Grammatikfrage

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr,


    gehe ich recht in der Annahme, dass "Imperfekt" = Präteritum im Deutschen?
    Ich habe nur Präteritum gelernt und es steht auch in meinem Grammatikbuch und über google hab ich keine Definition für Imperfekt im Deutschen gefunden. :rolleyes:


    Grüße,
    Conni

  • Ja, ist richtig.


    Obwohl es, wenn man einen Grammatikcrack fragen würde, "eigentlich" keinen Imperfekt im Deutschen gibt, weil "ganz genau genommen" Unterschiede zwischen Präteritum und Imperfekt bestehen - die ich Dir aber nicht nennen könnte.


    Grüße
    Unter uns

  • hallo,
    tja, die grammatischen Fachbegriffe und ihre konsequente Benutzung. Da liegt mir immer auf der Zunge, dass ja Substantiv und Nomen streng genommen auch nicht das gleiche sind.


    Bei Imperfekt und Präteritum ist es zudem unlogisch, da tempus imperfectum eigentlich "die unvollendete/ nicht abgeschlossene Zeit" heißt, tempus praeteritum aber "die vorübergangene Zeit".
    Trotzdem kann man aber ruhigen Gewissens behaupten, dass beide Begriffe dieselbe Zeit bezeichen: ich ging, ich war, ich sagte etc.


    mfg
    der unbekannte Lehrer

    "Get thee back into the tempest and the Night´s Plutonian shore!...
    Take thy beak from out my heart, and take thy form from off my door!"
    Quoth the raven: "Nevermore." (E.A.Poe,The Raven)

  • Ich ging = der Vorgang dauert bis in die Gegenwart an, deshalb Imperfekt.


    Ich bin gegangen. (Perfekt)
    Ich war gegangen. (Plusquam Perfekt)
    Zum Zeitpunkt der Mitteilung ist der Vorgang abgeschlossen.
    (Present perfect, Past perfect)

  • Man findet im Grammatikduden:
    Präteritum: Vergangenheitstempus; erste Vergangenheit; Imperfekt


    Hier wird also nicht unterschieden!


    Ebenso übrigens bei Substantiv/Nomen:


    Substantiv: deklinierbares, mit dem Artikel verbindbares Wort, das ein Lebewesen, eine Pflanze, einen Gegenstand oder einen Begriff bezeichnet; Nomen; Nenn-, Namen-, Ding-, Hauptwort.


    the-unknown-teacher-man:
    Wo sollte deiner Meinung nach denn der Unterschied zwischen Substantiv und Nomen liegen?

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • @ Timm: Ich zitiere hier mal eine Seite der Uni Erfurt (http://www.uni-erfurt.de/sprac…kum/Gramm_Meta_Morph.html ) :


    War mir bisher aber auch nicht klar, in der Grundschule wird allgemein oben erwähnte "terminologische Schlampigkeit" verwendet...


    Gruß
    Britta

  • Brockhaus:

    Zitat


    Nomen, Nennwort: zusammenfassende Bez. für Substantive, Adjektive und Numerale. Dieser Definition durch die antiken griech. Grammatiker folgte im MA - aufgrund formaler Gegebenheiten wie der Steigerungsfähigkeit der Adjektive in den germ., balt., und slaw Sprachen, im Dt. z.B. der schwachen und starken Flexion der Adjektive - eine Trennung, so daß i.e.S. als Nomen nur noch Substantive verstanden werden [...]


    M.E. ist es also sinnvoll, sich in diesem Fall dem Grammtik Duden anzuschließen.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • Hallo,


    auf der von Britta angegebenen Seite findet sich unter Tempus - Aspekt auch ein Hinweis zum Imperfekt. Der laut "Lexikon der Sprachwissenschaft" von H. Bußmann in bestimmten Sprachen (aber gerade nicht im Deutschen) eine in die Gegenwart hineinreichende Vergangenheit bezeichnen soll. Das Präteritum bezeichnet dagegen einen "vor dem Sprechakt abgeschlossenen Vorgang"...


    Zitat

    Ich ging = der Vorgang dauert bis in die Gegenwart an, deshalb Imperfekt.


    gilt daher im Deutschen gerade nicht...


    So ganz habe ich es allerdings auch noch nicht durchblickt, es klingt auf jeden Fall kompliziert. Vermutlich verwendet man Präteritum-Imperfekt deshalb auch synonym ;) .


    Der Unterschied dürfte für Schüler wohl eher weniger interessant sein?


    Gruß
    Unter uns

  • In den Schulbüchern steht je nach Verlag Präteritum und Imperfekt, und bei den Lehrern (Gymnasium, Bayern, Deutsch) bevorzugen die einen den einen, die anderen den anderen Ausdruck. Letztlich ist "richtig" das, auf das sich die wissenschaftliche Gemeinschaft geeinigt hat, unabhängig von der Situation in anderen Sprachen oder früheren Sprachstufen.


