Wie ist es an euren Schulen mit Beleidigungen und Schimpfwörtern der Schüler untereinander, was denkt ihr darüber und wie geht ihr damit um?
Ist es an euren Schulen auch so, dass sich die Schüler im Unterricht lauthals als "Nigger", "Drecksjude" (heute erlebt) und "Hurentochter" bezeichnen und das als freundschaftliches Spiel sehen. Mir tut's leid, aber bei mir hört die Toleranz da vollkommen auf.
Wie denkt ihr darüber?
Wir hatten gerade eine lange Diskussion in einer zehnten Klasse (Realschule), weil ein Schüler seinen besten Kumpel als "Drecksjude" bezeichnet hatte und das völlig normal fand. Die Mehrheit der Klasse fand diesen Umgangston als "völlig normal, wenn man weiß, dass die beiden befreundet sind" und konnte uns Lehrer nicht verstehen. Eine ähnliche Situation habe ich erlebt, als das Wort "Nigger" gegenüber einem dunkelhäutigen Schüler fiel und die Mutter der Schülerin, die das Wort benutzt hatte, das doch als vollkommen "normalen Umgangston der Jugendlichen untereinander" empfand.
In der heutigen Diskussion wurde uns gesagt, dass es in den slawischen Sprachen (die beiden Jungen, die sich so beschimpft hatten, kommen aus Staaten des ehemaligen Jugoslawien) üblich sei, in jedem Satz Schimpfwörter zu benutzen; selbst ihre Eltern würden das so machen. Andere Schüler (in der Klasse sind viele verschiedene Nationalitäten) sagten, in der türkischen Sprache sei das genauso.
Soweit so gut. Selbst wenn die Schüler das untereinander als normal ansehen - ich sehe es vollkommen anders - hatten wir schon öfter die Situation, dass ein Schüler verbal die Mutter eines Mitschülers beleidigt hat und dieser daraufhin zuschlug Diese Beleidigung sehen meine Schüler als Grund für eine Schlägerei. - Wie, was jetzt - freundschaftliches Spiel oder doch höchste Beleidigung ? - da versteh ich langsam gar nichts mehr).
Gibt es so etwas an euren Schulen auch? Ist das wirklich der normale Umgangston der Jugendlichen (hallo, ich war vor 11 Jahren selbst noch in der Schule, bin ich schon so weit weg von der Realität )?
Sind wir Lehrer intolerant (wurde uns von der Klasse vorgeworfen), weil wir deren normalen Sprachjargon in "privaten Gesprächen" unterbinden?
und gleichzeitig
Referendarin
Beschimpfungen heftigster Art als "freundschaftliches Spiel"
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Noch ein Nachtrag:
Mir würde es ja schon helfen, zu wissen, ob an euren Schulen solche Schimpfwörter auch so häufig fallen. Würde mich über Erfahrungsberichte von anderen Schulen sehr freuen, da mich die ganze Sache ziemlich beschäftigt. -
Tja, leider ist es heute wohl tatsächlich schon zum normalen Umgangston geworden, in jedem Satz ein Schimpfwort einzubauen.
Kenne ich allzu gut auch von meinen Schülern und von Realschülern genauso wie von den Haupt- oder Sonderschülern. Die geben sich da nix....Allerdings bin ich dennoch nicht bereit, das zu tolerieren und ich würde mich auf eine Diskussion dieser Art wie du sie beschrieben hast (Vorwurf der Intoleranz etc.) ehrlich gesagt nicht einlassen.
Im Gegenteil: In der Schule bewegen sich die Schüler in einem öffentlichen Raum und selbst wenn sie daheim im Wohnzimmer mit ihren Eltern (was ich ihnen mal abgesehen davon, überhaupt nicht glauben würde) oder Freunden in diesem Ton miteinander reden, gehört der nun einmal einfach nicht ins öffentliche Leben. Und schließlich tritt das Problem ja nicht nur in Privatgesprächen (also Gesprächen in der Pause) auf, sondern auch innerhalb der Unterrichtszeit.
