Aus aktuellem Anlass (wurde heute Mittag von meinen beiden Elternvertretern höflich 'in die Zange genommen') hätte ich gerne eure Meinungen gehört.
Hier die Kurzfassung der Kritikpunkte mit meinen Kommentaren:
- kaum Informationsfluss: Termin fürs Sommerfest im Juli (natürlich samstags) soll ich setzen; Teilnahme am (eingeschlafenen) Elternstammtisch; mehr Telefonate mit den Eltern; ein Schüler besucht nun die Parallelklasse (pädagogische Maßnahme mit Zustimmung der Eltern und ohne Klassenkonferenz), die anderen Eltern wollten darüber informiert werden
--> Zu Anfang eines jeden Halbjahres gibt es für jeden Schüler einen Terminplan mit allen wichtigen Ereignissen/Feiertagen etc.. Die klasseninternen Termine kündige ich immer schon am ersten Elternabend an, der allerdings nur von gut der Hälfte der Eltern wahrgenommen wird. Einen Extrabrief dazu schreibe ich dann nicht mehr. Ich bin keiner der Lehrer, der sich direkt ans Telefon hängt. Meistens erreiche ich die Eltern (fast alle voll berufstätig) nur spät abends. Das ist aber meine Zeit für Kochen, Abschalten, Unterricht vorbereiten. Wir führen ein Mitteilungsheft, was rege genutzt wird und völlig unkompliziert läuft. Ich habe ebenfalls viele Gesprächstermine mit den Eltern meiner schwierigen Schüler, die das natürlich nicht unbedingt kundtun. Meine Kollegen wollen mir schon ein Bett ins Lehrerzimmer stellen, weil ich meistens als Letzte die Schule verlasse!
Die Überstellung (nennt man das so?) dieses Schülers in die Parallelklasse war eine schnelle, wenn auch über Jahre hinweg gereifte Entscheidung. Müssen andere Eltern darüber informiert werden?
- viele Eltern beschweren sich bei den beiden Vertretern über meinen Unterrichtsstil, sprechen mich persönlich aber nicht an, weil "das ja eh nichts bringt"
--> Mein Angebot, im Unterricht zu Hospitieren wurde bisher nur von einer Mutter wahrgenommen.
- Ich bevorzuge angeblich 'Lieblingskinder', vorzugsweise Mädchen.
--> Ich wüsste gerne wer das sein soll! Kinder, die gut und ordentlich arbeiten, werden selbstverständlich mehr gelobt, als die Chaoten, die nur Unfug treiben und eine Loseblattsammlung in der Tasche tragen. Wer das nach drei Jahren Schule immer noch nicht kann, sollte sich vielleicht mal an die eigene Erziehungsnase fassen ...
- Es sollte mehr Benotungen/Strenge/Disziplin geben!
--> Das ist eindeutig nicht meine pädagogische Richtung. Ich gebe nur die Noten, die ich unbedingt geben muss. Es muss nicht unter jedem Kunstbild eine Note stehen. Damit würde ich ganz viele Kinder frustrieren.
Nach diesem Gespräch bin ich mit Tränen in den Augen nach Hause gefahren. Ich habe keine einfache Klasse, aber all die Arbeit und Mühe, die ich als Vertretungskraft leiste und das jetzt fast drei Jahre lang, wird gar nicht anerkannt. Ich kann eben noch nicht routinemäßig abspulen, was die Kollegen seit 25 Jahren machen. Ich investiere mehr im Stillen viel Zeit für aufwändigen Sachunterricht etc.
Ich bin jetzt im Zweifel, ob ich die Vorsitzende nochmal anrufen soll und ihr - auch wenn ich privat und Beruf trennen möchte - mal erzähle, wie das Nervenkostüm eines Lehrers in der Warteschleife aussieht und welche Kräfte auch meine Familie aufbringen muss, um meinen gelegentlichen Frust zu ertragen. Ich schleppe mich von einer Fortbildung zur nächsten, brauche dann natürlich schon mal zwei Wochen länger, um die Aufsätze fertig nachzuschauen. Soll ich deswegen jetzt meine Seele vor der Elternschaft ausbreiten?
Könnte echt losheulen und werde das jetzt auch machen. Diese Klasse verdient es gar nicht, dass ich nach den Sommerferien nochmal wieder komme. Heute hoffe ich, dass mein Vertrag für diese Schule nicht verlängert wird, damit die mal merken, was ich bis jetzt geleistet habe.