Arbeiten bis zum Umfallen?

  • Hallo,
    Ich wollte mal rumfragen, wie ihr mit der Arbeitsbelastung als Lehrer/Referendar umgeht. Ich bin zurzeit noch im Ref und mit meinen 9 Stunden BdU und 3 Stunden Ausbildungsunterricht volllkommen ausgelastet und kann mir nicht vorstellen, später mal 28 Stunden zu unterrichten.
    Wie schafft man das? Wie gestaltet ihr euren Arbeitstag? Besonders wenn ich die Beiträge von Heike lese, frage ich mich das. Wie schafft sie es, ihren Unterricht immer gut und interessant vorzubereiten, sich in den Fächern auf dem Laufenden zu halten und sich auch außerhalb des Unterrichts noch Zeit für die Belange der SuS zu nehmen, ein Privatleben zu haben und zudem noch hier so viel zu schreiben.
    Bewundernde Grüße von pletjonka

  • Hallo pletjonka,


    du darfst nicht vergessen, dass man mit der Zeit eine Menge Routine bekommt und auch einfach schon fertiges Unterrichtsmaterial hat, auf das man zurückgreifen kann.
    Mittlerweile kann ich in etwa 10 Min. eine Stunde vorbereiten (keine besonders tolle natürlich, aber eine 08/15-Stunde, für die ich bereits im Vorfeld eine grobe Reihenplanung gemacht habe), für die ich zu Beginn meines Referendariats dennoch deutlich länger gebraucht hätte, oft so 1-2 Stunden.
    Leider ist Effektivität etwas, das man im Referendariat überhaupt nicht lernt - ganz im Gegenteil - aber spätestens die ersten Monate, in denen man eine volle Stelle hat, führen dazu, dass man sich diese endlich aneignet. Ich denke, jeder findet für sich andere Wege, aber so wie man im Referendariat Stunden vorbereitet, kann man natürlich tatsächlich keine 28 Stunden in der Woche auf die Reihe kriegen.
    Zumal es ja eben dann auch nicht nur bei den Unterrichtsstunden bleibt, die man vorbereiten muss, sondern auch noch Dinge wie Elternarbeit, Organisatorisches (jede Menge!) und zusätzliche schulische Arbeit (wie Konferenzen jeglicher Art, Arbeitsgruppen und Fortbildungen) gibt, die erledigt werden wollen.


    Also von daher keine Sorge, das relativiert sich natürlich schon noch alles ziemlich. Allerdings muss man eben seinen Arbeitsansatz deutlich umstellen.
    Ich persönlich bereite meinen Unterricht folgendermaßen vor: Ich mache zunächst eine grobe Reihenplanung, in der ich die Unterrichtsinhalte und Ziele festlege. Dann gucke ich, was ich alles an Material dazu schon parat habe und je nach Bedarf muss ich noch welches zusätzlich organisieren. Da ich aber zu den fleißigen Sammlern und Abheftern gehöre, kann ich mittlerweile auf einen einigermaßen ansehnlichen Fundus an Unterrichtsmaterial zurückgreifen. Das erleichtert die tägliche Vorbereitung ungemein.
    Für die einzelnen Stunden stelle ich aus diesem Sammelsurium dann eben das Benötigte zusammen. Wenn man schon weiß, wo man hin will und alles parat hat, geht das relativ schnell.


    Viel Durchhaltevermögen für's Referendariat! ;)


    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Nachtrag:
    Mir geht gerade ein großes Geheimnis auf: Unterricht heißt nicht, dass ich die ganze Zeit rumspring und lehre, lehre, lehre (eher uneffektiv, bleibt wenig hängen), sondern dass ich die SuS lernen lasse. Was auch mal so aussehen kann, dass sie mehrere Stunden mit einem Lernzirkel bzw. einem ausgiebigeren Arbeitsauftrag verbringen - das habe ich einmal vorbereitet, muss es danach auch nachbereiten, aber insgesamt ist es weniger Arbeit als die quälende minutengenaue Show, die man im Ref abgezogen hat - und es bringt den SuS mehr.