Die Argumente der Schüler sind so gesehen völliger Quatsch, denn dann sollen sie mal in der Berufswelt auch nur einen Betrieb auftun, in dem es in Ordnung ist, mit seinem Arbeitskumpel in diesem Ton zu reden. Dürfte völlig klar sein, dass das nicht in Ordnung geht.
Und genauso ist das in der Schule. Punkt und Diskussion beendet. Was sie privat machen, interessiert in diesem Fall kein bisschen.Außerdem würde ich an deiner Stelle mal beim nächsten Elternabend dieses Problem ansprechen. Meiner Erfahrung nach finden es die Eltern jedweder Nationalität überhaupt nicht in Ordnung, wenn ihre Kinder ständig Schimpfwörter benutzen.
Außerdem glaube ich, dass, wenn ein gewisses Bildungsniveau vorhanden ist, weder im jugoslawischen noch im türkischen Sprachraum in der Umgangssprache gehäuft Schimpfwörter benutzt werden. Vielleicht sind manche Nationen ein wenig kreativer, wenn es direkt ums Schimpfen geht, aber ansonsten halte ich das Argument der Schüler für völligen Quatsch.Sieht man ja nicht zuletzt daran, dass es auch viele türkische und jugoslawische Schüler gibt, die auch in der Lage sind, sich ohne Schimpfwörter ausdrücken.
Wie wär's mal mit einer Schimpfwortkasse? Kennen bestimmt viele deiner Schüler aus dem Fußballverein. Pro Schimpfwort 1,-€ oder sowas. (Muss natürlich vorher auf dem Elternabend abgesprochen werden.) Wirst sehen, dass es ganz schnell auch ohne Schimpfwörter geht.
LG,
Mia -
Hallo,
gottlob, das macht meine jetzige Klasse nicht so, wäre meinen beiden letzten ebenfalls im Traum nicht eingefallen. Das ist aber jeweils Glück gewesen. Einzelne Schüler haben es durchaus probiert, wurden aber von mir und den Klassenkameraden gestoppt. Ich drehe das immer so, dass ich sage: "Schlecht benehmen und sprechen kann jeder, wir üben aber hier, wie man einen guten Eindruck macht. Das kannst du vielleicht auch mal gebrauchen."
Im Übrigen: Ich hatte früher mal einen griechischen Freund, bei dem mir aufgefallen ist, dass er uns sein Cousin in der Unterhaltung ununterbrochen "malaga" sagten. Ich habe lange überlegt, was das Wort wohl bedeuten könnte, da es in jedem Zusammenhang ständig viel. Als ich endlich fragte waren die beiden zunächst erstaunt und meinten dann, es bedeute sowas wie "Wichser, Arschloch, Kumpel, bester Freund", je nach Zusammenhang - und das würde man eben zueinander sagen. Ganz begriffen habe ich das aber nicht.
LG
Tina -
Hmmm, als ich diese Zeilen las, bin ich zuerst furchtbar erschrocken. Meine ersten Gedanken waren natürlich: "Oh Gott, was kommt da noch auf mich zu? Und wie spricht mein Sohn, wenn ich nicht dabei bin?"
Dann habe ich zu grübeln begonnen. Wie war das früher bei uns/mir, damals, vor fast 30 Jahren? Und meine Ohren sind immer noch ganz rot....
Über zwei oder drei Jahre (die Pubertät halt ) war es damals zwischen manchen Schülern schon üblich, sich morgens mit einem fröhlich "Hallo A.....och" zu begrüßen, Anreden mit Ar..., Wi..., Fettsack (für extradünne Bohnenstangen) und weitere Kosenamen waren ganz normal.
