressiven und vorlauten Auftreten sollte man sich nicht täuschen lassen. Das hat selten etwas mit Selbstbewusstsein und noch weniger mit Selbstvertrauen zu tun.
    Natürlich kann ich aus deiner knappen Schilderung den Schüler nicht wirklich einschätzen, aber aus meiner Arbeit mit EH-Schülern kenne ich bislang keinen einzigen Fall, wo einer dieser Schüler mit allesamt riesengroßer Klappe echtes Selbstvertrauen hatte.


    Ich würde dir dazu raten, seinem Wunsch nachzukommen. Du zeigst ihm, dass du ihn zur Kenntnis und auch ernst nimmst. Und er merkt, dass er sich auch konstruktiv einbringen kann.
    Davon abgesehen kann ich an seinem Wunsch nichts Verwerfliches finden.


    Ich benutze häufig ausländische Namen, weil das der Lebenswelt meiner Schüler eher entspricht als Peter, Uwe & Co.


    So als Vorschläge: Dejan, Ahmet, Mohammed, Maria, Ibrahim, David, Mario, Fabio, Giovanni, Paola, Anna, Jessica, Samet, Samuel, Emre, Ayla, Kevin (diesen Namen ruhig mal in positiven Zusammenhängen auftauchen lassen :D ), Ertan, Rafik, Laith, Ozan, Roberto, Viktor, Esmail, Ayse, Katarina, Birkan, Osman, Mehmet, Asime, Tugba, Hasan, Hakan, Luca.


    Gruß
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

    Einmal editiert, zuletzt von Mia ()

  • Hallo,


    mal wieder stelle ich fest, dass es wie immer auf die einzelne Gruppe ankommt. Meine Schüler beschweren sich, wenn ich sie nicht in Sachaufgaben erwähne


    Gruß
    Simsa

  • Was ist an Kevin nicht positiv?
    Beim VfB spielt einer, der hat am Samstag die Schalker abgeschossen. ;)


    Danke für Eure Beiträge.


    Gruß
    Super-Lion

  • Meine deutschen EH-Schüler heißen zu 90% Kevin. Irgendwie ist der Name an meiner Schule daher für einige Kollegen ein rotes Tuch. :D


    *mag ihre ganzen Kevins dennoch sehr gerne*


    Vielleicht sollte ich mal mit meinen Kollegen öfter über Fußball reden, um den Namen in andere Zusammenhänge zu kriegen. :D


    Gruß
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Scheint aber leider etwas d'ran zu sein.


    Wenn man z.B. einkaufen ist, hört man folgenden Satz mit diesem Namen irgendwie häufiger. "Kevin, komm' jetzt sofort hierher. Nein, Du bekommst jetzt keinen Kaugummi. Leg das zurück." :D

  • Zitat

    Die Namenswahl eines neuen Papstes ist ganz allein seine persönliche Entscheidung. „Er könnte sich theoretisch auch Kevin I. nennen“, sagte der Kirchenrechtler Klaus Lüdicke von der Universität Münster. „Kevin“ sei zwar theoretisch nicht ausgeschlossen, aber in der Praxis doch unwahrscheinlich. Jeder Pontifex wolle mit seinem Namen etwas signalisieren, der Name sei Programm.


    Quelle: http://www.rundschau-online.de

    Zukunft ist für alle gut. (Harald Schmidt)

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    simsalabim schrieb am 11.04.2005 17:21:
    mal wieder stelle ich fest, dass es wie immer auf die einzelne Gruppe ankommt. Meine Schüler beschweren sich, wenn ich sie nicht in Sachaufgaben erwähne


    Das beruhigt mich ja jetzt! Ich habe auch mal einige Aufgaben mit den Vornamen der Kinder aus der Klasse erstellt und fand, dass das eigentlich sehr gut angekommen ist.
    Da ich nicht alle nehmen konnte, forderten die ausgelassenen Kinder von mir, mit ihren Namen ähnliche Aufgaben zu kreieren, was ich dann auch gemacht habe.


    LG, M.

  • Zitat

    Super-Lion schrieb am 11.04.2005 16:09:
    Bekommt der Radfahrer/die Radfahrerin einen deutschen Namen oder geht Ihr auch auf den Ausländeranteil in Euren Klassen ein.


    hallo super-lion :)


    in meiner klasse gibt es zur zeit kein "ausländisches" kind, aber ich beziehe immer auch namen anderer nationalitäten ein.
    denn wie sollen die schüler sonst mitbekommen, dass es mehr gibt, als nur sie (deutsch)?