    Leider sehe ich diese Einigkeit noch nicht. :rolleyes:


    Meine Persönliche Meinung: Präteritum, natürlich. Eben weil im Deutschen das Imperfekt alles andere als imperfekt, also noch nicht abgeschlossen ist. Und Schüler, die "Imperfekt" mit "nicht perfekt" zusammenbringen, und das machen einige helle Köpfe, verwirrt diese Bezeichnung dann nur.
    Je weniger intuitiv bedeutungstragend grammatische Termini sind, desto besser, finde ich.


    Das Perfekt istwird im Deutschen im allgemeinen (und anders als das englische Perfect) nicht für nicht abgeschlossene Vorgänge benutzt. Süddeutsch wird es mündlich und umgangssprachlich einfach zum Erzählen benutzt. Es gibt aber doch einige Fälle von echter Nicht-Abgeschlossenheit, mein Favorit: "Wir haben (unser Geschäft/seit Januar wieder) geöffnet."

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • naja,
    ich wollte eigentlich keine Diskussion lostreten... in meinen Grammatiken werden Adjektive und Substantive unter dem Begriff Nomen zusammen gefasst,
    ein Pronomen als Nomen zu bezeichnen, wie es die Seite der Uni Erfurt tut, würde ich nun wieder als zu weitgehend betrachten, da Pronomen ja heißt "für ein Nomen stellvertrtetend".


    deutsches Sprach schweres Sprach :D


    mfg
    der unbekannte Lehrer

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  • Zitat

    Herr Rau schrieb am 09.01.2005 15:31:
    In den Schulbüchern steht je nach Verlag Präteritum und Imperfekt, und bei den Lehrern (Gymnasium, Bayern, Deutsch) bevorzugen die einen den einen, die anderen den anderen Ausdruck. Letztlich ist "richtig" das, auf das sich die wissenschaftliche Gemeinschaft geeinigt hat, unabhängig von der Situation in anderen Sprachen oder früheren Sprachstufen.


    Also bei uns war an der Uni - eben um eine Referenz zu haben - der Grammatikduden in allen Zweifelsfällen maßgebend. Der Brockhaus begründet ja nur, warum in unserem Sprachraum die Unterscheidung Nomen/Substantiv obsolet geworden ist.
    Und für die Schule sehe ich nicht den Erkenntnisgewinn, die Klasse "nomen" aus der antiken Grammatik einzuführen und die Schüler damit noch zu verwirren.


    Zitat


    Leider sehe ich diese Einigkeit noch nicht. :rolleyes:


    Meine Persönliche Meinung: Präteritum, natürlich. Eben weil im Deutschen das Imperfekt alles andere als imperfekt, also noch nicht abgeschlossen ist. Und Schüler, die "Imperfekt" mit "nicht perfekt" zusammenbringen, und das machen einige helle Köpfe, verwirrt diese Bezeichnung dann nur.
    Je weniger intuitiv bedeutungstragend grammatische Termini sind, desto besser, finde ich.


    Das Perfekt istwird im Deutschen im allgemeinen (und anders als das englische Perfect) nicht für nicht abgeschlossene Vorgänge benutzt. Süddeutsch wird es mündlich und umgangssprachlich einfach zum Erzählen benutzt. Es gibt aber doch einige Fälle von echter Nicht-Abgeschlossenheit, mein Favorit: "Wir haben (unser Geschäft/seit Januar wieder) geöffnet."


    Die Definitionen der Zeiten nach dem Grammatikduden:


    Bei beiden Zeiten ist die Handlung also abgeschlossen. Beim Perfekt wird aber der Vollzug der Handlung betont.
    Für den Schulgebrauch benutze ich nur die zweite Definition: Die Handlung/das Ereignis hat Folgen in der Gegenwart.
    Zum Beispiel:"Wir haben geöffnet."
    Natürlich ist das Ereignis abgeschlossen. Der Akt des Öffnens liegt ja in der Vergangenheit und dauert in der Gegenwart nicht an (den Laden aufschließen geht ja recht schnell), aber die Auswirkung ist für die Kunden (hoffentlich ;) ) jetzt noch relevant!

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

    • Offizieller Beitrag

    Danke für die viel(fältig)en Antworten!


    Puhhhhhhhhhhh, jetzt bin ich ja vollends verwirrt!
    Ich kenne aus der Schule auch Timms Version:
    Präteritum: abgeschlossen, stilistisch schöner in Aufsätzen
    Perfekt: Folgen in der Gegenwart oder dauert noch an und stilistisch unschön in Aufsätzen, aber im Mündlichen häufiger verwendet
    Das war ja der Grund warum ich past und present perfect im Englischen nie halbwegs sicher unterscheiden konnte. :rolleyes:


    Grüße,
    Conni

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