Es hat sich von alleine wieder normalisiert, aus allen Schülern ist etwas geworden. Sogar die Ärzte, Rechtsanwälte, Lehrer und Politiker unter diesen gewissen Schüler sprechen heute eine sog. gewählte Sprache.Es ist meiner Meinung nach nichts Neues, auch wenn wir "Alten" heute darüber entsetzt sind, wenn sich alles wiederholt ;-
Liebe Grüße
Nadja
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Hallo,
Die Stadt, in der ich unterrichte ist bekannt für ihre Vergangenheit als Industriestadt und ihren hohen Ausländeranteil. Bei meinen Schülern (schon ab Kl. 7), viele davon auch mit Migrationshintergrund, beobachte ich das bewußte Bemühen, sich sprachlich und auch durch ihre Kleidung (Baseballkäppi seitwärts gibt es hier nicht) von ihrem Umfeld und den Schülern anderer Schultypen abzugrenzen. Ob es allerdings besser ist, Menschen nur aufgrund ihrer Schulform und Herkunft zu verachten als ein paar zugegeben heftigen pubertäre Ausdrücke zu benutzen. ist halt die Frage....
LG
Maria Leticia
(sich fleißigst vor Unterrichtsentwurfschreiben drückend). -
Hallo,
an der Ex-schule meiner Tochter konnte man solche Wortwahl auch beobachten, was da hin und her ging ließ selbst mir die Ohren rot werden.
Und ich bin bestimmt nicht zimperlich, da ich in meiner Ehrenamtlichen Arbeit im DRK z.B. mit alkoholisierten Personen zu tun habe, die auch wüst schimpfen können.
Aber die Worte, die sowohl ich , als auch eine Freundin schon hörten, habe ich weder von Obdachlosen je gehört, noch von Betrunkenen.
In dieser Schule hat man nichts getan.
An der neuen Schule meiner Tochter greift man da durch. Da gibt es schon mal einen Schriftlichen Tadel nebst Strafarbeit für Schimpfwörter. Durfte meine Tochter erleben, sie hat zwei Jungs beschimpft und die haben sich beschwert. Dabei waren diese Worte noch realitiv harmlos, aber trotzdem indiskutabel.
Sie meinte aber nicht mal direkt diese Jungs, sondern Peiniger aus ihrer Ex-schule, mein Kind hat so ihren Schmerz über das wüste Mobbing verarbeitet.
Aber sie hat sich entschuldigt und hat mir aber auch noch mal geschildert, welche Worte dort in Klasse 5 schon fielen.
Zum Glück ist, wie beschrieben, die hießige Realschule sehr dahinter, eine ordentliche Sprachkultur zu fördern.
Ich denke, man muss der neuen "Sprachkultur" Einhalt bieten und dafür sorgen, dass man sich vernünftig verhält.
Doris
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Wir haben uns als Jugendliche immer freundlich begrüßt:
"Hallo, alter Seggl, wie geht's?" "Du Seggl, pass doch auf...." usw.
Da fanden wir nichts dabei. Das war so. Hatte jemand mal angefangen, bürgerte sich ein, war der übliche "Slang".Heute, nach etwas tieferen Kenntnissen der Semantik, weiß ich, dass ein "Seggl" ursprünglich den Penis und Hoden eines Schafsbocks bezeichnete und ältere Leute damals wohl die Nase über unsere Ausdrucksweise gerümpft haben......
Wenn man heute MTV guckt, hört man innerhalb einer Stunde sicher 50 mal oder öfter das Wort "Fuck".
Scheinbar gehören Worte aus dem Genitalbereich mit dazu, dass Jugendliche sich (auch sprachlich) von der Erwachsenenwelt abgrenzen.
Im Unterricht - und auch als Beschimpfungen in der Schule - verbitte ich mir und verbiete solche Ausdrucksweisen. Das wird von den Kindern auch so von mir erwartet - schließlich bin ich ja Teil der "Erwachsenenwelt".
Leider wird diese sprachliche Abgrenzung zur Erwachsenenwelt von manchen Erwachsenen zwischenzeitlich sehr erschwert. Wenn die Erwachsenen selbst in dieser Fäkalsprache schwelgen wird es für die Jugendlichen schwieriger. Man tue sich nur diese unseligen Richtershows oder "Ich-hab-aber-den-größeren-Busen-als-deine-neue-Geliebte"-Shows im Nachmittagsfernsehen an. Da müssen sich die Kinder schon anstrengen, um da sprachlich noch eins draufzusatteln......
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Vielen Dank für eure Erfahrungsberichte! Es ist sehr interessant zu hören, wie andere das sehen.