    Zitat

    Bislang hatte ich bei meinen Fällen immer "deutsche" Namen (Frank, Maike, Anne,.....), was mir gerade so einfiel, und ein Schüler nervt mich ständig, er ist Palästinenser, dass er auch einmal Beispiele mit ausländischen Namen möchte.


    tut mir leid, dass ich so dämlich frage, aber nervt er und sagt "frau xy, ich bin palästinenser, ich fänds gut, wenn da auch mal solche namen wären!"? oder was nervt? dass er überhaupt fragt?
    ich finde das ganz normal, denn schließlich gibt es in eurer lebenswirklichkeit ja nicht nur deutsche kinder!


    Zitat

    Weiß nicht so recht, wie ich reagieren soll. Gebe ich ihm recht und soll ich teilweise ausländische Vornamen nehmen? Oder würdet ihr darauf gar nicht reagieren?


    ich glaube das hat mit "recht geben" eigentlich nicht viel zu tun, aber ich würde dir vorschlagen - und mich damit den anderen anschließen - dass du durchaus auch "ausländische" namen benutzen solltest!
    evtl kannst du ja sogar sagen, dass du daran bisher noch nicht gedacht hast. egal, ob dieser spezielle schüler (der nun wirklich nicht leicht scheint) nun laufend danach fragt, aber es gibt ja auch noch andere schüler, die so eine gewisse würdigung erfahren würden.


    gruß, sabi

  • Hallo Sabi,


    heute mittag hatte ich wieder besagte Klasse mit eben diesem Schüler.


    Nachdem kurz zuvor eine Anhörung im größeren Kreis, u.a. mit dem Fachbereichsleiter, stattgefunden hatte (es geht um Mobbing bzw. sexuelle Bemerkungen gegenüber einer Mitschülerin), hätte man meinen können, dass er heute vielleicht mal etwas "vernünftiger" ist.
    Keineswegs, seine Äußerungen liefen meist wieder darauf hinaus, dass ja alle gegen Ausländer sind. Und selbst die ausländischen Namen auf dem Arbeitsblatt seien ja auch wieder "nur" türkisch, italienisch und natürlich deutsch.


    Wahrscheinlich liegt sein Verhalten auch darin begründet, dass er keine Lehrstelle findet, es macht sich Frustration breit. Oder liegt es vielleicht in seinem Verhalten, dass er keine Lehrstelle findet??? ?(
    Sein Bruder hat heute z.B. gesagt: " Frau XY, Sie bekommen es ja mit, was soll ich denn da noch sagen?"
    .....


    Aber Ihr habt recht, man kann auch ausländische Namen in den Beispielen aufgreifen, werde ich zukünftig machen.


    Ich habe nur keine Lust, mich jede, aber auch wirklich jede Stunde, egal in welchem Fach, darüber zu unterhalten bzw. zu rechtfertigen, ob wir, seine Lehrer, nun ausländerfeindlich sind oder nicht.
    Komisch nur, dass die Klasse zu über 50% aus Ausländern besteht und sich eigentlich sonst niemand darüber beschwert.


    Aber wahrscheinlich ist das einfach eine gute Ausrede. "Mich stellt ja eh niemand ein, da ich Ausländer bin."


    Gruß
    Super-Lion

  • Hi!


    Ich benutze für selbsterstellte Materialien im Berufskolleg meistens auch ausländische Namen, schon allein, weil es mich nervt, dass sich Kollegen und Schüler so absichtlich blöd anstellen. Wer Jennifer Koslowski sagen kann, sollte auch Bircan Sahin korrekt aussprechen können.

  • An der Uni (in England) hatte ich einen Lehrer, der für seine Beispielsätze immer die gleichen Namen (und damit Personen verwendete). "Janet" und... ich glaube nicht, dass es "Brad" war, das wäre mir aufgefallen, aber irgendwas in der Art.


    Jedenfalls war es sehr nett, alle paar Stunden zu hören, was Brad und Janet wieder alles zugestoßen war. Ich wollte das auch immer mal in einer Klasse probieren, und habe tatsächlich im Referendariat in einer Klasse einen Serienhelden gehabt. Das ging dann auch viel schneller mit den Ideen für Beispielsätze, aber dann habe ich das wohl vergessen und denke erst jetzt wieder dran.
    Aber ab nächster Woche versuche ich das mal durchzuziehen.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Hi Super-Lion,
    warum fragst du ihn (nach der Stunde) nicht mal welche Namen er vorschlagen würde?


    LG
    Maria Leticia, die dieses Problem nicht hat, da die Personen der Arbeitsblätter spanische oder französisch/arabische Namen haben.

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

  • Zitat

    Maria Leticia schrieb am 12.04.2005 17:45:
    Hi Super-Lion,
    warum fragst du ihn (nach der Stunde) nicht mal welche Namen er vorschlagen würde?


    das finde ich eine gute idee. somit kannst du ihm zum einen den wind aus den segeln nehmen, und zum anderen (was ich wichtiger finde) du beziehst ihn mit ein und gibst ihm so die möglichkeit auch mal positiv zu agieren (scheint ja bei ihm sehr nötig zu sein).


    grüße, sabi :)

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