Wird Zuhören immer schwieriger?

the-unknown-teacher-man · 22. Januar 2005

Hallo,
einzelnen Beiträgen entnehme ich immer mal wieder, dass auch bei euch die Schüler nicht immer so genau auf das hören (können/wollen), was ihr ihnen sagt. Das tröstet mich zwar ein wenig, aber spätestens, wenn ich irgendetwas zum dritten mal sagen muss, obwohl es in der Klasse nicht unruhig ist (aber auch dann), ist es mit meiner Geduld und guten Laune vorbei.
Egal ob ich jetzt sage, die Hefte bleiben während der gemeinsamen Übersetzung geschlossen, das Tafelbild wird erst hinterher abgeschrieben (mittlerweile müsste ich noch hinzufügen: das Tafelbild wird komplett abgeschrieben/ richtig abgeschrieben), schreibt euren Namen auf das Arbeitsblatt, fangt nicht sofort mit der Ausformulierung der Klausur an, sondern macht euch erst ein kurzes Konzept, stellt die Stühle hoch, bleibt noch sitzen, bis die anderen mit Abschreiben des Tafelbildes fertig sind...
ein harter Kern von mindestens sechs, sieben Leuten tut immer haargenau das Gegenteil ,
unabhängig davon, welche Jahrgangsstufe, ob es eine ruhige oder unruhige Klasse ist, ob sie sich einen Vorteil davon erhoffen oder sich im Gegenteil sogar noch schaden....
und da habe ich die LEute noch gar nicht mit eingerechnet, die Fragen stellen, die zuvor schon zwei- bis dreimal gestellt und beantwortet wurden.

Was macht ihr da?

Ich kann ja nicht jede Kleinigkeit immer und immer wieder an die Tafel schreiben, oder?

mfg
der unbekannte Lehrer

unter uns · 22. Januar 2005

Hi unbekannter Lehrer,

ich unterrichte z. Zt. an der Uni und kann nur aus dieser Perspektive hinzufügen: das Problem kommt mir bekannt vor und scheint wirklich altersunabhängig - jedenfalls nicht mit dem Abitur aufzuhören ...

Das freut mich manchmal, weil ich daran denke, in einem Jahr oder so ins Ref zu gehen, und ich mich so ein ganz klein bisschen (ganz klein bisschen!) auf die Kids vorbereitet fühlen kann .

Ich kann natürlich nicht sagen, ob die Unaufmerksamkeit WÄCHST. Und ich sage den Leuten natürlich auch nicht: Hefte auf-zu, Bleistift mitbringen, Arbeitsheft beschriften oder so. Aber prinzipiell gehe ich inzwischen davon aus, dass, wenn ich etwas Organisatorisches sage, spätestens eine Woche später eine Reihe von Leuten das Gegenteil machen.

Überhaupt denke ich manchmal, ich sei schon in der Schule . Keine Ahnung, wies kommt. Ich glaube, da hilft nur ein gewisses Maß Fatalismus (man könnte vielleicht auch sagen: Geduld).

Grüße
unter uns

**Meike.** · 23. Januar 2005

Das ist das Normalste von der Welt - ich predige auch denselben Senf immer wieder. Die Schüler hören eben sehr selektiv und manchmal gar nicht zu, und manchmal sehen sie die Wichtigkeit bestimmter Prozesse eben auch einfach nicht ein - gleich ist Pause, ich soll das Tafelbild noch abschreiben, bin aber mit dem Kopf schon beim nächsten Fußballspiel - also krickelkrickelratzfatz-weg.
War das bei uns anders?

Also bei mir nicht...(wenn ich mir so meine Ordner aus der Oberstufe angucke...WEIA!)

Die Ruhe bewahren - und ganz wichtige Dinge schriftlich rausgeben (Klausurtipps etc).

Heike

the-unknown-teacher-man · 23. Januar 2005

hm,
Heike, ich glaube, als Schüler war ich aufmerksamer...
aber: mittlerweile kann ich auch nicht mehr gut zuhören, das scheint ansteckend zu sein
oder schon das Alter....

wenn ich jetzt 45 Minuten lang ohne Punkt und Komma frontalunterrichtend dozieren würde, dann könnte ich sie ja gut verstehen, aber die Phasen, in denen ich was ansage oder vortrage, sind recht kurz (vielleicht zu kurz, und werden deswegen nicht als wichtig angesehen? )

mfg
der unbekannte Lehrer