@ Mia
Mein Problem in der Diskussion war, dass es nicht meine Klasse ist, sondern ich nur in der Klasse war, um bei einem E-Mail-Projekt mitzuhelfen - ich kenne die Klasse kaum. Die eigentliche Lehrerin hat nach dem Vorfall alle Schüler einzeln befragt und mit ihnen diskutiert.Zu eurem Argument, dass die Schule kein privater, sondern ein öffentlicher Raum ist: Das sehe ich auch so und habe es den Schülern auch gesagt.
Generell wollte ich noch betonen, dass ich in meinen fast 2 Jahren Referendariat viele Schimpfwörter gehört habe und es nicht sooo ein großes Problem war, dass es mich tagelang beschäftigt hat. In meinen eigenen Klassen habe ich den Schülern klar gemacht, dass ich solche Wörter nicht hören möchte und bei extremeren Sachen gab es auch mal einen Klassenbucheintrag oder ähnliches.
Was mich jetzt aber wirklich nachdenklich werden lässt, ist dieses Ritual der Mütterbeschimpfungen, das von vielen Schülern als absolute Provokation gewertet wird und sie dazu bringt, zuzuschlagen (kommt das aus der Hiphop-Szene?), was aber in anderen Fällen angeblich rein freundschaftlich gemeint ist. Kennt sich jemand da aus?
Was mich außerdem nachdenklich macht, ist die Art der Ausdrücke: Für mich hat der Gebrauch der Wörter "Nigger" oder "Drecksjude" noch mal eine ganz andere Bedeutung und einen ganz anderen Hintergrund als ein Wort wie "Arschloch" (das ich natürlich auch nicht als normalen Umgangston für die Schule empfinde). Wie seht ihr das? -
Hallo,
ich verstehe, was Du meinst.
Denn m.E. müsste man, bevor man solche Worte benutzt, erst einmal wissen, was für furchtbare Folgen für viele Menschen hinter diesen Worten standen.
Meine Tochter mit ihren 12 Jahren, allerdings durch Papa sehr geschichtsbegeistert, weiß um die Judenverfolgungen in vielen Jahrhunderten und um die Sklaverei. Sie verabscheut so etwas und würde auch "Vorträge" halten an Benutzer solcher Worte.
Sie achtet sogar besonders darauf, dass sie zu ihrem farbigen Klassenkameraden extra nett ist, weil sie weiß, dass es leider Menschen gibt, die noch immer abfällig zu Menschen anderer Hautfarbe sind. Sie meinte mal, dass es wohl genug schlimme Zeiten gegeben hat für Farbige.
Ich würde, wäre ich Lehrer, meine Delinquenten mal recherchieren lassen, wann die Worte "erfunden" wurden, wie der geschichtliche Hintergrund war und wie die Menschen litten.
Da müsste man vielleicht das Bewusstsein wieder schärfen. Aber so etwas wäre auch und vor allem Sache der Eltern.
Doris
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Sorry, aber einiges, was ihr von euch gebt, ist Pädagogenkram.
Das Argument, dass später auf Arbeit so nicht gesprochen werden kann, kann nur von jemand kommen, der eine typische Lehrersozialisation hat. Wer sich selbst schonmal die Hände dreckig gemacht hat, weiß wie auf Arbeit gesprochen wird.Ich will, dass in meinem Unterricht ein gewisses Niveau gewahrt wird. Und da ich immer noch bestimme, was Sache im Unterricht ist, wird da (ausnahmsweise) nicht diskutiert,begründet oder verhandelt. Außerhalb des Unterrichts geht das mich aber nichts an; ich werde nicht mit Geheimdienstmethoden meine Schüler in den Pausen bespitzeln, ob sie political incorrecte Wörter benutzen. Pausen sind private Freiräume.
Im Übrigen freut es mich aber auch ein bisschen für die Schüler, dass es anscheinend doch noch Dinge gibt, mit denen man uns provozieren kann . Für mehr halte ich es wirklich nicht; im Übrigen wird der Begriffe "Nigger" sogar auch positiv besetzt. Ein "geiler Nigger" ist ein cooler Typ (nicht zwangsläufiger mit schwarzer Hautfarbe).