    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

    Einmal editiert, zuletzt von wolkenstein ()

    • Offizieller Beitrag

    Wie recht du hast, Wolkenstein:
    Meine SuS haben mich in der Neunten ganz verdutzt angeschaut, als bei der Lektürearbeit an der Tafel stand:
    Lese weiter bis S.xx und beantworte folgende Fragen...
    Der Auftrag, der von der sehr unruhigen Klasse sehr konzentriert und leise behandelt wurde, dauerte 30 Minuten, in den letzten 10 Minuten wurden die Ergebnisse verglichen und diskutiert.
    Für mich eine sehr entspannte, weil auch nicht unruhige Stunde und die Schüler meinten, es sei super, dass sie endlich mal in ihrem eigenen Tempo leise lesen dürften.
    Was mir persönlich auch viel gebracht hat und immer noch viel bringt: Reger Erfahrungs- und Materialaustausch mit den Kollegen- so bekommt man ganz schnell einen Superfundus (der außerdem bereits getestet worden ist) zusammen und fühlt sich auch nicht so als Einzelkämpfer.
    Für mich auch wichtig: Nischen einräumen! Einmal pro Tag nehme ich mir für mich Zeit und wenn es nur eine Viertelstunde ist! Da wird dann gelesen oder gebadet oder nur entspannt Tee getrunken und auch mal geschlafen- danach fühlt man sich super!
    Liebe Grüße,
    Hermine

  • Hi Ho,
    ich versuche immer, in jeder Stunde mindestens EA / PA Phasen von 15 min. einzubauen... das entspannt nicht nur die SuS, sondern auch mich, ich kann einzelnen was erklären usw. Es klappt in 90 % der Stunden. Die älteren SuS arbeiten natürlich auch mal mehrere Unterrichtsstunden an Projekten - wenn man das mal organisiert hat ist es recht locker und angenehm.


    Ich plane den Unterricht meistens 1-2 Wochen im voraus stundengenau. Zwar gibt es Reibungsverluste, wenn man nicht das schafft, was man für die nächste Stunde braucht und dann umplanen muss, aber es geht eigentlich ganz gut. Auf die Weise passiert es mir selten, dass ich "unbedingt noch für den nächsten Tag" viel zu planen habe - und das Gefühl, dass man sich einen freien Nachmittag erlauben kann wenn es sein muss ist gut (auch wenn ich diesen Joker selten nutze...)


    Seit einem Jahr mit z. Zt. 28 Stunden dabei, geht es eigentlich halbwegs - am Wochenende habe ich selten frei, aber die Ferien sind bei mir vom ersten bis zum zweitletzten Tag Ferien....


    Im übrigen: Wenn man erstmal soviel Unterricht machen muss, geht es auch irgendwie...
    JJ

  • mal eine etwas ähnlich gelagerte Frage: Wer von Euch macht (natürlich ohne es zu wollen) Schwellenpädagogik??
    das fragt sich der Forsch

  • Hab ich erst einmal im Leben gemacht, im Ref, um mich selbst zu testen ob es geht... ansonsten habe ich zumindest immer ein Konzept und meistens auch einen Einstieg parat (allein schon um selbst gut reinzukommen - wie es sich dann entwickelt kann man sehen...)
    JJ

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,
    mal eine ganz gewagte Theorie: Jeder Lehrer, der sich vorher Gedanken über eine Unterrichtsreihe macht, kann gar keine reinrassige Schwellenpädagogik betreiben, denn er hat dann immer so ungefähr im Hinterkopf, was er machen will.
    Mir geht es ab und zu schon so, dass ich zu Hause zu wenig Zeit zum Vorbereiten hatte- aber bei meinen Fächern hilft dann eben auch ein kurzer Blick vorher ins Lehrbuch und in Deutsch eine kleine Rechtschreibübung oder eine Kurzgeschichte... und Material in der Art habe ich eigentlich immer dabei.
    Lg, Hermine

  • Hallo,
    ich kann dem nur beipflichten, dass man mit der Zeit lernt, sehr viel schneller und effektiver als Referendariat vorzubereiten. Da ich nac h dem Ref nicht gleich ein Stelle im Staatsdienst angeboten bekommen habe, arbeite ich momentan an einer nicht-öffentlichen Schule. Dort halte ich 37 Schul.std. in der Woche, auch fachfremd, aber dafür habe ich kleinere Klassen und ältere "Schüler" (zw. 17 und 15 Jahre). Da MUSSTE ich ich mich schnell umstellen: Von Affenzirkus auf Normalmaß...

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