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Zitat
Das Argument, dass später auf Arbeit so nicht gesprochen werden kann, kann nur von jemand kommen, der eine typische Lehrersozialisation hat. Wer sich selbst schonmal die Hände dreckig gemacht hat, weiß wie auf Arbeit gesprochen wird.Grundsätzlich hast du meiner Meinung nach nicht Unrecht aber ich finde schon, dass man differenzieren muß. Erstens nach Schularten: Ich finde, dass es schon ein Unterschied im Umgangston auf der Arbeit ist, wenn einer nach dem Schulabschluß Maurer oder Bankkaufmann wird.
Zweitens nach Anprechpartner auf der Arbeit, was gegenüber dem Kollegen normaler Umgangston ist, geht mit dem Vorgesetzten oder Kunden halt nicht. Ich bin mir da nicht so sicher, ob sich alle Schüler dessen bewußt sind.LG
Maria Leticia -
Zitat
Grundsätzlich hast du meiner Meinung nach nicht Unrecht aber ich finde schon, dass man differenzieren muß. Erstens nach Schularten: Ich finde, dass es schon ein Unterschied im Umgangston auf der Arbeit ist, wenn einer nach dem Schulabschluß Maurer oder Bankkaufmann wird.
Zweitens nach Anprechpartner auf der Arbeit, was gegenüber dem Kollegen normaler Umgangston ist, geht mit dem Vorgesetzten oder Kunden halt nicht. Ich bin mir da nicht so sicher, ob sich alle Schüler dessen bewußt sind.LG
Maria LeticiaJa, nur "beißt sich die Argumentation in den Schwanz", wenn andererseits den Schüler wieder attestiert wird, sie wüßten sehr wohl, wenn sie mit ihren Eltern reden würden, wie man sich korrekt unterhalte...
Im Übrigen habe ich ja von Arbeiten geredet, die manueller Natur sind und nicht im Anzug am Schreibtisch gemacht werden.
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Hallo,
nee, das mit der Arbeit würde ich so nicht sehen. Ich habe mal bei C&A an der Kasse gearbeitet, wo ja auch Hauptschülerinnen durchaus lernen könnten, bzw. arbeiten könnten. Dort wurde ein derart "vornehmer" Umgangston gepflegt, dass ich glatt Mühe hatte, mich anzupassen. Auch im Büro meines Vaters, der zwei Hauptschülerinnen ausgebildet hat, wurde auf guten Umgangston innerhalb des Büros und vor allem gegenüber den Mandanten großen Wert gelegt.
Klar kann man auch auf dem Bau landen, wie mein Freund, wo sich alle von Chef bis Hilfsarbeiter kollegial "Wichser" und "Arschloch" nennen - aber weiß man das vorher? Und was ist mit Bäckereifachverkäuferinnen, Altenpflegerinnen, KFZ-Mechanikern mit Kundenkontakt, Bedienungen? Die brauchen wohl keine Umgangsformen?
Nee, das Argument mit der Lehrersozialisation zieht nicht, die Jobs, in denen du dich unmöglich benehmen kannst sind eher die Ausnahme.
LG
TinaPS: Die "Hände dreckig gemacht" habe ich mir bei:
- fünf Jahre bedienen in einem Tanzcafé
- vier mal zehn Tage Verkauf auf dem Volksfest
- drei Sommer bedienen in einem Biergarten
- Druckscheiben prüfen bei Sachs
- Versand bei SKF
- Schokolade verpacken bei Eichetti
- Kasse bei C&A
- Büroarbeiten.Alles Jobs, die für Hauptschüler in Frage kommen - und daher die Überzeugung, dass Höflichkeit und gutes Benehmen das A und O in der Berufswelt sind. Wurde mir im Übrigen auch bei sämtlichen Praktikumsbesuchen bestätigt - Schwierigkeiten traten wenn, dann meist mit dem Benehmen der Schüler auf.
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Im Übrigen habe ich ja von Arbeiten geredet, die manueller Natur sind und nicht im Anzug am Schreibtisch gemacht werden.
Also ich war zwei Jahre lang, einmal in der Woche einen Tag unterwegs in Betrieben, in denen meine (Sonder)Schüler waren. Diese Betriebe waren zu 80% "manueller Natur". Ich habe dort sowohl beobachtend teilgenommen als auch mit Kollegen und Chefs gesprochen und weiß daher, dass es selbst auf dem Bau nicht gern gesehen wird, wenn jemand in jedem Satz ein Schimpfwort benutzt. Bei großen Baufirmen wird da sogar bewusst drauf geachtet, dass dies definitiv nicht der Fall ist.
Bei Firmen, die einen Kundendienst anbieten (Installateure, Mechatroniker, etc.) versteht sich von selbst, dass ein gepflegter Umgangston auch unter den Kollegen gewahrt werden sollte.
Sicher gibt es Ausnahmen von der Regel, aber ich möchte meine Schüler darauf vorbereiten, so dass sie nicht in der Ausbildung auf die Nase fallen.
Aber das kann natürlich jeder so handhaben wie er möchte.Übrigens, mein eigener Vater ist Maurer, meine Mutter Friseuse und ich bin auch nicht auf direktestem Wege Lehrer geworden. Auch wenn der Vorwurf der "typischen Lehrersozialisation" sicher nicht von ungefähr kommt, in dem Fall liegst du einfach mächtig daneben, Timm.
Wäre also schön, wenn hier auf blinde Rundumschläge verzichtet und stattdessen weiterhin sachlich argumentiert werden könnte.Gruß,
Mia -
Sorry Mia,
hast du auch nur einmal daran gedacht, dass der Beobachter die Situation ändert? Außerdem spielt diese Sache wohl eher bei den Jungs eine Rolle als bei Frauen!
Natürlich ist die Lehrersozialisation relevant. Wer einmal in den entsprechenden Bereichen mitgearbeitet hat, kennt den Umgangston (ich weiß, wovon ich rede). Die Krux ist doch, dass besonders an Haupt- und (gewerblichen) Berufsschulen zwei Welten aufeinander prallen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Im besten Falle kommen die Lehrer noch wie Mia aus einem Arbeiterhaushalt (wobei ich das Selbstverstädnis eines Arbeiterhaushaltes vor 30 Jahren nicht mit dem von heute vergleichen möchte...), aber spätestens mit dem Erreichen der Sekundarstufe ist im Regelfall die Umwelt stark verschieden.Vor allem kapriziert ihr euch auf einen Teil meines Beitrages, der nur zeigen soll, wie die Schüler kontern können. Mein Hauptaussage war aber:
Es gibt einige Regel, die nicht zur Diskussion stehen. Im Unterricht wird in einer gepflegten Sprache gesprochen und mit den Mitschülern korrekt umgegangen. Der Pädagogenkram, den ich meine, ist, dass alles diskutiert werden muss.
Die jungen Leute lechzen doch nach konkreten Ansagen und nicht nach diesem Mist, dass alles diskutiert werden muss und wenn der Schüler dann überzeugt ist, wird er sich schon wie gewünscht verhalten...
Nicht dass mich jemand falsch versteht: Meine Schüler bekommen sehr viel Freiheiten. Doch diese sind klar umgrenzt.
Im Übrigen wäre es nett, wenn du mir nicht "blinde Rundumschläge" und unsachliche Argumentation unterstellst. Meine Meinung ist sehr wohl begründet, wie ich hoffentlich darlegen konnte.edit: Das Sinnlose an dieser Diskussion merken wir doch alle. Warum soll man eine gepflegte Sprache sprechen (müssen es vielleicht nur manche, die es später im Beruf brauchen)? Ich gebe euch die Antwort: In einer Gesellschaft gibt es Regeln, die zum Zusammenleben einzuhalten sind. Wem diese nicht passen oder wer die Regeln eines anderen Landes bevorzugt, dem steht es frei, sich die passende Gesellschaft zu suchen. Die Frage und das Interessante ist nur, wann und wo diese Regeln eingefordert werden müssen.
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Sorry, aber einiges, was ihr von euch gebt, ist Pädagogenkram.
Aussagen wie diese halte ich nun einmal für unsachlich. Vielleicht hättest du gleich eine Erklärung dran hängen können, dann hätten wir uns sinnloses Geschreibsel erspart.
Mal abgesehen davon, halte ich es auf für ein denkbar schlechtes Argument, allen anderen hier die totale Unkenntnis darüber zu unterstellen, was den Umgangston in der Berufswelt angeht. Denn aus der Art, wie du schreibst, lese ich heraus, dass du dich für den Einzigen hältst, der eine Ahnung davon hat. Sorry, auch das halte ich für wenig sachlich.Aber darum geht es hier gar nicht, denke ich, deswegen wieder BTT:
Referendarin:
Die Art der Ausdrücke wie "Nigger" etc. würde ich an dieser Stelle nicht überbewerten, allerdings eben auch nicht tolerieren. Damit würde ich signalisieren, dass ich sie in Ordnung finde. Und ich würde das in einer Diskussion durchaus mit einfließen lassen, dass solche Schimpfwörter eine ganz andere Wertigkeit haben können. Es ist sicher nicht Sinn und Ziel der Sache, eine Jugendsprache zu unterdrücken und zu unterbinden, aber man sollte den Jugendlichen durchaus bewusst machen, was Sprache bewirken kann und was man damit aussagen kann, ohne sich dessen vielleicht wirklich bewusst zu sein. -
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Mal abgesehen davon, halte ich es auf für ein denkbar schlechtes Argument, allen anderen hier die totale Unkenntnis darüber zu unterstellen, was den Umgangston in der Berufswelt angeht. Denn aus der Art, wie du schreibst, lese ich heraus, dass du dich für den Einzigen hältst, der eine Ahnung davon hat. Sorry, auch das halte ich für wenig sachlich.Nein, ich halte mich nicht für den Einzigen. Wo steht das?
Ich gebe dir nur nicht Recht und da hast keines meiner Argumente entkräften können, ja bist ja nicht einmal darauf eingegangen!Pädagogenkram (Achtung, leicht OT): Wir bilden einen Stuhlkreis, diskutieren alles schön aus und haben uns nachher alle lieb. Am besten noch eine Schulverfassung dazu und schon ist Friede-Freude-Eierkuchen. Das sind dann solche Schulen, an denen die aufsichtsführenden Lehrer an rauchenden Untersechszehnjährigen vorbeigehen und die Schüler es schaffen, die Theatervorstellung "Andorra" so zu stören, dass es mehrere Tage in der Lokalpresse ist (ein im Unterricht verfasster Schülerkommentar in der Zeitung "Wir sind in der Pubertät und können nicht so ruhig sein" ). Das ist mein erweiterter Impetus: Setzt den Schülern Regeln, anstatt auf pseudo-gleicher Betroffenheitsebene sie nur zuzuquatschen.
Wen das provoziert, gut so! Denn die oben geschilderte Art von Kollegen begeht ein Verbrechen an den Schülern: So manche, die keine Regeln einhalten können, scheitern im Leben!
P.S.: Ich wollte nienamd persönlich angreifen, aber die Konsequenzen einer falschen Herangehensweise schildern. Allerdings sage ich auch ehrlich, dass es die genannte Art von Kollegen gibt und ich diese für ungeeignet halte, Heranwachsende zu erziehen.
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Aha. So ganz erschließt sich mir deine Argumentationslogik nicht. Ich kann in der vorherigen Diskussion weder Anhänger des "Pädagogenkram" finden, wie du ihn geschildert hast, noch Argumente, die dem, was du so schreibst, entgegen stünden.
Aber du hast sicher Recht, ich habe Unrecht und wir können die sinnlose "Diskussion" nun endlich beenden.
Gruß,
Mia -
Hallo,
natürlich gibt es Arbeitsstellen, wo du dich nicht umbeding gepflegt ausdrücken musst - aber deshalb muss das doch nicht die "Hauptsprache" im Unterricht werden.
Auch das Schichtenmodell kann man hier nicht unbedingt anführen - das ist doch alles schon so stark durchmischt.
LG
Tina
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